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Leonid Stein

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Leonid Stein (russisch Леонид Захарович Штейн, wiss. Transliteration Leonid Zacharovič Štejn; * 12. November 1934 in Kamenets-Podolski/Ukraine; † 4. Juli 1973 in Moskau) war ein bedeutender sowjetischer Großmeister im Schach.

Stein gelang es während seines Militärdienstes, auf sein Schachkönnen aufmerksam zu machen. Er siegte 1955 und 1956 (jeweils geteilter 1. und 2. Platz) bei den Meisterschaften der Roten Armee. Bis zum Ende der 50er Jahre gelang es ihm zwar, sich unter den besten Spielern der Ukraine zu etablieren, doch kam sein Durchbruch erst im Jahr 1961 - und dies sehr überraschend -, als er bei seiner ersten Teilnahme an einer UdSSR-Meisterschaft den 3. und 4. Platz teilte und sich für das Interzonenturnier in Stockholm qualifizierte.

In Stockholm 1962 (nach diesem Turnier erhielt Stein den Großmeistertitel verliehen) gelangte er auf den geteilten 6. und 7. Rang, was eigentlich einer Qualifikation für das Kandidatenturnier gleichkam, doch hatte die FIDE zuvor wegen der Übermacht der sowjetischen Spieler die Qualifikationsregularien dementsprechend geändert, dass nur ein bestimmtes Kontingent an Spielern eines Landes sich qualifizieren konnte. Stein wäre der sechste Sowjetbürger, der sich für das Kandidatenturnier qualifiziert hätte, also ließ die FIDE den nächstplatzierten Benkö aus den USA spielen.

In dieser Hinsicht darf Stein als eine ausgesprochen tragische Gestalt des modernen Schachs betrachtet werden, denn es passierte ihm auch beim Interzonenturnier 1964 in Amsterdam, bei dem er Fünfter wurde, dass er die ihm nachplatzierten Spieler (Ivkov und Portisch) wegen des erwähnten Paragraphen vorlassen musste.

Beim Interzonenturnier von Sousse 1967 teilte er sich Platz 6 bis 8. Es musste ein Playoff der drei Spieler auf diesem Rang ausgepielt werden, um den letzten Platz für die Kandidatenkämpfe vergeben zu können. Stein spielte mit Reshevsky und Hort 1968 in Los Angeles ein Dreierturnier. In der letzten Runde in Führung liegend, unterlag er Hort und Reshevsky kam weiter.

Stein gewann die UdSSR-Meisterschaft 1963 (nach Stichkämpfen mit Spasski und Cholmow), 1965 und 1966 (jeweils ungeteilter Sieger). Er galt ab dieser Zeit bis zu seinem verfrühten Tod als einer der besten Spieler der Welt. 1964 und 1966 war er auch Mitglied der UdSSR-Siegermannschaften bei den Schacholympiaden von Tel Aviv und Havanna. In Tel Aviv erzielte er 10 aus 13 (76,92 Prozent, beste Wertung am ersten Reservebrett), in Havanna 9 aus 12 (75 Prozent, zweitbeste Wertung an Brett 4), beides sehr starke Resultate.

Seine beste historische Elo-Zahl betrug 2759. Diese erreichte er im September 1966.

Stein starb 1973 an einem Herzinfarkt, als sich die UdSSR-Mannschaft zur Europamannschaftsmeisterschaft nach Bath anschickte.

Steins scharfer und unternehmungslustiger Stil wurde von vielen Schachliebhabern sehr geschätzt, seine überlieferten Partien, unter denen sich eine Fülle glänzender Perlen befindet, werden auch heute noch bewundert. Der 13. Weltmeister Garri Kasparow hat dem verehrten Meister in seinem Großwerk Moi welikie predschestweniki [Meine großen Vorgänger] (Russische Ausgabe 3. Band, 2004) ein eigenes Kapitel gewidmet.

Literatur

  • E. Gufeld/E. Lasarew: Leonid Stein. Fiskultura i sport, Moskau 1980. (russ.)
  • Siep H. Postma: Leonid Stein. Smit Publishing, Hengelo 1985. ISBN 90-6289-549-2
  • Raimond Keene: Leonid Stein - Master of Attack. Tui Enterprises, London 1989. ISBN 18-4382-018-8