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Ilja Grigorjewitsch Ehrenburg

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Ilja Grigorjewitsch Ehrenburg (russisch Илья Григорьевич Эренбург; * 15. Januar/27. Januar 1891 in Kiew, damals Russisches Reich; † 31. August 1967 in Moskau) war ein russischer Schriftsteller und Journalist. Er gehört zu den produktivsten und profiliertesten Autoren der Sowjetunion und veröffentlichte über hundert Bücher. Ehrenburg ist in erster Linie als Autor von Romanen sowie als Journalist bekannt geworden, insbesondere als Berichterstatter und teilweise auch Propagandist in drei Kriegen (Erster Weltkrieg, Spanischer Bürgerkrieg und vor allem Zweiter Weltkrieg). Der Roman „Tauwetter“ gab einer ganzen Epoche der sowjetischen Kulturpolitik den Namen, nämlich der Liberalisierung nach dem Tod Stalins (Tauwetter-Periode). Auch Ehrenburgs Reiseberichte fanden große Resonanz, vor allem aber seine Autobiografie „Menschen Jahre Leben“, die als sein bekanntestes und am meisten diskutiertes Werk gelten kann. Große Bedeutung hatte auch das von ihm gemeinsam mit Wassili Grossman herausgegebene Schwarzbuch über den Völkermord an den sowjetischen Juden, die erste große Dokumentation der Shoah. Zudem veröffentlichte Ehrenburg eine Reihe von Gedichtbänden.

Leben

Jüdische Herkunft, revolutionäre Jugend

Ehrenburg wurde in eine bürgerliche jüdische Familie geboren; sein Vater Grigori war Ingenieur. Die Familie hielt keine Religionsvorschriften ein, Ehrenburg lernte die religiösen Bräuche allerdings bei einem Großvater mütterlicherseits kennen. Ilja Ehrenburg schloss sich niemals einer Religionsgemeinschaft an und lernte auch nie Jiddisch; er verstand sich zeitlebens als Russe und später als Sowjetbürger und schrieb auf Russisch, auch in seinen vielen Exiljahren. Doch er legte großen Wert auf seine Herkunft und verleugnete nie sein Jüdischsein.

1895 zog die Familie nach Moskau, wo Grigori Ehrenburg eine Stelle als Direktor einer Brauerei bekommen hatte. Ilja Ehrenburg besuchte das renommierte Erste Moskauer Gymnasium und lernte Nikolai Iwanowitsch Bucharin kennen, der eine Klasse zwei Jahrgänge über ihm besuchte; die beiden blieben bis zu Bucharins Tod während der Großen Säuberung 1938 befreundet. Im Jahre 1905 erfasste die Russische Revolution auch die Schulen; die Gymnasiasten Ehrenburg und Bucharin nahmen an Massenversammlungen teil und erlebten die gewaltsame Niederschlagung der Revolution. Im folgenden Jahr schlossen sie sich einer bolschewistischen Untergrundgruppe an. Ehrenburg verteilte illegal Parteizeitungen und hielt Reden in Fabriken und Kasernen. 1907 wurde er von der Schule verwiesen, 1908 verhaftete ihn die zaristische Geheimpolizei, die Ochrana. Er verbrachte fünf Monate im Gefängnis, wo er geschlagen wurde (einige seiner Zähne brachen dabei ab). Nach seiner Freilassung musste er sich in wechselnden Provinzorten aufhalten und versuchte dort erneut bolschewistische Kontakte zu knüpfen. Schließlich gelang es seinem Vater 1908, wegen Ilja Ehrenburgs angeschlagener Gesundheit einen „Kuraufenthalt“ im Ausland zu erwirken; er hinterlegte dafür eine Kaution, die später verfiel. Ehrenburg wählte Paris als Exilort, nach eigenen Angaben, weil Lenin sich damals dort aufhielt. Seine Schulbildung hat er nie abgeschlossen.

La Rotonde − das Leben der Bohème

In Paris suchte Ehrenburg Lenin auf und beteiligte sich zunächst an der politischen Arbeit der Bolschewiki. Doch er nahm bald Anstoß an der Fraktionsmacherei und dem mangelnden Interesse der exilrussischen "Community" für das Pariser Leben. Mit seiner Geliebten und Parteigenossin, der Dichterin Jelisaweta Polonskaja, erstellte er eine Zeitschrift mit satirischen Karikaturen Lenins und anderer führender Sozialisten und machte sich auf diese Weise gründlich unbeliebt. Ein von Polonskaja vermittelter Versuch, Leo Trotzki bei der Parteiarbeit in Wien zu helfen, ging ebenfalls nicht gut aus. Trotzki verurteilte die Werke von Ehrenburgs damaligen literarischen Vorbildern, den russischen Symbolisten Waleri Brjussow, Alexander Blok, Konstantin Balmont, als dekadent und bezeichnete ihm gegenüber die Kunst generell als sekundär und der Politik untergeordnet. Ehrenburg war tief enttäuscht und kehrte nach Paris zurück. Er verließ die bolschewistische Organisation und blieb seitdem bis an sein Lebensende parteilos.

Ehrenburg begann Gedichte zu schreiben und veröffentlichte bereits 1910 seinen ersten Gedichtband in der Tradition der russischen Symbolisten. Sein Lebenszentrum in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg wurde das Café „La Rotonde“ im Quartier du Montparnasse, ein weithin bekannter Künstlertreffpunkt. Dort lernte Ehrenburg die großen Künstler der Moderne kennen, mit denen er lebenslange Freundschaften begann. Die Maler Amedeo Modigliani, Pablo Picasso, Diego Rivera und Fernand Léger gehörten zu seinen engsten Freunden; er wurde mehrmals von ihnen porträtiert. Unter den Schriftstellern waren Maximilian Woloschin und Max Jacob seine engsten Vertrauten.

Ehrenburg lebte in dieser Zeit von väterlichen Zahlungen und Gelegenheitsjobs, u.a. als Fremdenführer für andere Exilrussen; mit Schreiben konnte er kein Geld verdienen, obwohl er mehrere Gedichtbände sowie Übersetzungen französischer Lyrik (Guillaume Apollinaire, Paul Verlaine, François Villon) erstellte. Seine Lyrik fand zunehmend positive Kritiken, u.a. von Brjussow und Nikolai Gumiljow, doch ließ sie sich nicht verkaufen - im Gegenteil, er gab Geld aus, um sie im Selbstverlag zu veröffentlichen. Nach seinem vorläufigen Abschied von der Politik neigte er zeitweise stark dem Katholizismus zu, bewunderte den katholischen Dichter Francis Jammes, dessen Gedichte er ins Russische übersetzte, und schrieb auch selbst katholische Gedichte, etwa auf die Jungfrau Maria oder Papst Innozenz XI., doch schloss er sich dieser Religion nie an.

Ende 1909 hatte er die russische Medizinstudentin Jekaterina Schmidt aus Sankt Petersburg kennen gelernt. Die beiden lebten in Paris und in Èze zusammen und bekamen im März 1911 eine Tochter, Ilja Ehrenburgs einziges Kind, Irina. 1913 trennten sie sich wieder, wobei Irina bei Jekaterina Schmidt blieb; doch scheinen sie sich auch später gut vertragen zu haben und brachten noch nach der Trennung gemeinsam eine Gedichtanthologie heraus.

Krieg, Revolution, Bürgerkrieg

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs meldete sich Ehrenburg freiwillig zum Kampf für Frankreich, wurde aber als untauglich abgewiesen. Da keine Geldanweisungen aus Russland mehr möglich waren, verschlechterte sich seine ökonomische Lage, er hielt sich mit Verladearbeiten am Bahnhof und Schreiben über Wasser. 1915 begann er als Kriegskorrespondent für russische Zeitungen, insbesondere für die Petersburger Börsenzeitung zu schreiben. Seine Reportagen von der Front, u.a. aus Verdun, beschrieben den mechanisierten Krieg in seiner ganzen Entsetzlichkeit. Er berichtete auch über Kolonialsoldaten aus dem Senegal, die zum Kriegsdienst gezwungen wurden, und handelte sich damit Probleme mit der französischen Zensur ein.[1]

Die Nachricht von der Februarrevolution 1917 bewog Ehrenburg, wie viele andere Emigranten, nach Russland zurückzukehren. Über England und Finnland erreichte er im April Petrograd, wie St. Petersburg nun hieß. Die dramatischen Ereignisse der Jahre 1917 und 1918 erlebte er zuerst dort, dann in Moskau. Ehrenburg schrieb unablässig, Gedichte, Essays und Zeitungsartikel. Die andauernde Atmosphäre der Gewalt schockierte ihn; vor allem hielt er nicht viel von den Bolschewiki und spottete wiederholt über "Gott" Lenin und seine "Hohepriester" Sinowjew und Kamenew. Ein Gedichtband "Gebet für Russland" machte ihn bekannt, in dem er den Sturm auf das Winterpalais, den entscheidenden Schlag der Oktoberrevolution, mit einer Vergewaltigung verglich. Ehrenburg lernte die Futuristen und Suprematisten kennen, die das kulturelle Leben der ersten Sowjetjahre beherrschten, vor allem den Dichter Wladimir Majakowski. Freundschaft aber schloss er mit Boris Pasternak, dessen Lyrik er sein Leben lang bewunderte. Mit zahlreichen Dichterlesungen in Moskauer Cafés und Kneipen machte er sich in dieser Zeit einen Namen; Alexander Blok beschreibt ihn in einer Tagebuchnotiz als den ätzendsten Spötter aller Dichter, der deshalb bei der Jugend der letzte Schrei gewesen sei.[2]

Im Herbst 1918 reiste Ehrenburg auf abenteuerlichen Wegen nach Kiew und blieb dort ein ganzes Jahr. In dieser Zeit wechselte die Stadt mehrfach den Besitzer: Die Deutschen, die Rote Armee, die Weiße Armee Denikins und wieder die Bolschewiki lösten sich als Herren ab - Ehrenburg schrieb in den Zeitungen der Weißen wie der Roten, hielt Dichterlesungen mit dem "Gebet für Russland" und schloss sich schließlich einer Dichtergruppe an, deren wichtigstes Mitglied Ossip Mandelstam war. Zu dieser Zeit lernte er die Kunststudentin Ljubow Michailowna Kosinzewa kennen und heiratete sie bald darauf; fast zugleich begann er eine Liebesbeziehung mit der Literaturstudentin Jadwiga Sommer. Zeitlebens hatte Ehrenburg während seiner langen Ehe ganz offene Liebesgeschichten mit anderen Frauen.[3] In der Zeit der Herrschaft Denikins, die Ehrenburg zunächst hoffnungsvoll gesehen hatte, erlebte der russische Antisemitismus einen Höhepunkt. Ehrenburg schrieb auch darüber und entkam nur mit knapper Not einem Pogrom. Die antisemitischen Ausschreitungen haben ihn stark geprägt und dauerhaften Einfluss auf seine Stellung zur Sowjetunion und der Revolution gehabt. Als die Rote Armee die Herrschaft über Kiew wieder erlangte, bekam Ehrenburg eine Stelle als Beauftragter für kriminelle Jugendliche und versuchte diesen mit sozialpädagogischen Maßnahmen, Alfabetisierung, Theatergruppen usw. zu helfen.

1919 zogen sich die Ehrenburgs mit Jadwiga Sommer und Ossip und Nadeschda Mandelstam, wiederum auf abenteuerlichen Wegen und mehrfach antisemitischen Attacken ausgesetzt, nach Koktebel auf der Krim zurück, wo Ehrenburgs alter Freund aus Paris, Maximilian Woloschin, ein Haus hatte. Mandelstam, den Ehrenburg sehr bewunderte, wurde sein enger Freund. Sie hungerten viel - nur Jadwiga Sommer hatte eine bezahlte Arbeit, die anderen konnten gelegentlich Lebensmittel beisteuern. In Koktebel versuchte Ehrenburg, wie er in seiner Autobiografie schreibt, die Erfahrungen der stürmischen letzten Jahre zu verarbeiten. Er hielt nun die Revolution für ein notwendiges Ereignis, wenn er auch von ihrer Gewalt und ihrer Dekreteherrschaft abgestoßen war.

Schließlich kehrten die Ehrenburgs 1920 auf einem Umweg über Georgien nach Moskau zurück. Nach wenigen Tagen wurde Ehrenburg von der Tscheka verhaftet und der Spionage für den weißen General Wrangel beschuldigt. Wahrscheinlich war es eine Intervention Bucharins, die zu seiner Freilassung führte. Nun arbeitete er für Wsewolod Meyerhold, den großen Theatermann der Revolution, und betreute die Sektion Kinder- und Jugendtheater. In "Menschen Jahre Leben" beschrieb er später seine Zusammenarbeit mit dem Clown Wladimir Leonidowitsch Durow und die Tierfabeln, die dieser mit dressierten Kaninchen und anderen Tieren auf die Bühne stellte. Die Ehrenburgs erlebten diese Zeit unter dem Kriegskommunismus in großer Armut, Essen und Kleidung waren nur unter größten Schwierigkeiten zu erhalten. Endlich gelang es ihnen 1921, einen sowjetischen Reisepass zu bekomen, und Ilja und Ljubow Ehrenburg kehrten über Riga nach Paris zurück.

Der unabhängige Romanschriftsteller

Ehrenburg lebte anschließend in Berlin und veröffentlichte dort seinen ersten Roman: Die ungewöhnlichen Abenteuer des Julio Jurenito; 1924 erschien dort auch sein zweiter Roman Die Liebe der Jeanne Ney.

1924 verließ Ehrenburg Berlin wieder, das ihm nach eigenen Worten „zu amerikanisch” war. Er ging wieder nach Paris, wo er die nächsten Jahrzehnte – mit Pausen – verbringen sollte. Aus Frankreich schrieb er unter anderem für die sowjetische Zeitung Iswestija. 1934 besuchte er für kurze Zeit Moskau, um seine Tochter Irina zu besuchen, diese hatte seit 1923 mit ihm und seiner Frau zusammengelebt, war aber 1933 nach Moskau zurückgekehrt, wo sie bereits während des Ersten Weltkrieges mit ihrer Mutter gelebt hatte. Ehrenburg erfuhr durch seine Tochter und ihren Mann Boris Lapin von den stalinistischen Verfolgungen und nahm als Zuschauer am Prozess gegen seinen Freund Nikolai Bucharin teil. Nach dessen Verurteilung und Hinrichtung gelang es ihm und seiner Frau, das Land heimlich über Finnland zu verlassen.

1935 nahm Ehrenburg am internationalen Schriftsteller-Kongress in Paris teil, im spanischen Bürgerkrieg war er Korrespondent für mehrere Zeitungen. 1940 und 1941 erschienen der erste und der zweite Teil seines dreiteiligen Romans: Der Fall von Paris. Für die Fertigstellung des dritten Teils zog Ehrenburg zurück nach Moskau.

Ilja Ehrenburg, der inzwischen ein gefragter und international erfolgreicher Publizist war, wollte seine Kraft voll der Sowjetunion widmen. Selbst Stalin, der bereits viele andere jüdische Intellektuelle hatte ermorden lassen, benutzte Ehrenburgs Popularität und zeichnete ihn im Jahr 1942 mit dem Stalin-Preis aus. Ehrenburg publizierte viel, aber viel wurde auch in seinem Namen geschrieben, in der Sowjetunion und auch in Berlin.

Kriegspropagandist und Chronist der Shoa

Nachdem die deutsche Armee am 22. Juni 1941 in der Sowjetunion einmarschiert war (Operation Barbarossa), begann Ilja Ehrenburg in Flugblättern und Zeitungsartikeln Hunderte von flammenden propagandistischen Kampf- und Durchhalteaufrufen für die Rote Armee zu schreiben. Die meisten sind in der Zeitung der Roten Armee, der Krasnaja Swesda, erschienen. Teilweise sind sie in seinem Buch Der Krieg gesammelt, das in mehreren Bänden während der Kriegszeit erschien.[4] Es handelte sich nach Ehrenburgs eigener Einschätzung durchaus um Hasspredigten, denn "nur wirklicher und tiefer Hass konnte dem Siegeszug des Faschismus ein Ende bereiten", wie die Slawistin Eveline Passet Ehrenburgs rückblickende Einschätzung wiedergibt.[5]

Ehrenburgs Aufrufe begannen oft mit Zitaten aus Fronttagebüchern und Briefen gefallener oder gefangengenommener deutscher Soldaten, in denen Auspeitschungen, Massenerschießungen oder Folterungen beschrieben wurden. Danach folgte meist ein kommentierender Teil, der in ein Staccato von Kampfaufrufen gegen "die Hitleristen" oder auch "den Deutschen" mündete. "Ich musste die seelische Armut der Faschisten zeigen, und zwar exakt, dokumentarisch", begründete er dieses Vorgehen.[6]

Ein häufig zitiertes Beispiel ist der Aufruf "Töte!" (Ubej!) vom 24. Juli 1942[7], zu einem Zeitpunkt also, als die deutschen Invasoren tief in der Sowjetunion standen und eben den Don überschritten hatten. Zunächst zitierte Ehrenburg Briefe deutscher Offiziere über russische Zwangsarbeiter, die ohne Essensversorgung zu schweren Arbeiten herangezogen wurden und ausgepeitscht wurden, sobald sie das Viehfutter anrührten. "Ihr Unterhalt kostet nichts und wir müssen nicht hinnehmen, dass diese Tiere, deren Kinder vielleicht deutsche Soldaten töten, deutsches Brot essen." Im letzten zitierten Brief wird beschrieben, wie russische Kriegsgefangene Regenwürmer und Unkraut aßen; er endet so: "und zu denken, dass das ... Menschen sind ..." Ehrenburg schließt diesen Kommentar an:

Sklavenhalter, sie wollen unser Volk in Sklaven verwandeln. Sie verschleppen die Russen in ihr Land, verspotten sie, bringen sie mit Hunger um den Verstand, bringen sie dahin, Gras und Würmer zu essen, und dann philosophiert der widerwärtige Deutsche mit seiner stinkenden Zigarre: "Sind das vielleicht Menschen?"

Darauf geht der Artikel in ein Crescendo von Kampfaufrufen über:

Wir wissen alles. Wir erinnern uns an alles. Wir haben verstanden: Die Deutschen sind keine Menschen. Von nun an ist das Wort "Deutscher" für uns wie ein entsetzlicher Fluch. Von jetzt an lässt das Wort "Deutscher" das Gewehr von allein losgehen. Wir werden nichts sagen. Wir werden uns nicht empören. Wir werden töten. Wenn du nicht pro Tag wenigstens einen Deutschen getötet hast, war es ein verlorener Tag. ... Wenn du den Deutschen nicht tötest, tötet er dich. Er nimmt deine Nächsten und quält sie in seinem verfluchten Deutschland. ... Wenn du den Deutschen leben lässt, hängt er den russischen Mann auf und schändet die russische Frau. Wenn du einen Deutschen getötet hast, töte einen zweiten - nichts stimmt uns froher als deutsche Leichen. Zähle nicht die Tage. Zähle nicht die Werste. Zähle nur eins: die von dir getöteten Deutschen. Töte den Deutschen! bittet dich die alte Mutter. Töte den Deutschen! fleht dich das Kind an. Töte den Deutschen! schreit die Heimaterde. Ziel nicht vorbei. Triff nicht daneben. Töte!

1942 begann Ehrenburg auch mit einer weiteren Aufgabe: Im Auftrag des Jüdischen Antifaschistischen Komitees sammelte er gemeinsam mit Wassili Semjonowitsch Grossmann dokumentarisches Material für ein Schwarzbuch über den Völkermord an den sowjetischen Juden. Er besuchte Orte von Massenmorden an Juden, die eben von der Roten Armee zurückerobert worden waren, sah sich die Leichenberge an und sprach mit den wenigen Überlebenden.[8] Das fertige Schwarzbuch, eines der ersten und umfassendsten Zeugnisse der Shoah, wurde aufgrund von Stalins antisemitischer Wendung nach dem Krieg erst nach der Perestroika auf Russisch veröffentlicht, wohl aber auf Englisch, Ivrith und sehr viel später (1994) auf Deutsch. Doch gingen einige der Beobachtungen in die Propagandaflugblätter und Zeitungsartikel Ehrenburgs ein.

Am 14. April 1945 erschien in der Prawda ein Artikel, gezeichnet mit G.F. Alexandrow, der anzeigte, dass Ehrenburgs Propaganda nicht mehr gewünscht war. Die Überschrift lautete: "Genosse Ehrenburg vereinfacht." Im Text hieß es u.a.:

„Wollte man sich Ehrenburgs Standpunkt anschließen, dann müsste man daraus schließen, dass die gesamte Bevölkerung Deutschlands das Schicksal der Hitlerclique teilen soll.“

Der Artikel könnte im Zusammenhang mit Stalins neuen weltpolitischen Absichten gestanden haben, die ein sozialistisches oder zumindest neutrales Deutschland vorsahen und nicht mehr in erster Linie auf die Vernichtung des Faschismus ausgerichtet waren[9], aber auch mit besorgniserregenden Nachrichten über die Moral der Roten Armee, deren Plünderungen und Vergewaltigungen[10]. Erstere Überlegung lässt sich stützen darauf, dass auch die Aufarbeitung der Shoa im Schwarzbuch nie veröffentlicht wurde.

Bewertungen

Die deutsche Kriegspropaganda hatte sich früh auf Ilja Ehrenburg eingeschossen, den Hitler zum "Hausjuden Stalins" erklärt hatte.[11] Immer wieder wurde im Völkischen Beobachter und in Das Reich Ehrenburg als Propagandist der Ausrottung der Deutschen dargestellt.

Diese Behauptung wurde auch in den Nachkriegsjahren und bis heute aufgestellt, sehr häufig mit Verweis auf ein angebliches Flugblatt Ehrenburgs, das die Sätze enthalten habe: "Brecht mit Gewalt den Rassenhochmut der deutschen Frauen! Nehmt sie als rechtmäßige Beute!" Dieses Zitat, das stets ohne Quellenangabe wiedergegeben wird, sollte die Verantwortlichkeit Ehrenburgs für die Vergewaltigungen der Roten Armee, insbesondere in Ostpreußen, belegen. In der Forschung besteht mittlerweile Einigkeit darüber, dass es nicht authentisch ist und wahrscheinlich aus einer Fälschung des deutschen Propagandaministeriums entstanden ist.[12] Auch Lew Kopelew, bis 1945 ebenfalls Propagandist der Roten Armee, Zeitzeuge und scharfer Ehrenburg-Kritiker, schreibt: "Ein Ehrenburg-Flugblatt, das zur Vergewaltigung aufrief, existierte nicht."[13]

Doch Ehrenburgs Hasspredigten werden auch in der seriösen Forschung zwiespältig bewertet. Vor allem zwei Argumente werden gegen Ehrenburg vorgebracht: Er habe nicht zwischen legitimem und illegitimem militärischem Vorgehen und nicht zwischen Soldaten und Zivilisten unterschieden, sodass seine Aufrufe tatsächlich als Ausrottungsaufrufe gelten müssten oder zumindest so verstanden werden könnten. Und auch wenn der Vergewaltigungsaufruf nicht authentisch sei, habe doch Ehrenburgs Aufhetzung zur Entmenschlichung des Gegners und dadurch zur Enthemmung der Roten Armee beigetragen; Ehrenburg sei daher mitverantwortlich für die Tötungen, Plünderungen und Vergewaltigungen der Roten Armee an Zivilisten im besetzten Deutschland und anderen von der sowjetischen Armee besetzten Ländern.

So ordnen es auch der Historiker Klaus Wiegrefe und der Jurist Thomas Darnstädt - mit Bezug auf Ehrenburg - ein :

Stalin habe zwar für die Deutschen nicht „die Vernichtung von Millionen Menschen, wie sie Hitler für die Russen plante“, vorgesehen, aber 1,4 bis 2 Millionen deutscher Frauen wurden damals von sowjetischen Soldaten vergewaltigt, es kam zu Morden und Plünderungen. Denn

„die Hetzpropaganda... ließ Stalin erst einstellen, als seine Truppen Oder und Neiße überschritten hatten und damit jenen Boden betraten, den der Kreml-Führer in Zukunft den Deutschen lassen wollte - die spätere DDR.“ [14].

Eine ähnliche Position vertritt auch der US-amerikanische Historiker und Direktor der Historischen Fakultät der Stanford University, Kalifornien, Norman M. Naimark, der es als "wohlbekannten Standpunkt" Ehrenburgs bezeichnet, "dass es in diesem Krieg um die Ausrottung der Deutschen ginge". Naimark führt die Gewalttaten der sowjetischen Armee im besetzten Deutschland gegen Ende des Zweiten Weltkrieges auch auf die „sowjetische Propaganda“ vor allem Ehrenburgs, unter deren ständigem Einfluss die Sowjetsoldaten gehalten wurden, zurück.“[15]. Ähnlich äußert sich der deutsche Historiker Hubertus Knabe. [16].

Auch in einer Publikation der Bundeszentrale für politische Bildung heißt es:

"Einflussreiche Personen, wie der bekannte sowjetische Schriftsteller Ilja Ehrenburg, forderten unverblümt die Vernichtung aller in den Machtbereich der Roten Armee gelangenden Deutschen." [17].

Über die Rezeption von Ehrenburgs Pamphleten durch die sowjetischen Soldaten ist naturgemäß recht wenig Gesichertes bekannt. Immerhin spricht Lew Kopelews Bemerkung im Zusammenhang seines autobiografischen Berichts über die Endphase des Krieges in Ostpreußen [18] dafür, dass die Parole "Töte!" mit Ehrenburgs Namen verbunden war:

„...und wir alle - Generäle und Offiziere - verhalten uns nach Ehrenburgs Rezept. Welche Rache lehren wir : Deutsche Weiber aufs Kreuz legen, Koffer, Klamotten wegschleppen... Und stell Dir vor, was wird später aus unseren Soldaten, die zu Dutzenden über eine Frau herfielen? Die Schulmädchen vergewaltigten, alte Frauen ermordeten?...Das sind Hunderttausende von Verbrechern, künftigen Verbrechern, mit den Ansprüchen von Helden“.

Kopelew lehnte jedoch entschieden die These ab, Ehrenburg sei verantwortlich für den Hass der russischen Soldaten auf die Deutschen.

„Und komischerweise wurde ich hier irgendwo darauf angesprochen, ob es nicht Ehrenburg war, der diesen Hass erzeugte, im ausgehungerten Leningrad, in ausgebrannten Städten und Dörfern. Das stimmt nicht, das ist ja wirklich naiv - denn Ehrenburg war wohl einer von den eifrigsten hasserfüllten Journalisten. Aber nicht er hat diesen Hass gesät, der kam durch diese Kriegsereignisse.“[19]

Als Kopelew 1945 vom sowjetischen NKWD wegen Mitleids mit dem Feind, und Beleidigung der Roten Armee verhaftet wurde, hielt man ihm u.a. auch „Kritik an den Artikeln des Genossen Ehrenburg“ vor. Er wurde zunächst freigesprochen, dann erneut verhaftet und in Lagern des GULAG inhaftiert.

Alexander Werth, Kriegsberichterstatter für die London Times und die BBC, gibt ähnlich wie Kopelew zu bedenken:

Was Alexej Tolstoj und Scholochow und Ehrenburg über die Deutschen geschrieben haben, war nichts im Gegensatz zu dem, was die russischen Soldaten mit ihren eigenen Ohren hören, mit ihren eigenen Augen sehen - und mit ihrer eigenen Nase riechen konnten. Denn wo auch immer die Deutschen gewesen waren, hing der Geruch verwesender Leichen in der Luft. ... Es gab den "gewöhnlichen Fritz" des Jahres 1944, und es gab Tausende von Himmlers Berufsmördern - aber konnte man zwischen ihnen eine klare Trennungslinie ziehen?[20]

Eveline Passet hält fest, die Kriegsartikel Ehrenburgs seien bis heute nicht einmal vollständig übersetzt, geschweige denn analysiert worden. Stets habe man lediglich einzelne "Stellen", ja Wörter benutzt, um das Bild eines pathologischen, rachedurstigen Deutschenhassers zu präsentieren. Niemals sei der historische Kontext oder gar ein Vergleich mit anderer Kriegspropaganda herangezogen worden. Ihre eigene Analyse ergibt, dass die Trennung zwischen Deutschen und Nazis bei Ehrenburg schwankend sei: "Bisweilen ist es ein willkürliches, nicht abgrenzendes Hin und Her zwischen den Begriffen, bisweilen ist die Trennung scharf und deutlich." Dies sei jedoch bei allen alliierten Mächten ähnlich gewesen. In Ehrenburgs Artikeln habe sie "zwar Hass gefunden, ja: kalkulierten, auf den Zeitraum des Krieges begrenzten Hass, nicht aber Rassenhass".[21] Ähnlich argumentiert auch Joshua Rubenstein, der Verfasser einer umfassenden Biografie über Ehrenburg.[22]

Nach Kriegsende

Nach dem Krieg durften ab 1949 in der Sowjetunion keine Bücher von Ehrenburg mehr erscheinen, daran änderte auch die Tatsache nichts, dass er 1948 zum zweiten Mal den Stalin-Orden erhalten hatte. 1952 bekam er den internationalen Lenin-Friedenspreis. Von 1950 bis zu seinem Tod war Ehrenburg Vizepräsident des Weltfriedensrates. Es ist anzunehmen, dass Ehrenburg 1953 liquidiert worden wäre, hätte Stalin noch einige Monate länger gelebt. Ehrenburg stand auf der schwarzen Liste des NKWD, vor allem wegen seiner Meinung zum Prozess gegen das Jüdische Antifaschistische Komitee 1952. Auch sein Brief an Stalin im Februar 1953 verstimmte den Diktator vermutlich stark. Allerdings ist nicht bekannt, ob Stalin diesen Brief erhalten und gelesen hat, da er am 1. März 1953 einen Schlaganfall erlitt und am 5. März 1953 starb. Nach dem Tode Stalins schrieb Ehrenburg seinen Roman: „Tauwetter”, der die Veränderung in der Sowjetunion der Nachkriegszeit thematisiert (siehe auch Tauwetter-Periode). 1963 erschien seine Autobiographie: „Menschen Jahre, Leben.”

Seine Tochter Irina Ehrenburg veröffentlichte 1998 im Berlin-Verlag ihre Lebensgeschichte, in der sie auch ausgiebig über ihren Vater schrieb: „So habe ich gelebt”.

Publikationen (Auswahl deutscher Übersetzungen)

  • Die ungewöhnlichen Abenteuer des Julio Jurenito und seiner Jünger: Monsieur Delhaye, Karl Schmidt, Mister Cool, Alexei Tischin, Ercole Bambucci, Ilja Ehrenburg und des Negers Ayscha in den Tagen des Friedens, des Krieges und der Revolution in Paris, Mexiko, Rom, am Senegal, in Moskau, Kineschma und an anderen Orten, ebenso verschiedene Urteile des Meisters über Pfeifen, über Leben und Tod, über Freiheit, über Schachspiel, das Volk der Juden und einige andere Dinge. Berlin: Welt-Verlag, 1923; Malik Verlag, 1930. (Russische Original-Ausgabe: Необычайные похождения Хулио Хуренито И его учеников мосье Дэле, Карла Шмидта, мистера Куля, Алексея Тишина, Эрколе Бамбучи, Ильи Эренбурга и негра Айши, в дни Мира, войны и революции, в Париже, в Мексике, в Риме, в Сенегале, в Кинешме, в Москве и в других местах, а также различные суждения учителя о трубках, о смерти, о любви, о свободе, об игре в шахматы, о еврейском племени, о конструкции и о многом ином. Berlin: Helikon-Verlag, 1921.)
  • Trust D. E. Die Geschichte der Zerstörung Europas. Berlin 1925.
  • Veschtsch, Objet, Gegenstand (dreisprachige Zeitschrift, herausgegeben von Ehrenburg und El Lissitzky), Berlin 1923f.
  • Die Liebe der Jeanne Ney. Basel: Rhein-Verlag, 1926. (Russisches Original: Berlin 1924.)
  • 13 Pfeifen und andere unwahrscheinliche Geschichten. Berlin: 1930, 1959.
  • Das bewegte Leben des Lasik Roitschwantz. Zürich 1928.
  • Visum der Zeit. Leipzig 1929.
  • Mein Paris (mit El Lissitzky). Göttingen: Steidl, 2005.
  • Das Leben der Autos (10 PS). Chronik. Berlin, 1930.
  • Sturm. Berlin 1949.
  • Das Schwarzbuch. Der Genozid an den sowjetischen Juden (mit Wassili Grossman, herausgegeben von Arno Lustiger). Reinbek: Rowohlt, 1994.
  • Tauwetter. Berlin 1957.
  • Menschen Jahre Leben. München: Kindler, 1962/1965 (2 Bände); Berlin 1978-1990 (4 Bände; diese Ausgabe enthält auch das Siebte Buch, d.h. die Chruschtschow-Zeit, sowie einige unzensierte Kapitel aus früheren Büchern).

Vorlage:Julianischer Kalender

Quellen

  1. Die Figur des Ayscha in Ehrenburgs Roman Die ungewöhnlichen Abenteuer des Julio Jurenito reflektiert diese Erfahrungen.
  2. Tagebucheintrag Bloks vom 31.1.1918, hier zitiert nach Rubenstein, S. 48.
  3. Nach Lilly Marcou soll das auch für Ehrenburgs Frau gegolten haben, doch deuten die Zeitzeugenberichte, die Rubenstein und Marcou gesammelt haben, an, dass diese "offene Ehe" für Ljubow Michailowna eine schwierige Sache gewesen sein muss.
  4. "Woina". Englische Ausgabe: The war. 1941-1945, Cleveland 1967.
  5. Eveline Passet: Der Feind im Bild im Spiegel. Die Deutschen und Ilja Ehrenburg. In: neue literatur - Zeitschrift für Querverbindungen, 2/1995, S. 5-14.
  6. Ilja Ehrenburg: Menschen Jahre Leben, Band 3, Berlin 1978, S. 29.
  7. Das russische Original ist zu lesen unter [1], die Übersetzung orientiert sich im Wesentlichen an Passet, a.a.O., S. 7.
  8. Ein Beispiel für Ehrenburgs Berichte ist hier zu lesen: [2].
  9. Das vermutet Eveline Passet, a.a.O.
  10. Das legt der amerikanische Historiker Norman Naimark nahe, vgl. Die Russen in Deutschland, Propyläen 1997, S. 99, ISBN 3549055994.
  11. Max Domarus: Hitler. Reden und Proklamationen 1932-1945. Band 2, Zweiter Halbband 1941-1945, Wiesbaden 1973, S. 2185.
  12. Vgl. zuletzt: Carola Tischler: Die Vereinfachungen des Genossen Erenburg. Eine Endkriegs- und eine Nachkriegskontroverse. In: Elke Scherstjanoi (Hrsg.) Rotarmisten schreiben aus Deutschland. Briefe von der Front (1945) und historische Analysen. Texte und Materialien zur Zeitgeschichte, Bd. 14. K.G. Saur Verlag, München 2004, S. 326-339.
  13. Heinrich Böll, Lew Kopelew: Warum haben wir aufeinander geschossen? Bornheim/Merten 1981, S. 36.
  14. Thomas Darnstädt, Klaus Wiegrefe in „Die Flucht“, S. 28, Herausgeber Stefan Aust, Stephan Burgdorff, dtv und SPIEGEL-Buchverlag, 2005
  15. Norman M. Naimark Die Russen in Deutschland, Propyläen 1997, S. 99, ISBN 3549055994
  16. Hubertus Knabe Tag der Befreiung? Das Kriegsende in Ostdeutschland, Propyläen 2005, S. 64, ISBN 3549072457
  17. Bundeszentrale für politische Bildung : Rettung vor der Roten Armee
  18. Lew Kopelew Aufbewahren für alle Zeit!, S. 51, S. 137, dtv 1979, ISBN 3423014407 und Hoffmann und Campe, ISBN 3455039200
  19. Böll, Kopelew, a.a.O., S. 88.
  20. Alexander Werth: Russland im Krieg 1941-1945, München/Zürich 1965, S. 514f.
  21. Passet, a.a.O., S. 9f.
  22. Joshua Rubenstein: Tangled Loyalities. The Life and Times of Ilya Ehrenburg. New York, Basic Books 1996.

Literatur

  • Joshua Rubenstein: Tangled Loyalties. The Life and Times of Ilya Ehrenburg. Tuscaloosa/London, University of Alabama Press, 1999. (Zuerst veröffentlicht 1996 bei Basic Books, New York.) ISBN 0-8173-0963-2
  • Lilly Marcou: Wir größten Akrobaten der Welt. Ilja Ehrenburg - eine Biographie. Berlin, Aufbau Taschenbuch Verlag, 1996. (Französische Originalausgabe: Ilya Ehrenbourg - un homme dans son siècle. Paris, Plon, 1992.) ISBN 3-7466-1259-4