Hexenverfolgung
Als Hexenverfolgung oder Hexenprozesse bezeichnet wird ein europäisches Hysterie-Phänomen bezüglich Zauberei in der frühen Neuzeit, das juristisch zur Straftat der Zauberei umgesetzt wurde und in vielen Verdächtigungen, Denunziationen, offiziellen Massenprozessen und Hinrichtungen führte.
Die Wurzeln dieser Massenhysterie gegen Frauen lag zu einem großen Teil in heidnischen Götter- und Dämonenvorstellungen. Auch die Hexenverbrennungen waren nicht neu: sowohl im alten Rom wie bei den heidnischen Germanen stand auf Magie und Zauberei der Feuertod.
Die Hexenverfolgung fand hauptsächlich zwischen 1500 und 1700 statt, mit einem Schwerpunkt etwa in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Sie ist also nicht eine Erscheinung des Mittelalters, sondern der frühen Neuzeit insbesondere der Zeit des dreissigjähriger Kriegs und endete erst in der Zeit der Aufklärung.
Die Hexenverfolgung ist kein katholisches Phänomen: Hexen wurden in katholischen, lutherischen, reformierten, anglikanischen und puritanischen Gebieten verfolgt. Von daher kann die 1484 herausgegebene Bulle Summis desiderantes von Papst Innozenz VIII. nicht als alleinige Ursache gesehen werden. Ebenso ist der von zwei Dominikanern verfasste Hexenhammer (Malleus Maleficarum) englischer Text nur eines von vielen Handbüchern über Bekämpfung der Hexerei, die durch den Buchdruck weite Verbreitung fanden ([siehe Beispiele].
Hexenverfolgungen als Massenphänomen geschahen nicht durch die Kirchen, auch nicht, wie oft behauptet wird, durch die katholische Inquisition, die zwar im Mittelalter in Einzelfällen auch wegen Zauberei verurteilte, sondern durch weltliche Gerichte, und die Denunziazionen kamen aus der breiten Bevölkerung. Unter Klerikern gab es ebenso Befürworter wie Gegner der Hexenjagd (die dann oft ebenfalls als Zauberer denunziert wurden).
Die Verfolgung von zu Hexen erklärten Frauen und Männern forderte nach einer Schätzung mehr als 100.000 Todesopfer. Ein großer Teil der Bevölkerung wie auch ein Teil des Klerus (u.a. Friedrich Spee), der die Hexenjagd aus christlichen Motiven ablehnte, wurde im Hexenhammer zu Häretikern erklärt und mithin der Verfolgung preisgegeben (Hairesis maxima est opera maleficarum non credere).
Im Vatikan geht man heute davon aus, dass die Bulle gegen die Hexerei mehr als 300.000 Menschen das Leben kostete, davon etwa 85 Prozent Frauen. Insgesamt sollen etwa drei Millionen Menschen vor die Inquisitoren gestellt worden sein, etwa jeder Fünfzigste wurde verbrannt.
Auch in nichtchristlichen Religionen bzw. erst in jüngerer Zeit christianisierten Regionen kommt es immer wieder zu Hexenverfolgungen, Zauberei oder Magie. So sind im Moment insbesondere die Fälle der sog. "Kinderhexen" im Kongo in die Aufmerksamkeit gerückt. Hexenprozesse