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Christian Koch (Politiker)

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Christian Koch (* 10. Mai 1878 in Hamburg; † 30. Oktober 1955 in Hamburg)[1] war ein Hamburger Politiker. Er war Leiter der Jugendstrafanstalt Hahnöfersand und zweiter Bürgermeister der Stadt Hamburg für die Freie Demokratische Partei (FDP). [2]

Leben bis 1945

1920 wurde er Leiter der Hamburger Gefängnisse und begann sofort mit der Aufhebung körperlicher Züchtigungen oder dem Sprechverbot[2]. Später war er auch der Direktor des Strafvollzuges[3].

In der Weimarer Republik war Koch Mitglied der liberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP), für die er auch in der Hamburger Bürgerschaft saß. Während des Kapp-Putsches unterstützte er die demokratische Reichsregierung wie das der ganze Hamburger Senat tat. Für die DDP und die beiden sozialdemokratischen Parteien (Sozialdemokratische Partei Deutschlands und Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands) sprach er aus diesem Anlass in der Bürgerschaft: „Wir wollen den Bruderkrieg nicht; wenn jene gewissenlosen Menschen ihn aber wollen, dann nur zu. Wir sind bereit unser Leben einzusetzen, damit das Errungene dem deutschen Volke erhalten bleibt.“ [4]

Als erster Leiter der Jugendstrafanstalt Hahnöfersand versuchte er, den dortigen Gefängnisalltag menschlicher zu gestalten. Er setzte sich für die Resozialisierung der Häftlinge nach ihrer Haftentlassung ein.[2]

In Folge der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Koch noch 1933 als Vertreter der „weichen Welle“ im Rahmen der Gleichschaltung aus seinem Amt entlassen.[2][3]

Politik nach 1945

Christian Koch wurde am 20. September 1945 Gründungsvorsitzender und 1. Vorsitzenden der Partei Freier Demokraten (PFD), die in Anlehnung an die Weimarer DDP und als Weiterführung eines Widerstands- und Nachkriegs-Bundes Freies Hamburg gegründet wurde. Aus der PFD bildete sich in der britischen Zone ein halbes Jahr später die FDP. [5]

1946 wurde er zum 2. Bürgermeister im Senat Max Brauer gewählt. Seine Amtszeit dauerte von vom 19. November 1946 bis zum 18. Februar 1950.[2] Gleichzeitig war er Mitglied der Hamburger Bürgerschaft. [6]

Infolge von Spannungen innerhalb der FDP trat Koch 1949 aus der Partei aus. Grund war vermutlich ein geplanter Koalitionswechsel der FDP. Die Partei hatte zudem in der Zeit stark mit nationalsozialistischen Tendenzen in anderen Landesverbänden zu tun, was das verhalten des linksliberalen Politikers bestimmt haben kann. [7]

Leiter der Gefängnisbehörde

Er leitet die Gefängnisbehörde der Stadt Hamburg und setzt sich ein weiteres Mal erfolgreich für einen humanen Strafvollzug ein. Am 6. September 1948 hielt Christian Koch als Senator vor Bediensteten seiner Behörde eine kurze Ansprache. Anlass war die Übergabe des Geländes des ehemaligen Konzentrationslagers Neuengamme an die Stadt Hamburg. Die Veranstaltung schloss mit dem Hissen der Hamburger Flagge auf dem Turm der ehemaligen SS-Hauptwache. [8] Ab dem Zeitpunkt nutzte die Stadt Hamburg Gebäude und Gelände bis 2003 bzw. 2006 für den Strafvollzug.

1955 starb Christian Koch im Alter von 77 Jahren in Hamburg.

Ehrungen

Die Jugendarrestanstalt Christian-Koch-Haus ist aufgrund seiner Leistung im Gefängniswesens nach Koch benannt worden.[2] Das Christian Koch Haus beherbergt heute eine offene Jugendarrestanstalt in der Schlossstrasse (Hamburg). [9]

Quellen (Genaue Angaben siehe Literaturliste)

  1. Gabrielsson: Bürgermeister, S.29.
  2. a b c d e f Möller: Von Visionen und Experimenten
  3. a b Jochmann: Hamburg, S. 273.
  4. Jochmann: Hamburg, S.185.
  5. Festschrift 60 Jahre politische Liberalismus in Hamburg (pdf), S. 5/6, S. 26, S. 29
  6. Liste der Hamburger Bürgermeister seit 1293
  7. Jochmann: Hamburg, S. 393.
  8. Publikation der Gedenkstätte Neuengamme
  9. Strafvollzug Online

Literatur

  • Jochmann, Werner: Hamburg – Geschichte der Stadt und ihrer Bewohner. Vom Kaiserreich bis zur Gegenwart, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 1986.
  • Gabrielsson, Peter: Bürgermeister, Senatoren, Staatsräte der freien und Hansestadt Hamburg, (Verein für hamburgische Geschichte Band 50) Hamburg 1996.
  • Möller, Michael: Von Visionen und Experimenten. Die Ausgestaltung des Jugendarrestes in Hamburg und sein Erleben aus Sicht der Arrestanten, Diplomarbeit an der Universität Hamburg, Hamburg 2002.