Liselotte Pulver
Liselotte Pulver (* 11. Oktober 1929 in Bern) ist eine schweizerische Film-Schauspielerin.
Leben und Wirken
Die Tochter des Tiefbau-Ingenieurs Fritz Eugen Pulver und seiner Ehefrau Germaine besuchte ab 1945 die Handelsschule und arbeitete nach dem Diplom 1948 als Mannequin. Sie ließ sich am Berner Konservatorium zur Schauspielerin ausbilden und erhielt am Stadttheater Bern erste kleine Rollen, danach wurde sie am Schauspielhaus Zürich engagiert.
Im deutschen Sprachraum wurde sie bekannt durch die Rolle des Vreneli in den Verfilmungen der Romane von Gotthelf Ueli der Knecht und Ueli der Pächter. Mit Ich denke oft an Piroschka und Das Wirtshaus im Spessart avancierte sie endgültig zu einem Publikumsliebling. Einen weiteren Höhepunkt markierte 1960 der Film Das Glas Wasser von Helmut Käutner, in dem sie an der Seite von Gustaf Gründgens spielte. In den 1950er und 1960er Jahren zählte sie zu den populärsten Darstellerinnen des deutschsprachigen Kinos. International bekannt wurde sie 1961 in Billy Wilders Komödie Eins, Zwei Drei, in der sie das kaugummikauende, blonde deutsche Fräuleinwunder 'Fraulein Ingeborg' spielte und einer Szene nur mit Unterwäsche bekleidet auf dem Tisch tanzt. 1964 erhielt Pulver für ihre Rolle als Sonya in A Global Affair, eine Nominierung für einen Golden Globe Award.
Pulver filmte nicht nur in Deutschland, sondern war auch in zahlreichen französischen Produktionen zu sehen, unter anderem zweimal an der Seite von Jean Gabin. Ihre wohl anspruchvollste Rolle erhielt sie in dem von Jacques Rivette inszenierten Film Die Nonne, in dem sie eine lesbische Äbtissin spielte. Den Bambi erhielt sie sechsmal und 1996 wurde sie mit der Platin Romy ausgezeichnet. Bekannt wurde sie auch durch ihr aussergewöhnliches Lachen, welches ausgesprochen herzhaft zu nennen ist.
Von 1978 bis 1983 wirkte Liselotte Pulver in der gespielten deutschen Rahmenhandlung der Sesamstraße im NDR mit. Nachdem sie in einigen TV-Produktionen zu sehen war, stand sie 1996 in dem Film Das Superweib zum bisher letzten Mal vor der Filmkamera. Mittlerweile lebt sie seit längerer Zeit zurückgezogen in ihrer Villa am Genfersee. Sie hat mehrere autobiografische Bücher veröffentlicht, die sich auch mit ihrem tragischen Privatleben beschäftigen: 1989 beging ihre 21-jährige Tochter Melisande Selbstmord, 1992 verstarb ihr Ehemann Helmut Schmid, mit dem sie seit 1961 verheiratet war. Sie hat noch einen Sohn, Marc-Tell (* 1962).
Filmografie
- Ein Seemann ist kein Schneemann (1949)
- Föhn / Sturm in der Ostwand (1950)
- Heidelberger Romanze (1951)
- Klettermaxe (1952)
- Fritz und Friederike (1952)
- Hab Sonne im Herzen (1953)
- Von Liebe reden wir später (1953)
- Das Nachtgespenst (1953)
- Ich und Du (1953)
- Uli der Knecht (CH, 1954)
- Uli der Pächter (CH, 1955)
- Ich denke oft an Piroschka (1955) - Regie: Kurt Hoffmann (mit Gustav Knuth und Gunnar Möller)
- Heute heiratet mein Mann (1956) - Regie: Kurt Hoffmann (mit Johannes Heesters und Paul Hubschmid)
- Arsène Lupin, der Millionendieb (1957) - Regie: Jacques Becker (mit O.E. Hasse)
- Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull (1957) - Regie: Kurt Hoffmann (mit Horst Buchholz und Ingrid Andree)
- Die Zürcher Verlobung (1957) - Regie: Helmut Käutner (mit Paul Hubschmid und Bernhard Wicki)
- Zeit zu lieben und Zeit zu sterben (USA, 1957) - Regie: Douglas Sirk (mit John Gavin und Erich Maria Remarque )
- Das Wirtshaus im Spessart (1958) - Regie: Kurt Hoffmann (mit Carlos Thompson, Günther Lüders, Hubert von Meyerinck und Wolfgang Neuss)
- Helden (1958) - Regie: Franz Peter Wirth (mit O. W. Fischer)
- Das schöne Abenteuer (1959)
- Buddenbrooks (1959) - Regie: Alfred Weidenmann (mit Hansjörg Felmy, Hanns Lothar, Lil Dagover und Werner Hinz)
- Das Glas Wasser (1960) - Regie: Helmut Käutner (mit Gustaf Gründgens)
- Das Spukschloß im Spessart (1960) - Regie: Kurt Hoffmann (mit Georg Thomalla und Heinz Baumann)
- Gustav Adolfs Page (1960)
- Eins, Zwei, Drei (1961) - Regie: Billy Wilder (mit James Cagney, Horst Buchholz, Hanns Lothar, Hubert von Meyerinck und Leon Askin)
- Kohlhiesels Töchter (1962) - Regie: Axel von Ambesser (mit ihrem Ehemann Helmut Schmid(†1992) und Dietmar Schönherr)
- Frühstück im Doppelbett (1963)
- Ein fast anständiges Mädchen (1963)
- A Global Affair (1964) - Regie: Jack Arnold (mit Bob Hope)
- Pulverfass und Diamanten (1964)
- Dr. med. Hiob Prätorius (1965) - Regie: Kurt Hoffmann (mit Heinz Rühmann)
- Hokuspokus oder: Wie lasse ich meinen Mann verschwinden...? (1966) - Regie: Kurt Hoffmann (mit Heinz Rühmann)
- Herrliche Zeiten im Spessart (1967) - Regie: Kurt Hoffmann (mit Harald Leipnitz, Vivi Bach und Hannelore Elsner)
- Die Hochzeitsreise (1969)
- Brot und Steine (1978)
- Mit Leib und Seele (1989 - 1993) - Fernsehserie mit Günter Strack
- Das Superweib (1996) - Regie: Sönke Wortmann (mit Veronica Ferres, Til Schweiger, Joachim Król und Heiner Lauterbach)
- René Deltgen - Der sanfte Rebell (2004) - Regie: Michael Wenk (TV-Porträt mit Götz George, Nadja Tiller, Artur Brauner, Michael Verhoeven und Katharina Böhm)
Auszeichnungen
- 1956: Ostende Prix Femina für Der letzte Sommer und Ich denke oft an Piroschka
- 1958: Bundesfilmpreis: Filmband in Silber (Beste Hauptdarstellerin) für Das Wirtshaus im Spessart
- 1960, 1961, 1963, 1966, 1968: Bravo Otto in Bronze
- 1964, 1967: Bravo Otto in Silber
- 1963: Bambi
- 1964: Bambi
- 1965: Bambi
- 1967: Bambi
- 1968: Bambi
- 1980: Deutscher Filmpreis: Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen
- Film
- 1986: Verdienstkreuz I. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
- 1990: Bambi
- 1996: Platin Romy
Autobiographien
- zusammen mit Corinne Pulver: Die Lachstory, Zürich 1974, ISBN 3-85886-036-0
- ... wenn man trotzdem lacht. Tagebuch meines Lebens, Frankfurt am Main und Berlin 1993, ISBN 3-548-22918-2
- Bleib doch noch ein bisschen, München 1996, ISBN 3-7844-2546-1 (aktuell unter ISBN 3-548-35771-7)
- Meine Wunder dauern etwas länger. Geschichten und Bilder aus meinem Leben, München 2000, ISBN 3-7844-2744-8
- Das Geheimnis meines Lachens, München 2004, ISBN 3-7844-2969-6
Literatur
- Corinne Pulver: Lilo. Meine Schwester. Edition Erpf, Bern und München 1990, ISBN 3-905517-12-4
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Pulver, Liselotte |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizerische Schauspielerin |
GEBURTSDATUM | 11. Oktober 1929 |
GEBURTSORT | Bern |