Karl May
Karl Friedrich May, eigentlich Carl Friedrich May (* 25. Februar 1842 in Ernstthal; † 30. März 1912 in Radebeul) war ein deutscher Schriftsteller.
Leben

Karl May entstammte einer armen Weberfamilie. Er war das fünfte von vierzehn Kindern, von denen neun bereits in den ersten Monaten starben. 1844 verursachte vermutlich Vitamin-A-Mangel eine Nachtblindheit, die sich in der Folge verschlimmerte und nach Mays eigenen Angaben zu einer funktionellen Blindheit führte, die erst in seinem fünften Lebensjahr geheilt werden konnte.
Der phantasievolle Junge wurde während der Schulzeit bereits besonders gefördert und erhielt privaten Musik- und Kompositionsunterricht. Ab 1856 studierte er als Proseminarist am Lehrerseminar in Waldenburg. Dort wurde er wegen Entwendung von 6 ganzen Kerzen ausgeschlossen. Auf dem Gnadenweg konnte ihm ein Weiterstudium am Lehrerseminar Plauen ermöglicht werden. Seine Karriere als Lehrer endete 1861 bereits nach etwa vierzehn Tagen, als die Anzeige durch einen Zimmergenossen wegen angeblichen Diebstahls einer Taschenuhr zu einer Verurteilung führte und May anschließend aus der Liste der Lehramtskandidaten gestrichen wurde, was praktisch ein Berufsverbot bedeutete.
In der Folge geriet er auf die schiefe Bahn und wurde wegen Diebstahls, Betrugs und Hochstapelei mehrmals verurteilt. 1865 wurde er zu vier Jahren Arbeitshaus verurteilt. Ab 1869 trieb May sich in Böhmen herum und wurde 1870 in Niederalgersdorf wegen Landstreicherei festgenommen und ausgewiesen. Von 1870 bis 1874 saß er im Zuchthaus Waldheim ein. Im Jahre 1879 wurde er noch einmal zu drei Wochen Arrest wegen Amtsanmaßung verurteilt: Er wollte die Todesumstände des trunksüchtigen Onkels seiner Verlobten, Emma Pollmer (Heirat 1880), untersuchen und gab sich als Amtsperson aus. Später konnte man nachweisen, dass dies ein Fehlurteil war, weil er keine Amtshandlung vorgenommen hatte. Zu dem Zeitpunkt war er aber bereits in das bürgerliche Leben zurückgekehrt.
Nach seiner Entlassung aus dem Zuchthaus 1874 fand er eine Anstellung als Redakteur bei einem Zeitschriftenverlag in Dresden. Dort betreute er verschiedene Unterhaltungsblätter und verfasste/bearbeitete mit und ohne Namensnennung zahlreiche Beiträge. Im November 1874 wurde nach heutigem Kenntnisstand zum ersten Mal eine Erzählung von May veröffentlicht. In der Zeitschrift Deutsche Novellen Flora erschien in Fortsetzungen Die Rose von Ernstthal. Bis zu seinem Tode wurden über hundert Erzählungen in Fortsetzungen in diversen Zeitschriften veröffentlicht. Ab 1879 erschienen einige dieser Erzählungen erstmals bearbeitet in Buchform. Im Jahr 1892 schloss May einen Vertrag mit dem Freiburger Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld, in dessen Folge die bekannten Gesammelten Reiseromane (später: Gesammelte Reiseerzählungen) erschienen, beginnend mit dem Band Durch Wüste und Harem (ab 1895: Durch die Wüste). Diese Buchausgabe verkaufte sich durch geschicktes Marketing großartig und begründete Karl Mays Wohlstand. Im Dezember 1895 kauften und bezogen Emma und Karl May die Villa Shatterhand in Radebeul, die heute das Karl-May-Museum beherbergt. Die Leser, die der Gleichsetzung Ich-Erzähler=Autor bereitwillig folgten, richteten unzählige Leserbriefe an May und den nächsten Jahren unternahm May zahlreiche Vortragsreisen durch Deutschland und Österreich.
Ab 1899 wurde May in der Presse heftig angegriffen, insbesondere von Hermann Cardauns und Rudolf Lebius. Sie kritisierten seine Selbstreklame und die damit verbundene Old-Shatterhand-Legende. Gleichzeitig wurden ihm religiöse Heuchelei (er schrieb als Protestant Marienkalendergeschichten), Unsittlichkeit und - später - seine Vorstrafen vorgeworfen. Diese Polemik und diverse Gerichtsverfahren wegen unerlaubter Buchveröffentlichungen sollten ihn bis zu seinem Tode begleiten. 1899/1900 bereiste May teilweise allein, teilweise mit seiner Frau Emma und dem befreundeten Ehepaar Plöhn, den Orient. Seine zerrüttete Ehe - nach Mays Aussagen hat Emma, die mit einer Prozessgegnerin befreundet war, Dokumente unterschlagen - wurde 1903 auf sein Bestreben hin geschieden; im gleichen Jahr heiratete er Klara Plöhn, die inzwischen verwitwet war.


Am 9. Dezember 1902 verlieh die Universitas Germana-Americana in Chicago Karl May den Doctor honoris causa (Dr. h.c. – Ehrendoktor) für sein Werk Im Reiche des Silbernen Löwen. Man vermutet stark, dass May oder Klara Plöhn diese Verleihung organisierte, um den bis dahin geführten Doktortitel nachträglich auf eine rechtliche Grundlage zu stellen. Die genannte Universität war schon damals eine bekannte „Doktormühle“, wo gegen Entgelt alle möglichen Abschlüsse gekauft werden konnten.
1908 unternahm Karl May mit Klara die erste und einzige Amerikareise. Auch diese bewegte sich auf rein touristischen Bahnen und den Wilden Westen hat Karl May nie gesehen. Trotzdem entstand dabei auch das einzige Foto, das Karl May mit einem Indianer zeigt.
Jubelnde Anerkennung erlebte er am 22. März 1912, als er auf Einladung des Akademischen Verbands für Literatur und Musik in Wien einen Vortrag "Empor ins Reich der Edelmenschen" hielt. Dabei kam es auch zum Zusammentreffen mit der befreundeten Friedensaktivistin Bertha von Suttner. Karl May starb eine Woche später, am 30. März 1912. Todesursache laut Bestattungsbuch: "Herzparalyse, acute Bronchitis, Asthma." In heutiger Zeit wird ein (unerkannter) Lungenkrebs nicht ausgeschlossen. Er wurde in Radebeul beigesetzt. Sein Grab ist noch heute erhalten.
Künstlerisches Schaffen
Karl May ist einer der erfolgreichsten Autoren von Kolportageromanen und Trivialliteratur des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Seine Abenteuerromane und Jugenderzählungen wurden in mehr als 33 Sprachen übersetzt und erreichten eine Gesamtauflage von über 200 Millionen. Sie schildern Reisen zu exotischen Schauplätzen, wie in den Wilden Westen und den vorderen Orient (die er entgegen seinen Behauptungen erst teilweise in seinem letzten Lebensjahrzehnt als bereits erfolgreicher Schriftsteller angetreten hatte). Dabei wendet er sich von einem christlichen Standpunkt dem Schicksal der unterdrückten Völker zu.
Viele seiner Bücher sind aus der Ich-Perspektive des Protagonisten (Helden) geschrieben. Ihm wurde in diesem Zusammenhang Hochstapelei und Pseudologie (zwanghaftes Lügen) vorgeworfen. Die in seinen Büchern beschriebenen Fakten recherchierte er jedoch gewissenhaft.
Obwohl sich May sehr bewusst von den ethnologischen Vorurteilen seiner Zeit absetzen wollte und auch gegen die öffentliche Meinung anschrieb ("Winnetou", "Durchs wilde Kurdistan", "Und Friede auf Erden!") kommen in seinen Werken auch Formulierungen vor, die aus heutiger Perspektive vielleicht als rassistisch betrachtet werden können, jedoch den Paradigmen seiner Zeit unterlagen. Beispielsweise gibt es einige pauschale abwertende Aussagen über Iren, Juden, Armenier, Chinesen und Mestizen. Zugleich aber werden Chinesen oder Mestizen in seinen Romanen auch als positive Figuren dargestellt, die zumindest als Ausnahmecharaktere den gängigen Klischees widersprechen. Von dem Nationalismus und nicht selten auch Rassismus, der das wilhelminische Deutschland seiner Zeit prägte, blieb so auch May nicht unbeeinflusst, doch steht der Anteil derart problematischer Äußerungen quantitativ in keinem Verhältnis zu den Tausenden Seiten, auf denen er um Toleranz und Verständnis für andere Kulturen warb.
In seinem Spätwerk löste May sich von der Abenteuerschriftstellerei und schrieb symbolische Romane mit weltanschaulich-religiösem Inhalt und pazifistischer Tendenz. Von späteren Lesern wurden diese Romane oder doch einige ihrer dominierenden Stilzüge als dem Surrealismus nahestehend empfunden. Die späten Werke Ardistan und Dschinnistan (1909), Und Friede auf Erden (1904) sowie vor allem Winnetou IV gelten als seine literarisch belangvollsten Werke, wenngleich es an kritischen Stimmen nicht mangelt, die darin eine Verirrung sehen wollen. Große Bedeutung hatte im Zusammenhang dieser letzten literarischen Entwicklungsstufe die Freundschaft mit dem Jugendstilmaler und Bildhauer Sascha Schneider. Schneider schuf neben einer Serie von Deckelillustrationen für die Bände Karl Mays auch ein großes Wandgemälde (Der Chodem) für den Empfangssalon des Schriftstellers in dessen Villa in Radebeul. Er selbst betonte immer wieder die Wichtigkeit seines Spätwerks.
Ausgaben
Der Karl-May-Verlag wurde am 1. Juli 1913 von Klara May (der Witwe des Autors), Friedrich Ernst Fehsenfeld (dem Hausverleger Karl Mays) und dem Juristen Dr. Euchar Albrecht Schmid gemeinsam gegründet. Fehsenfeld schied 1921 aus Altersgründen aus. Nach dem Tode von Klara May am 31. Dezember 1944 übernahm die Karl-May-Stiftung deren Erbe. Nach dem Tode von Euchar Albrecht Schmid im Jahr 1951 übernahmen dessen Söhne Joachim, Roland und Lothar Schmid den Verlag. Nach dem Tod von Roland und Joachim kam Lothar Schmids Sohn Bernhard dazu. Der Verlag verlegt bis heute nahezu ausschließlich die Werke Karl Mays sowie Sekundärmaterialien. Neben den Gesammelten Werken (den klassischen Grünen Bänden) gibt er auch ein umfangreiches Reprintprogramm heraus. Da die rechtliche Schutzfrist für Mays Werke im Jahr 1963 verfiel, werden sie seither auch von anderen Verlagen veröffentlicht. Der Karl-May-Verlag hat jedoch lange Zeit mit allen juristischen Mitteln versucht, seine dominierende Stellung gegenüber allen Konkurrenten zu bewahren. Zugute kam ihm dabei oftmals, dass zwar die Rechte an den Originaltexten frei wurden, die Bearbeitungen aber noch schutzwürdig waren. Eine Tatsache, die von vielen konkurrierenden Verlagen - oft aus Unkenntnis - nicht beachtet wurde.
Karl May selbst hat sich gegen Überarbeitung seiner Werke ausgesprochen:
- "Ich habe Korrekturen und Kürzungen nie geduldet. Der Leser soll mich so kennen lernen, wie ich bin, mit allen Fehlern und Schwächen, nicht aber, wie der Redakteur mich zustutzt." (Mein Leben und Streben)
Teilweise führte er aus diesem Grund Prozesse gegen Verleger (Adalbert Fischer) oder brach den Kontakt mit Zeitschriften, deren Redakteure sich nicht an diese Forderung hielten (Heinrich Keiter vom Deutschen Hausschatz), für längere Zeit ab. Gleichzeitig duldete er jedoch häufig diese Änderungen stillschweigend und/oder übernahm sie sogar in seine Buchausgabe (z.B "Satan und Ischariot II").
Die Gesammelten Werke (seit 1913; bis 2006: 87 Bände) sind in unterschiedlichem Umfang bearbeitet worden, wobei sich der Karl-May-Verlag auf eine schriftliche Ermächtigung Klara Mays zur „Bearbeitung“ der Werke ihres Mannes stützte. Einige Bände enthalten inhaltliche Änderungen geringeren Umfangs sowie stilistische Glättungen (wobei die Ersetzung von Fremdwörtern noch den geringfügigsten Eingriff darstellt), in anderen hingegen wurden nicht nur Handlungsstränge umgestellt oder Personen umbenannt, sondern ganze Teile gestrichen oder neu eingefügt. In einigen Texten (Professor Vitzliputzli) wurden deutschnationale Passagen interpoliert, und während des Nationalsozialismus wurde Winnetou IV durch hinzugefügte rassistische Passagen an die herrschenden Vorstellungen angepasst. Diese Bearbeitungen setzten sich in anderer Form auch in der Nachkriegszeit fort. Einige spätere Ausgaben des ersten Winnetou-Bandes weichen in rund 11.000 Stellen (ohne Berücksichtigung von Interpunktionsänderungen) von der Erstausgabe ab, einige Bände der Gesammelten Werke stammen nur zu einem geringen Teil von May selbst. Zu den Bearbeitern zählten u.a. Franz Kandolf und Otto Eicke. Auch Hans Wollschläger, später einer der Hauptkritiker des Verlags, war 17 Jahre lang einer von dessen Lektoren, er wird jedoch in den von ihm betreuten Bänden namentlich nicht genannt; seine Bemühungen, den Wortlaut wieder an die Originale anzupassen, haben zum Teil erst in den 1990er-Jahren in die grünen Bände Eingang gefunden.
Die Aufdeckung dieser massiven Texteingriffe durch Arno Schmidt im Jahr 1963 führte zu erheblicher jahrzehntelanger Kritik am Verlag, der sich erst allmählich dazu verstehen konnte, die Eingriffe teilweise zurückzunehmen. Für eine ernsthafte Beschäftigung mit Karl May sind die grünen Bände des Karl-May-Verlages - mit Ausnahme der jüngsten, oft erstmals aus den Handschriften edierten und sorgfältiger gearbeiteten Bände - nicht geeignet, jedoch hat der Verlag 1982-1984 einen Reprint der Erstausgaben in 33 Bänden nebst Ergänzungsbänden vorgelegt und im Jahr 2005 eine „Kritische Ausgabe nach den Manuskripten“ begonnen, in der die Alterswerke neu ediert werden.
Seit 1987 erscheint eine auf 120 Bände ausgelegte historisch-kritische Ausgabe, die von Hermann Wiedenroth (eine Zeitlang zusammen mit Hans Wollschläger) herausgegeben wird; sie erschien zunächst im Greno-Verlag, zwischenzeitlich bei Haffmans in Zürich und seit 1993 im Eigenverlag des Herausgebers (Bücherhaus, Bargfeld). Diese philologisch zuverlässige Ausgabe bemüht sich um den Abdruck des authentischen Wortlaut in den Erstausgaben und, wo möglich, auch in den Autorhandschriften und gibt Auskunft über die Textgeschichte. Sie war von - letzten Endes vergeblichen - Bemühungen des Karl-May-Verlages begleitet, den Konkurrenten mit juristischen Mitteln zu behindern und ihm die Kritik an den Gesammelten Werken zu verbieten. Nach den jahrelangen Auseinandersetzungen und den mehrmaligen Verlagswechseln soll die Ausgabe laut einer Ankündigung Wiedenroths vom 1. April 2006 in den Karl-May-Verlag übernommen werden.
Der Weltbild-Verlag hat eine illustrierte Ausgabe in 92 Bänden veröffentlicht, die als die beste verfügbare, annähernd vollständige Ausgabe gilt. Weitere umfangreiche Editionen gab es von Bertelsmann (Lesering; 30 Bände, stark bearbeiteter Text; Auswahl), Verlag Manfred Pawlak (74 Bände; unbearbeitet, aber unvollständig) und Verlag Neues Leben (66 Bände, orthographisch modernisierter Originaltext; Edition durch Verlagsinsolvenz abgebrochen). Die Karl-May-Gesellschaft veröffentlicht eine Reprint-Reihe, die vornehmlich Karl Mays Zeitschriften-Veröffentlichungen wieder zugänglich macht.
Die Museen
Radebeul


In Radebeul wurde am 1. Dezember 1928 in der Villa Shatterhand ein Karl-May-Museum eröffnet. Neben seiner erhaltenen Bibliothek, die auf Antrag zu Forschungszwecken genutzt werden kann, sind auch original wieder hergerichtete Räume Teil der Ausstellung. Unter anderem sind auch die Nachbauten der Waffen Henrystutzen, Bärentöter und Silberbüchse, sowie eine Büste von Winnetou ausgestellt.
In der ebenfalls auf dem Gelände stehenden Villa Bärenfett ist ein Indianermuseum zur Geschichte und zum Leben der nordamerikanischen Indianer untergebracht. Der Grundstock der Indianer-Sammlung wurde von Karl May selbst gelegt. Seine Witwe Klara ergänzte ihn. Aber der größte und bedeutsamste Teil stammt von Patty Frank (eigentlich Ernst Tobis), der seine vollständige Sammlung zur Verfügung stellte, im Gegenzug Kustos des Museums wurde und in der Villa Bärenfett kostenfrei bis zu seinem Tode wohnen durfte. Das "Kaminzimmer" der Villa Bärenfett dient auch als Veranstaltungsort.
Hohenstein-Ernstthal
In Hohenstein-Ernstthal befindet sich das unter Denkmalschutz stehende Karl-May-Haus, in dem Karl May am 25. Februar 1842 zur Welt kam. An dem etwa 300 Jahre alten Weberhaus wurde 1929 eine Erinnerungstafel für den berühmtesten Sohn der Stadt angebracht. Im Zuge der May-Renaissance in der DDR wurde es 1985 Gedenkstätte und Museum in Trägerschaft der Stadtverwaltung und wird inzwischen von dem Dipl.-Historiker André Neubert geleitet, dem ein Wissenschaftlicher Beirat unter dem Vorsitz von Dr. Christian Heermann beratend zur Seite steht. Neben der Dauerausstellung zu Mays Biografie, gibt es ebenfalls wieder hergerichtete Räume (z.B. Weberstube) und eine große Sammlung an fremdsprachigen Ausgaben zu sehen.
Zu dem Komplex gehört neben dem eigentlichen Geburtshaus auch eine Begegnungsstätte auf der gegenüberliegenden Straßenseite, in der jährlich zwischen dem 25. Februar und dem 30. März eine große Sonderausstellung und über das Jahr verteilt kleinere Ausstellungen gezeigt werden. In der Begegnungsstätte finden regelmäßig öffentliche Vorträge statt und der Wissenschaftliche Beirat des Museums tagt dort. Bestandteil der Ausstellung ist auch das erhaltene Arbeitszimmer von Werner Legère. Gegenüber des Karl-May-Hauses (und neben der Begegnungsstätte) existiert seit Sommer 2006 ein öffentlich zugängliches Lapidarium.
In Hohenstein-Ernstthal sind alle erhaltenen May-Stätten mit Erinnerungsplaketten versehen. Außerhalb der Stadt liegt die Karl-May-Höhle, in der Karl May während seiner wilden Jahre zeitweise Unterschlupf fand.
Vereine
Neben den Museen gibt es auch verschiedene Arbeits- oder Freundeskreise, die sich mit Karl May befassen und oft öffentlich mit Veranstaltungsreihen auftreten. Der größte ist die Karl-May-Gesellschaft mit knapp 1800 Mitgliedern. Weitere Vereine gibt es um die beiden Museen (Freundes- und Förderkreis Radebeul; Förderverein Karl-May-Haus) und - ohne konkreten Bezugspunkt - in Wien, Cottbus, Leipzig, Stuttgart und Berlin.
Während viele der oben genannten Vereine eigene Publikationen herausgeben ("Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft", "Karl-May-Haus Information", "Der Beobachter an der Elbe", "Wiener Karl-May-Brief", "Karl May in Leipzig"), besteht das Karl-May-Magazin unabhängig davon.
Werke

May schrieb seine Erzählungen und Romane auch unter mehreren Pseudonymen, unter anderem: Capitain Ramon Diaz de la Escosura, M. Gisela, Hobble-Frank, Karl Hohenthal, D. Jam, Prinz Muhamêl Lautréaumont, Ernst von Linden, P. van der Löwen, Emma Pollmer und Richard Plöhn. Die meisten der pseudonym oder anonym erschienenen Texte sind inzwischen eindeutig zugeordnet.
Reiseerzählungen
- Durch Wüste und Harem, auch Durch die Wüste (1892)
- Durchs wilde Kurdistan (1892)
- Von Bagdad nach Stambul (1892)
- In den Schluchten des Balkan (1892)
- Durch das Land der Skipetaren (1892)
- Der Schut (1892)
- Winnetou I-III (1893)
- Winnetou (digitale Rekonstruktion UB Bielefeld)
- Orangen und Datteln (1893), auch Sand des Verderbens
- Am Stillen Ozean (1894)
- Am Rio de la Plata (1894)
- In den Cordilleren (1894)
- Old Surehand I (1894)
- Old Surehand II (1895), auch Kapitän Kaiman
- Im Lande des Mahdi I-III (1896)
- Old Surehand III (1897), auch Old Surehand II
- Satan und Ischariot I-III (1896/97)
- Auf fremden Pfaden (1897)
- „Weihnacht!“ (1897), auch Weihnacht im Wilden Westen
- Im Reiche des silbernen Löwen I-II (1898)
- Am Jenseits (1899)
- Im Reiche des silbernen Löwen III-IV (1902/03)
- Und Friede auf Erden! (1904)
- Ardistan und Dschinnistan I-II (1909)
- Winnetou IV (1910), auch Winnetous Erben
Jugenderzählungen

- Im fernen Westen (1879)
- Der Waldläufer (digitale Rekonstruktion: UB Bielefeld)
- Der Sohn des Bärenjägers (1887), auch Unter Geiern (1. Teil)
- Der Geist des Llano estacado (1888), auch Unter Geiern (2. Teil)
- Kong-Kheou, das Ehrenwort (1888/89), auch Der blaurote Methusalem
- Die Sklavenkarawane (1889/90)
- Der Schatz im Silbersee (1890/91)
- Das Vermächtnis des Inka (1891/92)
- Der Oelprinz (1893/94), auch Der Ölprinz
- Der schwarze Mustang (1896/97), auch Halbblut
Lieferungsromane
- Der beiden Quitzows letzte Fahrten (1876/77)
- Auf hoher See gefangen (1877/78), auch Auf der See gefangen
- Szepter und Hammer (1879/80), auch Zepter und Hammer
- Die Juweleninsel (1880-82)
- Waldröschen (1882-84)
- Die Liebe des Ulanen (1883-85)
- Der verlorne Sohn (1884-86)
- Deutsche Herzen - Deutsche Helden (1885-88)
- Der Weg zum Glück (1886-88)
(Da die Lieferungsromane oftmals mehrere tausend Seiten umfassten, sind sie in späteren Buchausgaben auf mehrere Bände verteilt. Die einzelnen Titel sind von Verlag zu Verlag unterschiedlich. Eine vergleichende Übersicht gibt es hier (Kolportageromane).
Siehe auch: Karl Mays Kolportageromane
Sonstige Werke
Gedichte
- Himmelsgedanken (1900) (Gedichtzyklus)
- Eine Pilgerreise in das Morgenland (Gedichtzyklus)
und zahlreiche einzelne Gedichte; teilweise ins Werk eingebaut.
Essays
- Geographische Predigten (1875)
- Das Buch der Liebe (1876)
- Ein wohlgemeintes Wort (1882)
- Briefe über Kunst (1906/07)
Drama
- Babel und Bibel (1906)
Autobiografie
- Mein Leben und Streben (1910)
- Meine Beichte'
und verschiedene Prozessschriften, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren.
Kompositionen
Karl May trat auch als Komponist in Erscheinung. Er komponierte zwei weit bekannte romantische Chorlieder ("Ave Maria" und "Vergiss mich nicht"). Vor allem das erstgenannte gehört zum Repertoire zahlreicher Gesangsvereine im ganzen deutschsprachigen Raum. Weitere Chorwerke:
- Choral aus der Osterkantate (Fragment)
- Nun gehst du hin in Frieden (für Männerchor)
- An die Sterne (für 4-8-stimmigen Männerchor)
- Nottourne (Soloquartett für 4 Männerstimmen)
- Serenade (Melodie Wilhelm Heiser, Satz Karl May)
- Ave Maria der Gondolieri am Traghetto della Salute (für zwei 4-stimmige Männerchöre, Text Ida von Düringsfeld)
- Weihnachtskantate (für zwei 4-stimmige Männerchöre, Text Lukas-Evangelium)
Die Breitenwirkung von Karl May
Seine Leser

Karl May zählte jahrzehntelang zu den meist gelesenen Schriftstellern Deutschlands. Ganze Generationen bezogen ihr Bild von den Indianern oder dem Orient aus seinen Werken.
Zu den prominentesten Lesern (und öffentlichen Befürwortern) seiner Werke gehören Bertha von Suttner, Karl Liebknecht, Ernst Bloch, Carl Zuckmayer, Adolf Hitler, Albert Einstein, Heinrich Mann, Hermann Hesse, Heiner Müller, Hermann Kant, Helmut Kohl, Arno Schmidt sowie Rio Reiser.
Übersetzungen
Karl Mays Werke wurden in viele Sprachen übersetzt, darunter auch Latein, Esperanto und Volapük. Auffällig ist aber, dass seine Werke im englischsprachigen Raum kaum verbreitet sind. Angeblich widersetzte er sich selbst einer Übersetzung ins Englische, da sonst „Santers Sohn herausfinden könne, wo der Nugget Tsil liegt, und das Gold dort finden könnte“. Seit 1999 bemühen sich Karl-May-Liebhaber um die Übersetzung von Mays Werken ins Englische; sie werden von dem Verlag "Nemsi Books" veröffentlicht. Das Karl-May-Haus in Hohenstein-Ernstthal sammelt gezielt fremdsprachige Ausgaben.
Illustrationen
- Klaus Dill (1922-2002)
- Oskar Herrfurth (1862-1934))
- Ewald Thiel (1855-?)
Karl May in verschiedenen Medien
- Von verschiedenen Romanen liegen Hörspielbearbeitungen vor. Die ersten entstanden bereits in der 1920er/1930er Jahren; die neuesten Produktionen erscheinen in diesem Jahr.
- Nach 23 seiner Romanstoffe wurden seit 1920 Kinofilme (Karl-May-Filme) hergestellt, und sechs Romane (oder Teile davon) dienten Fernsehserien als Vorlage, wenn auch bei den meisten Filmen und Fernsehserien von Karl May, außer den Namen der handelnden Personen, nicht viel übrig geblieben ist.
- 1993 erschien auch ein VGA-Grafikadventure „Der Schatz im Silbersee“.
Über Karl May und sein Leben selbst erschienen bisher die folgenden Kino- und Fernsehverfilmungen:
- Freispruch für Old Shatterhand - 1965, 60 Minuten, mit Friedrich G. Beckhaus als Karl May
- Karl May (1974) - Kinofilm von Hans-Jürgen Syberberg, mit Helmut Käutner als Karl May
- Karl May (1992) - 1992, ZDF, 6 Folgen zu je 52 Minuten, mit Henry Hübchen als erwachsener Karl May
Festspiele und Theater
- Verschiedene Romanbearbeitungen werden seit den 1940er Jahren auch auf Freilichtbühnen aufgeführt. Die bekanntesten Inszenierungen sind die jährlich stattfindenden Karl-May-Festspiele in Elspe sowie in Bad Segeberg. Auch die in Radebeul beheimateten Landesbühnen Sachsen führen regelmäßig Stücke nach Karl May auf der Felsenbühne Rathen in der Sächsischen Schweiz auf. Insgesamt wurden allein 2006 auf 14 Bühnen Stücke nach Karl May aufgeführt.
- 1966 und 1968 fanden sogenannte Karl-May-Festivals in der Berliner Deutschlandhalle statt.
- Das mittelalterliche Historiendrama Wildwasser von Michael Sens, frei nach der gleichnamigen Erzählung von Karl May fand seine Uraufführung am 23. Juni 2005 auf dem Burgtheater in Ziesar. Wildwasser ist die einzige, am Originalschauplatz als Theaterstück inszenierte Karl-May-Erzählung.
- 2006 wurde ein Oratorium von Günter Neubert mit Texten von Jesaja und Karl May in Dresden uraufgeführt.
Comics
Etliche Comics entstanden auch nach Texten von Karl May. Sehr erfolgreich war z.B. die Reihe von Helmut Nickel im Verlag Walter Lehning.
Fortsetzungen und Parodien
Seine Bücher sind so populär, dass es viele Fortsetzungen anderer Autoren gibt. Schon zu Lebzeiten wurde May parodiert oder unverhohlen kopiert. Jetzt erscheinen auch noch "neue Romane" mit seinen Helden. Bekannt wurden die Fortsetzungen von Franz Kandolf, dessen Roman "In Mekka" bei den Veröffentlichungen des Karl-May-Verlages sogar in das offizielle Werkeverzeichnis Karl Mays eingegliedert wurde, Edmund Theil, Friederike Chudoba, Jörg Kastner, Heinz Grill, Otto Emersleben, Thomas Jeier, Jutta Laroche und Reinhard Marheinecke.
Großer Beliebtheit erfreute sich die 2001 erschienene Karl-May-Film-Satire Der Schuh des Manitu. Dabei werden allerdings weniger die Bücher als vielmehr die berühmten Verfilmungen durch den Kakao gezogen.
Es gibt inzwischen auch verschiedene Romane mit und um Karl May, beispielsweise "Karl May und der Wettermacher" von Jürgen Heinzerling), "Old Shatterhand in Moabit" von Walter Püschel und "Swallow, mein wackerer Mustang" von Erich Loest.
Siehe auch:
Literatur
- Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft. Hrsg. von Claus Roxin u.a. Hansa, Husum 1970-. (Volltextausgabe bis Jahrgang 2003 im Internet)
- Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Karl May. Verlag text + kritik, München 1987. (text + kritik Sonderband) ISBN 3-88377-180-5 (Aufsatzsammlung)
- Harald Eggebrecht (Hrsg.): Karl May der sächsische Phantast. Fischer, Frankfurt am Main 1987. ISBN 3-596-26873-7 (Aufsatzsammlung)
- Christian Heermann: Winnetous Blutsbruder. Karl-May-Biografie. Karl-May-Verlag, Bamberg 2002. ISBN 3780201615 (populärwissenschaftlich, aber exakt); vgl. auch: ders., Der Mann, der Old Shatterhand war, Eine Karl-May-Biographie, Berlin DDR (Verlag der Nation) 1988, ISBN 3-373-00258-3
- Arno Schmidt: Sitara und der Weg dorthin. Stahlberg, Karlsruhe 1963; Fischer, Frankfurt am Main 1998. ISBN 3-596-13797-7 (eigenwillige und umstrittene psychoanalytische Interpretation des Werks)
- Dieter Sudhoff und Hans-Dieter Steinmetz (Hrsg.): Karl-May-Chronik. 5 Bde.+ Begleitbuch Karl-May-Verlag, Bamberg 2005-2006. ISBN 3-7802-0170-4 (2.900 Seiten; Grundlagenwerk)
- Gert Ueding (Hrsg.): Karl-May-Handbuch. 2. erw. u. bearb. Aufl. Königshausen & Neumann, Würzburg 2001. ISBN 3-8260-1813-3 (Grundlegendes Handbuch, sehr ausführlich)
- Hermann Wohlgschaft:Karl May – Leben und Werk. 3 Bde. Bücherhaus, Bargfeld 2005. ISBN 1921019190 (Karl Mays Leben auf über 2.500 Seiten)
- Hans Wollschläger: Karl May : Grundriß eines gebrochenen Lebens. Diogenes, Zürich 1965. 2. Aufl. 1976, 3. Aufl. Wallstein, Göttingen 2004. ISBN 3-89244-740-3 (bahnbrechende biographische Studie)