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Geschichte Saudi-Arabiens

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Der Name Saudi-Arabien ist von der herrschenden Dynastie der Saud abgeleitet, die seit dem 18. Jahrhundert in Verbindung mit der islamischen Erneuerungsbewegung der Wahhabiten im Nadschd herrschte.

Vorislamische Geschichte

Weltgeschichtliche Bedeutung erlangte Zentralarabien erst mit dem Auftreten des Propheten Muhammad im 7. Jahrhundert Vor dem Auftreten des Religionsgründers war Arabien von Beduinenstämmen bevölkert, die Land- und Karawanenwirtschaft betrieben und durch den Weihrauchhandel Bedeutung erlangten. Die einflussreichsten Stämme in der vorislamischen Zeit waren die Nabatäer, die Ghassaniden, die Lachmiden und die Kinda.

Zeit des Islam - Aufstieg und Niedergang

Mit der Begründung des Islam durch den Propheten Muhammad, gelang diesem zwischen 622 und 632 die Vereinigung der Stämme Arabiens. Nach seinem Tod setzten seine Nachfolger (Kalifen) die Verbreitung des Islam fort. Schon im 8. Jahrhundert reichte das Kalifat von Andalusien bis nach Indien und Mittelasien sowie vom Kaukasus bis weit in die Sahara hinein. Schon bald nach der Entstehung des Kalifats verlor Arabien seine politische Bedeutung, als die Umayyaden und Abbasiden die Hauptstadt nach Damaskus bzw. Bagdad verlegten.

Nur auf Grund der Heiligen Stätten Mekka und Medina behielt zumindest des Hedschas seine Bedeutung für die islamische Welt. Auch die Randgebiete im Osten (al-Hasa) konnten sich durch Handel wirtschaftlich entwickeln. Diese Gebiete wurden im 16. Jahrhundert aber von den Osmanen unterworfen. Mit der Entdeckung des Seewegs von Europa nach Indien durch Portugal verlor Arabien auch seine Funktion als Durchgangsland für den Handel zwischen Indien und dem Mittelmeerraum.

Wahabiten

Im 18. Jahrhundert begründete Muhammad ibn Saud (1735-1765) die Dynastie der Saud im Nadschd. Er verbündete sich dabei mit Muhammad ibn Abd al Wahhab, dem Begründer einer strengen islamischen Erneuerungsbewegung. Die Anhänger dieser neuen Lehre, die Wahabiten kamen unter die politische Führung der Dynastie Saud, begannen die Beduinenstämme zu vereinigen und die arabischen Randgebiete anzugreifen. So wurden 1803 Mekka und Medina besetzt. Dies führte zu osmanischen Gegenreaktionen. So eroberten ägyptische Truppen den Hedschas zurück und zerschlugen das Wahabitenreich. Zwar wurde das Reich von Turki as-Saud (1820-1834) im Nadschd neu errichtet, doch brach es nach dynastischen Machtkämpfen unter den Angriffen der Schammar 1884/1891 zusammen.

20. Jahrhundert

1901 eroberte Abd al-Aziz ibn Saud (1901-1953) Riad zurück und begründete das Saudi-Reich neu. Nach der Unterwerfung des Hedschas (1924) proklamierte er am 23.09.1932 das Königreich Saudi-Arabien. Im 2. Weltkrieg verhielten sich Saudi-Arabien neutral, bis sie den USA gegen Mitte des Krieges gestatteten einen Luftwaffenstützpunkt auf ihrem Territorium zu errichten, und damit Deutschland den Krieg erklärten. Nach 1945 stieg das Land zum wichtigsten Erdöllieferanten für die Weltwirtschaft auf. Die USA erhielten dazu vom saudischen König ein Monopol. Damit begann der rasche wirtschaftliche Aufschwung des Landes. Der Großteil der bis dato als Nomaden lebenden Bevölkerung wurde sesshaft.

Geschichte nach 1945

Ebenfalls 1945 wurde mit der Arabische Liga ein Rat der arabischen Staaten gegründet. Die arabische Liga versuchte 1948 die Staatsgründung Israels mit dem Palästinakrieg zu verhindern, in dem sich auch Saudi-Arabien engagierte. In den 1950er Jahren ließ der König einen Ministerrat zu, der aber nur eine beratende Funktion besitzt. 1960 war das Königreich ein Gründerstaat der OPEC. Saudi-Arabien unterstützt immer wieder einzelne Parteien in Bürgerkriegstaaten wie dem Jemen und kommt damit in Konflikt mit anderen arabischen Staaten. 1963 wurde die Sklaverei abgeschafft, wobei die Sklaven durch Gastarbeiter aus den arabischen Nachbarstaaten sowie Süd- und Südostasien und Afrika ersetzt wurden. Die Gastarbeiter sind bis heute eine wichtige Stütze der Wirtschaft des Landes. In den 1960er und 1970er Jahren kam es immer wieder zu Grenzkonflikten mit dem Jemen, die 1976 mit einem Friedensvertrag beigelegt werden konnten. Eine entgültige Festlegung der Grenze erfolgte erst 2000.

Golfkriege

1. Golfkrieg

Im ersten Golfkrieg (1980-1988) unterstützte Saudi-Arabien den Irak gegen den Iran. Auf Grund der islamischen Revolution im Iran und der sowjetischen Besetzung von Afghanistan erfolgte unter Fahd ibn Abd al-Aziz seit 1982 eine verstärkte Anlehnung an die USA, von der man sich in der Zwischenzeit etwas distanziert hatte. Damit verbunden ist der Aufbau einer vom Erdöl unabhängigen Industrie sowie großen Investitionen in die Infrastruktur, Straßen und Flughäfen sowie die Festigung der Beziehung zu den Nachbarstaaten durch Grenzabkommen.

2. Golfkrieg

Wie prekär die Sicherheitslage eines so reichen Ölstaates wie Saudi-Arabien ist, wurde mit der Besetzung Kuwaits (1990-1991) durch den Irak deutlich. Saudi-Arabien musste ein Bündnis mit den USA und anderen westlichen Staaten eingehen um sich selbst zu schützen und um die Iraker wieder aus Kuwait zu vertreiben. Saudi-Arabien trug dafür fast 40 % der Kriegskosten. Allerdings führte die Stationierung amerikanischer Truppen im Land zu heftiger Kritik islamischer Fundamentalisten die sich zunehmend gegen das Königshaus richtet und in jüngerer Vergangenheit zu mehreren Terroranschlägen auf westliche Einrichtungen führte.

Erstarkender Fundamentalismus

Seit 1992 reagiert die politische Führung zunehmend auf den Druck der Opposition gegen die absolutistische Herrschaft der Saud-Dynastie. So wurde 1992 die erste schriftliche Verfassung auf der Basis der Scharia erlassen. 1993 wurde dann ein neues beratendes Gremium eingerichtet, das sich aus islamischen Würdenträgern und Geschäftsleuten zusammensetzt und vier Jahre im Amt ist. Auch wurde das Land in neue Regierungsbezirke aufgeteilt. Die Gouverneure werden aber immer noch direkt vom König ernannt. In den 1990er Jahren kommt es immer wieder zu Unfällen bei der jährlichen Hadsch, zu terroristischen Anschlägen gegen ausländische Truppen und Protesten gegen das Königshaus, die aber keine größeren Folgen auf die Politik des Königshauses haben, das immer noch einen Spagat zwischen Mittelalter und Moderne übt.

3. Golfkrieg

Mit den Anschlägen auf das World Trade Center in New York im September 2001 fällt erneut schlechtes Licht auf das Königreich, da der Großteil der Terroristen aus Saudi-Arabien stammt, und das Land unter Verdacht gerät terroristische Vereinigungen wie die Hamas in Israel und die al-Qaida finanziell zu unterstützen. Während des dritten Golfkrieges (2003) verweigerte Saudi-Arabien die Nutzung der Militärstützpunkte durch die US-Truppen, so dass seitdem eine Abkühlung des Verhältnisses zu den USA zu beobachten ist. Das Hauptquartier der US-Truppen wurde deshalb nach Katar verlegt.

Siehe auch: Dynastie der Saud

Literatur:

… mit Säbel und Koran, Saudi-Arabien oder der Aufstieg der Königsfamilie Saud und der Wahabiten, J.-D. Brandes, Verlag Thorbecke, 1999