Leder

Leder ist ein Material, das durch Gerben aus der Haut von Tieren gewonnen wird, dabei kann es sich im weiteren Sinn auch um Felle (Pelz) handeln. Durch das Gerben wird die Haut so umgewandelt, dass ihre Haupteigenschaften erhalten bleiben, sie jedoch keinen so schnell einsetzenden Abbauprozessen wie z. B. dem Faulen mehr ausgesetzt ist.
Eigenschaften und Qualität
Leder ist ein geschmeidiges, zähes, relativ festes, haltbares und vielseitig einsetzbares Material. Es ist relativ undurchlässig für Wasser, trotzdem ist es atmungsaktiv, d. h. ausreichend durchlässig für Luft und Wasserdampf.
Für die fachkundige Beschreibung und Beurteilung von Leder sind die Dichte (spezifisches Gewicht), die Zugfestigkeit, die Dehnbarkeit, die Bruchfestigkeit des Narbens, die Wasser- und Luftdurchlässigkeit, die Lichtbeständigkeit und die Schrumpfung entscheidend. Die Qualität des Leder wird durch verschiedene Parameter bestimmt: Reißfestigkeit, Wasserdurchlässigkeit oder Wasserdampfdurchlässigkeit, Schrumpfverhalten, den Gehalt an Wasser, Asche oder sonstiger Chemikalien.
Geschichte
Frühgeschichte und Römisches Reich
Lange vor der Zeitenwende waren lederne Gegenstände in Ägypten, in Mesopotamien und bei den Israeliten in Gebrauch. Die pflanzliche Gerbung war schon im 4. Jahrtausend v. Chr. bei den Ägyptern bekannt. Auf dem Sarkophag von Ti, einem reichen Ägypter, der um 2850 v. Chr.-2700 v. Chr. gestorben sein muss, kann man Szenen mit Gerbern erkennen.
Während des römischen Imperiums wurde Leder viel für die Herstellung der Ausrüstung der römischen Soldaten der Legionen verwendet. Diese Produktion wurde vor allem in Rom durch eine Zunft der Leder- und Hautverkäufer aus Ostia geregelt. Der Lederhandel war u. a. auch einer der Gründe für die punischen Kriege; Karthago war ein Zwischenhandelsplatz zwischen den Märkten Nordafrikas und denen des Mittelmeers und hatte somit das Monopol für den Lederhandel in Europa und im Mittelmeerraum.
Vom 3. Jahrhundert an war der Lederhandel unter römischer Aufsicht. Vermutlich waren Südfrankreich und Spanien die Produktionszentren dieser Zeit. Dieses bestätigen vor allem Funde in Botonita (Zaragoza); dort wurde grössere Mengen Kalk, Schwefel und andere chemische Produkte gefunden, die vermutlich zum Gerben verwandt wurden. In den Ausgrabungen in Contrebia Belaisca wurden ebenfalls Beweise für die Existenz der Lederherstellung aus der Epoche vom 1. Jahrhundert v. Chr. bis zum 3. Jahrhundert v. Chr.) gefunden.
Mittelalter bis Barock
Später, nach dem Sturz des römischen Reichs, im Jahr 476, übernimmt Karl der Große die Gesetzgebung hinsichtlich der Lederherstellung und deren Handel. Er belegt einige Produkte mit einer Steuer. In dieser Zeit war das Leder relativ grob verarbeitet, und stammte meist aus einem nahen Einzugsgebiet, obwohl in Einzelfällen Leder auch importiert wurde.
Im Mittelalter war die Produktion von Leder in Vorderasien und Nordafrika sehr viel weiter fortgeschritten als in Europa, sowohl was die Quantität als auch was die Qualität anbetraf. Erst 1749 wurde die erste Saffianleder-Fabrik im Elsass errichtet.
Für die Mode dieser Zeit wurde oft Leder aus Sibirien importiert. Später wurde dieser Handel aber durch ein Monopol der Juden aus Warschau oder Lviv kontrolliert, die in direktem Kontakt mit den russischen Jägern standen.
Die Herstellung einzelner Lederarten war in Deutschland lange Zeit einzelnen Regionen oder Städten vorbehalten:
- Sohlleder in alter Grubengerbung im Rheinland, besonders in Trier, Malmedy (jetzt Belgien)
- Sohlleder in Schnellgerbung in Norddeutschland, besonders in Hamburg
- Rossleder in Holstein
- Lackleder, besonders Lackkalbleder in Worms und Mainz
- Lackleder für Wagenverdecke in Mülheim an der Ruhr
- Feine Wichskalbleder in Barr im Elsass
- Kipsoberleder in Backnang
- Farbige Leder in Offenbach am Main, wo heute noch die Lederwarenmesse stattfindet, und im Taunus
- Glacéleder in Berlin, Magdeburg, Altenburg und München
Moderne
Leder hat früh auch eine Bedeutung in Bereich der Bekleidung erreicht, wie es z. B. die Cowboys zeigen, die das Leder aufgrund seiner Resistenz gegen Wind und Wetter bevorzugten. Auch die ersten Piloten- und Motorradfahrerhelme waren aus diesem Material. Ausserdem wurde die Lederbekleidung oft mit den Heavy Metal-Gruppen assoziiert wie z. B. den Scorpions.
Verwendung
Leder gehört zu den ältesten von der Menschheit verwendeten Materialien zusammen mit Holz, Stein und Wolle. Erzeugnisse aus Leder werden als Lederwaren oder Portefeuilles bezeichnet. Darüber hinaus hat Leder Bedeutung und Verwendung in der Fetischszene. In der Geschichte wurde Leder auch für Waffen und Geräte verwendet. Verschiedene Holzgegenstände wurden mit Leder überzogen, wie z. B. die Truhen und kleinere Kästen. Auch die Würfelbecher bestanden meist aus Leder, ebenso wie die ersten Eimer.
Die nordamerikanischen Indianer verwendeten Leder nicht nur für die Bekleidung, aber auch als Zelt (Tipi). Es diente auch als Schreibuntergrund, für „Briefe“.
Das Leder wird immer nach Größe des „Fells“ verkauft. Diese Angaben werden heute noch in Quadratfuß gemacht. Ein Quadratfuß ist dabei 929 cm² groß.
Bekleidung
Leder wird hier einerseits in der Bekleidungsindustrie für Kleidungsstücke (z. B. Jacken, Hosen, Mäntel), Handschuhe, Sandalen und Schuhe. Daneben gibt es Schutz- und Funktionskleidung aus Leder (Fliegerjacken, Motorradkleidung, ...). Außerdem gibt es Leder-gürtel und auch -hüte.
Daher ist Leder heute ein Material wie jedes andere und damit auch gesellschaftsfähig. Lederjacken und Lederhosen z. B. haben den Status aufmüpfiger Jugendbekleidung verloren und sind zum fest etablierten Spektrum der Alltagskleidung, z.T. sogar zum Prestigeobjekt geworden. Daneben gibt es in den Trachten traditionell in Bayern die berühmten Lederhosen.
Daneben wird Leder auch im Arbeitsschutz, z. B. für Schürzen, Helme, usw. verwendet.
Accessoires
Accessorien aus Leder können sein: Taschen, Handtaschen, Geldbörsen oder Portemonnaies, Koffer, Kästen, Schmuckkästen, Futterale, Gürtel und Hüte. Es wird auch als Schmuck verwendet oder als Lederarmreif.
Möbel
In der Möbelindustrie wird Leder vor allem als Bezug verwendet z. B. von Möbeln wie Ledersofas und Ledersesseln. Im weitesten Sinn können hier auch die Ledersitze in den Autos genannt werden.
Sport
Beispiele sind hier Überzüge von Bällen (z. B. Fußball, Handball, Medizinball) oder Sportgeräten (z. B. Böcke, Boxsack).
Technik
Ein wachsender Anwendungsbereich ist die Technik oder Fahrzeugindustrie oder bei Generatoren. Schon früh wurde Leder für Transmissionsriemen oder Treibriemen o. ä. verwendet. Heute nimmt die Verwendung als Innenraum- oder Lenkradverkleidung sowie für Ledersitze zu (siehe dazu auch: Fahrzeugtuning). Auch der Blasebalg wurde teilweise aus Leder hergestellt. Vor Einführung von Plastiken wurde Leder auch zur Isolierung von elektrischen Kabeln eingesetzt. Auch als Dichtung, als Putz-, Wasch- und Filtrierleder wird Leder verwendet.
Ein historisches Beispiel für die Verwendung von Lederriemen ist das Bandalier.
Buchbinden
Im Bereich der Buchbinden wurde bereits seit ihren Anfängen Leder für die Einbandgestaltung verwendet.
Ledertapeten
Leder wurde auch in Form von Tapeten („Goldledertapeten“) für die Wandgestaltung verwendet.
Sattlerei
Leder ist der überwiegende Bestandteil von Sätteln und Geschirren für Pferde und Ochsen in Reitsport und Landwirtschaft. Auch die Peitschen wurden aus Lederschnüren hergestellt.
Waffen und Militär

In Rom und im Mittelalter Schild, Brustpanzer, Köcher, im afrikanischen Gebieten auch für Masken.
Materialbezogene Berufe
Es gibt zahlreiche unterschiedliche lederverarbeitende Handwerksberufe wie den Feintäschner, Gerber, Kürschner, Riemer, Sattler oder Schuhmacher. Im Mittelalter waren diese Berufe in Zünften organisiert. Die Lederberufe waren in folgende Zünfte eingeteilt: Lederer, sowie Weiss- und Rotgerber und Corduanmacher. Weitere Berufe waren: Beutler, Taschner, Gürtler, Buchbinder und Futteralmacher und Pergamenter. Heute beschäftigt sich auch der Restaurator, insbesondere der Buchrestaurator, der Archäologe und der Textilrestaurator, der sich auch generell mit Bekleidung beschäftigt.
Ausgangsmaterial
Für die Herstellung von Leder kann jede tierische Haut verwendet werden. Meist handelt es sich um die verarbeiteten Häute von Rindern, Kälbern, Schafen, Ziegen und Schwein. Am vielschichtigsten werden Rinderhäute eingesetzt. Es gibt sogar einige -wenn auch wenige- Beispiele für die Verwendung von menschlicher Haut in Bucheinbänden (!!!!!!!!). Daneben hat vor allem die Schuh-, Handtaschenproduktion und Modebranchen auch andere, vor allem exotische Quellen entdeckt. Dazu gehören Krokodile, Wildleder (Hirsch, Reh), Bison, Büffel, Känguru, Strauss, Lamm, Fische (Aalleder) und Schlangen. Vor allem das Krokodil- und das Schlangenleder war aufgrund von Modeerscheinungen sehr begehrt, was fast zur Ausrottung der Tierarten führte. Im Mittelalter und Barock wurde auch Hundehaut gegerbt. Diese fand vor allem auch Anwendung im Bereich des Buch- und anderen Drucken, wo die Applikation der Tinte auf den Druckstock mit einem Ledertampon ??? erfolgte. Da der Hund – seine Haut ist nicht von Schweissdrüsen durchsetzt – ein porenfreies Leder hat, wurde vor allem seine Haut für diesen Zweck verwendet. Katzen ???? In den 70er Jahren wurden vor allem Strausse gezüchtet, deren Fleisch und Leder vielseitig eingesetzt worden ist. Dieses Leder gilt als sehr fein und sehr haltbar und wird von sehr vielen aktuellen Modefirmen verwendet.
Das Ausgangsmaterial ist oft entscheidend für die Qualität des Leders. Das Känguru-Leder wird oft für die Motorradhandschuhe verwendet, für die es aufgrund seiner Stärke und Anpassungsfähigkeit eher geeingnet ist als Kuh- oder Rindsleder.
Herstellung
Die Eskimos stellten ihr Leder auf eine besondere Weise her. Die Felle wurden gewalkt und in Urin eingeweicht, dann mit den Zähnen gekaut, bis sie vollkommen geschmeidig und weich geworden sind.
Bei der Gerberei (Hauptartikel!) werden aus verderblichen, den natürlichen Abbauprozessen ausgesetzten Häuten ein dauerhafteres Produkt geschaffen. Die Häute werden zunächst in Salz oder durch Trocknen konserviert. In veschiedenen Prozessen wie der Weiche, dem Enthaaren und Entfleischen, dem Gerben usw. ensteht das Leder. In der Gerberei können verschiedene Rohstoffe eingesetzt werden. Bei der pflanzlichen Gerberei (vegetabile Gerbung, Lohgerberei) werden Gerbstoffe in Eichen- oder Fichtenrinden, Auszüge aus Quebracho-, Kastanien- oder Eichenholz, Mimosa-, Sumach- und andere Holz- bzw. Rindengerbstoffe verwendet. Bei der Mineralgerbung werden Chrom- (Chromgerberei) und Alaungerbung (Weißgerberei) unterschieden. Allgemein unterscheidet man drei Arten der GerbenGerberei]]:
- Lohgerberei oder Rotgerberei (mit pflanzlichen Stoffen)
- Sämischgerberei (mit tierischen Stoffen)
- Mineralgerberei (mit mineralischen Stoffen):
- die Weißgerberei
- die Chromgerberei
Die gegerbte Haut hat nach dem Gerben eine rauhe und eine glattere Seite. Die rauhe wird oft als „Fleischseite“ (Aasseite) bezeichnet, da sie ursprünglich dem Fleisch und den Muskeln zugewandt war. Die glatte wird als Narben bezeichnet und weist die arttypische Oberflächenstruktur auf. Diese „Narbenseite“ (oder Aasseite) kann in verschiedenen Verfahren ihrem Verwendungszweck angepasst werden. Dabei kommen chemische und mechanische Prozesse in Frage.
Dicke des Leders
Nach dem Gerben wird dickes Leder gespalten (Spaltleder). Die obere Seite, die sogenannte Vachette kann zu Nappaleder verarbeitet werden.
Färbung
Die natürliche Farbe des Leders hängt meist vom Gerbmittel ab. In der Lohgerberei erhält man bräunliche Töne, in der Weissgerberei weisses, in der Chromgerbung blaugrünes und mit Tran gelbliches Leder. Das Leder musste daher oft gefärbt werden. Das Lederfärben war bereits den Ägyptern bekannt, wo Leder noch kostspielig mit Purpurschnecken gefärbt worden war. Bis ca. 1860 war der Färber auf Naturrohstoffe angewiesen, heute werden fast ausschließlich Anilinfarbstoffe verwendet. Heute wird zwischen sauren, substantiven, basischen, Entwicklungs- und Schwefelfarbstoffen unterschieden, die mittels einer Bürstenfärbung, mit der Spritzpistole, im Foulardverfahren (Multimac) oder in der Flotte aufgebracht werden.
Gefärbtes Leder wird entweder durchgefärbt oder oberflächengefärbt. Weil man zum Färben früher oft Anilinfarben verwendete, was inzwischen verboten ist, bezeichnet man ein vollständig durchgefärbtes Leder als Anilinleder. Obwohl heute andere Farben verwendet werden, wird dennoch zwischen Rein-Anilin ohne Oberflächenschutz und Semi-Anilin mit schwacher Oberflächenbehandlung - hier dringt die Farbe nicht tief ein – unterschieden. Daneben existieren gedeckte Leder, die mit Schutzlack lackiert wurde. Komplett Anilin-gefärbtes Leder hat auf der Ober- und der Unterseite die gleiche Farbe, Kratzer oder Abnutzung fallen dadurch weniger auf. Oberflächengefärbtes Leder wird auch als "pigmentiertes" Leder bezeichnet.
Oberflächenbehandlung
Durch die Oberflächenbehandlung der Narbenseite kann Leder bestimmte Effekte bekommen. Es kann glänzend oder matt werden. Leder kann mit Öl oder Teer-Öl eingerieben werden, um es geschmeidig zu machen, z. B. Juchtenleder. Durch das Öl wird das Leder wasserabweisend. Andere Öle tierischen Ursprungs machen das Leder weicher und verlängern die Lebensdauer des Leders. Leder kann außerdem gewalkt, gefalzt, gekrispelt, geprägt, perforiert oder chagriniert, d. h. mit künstlichen Narbenmustern versehen, werden. Dieses künstliche Aufbringen einer Textur wird auch als Narben oder besser Pressnarben bezeichnet. Daneben kann Leder auch imprägniert oder dehnfähig werden. Durch das Appretieren mit Fetten, Harzen, Wachsen, Schleimen, Eiweissen kann das Leder weiter auf seine Weiterverarbeitung abgestimmt werden. Auch Lackleder, bei dem ein Öllack, ein Kaltlack oder ein Folienlack auf die Lederoberfläche aufgetragen wird, gehört mit zu den Veredelungen der Lederoberfläche.
Veloursleder ist ein Sammelbegriff für Ledersorten it aufgerauter Oberfläche, die auf der Fleisch- oder der Narbenseite angeschliffen werden
Lederschmuck
Nach der Oberflächenbehandlung können weitere dekorative Elemente auf Leder verwendet werden. Dazu gehören Färbung, Malerei, Lederschnitt, Lederdruck, Blinddruck, etc. Bei den Ägyptern waren Verzierungstechniken wie Ausschneiden, Ritzen, Unterlegen, Flechten, Schneiden, Punzen, Sticken und andere Applikationen gebräuchlich.
Die Bucheinbände wurden seit ihrem Entstehen oft mit Gold, andersfarbigem Leder, usw. verziert (Einbanddekoration); dabei sei hier vor allem auch der Lederschnitt hervorgehoben.
Chemische Zusammensetzung
Leder setzt sich je nach Herstellungsverfahren verschieden zusammen. Die eigentliche Ledersubstanz kann prozentuell schwanken. Ein pflanzlich gegerbtes Leder hat einen höheren Gerbstoffgehalt und somit eine Ledersubstanz von 38-46%, ein chromgegerbtes Leder dagegen kann bis zu 72% Ledersubstanz aufweisen. Die Alaun gegerbten und die sämischen Leder liegen dazwischen.
Daneben wird immer auch der Wassergehalt des Leders begutachtet. Leder ist hygroskopisch und daher ist der Wassergehalt immer auch abhängig von der umgebenden Luftfeuchte. Bei pflanzlich gegerbten Leder liegt er um 14%, bei mineralgegerbten Leder etwas höher um 18%. Steigt der Fettgehalt im Leder, so sinkt der Wassergehalt. Die Wassermenge im Leder bestimmt dessen Reißfestigkeit, Griff, Stand, Gewicht und Elastizität.
Der Fettgehalt des Leders hängt auch davon ab, von welchem Tier die Haus stammt. Normalerweise liegt der Naturfettgehalt der Haut bei ca. 1%; Ausnahmen sind Schweins- und Schafleder. Diese Ledersorten weisen bis zu 12% Naturfettgehalt auf. Während der Fettung im Herstellungsprozess kann ein Fettgehalt von bis zu 50% erreicht werden. Der Fettgehalt beeinflusst ebenso wie der Wassergehalt die Eigenschaften des Leders: Reißfestigkeit, Elastizität, Wasseraufnahmevermögen, etc.
Wichtig ist auch der Gehalt an gebundenem Gerbstoff. Darunter versteht man, wieviele Teile Gerbstoff an wieviel Teile Hautsubstanz gebunden sind. Pflanzlich gegerbte Leder enthalten 24-32%, mineralgegerbte Leder 4-6% und fettgegerbte Leder 12-18% gebundenen Gerbstoff.
Daneben findet man in Leder verschiedene Mineralien, die aus dem Herstellungsprozess (Äschern, Gerben) stammen. Normalerweise ist der Mineralstoffgehalt bei pflanzlich gegerbten Leder unter 2%, der der mineralisch gegerbten zwischen 7 und 9%.
Lederbezeichnungen
Nach Verwendungszweck
- Sattler- und Täschnerleder
- Geschirrleder. Geschwärztes oder naturelles, stärker gefettetes Blankleder.
- Feinleder. Sammelbezeichnung für die in der Feintäschnerei verarbeiteten Lederarten.
- Schuhunter- und Schuhoberleder
- Sohlleder. Dickes, wenig biegsames Leder pflanzlicher Gerbung, meist Rindsleder
- Möbelleder und Autoleder
- Bekleidungs- und Handschuhleder
- Buchbinderleder
- Futterleder
- Technische Leder
Nach Herstellung
- Blankleder ist ein pflanzlich gegerbte, leicht gefettetes naturelles oder gefärbtes Rindleder für Sättel, Taschen und Reitzeug.
- Chromleder wurde 1858 erfunden und wird mit Chromsalzen gegerbt.
- Pflanzlich gegerbtes Leder. Diese Leder wurde mithilfe von pflanzliche Gebstoffen (z.B. Rinden) gegerbt. (Geringe Schrumpfungstemperatur).
- Rhabarberleder durch Gerbung mit Extrakten der Rhabarberwurzel.
- Sämischleder ist eine Ledersorte, welche nur mittels Fett (ursp. Waltran) gegerbt wird. Als Rohmaterial wurden Häute von Gämsen, Rehen, Hirschen, Rentieren, Ziegen, Schafen, Kälbern und Rindern verwendet.
- Spaltleder sind die durch Spalten gewonnenen mittleren und unteren Teile der Haut.
- Alaungegerbtes Leder wurde mit Aluminiumsalzen gegerbt. (Weissgerberei).
- Vollleder sind die nach der Haarseite gelegenen oberen Teile der Haut, die durch Bearbeitung von der Fleischseite oder durch Spalten auf die erforderliche Stärke gebracht worden sind.
Nach Herkunft der Haut
- Fischleder (von Hai, Rochen, Dorsch, Aal)
- Kalbsleder
- Känguruleder
- Krokodilleder
- Lammleder
- Rindsleder
- Rossleder
- Schlangenleder
- Schweinsleder
- Seehundleder
- Straussenleder
- Zickelleder (vom Zicklein)
- Ziegenleder
Nach Oberflächenbehandlung
- Farbleder
- Glacéleder besteht meist aus Lamm-, Zickel- oder Kalbleder. Es ist sehr weich und durch eine besondere Behandlung waschbar.
- Hühnerleder stammt nicht aus der Haut von Hühnern, sondern aus feinem Schaf- oder Ziegenleder.
- Lackleder
- Nubukleder entsteht, wenn die Oberfläche von Rinds- oder Kalbleder angeschliffen wird, so dass eine feine, samtartig aufgeraute Struktur entsteht. Die Qualität von Nubuk- ist meist höher als die von Veloursleder.
- Rauleder ist ein velourartig aufgerautes chromgegerbtes Rinds- oder Kalbleder.
- Schwarzleder wird durch Bürsten des gegerbten Leders mit Eisensalzlösungen (Schwärzen) hergestellt.
- Veloursleder ist ein Sammelbegriff für Ledersorten mit aufgerauter Oberfläche, die auf der Fleisch- oder der Narbenseite angeschliffen werden. Oder man gewinnt es aus den dünneren, unteren Schichten oder durch das „auf-links-drehen“ von dünneren Glattledern.
- Wichskalbleder
Sonderbezeichnungen
- Boxcalfleder wird vor allem für Schuhe verwendet. Dieses Kalbleder ist geschmeidig und hat eine hohe Reißfestigkeit.
- Chagrin – Leder vom Pferd. Chagrin ist ein relativ grobes Leder mit grüner Färbung und mit viel Narben. Früher wurde es aus dem Leder des Pferde- oder Eselrückens, heute kann es auch aus Hai- oder Rochenhaut gewonnen werden. Meistens handelt es sich aber um ein chromgegerbtes Rind- oder Mastkalbleder mit Pressnarben und Deckfarbenzurichtung.
- Chamoisleder ist ein fettgegerbtes Gämsenleder mit gutem Saugvermögen.
- Chevreauleder. Ursprünglich wurde mit diesem Begriff ein feines Glacéleder französischer Herkunft bezeichnet. Heute versteht man unter Chevreau ein Ziegenleder, chromzweibad oder kombiniert gegerbt. Für eine Imitation dieses Leders wird oft Schafsleder verwendet (sogenannte Chevretten)
- Codovan – Leder vom Pferd
- Ecraséleder werden aus Kapziegen- oder Kalbhäuten hergestellt. Es zeichnet sich nach der Färbung durch kleine, helle „Äderchen“ aus.
- Goldchrom ist ein aus Häuten junger Rinder hergestelltes Chromleder, das gelb gefärbt wird. Es wird vorwiegend zu Sportbällen verarbeitet.
- Juchtenleder ist russischen Ursprungs. Mit jufte „Paar“ wurde die Herstellungstechnik beschrieben. Für die Gerbung wurden immer zwei Häute des sibirischen Steppenrinds zusammengeheftet und mit Weidenrinde gegerbt. Auch heute werden Rinderhäute mit Birkenrindenteer und Weidenrinde gefärbt; danach erhält es eine starke Fettung. Juchtenleder ist rötlich, wasserdicht und geschmeidig.
- Knautschlack ist ein Leder, das mit einer wasserunlöslichen Lackschicht bedeckt ist.
- "Kühlendes Leder". Im Gegensatz zu herkömmlichem Leder soll es sich in der Sonne nicht aufheizen, weil hier Farbpigmente das Sonnenlicht reflektieren.
- Maroquin oder Marokkoleder ist ein geschwärztes Saffianleder. In der Buchbinderei versteht man darunter aber sumachgegerbte, grobnarbiges, sehr haltbaren Ziegenleder aus den Häuten der afrikanischen Kapziege.
- Mastboxleder ist ein Boxcalfleder aus den Häuten von Mastkälbern.
- [[Mochaleder oder Mochetto sind auf der Narbenseite geschliffene tuchartig zugerichtete Lamm- und Zickelfelle oder Kalbfelle. Mit das teuerste und haltbarste Handschuhleder, an Weichheit nicht zu übertreffen.
- 'Nappa Leder ist sehr weich und flexibel und wird für Geldbörsen, und andere Lederwaren verwendet. Es wird aus Lamm-, Zickel- oder Kalbleder hergestellt. Nappaleder hat noch die natürliche Oberfläche, auf der einstmals die Haare gesessen haben. Diese Oberfläche ist nicht abgeschliffen.
- Oasenziege ist ein Buchbinderleder, hergestellt aus den Häuten der Sudanziege in Zentralafrika
- Saffianleder. Echtes Saffianleder wird aus den Fellen ostindischer Ziegen hergestellt und mit Sumach gegerbt. Die Bezeichnung wird von der Stadt Saffi in Marokko hergeleitet. Für eine Imitation dieses Leder werden Schafsfelle verwendet, die auch unter der Bezeichnung Mouton verkauft werden.
- Vacheleder. Sohlleder, aus Kuhhäuten hergestellt.
- Vachetta Leder oder Vachetten wurde für Koffer und Handtaschen verwendet und bekannt durch Louis Vuitton. Das Leder dunkelt und verändert sich bei Berührung mit Wasser und anderen Flüssigkeiten. Es wird aus großflächigen, vor der Gerbung gespaltenen Rinderhäuten hergestellt. Man unterscheidet zwischen den stark gefetteten und geschwärzten Schmiervachetten, Koffer- und Taschenvachetten und Lack- und Autovachetten.
- Waschleder ist meist ein Lammleder, das sehr dünn ausgeschliffen wird. Es ist voll waschbar.
- Wildleder stammt von Gämsen, Rehen, Hirschen, ostindischen Ziegen, Antilopen, Gazellen oder Rentieren. Es wird sämisch oder kombiniert gegerbt und auf der Narbenseite velourartig zugerichtet. Heute wird meist anstelle von Wildleder Rauleder verwendet.
Lederkonservierung
Schäden
Leder kann - wie jedes Material - durch eine konstante Nutzung geschädigt werden. Dazu gehören Schäden wie Einrisse, Abrieb, Flecken, Wasserränder, usw.
Das gegerbte Leder kann im Laufe der Zeit „übersäuern“. Die entstehende Säure baut das Leder ab. Dieser Prozess wurde vor allem während der Gasbeleuchtung vorangetrieben, bei der schwefelhaltige Substanzen durch die Luft auch auf das Leder einwirkten. Dieses war vor allem in den Bibliotheken der Fall, so dass dieses Phänomen eine eigene Bezeichnung erhielt: Im Englischen wird es als red rot, im Deutschen auch als Roter Zerfall bezeichnet. Das Leder wird dadurch komplett zerstört, die Oberfläche pulvert ab. Dieser Prozess resultiert bei gleichzeitiger geringer Luftfeuchte (> 40%) über einen längeren Zeitraum in einem trockenen, irreversiblen Schaden der Faserstruktur des Leders. Es werden verschiedene „Hausmittel“ empfohlen, besser ist es doch, einen fachkundigen Restaurator zu konsultieren.
Schuhe können, abgesehen durch die tägliche Beanspruchung – auch durch den Fussschweiss geschädigt werden; vor allem bei Schuhen mit Gummisohlen. Um dieses zu vermeiden wird heute Leder verwendet, das schweissbeständiger ist.
Lederpflege
Leder sollte einen Wassergehalt von 14-18% haben. Mit zunehmenden Fettgehalt nimmt der Wassergehalt des Leders ab. Durch den Wassergehalt des Leders werden Reissfestigkeit, Griff, Stand, Gewicht und Elastizität stark verändert. Der Naturfettgehalt der Haut liegt bei 1%. Nur Schaf- und Schweinsleder weisen bis zu 12% Naturfettgehalt auf. Wie der Wassergehalt, so beeinflusst auch der Fettgehalt die Eigenschaften des Fertigleders, wie Elastizität, Reissfestigkeit, Wasseraufnahmevermögen, etc. sehr stark. Daher muss bei wertvollen Objekten mit den Lederpflegemitteln vorsichtig umgegangen werden – im Zweifelsfall sollte man auf jeden Fall einen Fachmann zu Rate ziehen.
Schuhe
Neue Schuhe mit Ledersohlen sollten zunächst nicht auf nassen Böden getragen werden, sondern erst im Trockenen. Beim Laufen setzen sich Sand und Staub in die Poren und erhöhen so die Widerstandskraft des Sohlenleders. Ein anderes gängiges Mittel ist die Ledersohlen mit Leinöl einzustreichen und es einziehen zu lassen.
Feucht gewordenen Schuhe sollte hochkant stellen und am besten an der Luft – fern jeder Heizung - trocknen lassen. Man kann sie zunächst mit Papier ausstopfen, dennoch sollte man es zum Schluss entfernen, damit die Luft ungehindert vorbeiströmen kann. Feuchte Schuhe sollte man nicht tragen, da auch so der Trocknungsprozess unterbrochen wird.
Die allgemein erhältlichen Pflegemittel reichen bei der Pflege des Schuhoberleders meist aus, nur sollte man darauf achten, dass der Schmutz vorher entfernt worden ist. Anilingefärbtes Oberleder dagegen benötigt spezielle Pflegemittel.
Bekleidung
Die Reinigung der Bekleidung gehört in die Hände eines Fachmanns, wo sie meist mit organischen Lösungsmitteln durchgeführt wird. Nappaleder ist, da es eine in sich geschlossenere Oberfläche hat, besser gegen Schmutz, Wasser und Staub geschützt.
Lederhandschuhe
Handschuhe aus Glacéleder können mit Waschbenzin gereinigt werden. Handschuhe aus Nappaleder, Schweinsleder und Wildleder können mit weichen Waschmitteln oder Spezialwaschmitteln gewaschen werden. Sie werden dann im angezogenen Zustand gewaschen, danach werden sie aufgeblasen und langsam getrocknet. Durch Glattziehen erhält der fast trockene Handschuh seine ursprüngliche Form wieder, durch Knautschen und Dehnen kann man ihn wieder so weich wie vorher bekommen.
Ledermöbel
Ledermöbel können mit Hilfe eines weichen, möglicherweise auch leicht feuchten Lappens gereinigt werden. Auch kann man Lederpflegemittel zum Auffrischen verwenden.
Lederaufbewahrung
Wertvolle Lederobjekte sollten sorgfältig aufbewahrt werden. Dazu gehört ein Schutz vor der energiereichen Sonnenbestrahlung, vor Staub, Schmutz und Nässe. Leder wird im Museum bei einer mittleren, möglichst konstanten Temperatur und einer Luftfeuchtigkeit von 45-55% r. F. konserviert. Bei einer höheren Feuchte fördert man die Schimmelbildung. Dabei sollte ein angemessener Luftaustausch gewährleistet sein.
Ist das Lederobjekt bereits geschädigt, brüchig, eingerissen, abgerieben, verzogen, mit Schimmel überzogen, sollte ein ausgebildeter Restaurator hinzugezogen werden.
Metaphern und Redewendungen
Leder wird oft mit Wildheit und Ungezügeltheit in Verbindung gebracht. Vermutlich ist das darauf zurückzuführen, dass zur Gewinnung von Leder ein Tier sterben muss und der Träger deshalb ein potentieller Jäger sein muss. In dieser Funktion diente Leder lange Zeit zur absichtlichen Abgrenzung Jugendlicher von der bürgerlichen Gesellschaft (Jugendkultur). Leder haftete deshalb lange ein Hauch von Abenteuerlust und harter Männlichkeit an.
Leder kann aber auch ein Ausdruck für Konvention, Brauchtum und Tradition sein. Es wird schon sehr lange von Menschen verwendet. Daher ist es auch ein Ausdruck einer Verbundenheit mit der Vergangenheit und der Verbindung zu Natur. Bekannte Beispiele sind Trachtenjacken und die berühmte bayerische Lederhose.
In Redewendungen findet man Leder oft als Synonym für die menschliche Haut. In diesem Sinn bedeutet jemandem das Leder gerben, ihn zu verprügeln und jemandem ans Leder wollen, ihn angreifen zu wollen.
Alternativen zum Leder
Aufgrund der aufwändigen und daher teuren Herstellung kann der Bedarf nicht durch echtes Leder gedeckt werden. Es wird daher häufig durch Lederimitate, sogenanntes Kunstleder ersetzt. Auch Organisationen wie PETA lehnen den Gebrauch von Leder ab. Kunstleder kann fast alle Lederarten simulieren.
Siehe auch
Literatur
- Bibliothek des Leders. 10 Bände. Herausgegeben von Hans Herfeld. Umschau Verlag Frankfurt am Main 1990. ISBN 3-524-82004-2. - Sehr ausführliche Quelle für Leder!!
- Hans Hegenauer Fachkunde für Leder verarbeitende Berufe. Verlag Ernst Heyer, Essen 1977, 4. Auflage
- Werner Schmitzer „Lederrestaurierung. Tips für Sammler“. Deutsches Ledermuseum/ Deutsches Schuhmuseum, 4. Aufl., 1991.