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Mascha Kaléko

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Mascha Kaléko (* 7. Juni 1907 in Chrzanow (Schidlow), Galizien; † 21. Januar 1975 in Zürich; gebürtig Golda Malka Aufen) war eine deutschsprachige Dichterin.

Leben

Als Kind wird die unehelich geborene Golda Malka Aufen von dem russischen Ehemann der jüdischen Mutter adoptiert und erhält den Namen Mascha Engel. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs zieht die Familie, nach einem Umweg über Marburg an der Lahn, nach Berlin, wo Mascha ihre Schul- und Studienzeit verbringt. 1928 heiratet sie den Hebräischlehrer Saul Aaron Kaléko.

Ab 1930 wird sie durch ihre Zeitungsgedichte, die im heiter-melancholischen Ton die Lebenswelt der kleinen Leute und die Atmosphäre im Berlin ihrer Zeit widerspiegeln, bekannt. Kaléko wird Teil der literarischen Welt Berlins und lernt Kurt Tucholsky, Joachim Ringelnatz, Else Lasker-Schüler und Erich Kästner kennen. 1933 veröffentlicht sie das Lyrische Stenogrammheft, über das der Philosoph Martin Heidegger später an sie schreibt: Ihr Stenogrammheft zeigt, dass Sie alles wissen, was Sterblichen zu wissen gegeben ist. Obwohl das erfolgreich verkaufte Stenogrammheft, im Januar erschienen, bereits im Mai den nationalsozialistischen Bücherverbrennungen zum Opfer fällt, gibt Rowohlt 1935 eine zweite Auflage heraus. Außerdem erscheint in dieser Zeit Das kleine Lesebuch für Große.

Nach der Scheidung von Kaléko wird der Dirigent und Musikwissenschaftler Chemjo Vinaver ihr zweiter Ehemann und ihre große Liebe. Mit ihm und dem gemeinsamen Sohn Evjatar (dessen Name im Exil in Steven geändert wird) emigriert sie 1938 in die USA. Der berufliche Erfolg für Vinaver bleibt dort aus, Mascha Kaléko hält die Familie mit Reklametexten über Wasser und schreibt u. a. Kindergedichte. Am 6. Dezember 1945 ist sie aktiv dabei, als der New Yorker Progressive Literary Club, eine von Heinrich Eduard Jacob gegründete Initiative zur Pflege der deutschen Literatur im Exil, der verstorbenen Dichter gedenkt.

Nach dem Krieg findet sie in Deutschland wieder ein Lesepublikum, das Stenogrammheft wird erneut von Rowohlt erfolgreich verlegt. 1960 will man ihr den Fontane-Preis verleihen; sie lehnt diesen jedoch wegen eines ehemaligen SS-Mitglieds in der Jury ab. Ihrem Mann zuliebe wandert sie mit ihm 1966 nach Israel aus. Dort leidet sie sehr unter der sprachlichen und kulturellen Isolation und lebt enttäuscht und einsam.

Berliner Gedenktafel in Berlin-Charlottenburg (Bleibtreustr. 10/11)

Völlig unerwartet stirbt ihr musikalisch hochbegabter Sohn 1968 in New York. Als auch Vinaver 1973 stirbt, findet sie im letzten Lebensjahr wieder Kraft zu schreiben. Sie stirbt 1975 – nur 14 Monate nach ihrem Mann – in Zürich an Magenkrebs, während sie dort vergeblich auf eine Aufzugreperatur des Liftes ihrer Wohnung im siebten Stock in Jerusalem wartet. [1]

Zum Werk

Charakteristisch für ihre Arbeit ist ihre „Großstadt-Lyrik“ mit ironisch-zärtlichem, melancholischem Ton. Auch lange nach ihrem Tod hat das lyrische Werk von Mascha Kaléko, die auch als weiblicher Erich Kästner bezeichnet wird, eine große Anhängerschaft. Die auch Montagsgedichte genannten Strophen rühren durch ihre schnörkellose Sprache an. Ihre Gedichte wurden – als Chansons vertont – von Diseusen wie Hanne Wieder gesungen oder von Sängern wie Rainer Bielfeldt noch heute vorgetragen.

Werke

  • Das Lyrische Stenogrammheft. Verse vom Alltag (1933, Reprint 1956)
  • Das kleine Lesebuch für Große. Gereimtes und Ungereimtes, Verse (1935)
  • Verse für Zeitgenossen (1945)
  • Emigranten-Monolog (1945)
  • Der Papagei, die Mamagei und andere komische Tiere (1961)
  • Verse in Dur und Moll (1967)
  • Das himmelgraue Poesiealbum der M.K (1968)
  • Wie's auf dem Mond zugeht (1971)
  • Hat alles seine zwei Schattenseiten (1973)

postum:

  • Feine Pflänzchen. Rosen, Tulpen, Nelken und nahrhaftere Gewächse (1976)
  • Der Gott der kleinen Webfehler (1977)
  • In meinen Träumen lautet es Sturm. Gedichte und Epigramme aus dem Nachlaß.(1977)
  • Horoskop gefällig? (1979)
  • Heute ist morgen schon gestern (1980)
  • Tag und Nacht Notizen (1981)
  • Ich bin von anno dazumal (1984)
  • Der Stern, auf dem wir leben (1984)

Literatur

  • Andreas Nolte: „Mir ist zuweilen so, als ob das Herz in mir zerbrach“. Leben und Werk Mascha Kalékos im Spiegel ihrer sprichwörtlichen Dichtung. Bern: Peter Lang Verlag 2003, ISBN 3-03910-095-5.
  • Christiana Puschak: Bekannt, verkannt und beinahe vergessen - Leben und Werk Mascha Kalékos; in: „Zwischenwelt. Zeitschrift für Kultur des Exils und des Widerstands“, 22. Jg., Nr. 3, Wien: Dezember 2005; S. 25-30.


  1. Mascha Kaléko: In meinen Träumen läutet es Sturm, dtv, S. 15 (Vorwort der Herausgeberin)