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Traktor

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Dieser Artikel beschäftigt sich mit Begriff Traktor als Zugmaschine. Für weitere Bedeutungen siehe Traktor (Begriffsklärung)


Datei:Jd-7810.jpg
John Deere 7810, ein moderner Schlepper

Ein Traktor (Mehrzahl Traktoren, von lateinisch trahere, ziehen) ist eine Zugmaschine, die in erster Linie in der Landwirtschaft benutzt wird. In Norddeutschland werden statt Traktor die Begriffe Schlepper, Ackerschlepper und Trecker verwendet, der aus der niedersächsischen Sprache stammt und von trecken (ziehen) abgeleitet ist. Im Süddeutschen Raum werden auch die Begriffe Schlepper und Bulldog verwendet. In Österreich lautet der amtliche Begriff für Traktor Zugmaschine.

Allgemein

Traktoren werden zum Ziehen von Wagen und landwirtschaftlichen Geräten benutzt. Vielfach lassen sich auch landwirtschaftliche Maschinen direkt an den Traktor anbauen und über eine Antriebswelle (Gelenkwelle) vom Motor des Traktors oder über die Hydraulik antreiben. Um für die Feldarbeit die notwendige Geländegängigkeit zu erreichen, besitzen Traktoren oft Allrad und mindestens zwei, heute oft auch vier sehr große Räder mit grobstolligen Reifen.

Moderne Traktoren gibt es heute für viele Verwendungszwecke in allen Formen wie ganz kleine, wie sie vor allem im Gebirge in der Forstwirtschaft oder Almwirtschaft eingesetzt werden können, oder schmale für den Weinbau oder große für das Flachland im Getreideanbau. Moderne Traktoren besitzen oftmals ein Lastschaltgetriebe oder ein stufenloses Getriebe und sind mit einer Klimaanlage ausgestattet.

Eine Sonderform stellt der so genannte Muli dar, der etwas länger ist und vor der Fahrerkabine eine Transportfläche hat und sehr geländegängig ist. Er wird deshalb vor allem in Westösterreich, der Schweiz und Südtirol eingesetzt. Eine weitere vereinfachte Form ist der handgeführte Einachsschlepper.

Der Trend zu immer stärkeren und schwereren Maschinen (höhere Zugkraft) hat als nachteilige Folge auch eine höhere Bodenverdichtung und damit geringere Bodenerträge zur Folge. Eine mögliche Alternative ist das Aufziehen von ballonartigen Niederdruckreifen, die das Fahrzeuggewicht besser verteilen, oder der Einsatz von Zwillingsreifen.

Die häufigsten Unfälle mit Traktoren geschehen in bergigen Gegenden durch Umkippen. In Österreich müssen sie deshalb seit 1960 mit einem Überrollbügel ausgestattet werden. Im Zuge dessen wurden vermehrt überrollsichere Kabinen aufgebaut.

Geräte, die mit dem Traktor gezogen oder angetrieben werden können

In der einfachsten Form, wird der Traktor nur als Zugfahrzeug genutzt

Es wird das Gerät gleichzeitig gezogen und über die Zapfwelle angetrieben

Das Gerät wird über die Zapfwelle oder die Hydraulik angetrieben, während der Traktor steht

Hinsichtlich der Anbringung am Traktor wird bei diesen Geräten unterschieden zwischen

  • Anbaugeräten, die (flexibel) in die Dreipunkthydraulik eingehägt werden und
  • Aufbaugeräten, die (extrem belastbar) fest mit den Rahmen verbunden sind.

Aufbaugeräte finden sich z.B. bei Schleppern mit Forstausrüstung (schwere Doppeltrommel-Seilwinde mit Funkausrüstung, Polterschild, "Frontpolterteil", Sicherheitskabine, Fensterschutzgitter, schwingungsgedämpften Fahrsitz, Astabweisern, Schutzabdeckungen - u.a. Reifenventile, Unterboden - sowie verstärkten Reifen). Solche Traktoren stellen einen Übergang zu Spezialmaschinen dar (z.B. Forstspezialmaschinen mit Knicklenkung).

Gerade in der Landwirtschaft werden diese Geräte oft regional sehr unterschiedlich bezeichnet. Viele Geräte, die früher von einem Traktor angetrieben wurden, sind heute selbst so groß und speziell, dass sie eigenständige Maschinen sind, wie z.B. Mähdrescher oder Forstspezialmaschinen.

Historisches

Datei:Lanz im Muttental.jpg
Lanz Traktor

Die ersten Traktoren wurden durch Dampfmaschinen angetrieben (Lokomobile). Später setzte sich der Dieselmotor als Antriebsquelle durch. Bis in die 1970er Jahre hatten Traktoren eher geringe Motorleistungen, dafür jedoch hohe Drehmomente und stark untersetzte Getriebe. Moderne Traktoren weisen vielfach über 100 kW Leistung auf und können mehr als 80 km/h Geschwindigkeit erreichen.

Besonders hohe Leistungen weisen Sporttraktoren auf, die für das Traktor-Pulling eingesetzt werden, eine Motorsportart, die Mitte des 20. Jahrhunderts in USA aufkam und bei der es darum geht, einen schweren Schlitten zu ziehen. In der Freien Klasse liegen die Leistungen der Traktoren bei bis zu 10.000 PS.

Eine sehr bekannte Konstruktion war der Lanz Bulldog von 1921, der auch nach dem Zweiten Weltkrieg noch als Vorbild für Nachbauten diente und heute noch zu jedem Treffen historischer Traktoren gehört. Das Lanz-Werk in Mannheim wurde 1956 von John Deere übernommen und ist heute die größte Traktorfabrik Europas.

Außerhalb der Landwirtschaft werden Traktoren auch als Zugmaschinen für Zirkusse und im Straßenbau eingesetzt.

In Österreich gibt es einige Traditionsvereine, die vor allem einen der ersten Modelle von Steyr den so genannten 15-er, der erstmals Ende der 1940er Jahre bis in die 1960er gebaut wurde, sammeln und pflegen.

Bekannte Traktormarken

A-K L-Z

In der konventionellen Landwirtschaft in Deutschland kommen heute überwiegend die Marken Case, Deutz, Fendt, Ford, John Deere und Massey Fergusson zum Einsatz. Claas hat erst 2003 die Traktorensparte von Renault übernommen. Aufgrund der herausragenden Bedeutung des Unternehmens als Hersteller von Mähdreschern dürfte die Akzeptanz der Traktoren in Deutschland schnell an Bedeutung gewinnen.

Fahrerlaubnis

Deutschland

In Deutschland ist zum Führen eines Traktors ein Führerschein der Klasse L (früher Klasse 5) erforderlich. Die Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h darf beim Ziehen eines Anhängers nicht überschritten werden. Ohne Anhänger darf man Maschinen mit einer durch die Bauart bestimmten Höchstgeschwindigkeit bis 32 km/h fahren. Zum Führen eines schnelleren Traktors ist Klasse T erforderlich. Ab 16 Jahren (mit Sondergenehmigung ab 15 Jahren) bis 18 Jahren ist maximal 40 km/h erlaubt. Ab 18 darf man mit der Klasse T landwirtschaftliche Zugmaschinen mit einer durch die Bauart bestimmten Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h fahren.

Österreich

Notwendig ist ein Führerschein der Klasse F. Wenn aber die höchste zugelassene Geschwindigkeit nicht über 10 km/h (Zusatztafel 10 km/h und kein Kennzeichen) liegt, so ist kein Führerschein notwendig. Den Führerschein dieser Klasse kann man bereits mit 16 Jahren erlangen. Mit dem Führerschein der Klasse F dürfen alle Zugmaschinen gelenkt werden, deren Bauartgeschwindigkeit 50 km/h nicht übersteigt. Es dürfen damit auch alle Anhänger ohne eigenen zusätzlichen Anhängerführerschein gezogen werden. Für schnellere Zugmaschinen benötigt man entweder Klasse B (bis 3500 kg) oder C.

Die Führerscheinklassen zum Betrieb landwirtschaftlichen Gerätes sind in Europa national geregelt, sie gelten nicht international

Siehe auch