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Reliquie

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Eine Reliquie ist ein Gegenstand religiöser Verehrung, besonders ein Körperteil oder Teil des persönlichen Besitzes eines Heiligen.

Reliquien finden sich in allen Hauptreligionen, vor allem aber im Christentum, im Shinto und im Buddhismus.

Im Christentum, (Katholizismus und Orthodoxie) ist die Reliquienverehrung eine der ältesten Formen der Heiligenverehrung und schon im mittleren 2. Jahrhundert eindeutig nachweisbar, lange vor z.B. Ikonen- oder anderen Heiligenbildern-Verehrungen. Dies ist bemerkenswert, da in der heidnischen Antike die Reliquienverehrung nicht erwünscht war und Körperteile von noch so frommen Verstorbenen als unrein galten.

Im Protestantismus wird die Reliquienverehrung größenteils abgelehnt.

Im Katholizismus teilt man Reliquien ein in:

  • Erste Kategorie: Echter Teil eines Heiligen (Knochen, Haar, Körperteil, usw.)
  • Zweite Kategorie: Ein Kleidungsstück, das der Heilige trug (Schuh, Hemd, ein Handschuh, usw.), nennt man Berührungsreliquie.
  • Dritte Kategorie:
    • 1. ein Gegenstand (Tuch, Zettel etc.), der den Körper des Heiligen nach seinem Tode berührt hat.
    • 2. ein Gegenstand (Tuch etc.), der von dem Ort (dem Grab bzw. Besichtigungsort) eines Heiligen stammt.

Der Handel mit Reliquien erster und zweiter Kategorie ist unter Angehörigen der katholischen Kirche geächtet, sie dürfen nur durch Geschenk übertragen werden; der Handel mit Reliquien der 3. Kategorie jedoch nicht.

Viele Wunder werden den Reliquien während des Mittelalters zugesprochen. Die Lebensbeschreibungen der Heiligen wurden in Hagiografien gesammelt wie der "Goldenen Legende" (Legenda aurea) oder den Arbeiten des Cäsarius von Heisterbach. Ihre große Verehrung sowie Wundergeschichten lösten während des Mittelalters eine allgemeine Suche nach deren Reliquien aus.

So wurden beispielsweise auch hunderte kleinste Teile des Heiligen Kreuzes , welches die Kaiserinmutter Helena ca. 325 von Jerusalem nach Rom und Konstantinopel gebracht hatte, nach der Eroberung Konstantinopels während des Vierten Kreuzzuges im Jahre 1204 durch die Kreuzritter über die Länder Europas verstreut. So viele Kirchen behaupteten am Ende den Besitz eines solchen Stückes, dass Erasmus von Rotterdam irrtümlich bemerkte, sie reichten aus, um daraus ein ganzes Schiff zu bauen. Jedoch ergäben diese millimetergroßen Bruchstücke noch nicht einmal ein Drittel des Kreuzes.

Datei:Hildegardisschrein.JPG
Reliquienschrein der Heiligen Hildegard in der Eibinger Pfarrkirche

Das Grabtuch von Turin ist eine andere Reliquie, deren Echtheit so umstritten ist, dass sich in den letzten Jahren sogar eine neue Wissenschaft, die Sindonologie, entwickelte. Das Interesse der Wissenschaft an Reliquien läßt sich auch dadurch begründen, daß naturwissenschaftlich oftmals unerklärliche Phänomene im Zusammenhang mit Reliquien bekannt wurden. Hauptsächlich die "Unversehrtheit" (keine Verwesung) der Heiliggesprochenen oder bestimmter Organe bzw. Teile ihres Körpers sind hier zu nennen. In der Pfarrkirche St. Hildegard und St. Johannes d. T. in Eibingen im Rheingau wird der Schrein der Hildegard von Bingen mit Herz und Zunge in unverwestem Zustand aufbewahrt. Die Abteikirche von Coulomb in Frankreich behauptet den Besitz der Reliquie von Jesu Beschneidung. Trier verwahrt den Heiligen Rock, die ehemalige Benediktinerabtei Prüm in der Eifel die Sandalen Christi.

Christliche Bedeutung: Unter Christen verlangt die Pietät grundsätzlich die Achtung auch vor dem toten Körper. Umso mehr wird bei Christen aus einer religiösen Gesinnung heraus den sterblichen Überresten jener Menschen Ehrfurcht erwiesen, die aus ihrer Sicht zu Gott gegangen sind. Reliquien dürfen aber nicht auf magische Weise missverstanden werden, so als ob ihr bloßer Besitz das Heil garantiere oder sich mit ihnen bestimmte Wirkungen erzielen ließen. Vielmehr ist es im katholischen und auch orthodoxen Verständnis die Fürbitte der Heiligen bei Gott, der eine bestimmte Hilfe zugeschrieben wird, nicht aber durch irgendeine tote Sache als solche, denn die Reliquie steht nur als Stellvertreter für den Heiligen selber.

Reliquien werden in Kirchen zum Teil in kleinen Vitrinen oder Schränkchen im Bereich der Seitenaltäre gruppiert. Besonders verwahrt man aber Reliquien im Altar, um so die Heiligkeit für die jeweilige Kirche zu erhalten, oder auch in kunstvoll verzierten Reliquiaren. Für besonders wichtige Heilige wurden auch Reliquienschreine angefertigt, in dem die Reliquien aufbewahrt werden. Beispiele sind der Schrein der Heiligen drei Könige im Kölner Dom oder der Eibinger Hildegardisschrein. O.g. Splitter vom Kreuz Christi werden auch in sog. Wetterkreuzen, verwahrt, die kleinen Monstranzen ähneln und mit welchen der "Wettersegen" erteilt wird.

Siehe auch: Amulett, Magie, Reliquien in Rom

Externe Verweise