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Corps Teutonia Gießen

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Das Corps Teutonia Gießen ist ein Corps (Studentenverbindung) an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Es ist pflichtschlagend und farbentragend. Seine Farben sind grün-rot-gold (Fuchsenfarben: grün-rot-grün), die Mützenfarbe grün. Der Wahlspruch lautet: In virtute honos! Teutonia ist Mitglied im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV).

Geschichte

Gestiftet am 1. Juni 1839 mit den Farben und der Constitution des 1834 suspendierten Corps Palatia, gilt Teutonia als die älteste heute noch bestehende Gießener Studentenverbindung. Seine Mitglieder rekrutierten sich vorwiegend aus dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt, namentlich aus Rheinhessen und der Residenzstadt Darmstadt selbst. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam ihm durch die Zugehörigkeit einer großen Zahl von Vertretern der hessischen höheren Beamtenschaft eine große Bedeutung zu.

Kommersheft mit Abbildung des Gasthauses "Russischer Hof" in Gießen, 1841

Prägend war in der Zeit der sogenannten "Demagogenverfolgung" nach dem Hambacher Fest und dem Frankfurter Wachensturm die Auseinandersetzung mit den akademischen und staatlichen Behörden. Seit 1840 wurden die studentischen Verbindungen offiziell geduldet. 1842 spalteten sich einige oberhessische Mitglieder ab und gründeten das Corps Marcomannia, das ein Jahr später mit Hassia vereinigt wurde. Im Juli 1846 beteiligte sich das Corps nach Auseinandersetzungen zwischen einem Studenten und einem Polizeisergeanten anlässlich eines Balls im Busch´schen Garten in Gießen am Auszug der Studentenschaft auf den Staufenberg. Zu neuen internen Differenzen kam es im Zuge der zunehmenden Politisierung des Vormärz. Das Corps forderte Reformen, wandte sich gegen die sogenannten "Kontrahierkneipen" und setzte sich für eine grundlegende Revision des Comments und für die Bildung eines allgemeinen Studentenausschusses ein, der im Sommer 1848 auch zusammentrat. Dagegen sprach sich Teutonia ausdrücklich gegen die Bestrebungen des Heidelberger SC zu einem Zusammenschluss der Corps an den deutschen Hochschulen aus und verweigerte die Teilnahme an der richtungsweisenden Versammlung zu Jena, ebenfalls im Sommer 1848, die die Grundlage für die Gründung des Kösener Senioren-Convents-Verbandes bildete.

In den 1850er Jahren geriet das Corps wieder in ruhigeres Fahrwasser und erlebte, gemessen an den Aktivenzahlen, seine Blütezeit. 1866 kam es zum letzten größeren Zerwürfnis, das die Bildung eines kurzlebigen Corps Franconia zur Folge hatte.

Zwar trat der Teutone, wie zu jener Zeit allgemein üblich, mit Beendigung des Studiums formell "aus dem Corps aus", doch gab es nichts desto trotz einen engen Zusammenhalt zwischen aktiven und ehemaligen Mitgliedern, die nicht nur in einer regen Anteilnahme der "Alten Herren" am Geschehen in Gießen, sondern insbesondere auch in den seit 1850 alle fünf Jahre in Bingen zum Stiftungsfest abgehaltenen großen Kommersen ihren Ausdruck fanden. Erst im Zusammenhang mit dem Bau eines eigenen Corpshauses konstituierte sich 1892 der "Verein alter Gießener Teutonen" (VaGT). Das erste eigene Haus in der Grünberger Straße (Kaiserallee), errichtet nach Plänen des Architekten Ludwig Hofmann, wurde 1894 anlässlich des 55. Stiftungsfests eingeweiht.

Eine aufschlussreiche, wenn auch letztlich folgenlose Episode bildete die vorübergehende Suspension des gesamten Gießener SC im Wintersemester 1898/99. Im Zusammenhang mit einer Veranstaltung in Darmstadt kam es zur offenen Konfrontation zwischen den Corps, die den Führungsanspruch innerhalb der Studentenschaft erhoben, und den anderen Korporationen. Nachdem sich der SC auch offen gegen Beschlüsse der Universitätsleitung gestellt hatte, wurde durch den Senat eine befristete Suspension ausgesprochen. Die drei Corps Teutonia, Starkenburgia und Hassia lösten sich formell auf und ihre Mitglieder gründeten drei neue Corps, die bisherigen Teutonen nannten sich nach der alten Palatia und führten die Farben grün-weiß-rot. Nach Intervention des Hessischen Staatsministeriums wurde der Suspensionsbeschluss nach wenigen Wochen aufgehoben. Nichts desto trotz ist diese Ereignis signifikant für das Selbstverständnis des SC bzw. der Corps im allgemeinen im ausgehenden 19. Jahrhundert.

Der Weltkrieg bedeutete eine tiefen Zäsur. Das Erleben des Krieges, das die nachfolgende Studentengeneration geprägt hat, die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die zunehmende Politisierung breiter Bevölkerungsschichten drückten der Zeit ihren Stempel auf. 1929 wurde das alte, den veränderten Bedürfnissen nicht mehr genügende, Haus in der Grünberger Straße verkauft und statt dessen das Haus Wilhelmstraße 25 bezogen. Der Machtantritt der Nationalsozialisten und die Auseinandersetzung mit NSDStB und HJ brachten ab 1933 merkliche Einschränkungen. Am 12. Oktober 1935 wurde der Aktivenbetrieb suspendiert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte die Rekonstitution in Mainz, erst im Wintersemester 1951/52 wurde das Corps nach Gießen zurückverlegt.

Bedeutende Mitglieder

Der spätere hessische Finanzminister Wilhelm Küchler als Gießener Teutone

Literatur

[Fritz, Georg], Corps Teutonia zu Gießen 1839-1935, Gießen 1939

[Kornemann, Ernst], Geschichte des Corps Teutonia. Gründungszeit bis 1850, Gießen 1914

www.teutonia-giessen.de


Siehe auch: Liste Kösener Corps, Kösener Senioren-Convents-Verband, Corps