Thomas Eller (Künstler)
Thomas Eller (* 8. September 1964) ist bildender Künstler und Autor.
Werdegang
Geboren und aufgewachsen in Franken verließ er Nürnberg 1985 um Bildende Kunst an der Udk Berlin zu studieren. Nach seiner Zwangsexmatrikulation studierte er an der FU Berlin Religionswissenschaften, Philosophie und Kunstgeschichte. Während dieser Zeit war er als wissenschaftliche Hilfskraft am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) tätig. Ab 1990 zahlreiche Ausstellungen in europäischen Museen und Galerien. 1995 erhält er die Greencard und zieht nach New York. Es folgen Ausstellungen in Galerien und Museen in Nord- und Südamerika, sowie in Asien und Europa. 2004 zieht er zurück nach Berlin und gründet ein Online-Kunstmagazin auf der Plattform www.artnet.de
Die Kunst
Auf formaler Ebene beschäftigt sich Thomas Eller mit dem Raum zwischen der zweiten, dritten und vierten Dimension. Seine Fotoskulpturen entstehen durch auf Aluminium aufkaschierte und freigestellte Fotografien, die im Hilfe versteckter Aluminiumkonstruktionen vor der Wand, auf dem Boden, oder frei in Raum installiert werden. Durch das Ausschneiden eines fotografierten Objektes wird nicht der Raumkontext entfernt, da das Kameraobjektiv im Moment der Aufnahme für immer die Perspektive festlegt. Was jedoch weg geschnitten wird ist der temporale Kontext des fotografierten Objektes, denn jede Fotografie ist nach Roland Barthes ein Fenster in die Vergangenheit. In dem Moment jedoch, in dem es von seinem Rahmen befreit in den skulpturalen Umgebungsraum des Betrachters platziert wird, verliert es den Bezug zum Moment der Aufnahme und wird vom Betrachter im unmittelbaren Jetzt seiner Wahrnehmung erfahren. Dennoch manifestiert das Fotoobjekt ein Raumkonzept, das dem skulpturalen Raum des Betrachters fremd ist. Zum Beispiel wird man auf ein Objekt, das von der Kamera in Aufsicht aufgenommen wurde, immer denken es in Aufsicht zu sehen. Nimmt man diese Objekt und hängt es über die Augenhöhe des Betrachters, sagt ihm die körperliche Erfahrung während des Sehprozesses: ich sehe nach oben. Dieser Konflikt: Das Auge sagt, ich sehe nach unten, während der Körper signalisiert, ich sehe nach oben ist unauflösbar. Dadurch nehmen die Fotoskulpturen von Thomas Eller einen Zwischenzustand zwischen zweidimensionalem Bild und dreidimensionalem Objekt an. Am besten kann man sie beschreiben als Erscheinungen im Raum, oder Apparitionen. In verschiedenen Werkgruppen, wie „THE bounty“ oder „THE objectile“ erzeugt Thomas Eller komplexe Raumgebilde in denen sich dieselben Objekte, mehrfach zu verschiedenen Zeitpunkten aufgenommen, auf verschiedenen Raumebenen hinter- und nebeneinander befinden. Erst in der Wahrnehmung setzt der Betrachter die verschiedenen Objekte in einen sinnvollen zeitlichen Kontext. Dadurch dass der Betrachter auf die unterschiedlichen Raumebenen separat fokussiert, nimmt er die einzelnen Ebenen in einem zeitlichen Nacheinander wahr und setzt dadurch in seinem Kopf eine fast schon filmische Sequenz in den Gang. Es erscheint, als sähe man ein Objekt, wie es sich im Raum bewegt. Vision Beyond Photography nennt das der Künstler: Die Prinzipien der Fotografie als bildgebendes Medium sind ca. 600 Jahre alt. Eine Kamera ist Maschine gewordene Zentralperspektive und damit im Kern ein vormodernes Bildmedium. Durch seine Arbeit versucht der Künstler diese Limitierung aufzubrechen. Durch diese intensive Einbeziehung des Betrachters in den Wahrnehmungs- und visuellen Konstituierungsprozess der Kunstwerke, weist der Künstler der Fotografie nicht nur einen neuen Rang jenseits des euklidischen Raums zu, sondern aktiviert den Betrachterstandort und macht ihn, in einer Art Perspektivumkehr, zum entscheidenden Fokus des Bildes.
Auszeichnungen
2005 Käthe-Kollwitz-Preis der Akademie der Künste zu Berlin
2000 Villa Romana Preis
1996 Karl Schmidt-Rottluff Stipendium
Literatur
Zimmermann, Inge (ed.): Thomas Eller. Käthe-Kollwitz-Preis 2006. Akademie der Künste, Berlin 2006
Arratia, Euridice: Manipulaciones. Centro Cultural Chacao, Caracas 2005
Merkert, Jörn: Kunst die in Berlin entstand. Prestel Verlag, München 2004
DeOliveira, Nicolas, et al.: Installation Art in the New Millenium. Thames & Hudson, 2003, S. 189
Rose, Sam: Simultaneous Vision. in: Thomas Eller. Karl Schmidt-Rottluff Stiftung (hrsg.), Berlin 2000
Russ, Sabine and Gregory Volk: Personal Touch, Art-in-General (hrsg.), New York 1998
Winkelmann, Jan (Red.): Wer ist Thomas Eller? Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen 1994
Weblinks
[www.thomaseller.com] [www.artnet.de] [www.thewhitemale.info] [www.thefastbuilding.com]