Erfurt Hauptbahnhof
Der Erfurter Hauptbahnhof gehört zu den wichtigen Knotenpunkten des deutschen Eisenbahnverkehrs. Das Land Thüringen ist von hieraus sternförmig mit zahlreichen Nebenstrecken an das Fernverkehrsnetz angeschlossen. In unmittelbarer Nähe, nördlich zum Hauptbahnhof, befindet sich die Innenstadt Erfurts. Der Bahnhof hat im Jahr 2006 ungefähr 12,5 Millionen Fahrgäste, das sind im Mittel ca. 34.000 pro Tag.
Geschichte



Der Erfurter Hauptbahnhof erfuhr im Laufe der Geschichte mehrere Neu- und Umbauten.
Bahnhof 1845–1890
Das erste Empfangsgebäude wurde ab 1846 im Zuge des Baus der Bahnstrecke Weimar–Eisenach durch die Thüringischen Eisenbahn-Gesellschaft errichtet und 1852 fertiggestellt. Das dreigeschossige Gebäude dieses Bahnhofs ist noch erhalten und wird heute von der Deutschen Bahn AG genutzt. Es befindet sich westlich des heutigen Hauptbahnhofes und ist weiß-oliv gestrichen. Früher, mit der niedrigen Bebauung der Bahnhofstraße, war sein Turm weithin sichtbar. Es war von 1846 bis 1890 in Betrieb, und wurde später Sitz der Reichsbahndirektion Erfurt. 1869 wurde der Bahnhof an die Eisenbahnstrecke nach Nordhausen angeschlossen, 1886 folgte die Strecke nach Sangerhausen, welche vor Erfurt-Ost abzweigt.
Bahnhof 1890–2002
Das zweite Hauptbahnhofsgebäude wurde ab 1887 nach Plänen des Eisenbahnbauinspektors Eduard Keil und des Regierungsbaumeisters Erlandsen errichtet und 1893 in Betrieb genommen. Es befindet sich 30 m östlich des ersten Bahnhofsgebäudes und war ein Inselbahnhof bestehend aus der Bahnhofsvorhalle am Bahnhofsplatz mit Geschäften und den Schaltern sowie dem Empfangsgebäude zwischen den Gleisen gelegen. Die Gebäude waren im Gründerzeitstil gestaltet, mit gelben Verblendmauerwerk und roten Sandsteingewändern und -simsen. Die Gleise wurden auf einen Damm, den ehemaligen Festungswall, hochgelegt.
Der Bahnhof hatte auf der Südseite am Bahnsteig 5 und 6 das durchgehende Hauptgleis von Bebra nach Halle und auf der Nordseite an den Bahnsteigen 1 und 2 das Gleis für die Gegenrichtung. Im Jahr 1912 wurde am Bahnsteig 1 eine zusätzliche Weiche eingebaut, wodurch die Möglichkeit bestand, zwei Züge hintereinander am Bahnsteig 1 und 2 aufzustellen. Daneben gab es zwei Gleise, welche auf der Nordseite lagen und als Güterzugdurchfahrgleise vom Güterbahnhof Erfurt nach Neudietendorf dienten. Die östlichen Stumpfgleise am Bahnsteig 4 waren für die Züge von bzw. nach Sangerhausen und am daneben liegenden Bahnsteig 3 für die Züge von bzw. nach Nordhausen. Die westlichen Stumpfgleise am Bahnsteig 2 und 6 dienten meist für die Züge von bzw. nach Arnstadt und weiter Richtung Thüringer Wald. Zusätzlich gab es auf der Südseite noch den Inselbahnsteig 7 mit Durchgangsgleisen für Züge Richtung Osten nach Weimar, welcher in den Jahren 1940/1941 gebaut wurde. Die Bahnsteigbezeichnung galt bis 1975. Danach gab es eine neue Nummerierung, da jedes Gleis an einem Bahnsteig eine eigene Bahnsteignummer erhalten hatte. 1992 wurde schließlich von der Deutschen Bundesbahn die Bezeichnung Gleis statt Bahnsteig übernommen. Dies war allerdings etwas problematisch, weil die betriebsinternen Gleisnummern in der Sicherungstechnik nicht den Bahnsteignummern entsprachen.
Der Bahnhof hatte auf der südlichen Seite an der Westeinfahrt das Stellwerk Ew und an der Ostausfahrt das Reiterstellwerk Er. Zusätzlich gab es zwischen den Gleisen 5 und 8 das Pilzstellwerk Es sowie auf der Vorhalle das kleine Ev („Vogelnest“). Die Elektrifizierung der Gleisanlagen erfolgte 1967.
Dieser zweite Bau war in seiner ursprünglichen Form bis zum Jahr 2000 in Betrieb. Von ihm steht nur noch die Eingangshalle, die in den neuen, dritten Bahnhof integriert wurden.
Bahnhof ab 2002

Um die zukünftige ICE-Linie von München nach Berlin mit der ICE-Linie von Frankfurt am Main nach Dresden verknüpfen zu können und um durch Korrespondenzhalte die Reisezeiten aus und nach allen Richtungen verkürzen zu können, wurde ein größerer Umbau der Gleisanlagen mit Abriss des Empfangsgebäudes erforderlich. Mit dem zugehörigen Neubau des dritten Erfurter Hauptbahnhofs wurde im Jahr 2000 begonnen. Im Jahr 2001 wurde das Elektronische Stellwerk (ESTW) Erfurt in Betrieb genommen, das später aus der Betriebszentrale in Leipzig bedient wird. Der eigentliche Bahnhofsneubau ist Teil des DB-Projekts einer neuen Schnellbahnverbindung zwischen Berlin und München über die Schnellfahrstrecken Nürnberg–Erfurt und Erfurt–Leipzig/Halle. Der Neubau des Bahnhofs erfolgt in zwei Abschnitten, da der Zugverkehr komplett aufrecht erhalten werden muss. Der erste Abschnitt wurde im November 2005 übergeben. Er besteht aus einer „halben“ Glashalle im Obergeschoss, die die neuen Bahnsteige 1 und 2 überspannt, einer Geschäftspassage im Erdgeschoss sowie einer Tiefgarage. Im zweiten Abschnitt wird dann die andere Hälfte des den gesamten Bahnsteigbereich überspannenden Glasdachs errichtet sowie die restlichen Bahnsteige neu gebaut. Die Fertigstellung des neuen Bahnhofs ist für das Jahr 2007 vorgesehen. Dann wird es drei Inselbahnsteige mit neun Durchgangsgleisen sowie vier Stumpfgleisen geben.
Das zweischiffige Hallendach bestehend aus einem Seitenschiff mit 20 Meter und einem Hauptschiff mit 65 Meter Spannweite wird dann eine Länge von 157 Meter und eine maximale Höhe von 25 Meter haben. Die Kosten werden ungefähr 260 Millionen Euro betragen.
Verbindungen
Bis zum Jahr 1945 war der Bahnhof ein wichtiger nationaler Knotenpunkt an der Ost-West-Strecke, welche Berlin mit Frankfurt am Main sowie Mitteldeutschland mit dem Ruhrgebiet verband. So gab es allein 1939 am Tag drei Verbindungen mit den Fernschnelltriebwagen nach Frankfurt („Fliegender Frankfurter“) bzw. zwei nach Berlin. Diese hatten nach Frankfurt eine Reisegeschwindigkeit von 106 km/h. Daneben verkehrten allein Richtung Bebra ungefähr 30 weitere Schnell-, Eil- und Personenzüge. Zusätzlich gab es Richtung Süden durch den Thüringer Wald nach Würzburg einen Fernschnellzug, sowie vier Schnellzüge und einen Eilzug.
Diese nationale Bedeutung im West-Ost und Nord-Süd-Verkehr hatte der Bahnhof durch seine Grenzlage zwischen 1945 und 1990 verloren. Allerdings war er weiterhin die wichtigste Drehscheibe in Thüringen.
Fernverkehr im Jahr 2007
Durch den Erfurter Hauptbahnhof verkehren folgende Züge des Fernverkehrs:
- CNL Semper Dresden - Leipzig - Erfurt - Eisenach - Basel - Zürich
- ICE-Linie 50 Saarbrücken/Wiesbaden/Frankfurt Flughafen Fernbahnhof – Frankfurt am Main Hbf bzw. Süd – Halle/Leipzig - Berlin/Dresden
- ICE-Linie 51 Köln – Düsseldorf - Dortmund - Eisenach - Erfurt - Leipzig - Dresden (Ein Zugpaar)
- IC-Linie 51 Düsseldorf – Dortmund - Eisenach - Erfurt - Halle - Berlin – Stralsund
- IC Verstärker an Fr und So
Regionalverkehr im Jahr 2007
Zuggattung | Strecke | Verkehrsangebot/Zugeinsatz | |
---|---|---|---|
RegionalExpress 1 („Mitte-Deutschland-Verbindung“) |
Göttingen–Erfurt–Gera–Zwickau/Chemnitz | 120-Minuten-Takt, BR 612 | |
RegionalExpress 2 | Erfurt–Arnstadt–Saalfeld | 120-Minuten-Takt, BR 642, seltener BR 612 | |
RegionalExpress 3 | Erfurt–Jena–Gera | 60-Minuten-Takt, BR 612, BR 642 | |
RegionalExpress 5 | Erfurt–Nordhausen | 120-Minuten-Takt, BR 642 | |
RegionalExpress 7 („Mainfranken-Thüringen-Express“) |
Erfurt–Arnstadt–Suhl–Schweinfurt–Würzburg | 120-Minuten-Takt, BR 612 | |
RegionalExpress 10 | Erfurt–Sangerhausen–Magdeburg | 120-Minuten-Takt, BR 642 | |
RegionalExpress 14 | Erfurt–Arnstadt–Suhl–Meiningen | einzelne Züge, BR 612 | |
RegionalBahn 20 | Halle–Weißenfels–Weimar–Erfurt–Eisenach | 60-Minuten-Takt, BR 143 + Dosto bzw. By-Wagen | |
RegionalBahn 45 | Erfurt–Nordhausen | 120-Minuten-Takt, BR 642 | |
RegionalBahn 50 | Erfurt–Sangerhausen | 120-Minuten-Takt, BR 642, Einzelne Leistungen BR 143 + By-Wagen | |
Erfurter Bahn 1 | Erfurt–Kühnhausen–Bad Langensalza–Mühlhausen–Leinefelde–Eichenberg–Kassel Wilhelmshöhe | 120-Minuten-Takt, Regio-Shuttle | |
Erfurter Bahn 3 | Erfurt–Arnstadt–Ilmenau | 60-Minuten-Takt, Regio-Shuttle, seltener ITINO | |
Süd-Thüringen-Bahn 4 | Erfurt–Arnstadt–Suhl–Meiningen | 120-Minuten-Takt, Regio-Shuttle |
Weblinks
- Homepage über den Hauptbahnhof Erfurt
- PDF-Plakate der Deutschen Bahn zum Umbau: 1 & 2
- pdf: Verkehrssituation am Hbf
- Bildarchiv Rau, Erfurt