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Reisebüro

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Mehrere Reisebüros in einem Flughafen

Deutsche Reisebüros (ca. 13.000 in Deutschland - Tendenz abnehmend) können zwischen Kunden und verschiedenen Leistungsträgern tätig werden als:

  • Handelsvertreter tätig werden und Handelsvertreterverträge nach §§ 84 ff HGB abschließen; wesentliches Merkmal des Handelsvertreterstatus ist der so genannte Agenturvertrag mit Reiseveranstaltern, für die sie dann als so genannte Erfüllungsgehilfen auftreten; Handelsvertreter sind Abschluss bevollmächtigt; daraus ergibt sich auch eine höhere Reiseveranstalterbindung;
  • Handelsmakler nach §§ 93 ff HGB, die ohne Agenturverträge einen interessensneutralere Stellung einnehmen; Handelsmakler besitzen keine Abschlussvollmacht, sondern sind nur berechtigt Vertragsangebote der Reiseinteressierten für den zu vermittelnden Reiseveranstalter entgegenzunehmen und weiterzuleiten;

Leistungsträger können sein:


Personalentwicklung

Die nach wie vor wichtigste Quelle für qualifiertes Personal in Reisebüros ist die Ausbildung in diesen selbst zur Reiseverkehrskauffrau/zum Reiseverkehrskaufmann und zur Reiseverkehrsassistentin. Aber auch mit zunehmenden Maß arbeiten Fachhochschulabsolventen bei großen Reisebüros. Die Gründung oder Eröffnung eines Reisebüros erfordert keine spezielle Qualifikation, mit einer Anmeldung beim Gewerbeamt öffnet es bereits seine Pforten. Allerdings sind für Reiseveranstalter andere Voraussetzungen notwendig. Will also ein Reisebüro auch Reisen veranstalten, muss es sich um diese zusätzlichen Voraussetzungen kümmern (Insolvenzversicherung).

Umsatz- und Ertragsentwicklung

Für die Vermittlung von Aufträgen erhalten Reisebüros im Rahmen von Partnerprogrammen von den jeweiligen Leistungsträgern gegenwärtig eine Provision, die je nach Reiseveranstalter zwischen 6% und 13% des Reisepreises liegt. Wobei große Umsatzvolumen am Jahresende durch so genannte Overridings in Form von einem erhöhten Provisionssatz abgegolten werden. In den letzten Jahren hat sich hier auch eine Entwicklung angebahnt, die Umsatzrückgänge in einem Jahr mit Provisionsrückzahlungen oder -kürzungen im nächsten Jahr nach sich ziehen. All diese Mechanismen bringen den Konsumenten im Grunde auch Nachteile. Denn vermittelnde Reisebüros werden immer häufiger dazu gezwungen, nur die Produkte eines oder weniger Leitreiseveranstalter verstärkt anzubieten, um diese Umsatz- und Provisionsvorgaben erfüllen zu können. Dadurch kann die Objektivität in der Beratung in den Hintergrund treten.

Seit den 1960er Jahren wuchs der Umsatz jährlich enorm. Damit lebten die Reisebüros wie die Tourismusbranche insgesamt bis zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001 nicht schlecht. Seither erlebt die Branche einen tiefgehenden Wandel mit teils erheblichen Umsatzrückgängen, aber auch Einbußen bei den Provisionen. Diese Tendenz wird durch weitere Faktoren verschärft:

  • Zunahme der Arbeitslosigkeit
  • Konsumzurückhaltung, Unsicherheit, Zukunftsangst
  • Zunahme von Last Minute-Buchungen, teilweise auch bedingt durch ungeschicktes Agieren der Reisebranche selbst
  • das rasante Wachstum der Kommunikationsmöglichkeiten (Internet, Fax, Telefonie)
  • Änderungen im Kaufverhalten der Konsumenten - Abnehmen der Treue zum Stammreisebüro

Reiseangst spielt gegenwärtig keine große Rolle mehr.

Status der Reisebüros

Das klassische Reisebüro mit seinem Handelsvertreterstatus wird zunehmend in Frage gestellt. Veranstalter und Fluggesellschaften suchen nach neuen und kostengünstigeren Vertriebswegen:

  • Internetauftritte (Kunden können direkt bei Leistungsträgern buchen)
  • Reisekanäle im TV
  • Callcenter
  • Absatzwege von Reisen z. B. über Supermärkte wie Tchibo oder Billa.

Damit geht das Tourismusgeschäft teilweise am Reisebüro vorbei.

Die immer größere Reiseerfahrung der Kunden und der schwindende Informationsvorsprung des Reisebüros stellen die Existenz vieler Reisebüros mittelfristig in Frage. Heute können sich Kunden per Internet detailliert über Hotels, Sehenswürdigkeiten, Transportmöglichkeiten in alle Welt informieren, einst eine klassische Kernfunktion des Reisebüros.

Null-Provision in der Luftfahrt

Im Jahre 2003 kündigte die Lufthansa als erstes bedeutendes Unternehmen den Reisebüros den traditionellen Vermittlerstatus auf. Die Reisebüros sind damit gezwungen worden, die Flugtickets bei der Lufthansa netto einzukaufen (d. h. das Reisebüro erhält keine Provision mehr von der Lufthansa) und mit einem Aufschlag (Serviceentgelt, Bearbeitungsgebühr, Buchungsgebühr, Handling-Fee) an den Kunden weiter zu verkaufen. Woanders kann der Kunde schon heute Tickets teilweise preiswerter als im Reisebüro beziehen. Allerdings auch mit der Einschränkung, nicht alle Verbindungen und Preise auf einen Blick sehen zu können, wie in den Reisebürocomputersystemen.

Bei dieser Entwicklung spielte die Lufthansa lediglich eine Vorreiterrolle. 99% der Fluggesellschaften haben sich dieser Praxis angeschlossen. Auch die Deutsche Bahn AG hat den DB Agenturen die Grundprovision seit Anfang 2005 auf 6% reduziert. Auch hier sind die Agenturen gezwungen, sich einen Teil der entgangenen Provision vom Kunden in Form von Serviceentgelten kompensieren zu lassen, um diese Leistungen überhaupt noch im stationiären Reisebürovertrieb anbieten zu können.

Reisebüros müssen sich also mittelfristig auf einen Wegfall der Provision bei der Vermittlung von Reiseveranstaltern einstellen mit der letzten Konsequenz, dass Kunden nur dann noch im Reisebüro buchen werden, wenn sie für die vom Reisebüro erhobene Serviceentgelt eine erfahrbare, nachvollziehbare Zusatzleistung erhalten, wie zum Beispiel eine überaus detaillierte und fundierte Beratung mit Spezialkenntnissen zum gewünschten Reiseziel. Denkbar wäre auch, dass Reisebüros für Beratung, unabhängig von einem Abschluss, Gebühren verlangen.

Computersysteme im Reisebüro

Wichtige Buchungssysteme auf dem deutschen Markt sind gegenwärtig noch AMADEUS (ehmals START - Marktführer in Deutschland) mit der Flugbuchungsmaske "AMADEUS" und der Touristikbuchungsmaske "TOMA". Daneben gibt es weitere Buchungssysteme, wie beispielsweise Sabre, Merlin, Worldspan oder Galileo, die vom klassischen Voll-Reisebüro eher selten benutzt werden. Darüber hinaus gibt es Hilfssysteme, die Preisvergleiche anstellen, noch buchbare Angebote heraus filtern und nach den Urlaubswünsche der Kunden Pauschalreisen bei den Veranstaltern finden.

Arten von Reisebüros

Reisebüro

Volle Lizenzierung: IATA, Bahn, DER sowie mindestens ein Leitveranstalter. Das Vollreisebüro verkauft also neben den normalen Reisen/Pauschalreisen, auch Linienflugscheine und Bahnwerte. Das Vollreisebüro vertritt außerdem meist einen Großveranstalter wie TUI oder Thomas Cook, sowie viele kleinere Reiseveranstalter.

Merkmale: Meist Kettenreisebüro, Jahresumsatz über 5 Mio €, kann auch hohen Umsatzanteil im Firmengeschäftsbereich haben

reines Touristik-Reisebüro

Die Vermittlungsleistung beschränkt sich auf die Angebote der Reiseveranstalter, es bestehen keine Lizenzen für den Vertrieb von Beförderungsleistungen. Touristik-Reisebüros sind meist nur Veranstalteragenturen, sie sind auf den Verkauf von Pauschalreisen spezialisiert.

Merkmale: Touristik-Reisebüros sind meist von mittelständischer Struktur mit teilweise nur 1-2 Mitarbeitern. Der Jahresumsatz liegt unter 5 Mio €, meist Filialen von Reisebüroketten.

Reisebüroketten

Wie in anderen Bereichen der Wirtschaft, hat vor Jahren die Konzentration auch in der Reisebranche begonnen. Der ursprüngliche Zweck dieser Zusammenschlüsse war es, bessere Einkaufsbedingungen bei den Anbietern zu erhalten (Gemeinsam sind wir stark!). Doch reichte bei vielen der finanzielle Hintergrund nicht für das Überleben aus und so wurde ein Teil der bestehenden Reisebüroketten von den großen Reiseveranstaltern aufgekauft und in deren Vertriebsnetz integriert. Und dieses dann weiter ausgebaut.

So teilen sich drei große Reisebüroketten im Privatkundengeschäft mehr als 2/3 des Umsatzes. Zu den Marktführeren zählen:

  • die Vertriebsmarken der REWE-Touristik - ca. 600 Reisebüros der Marken DER Reisebüro und ATLASREISEN zzgl. ca. 1200 Kooperationsreisebüros
  • TUI Leisure Travel mit Reisebüros der Marken Hapag Lloyd, FIRST, TUI Reisecenter und deren Franchise und Kooperationspartner
  • Thomas Cook / Neckermann sowie deren Franchise und Kooperationspartner


Buchungsstelle

Sie sind dadurch charakterisiert, das sie ausschließlich Reisen eines einzigen Veranstalters verkaufen. Es können zwei Typen von Buchungsstellen unterschieden werden,

die unternehmenseigene Buchungsstelle eines Reiseveranstalters

z. B. Verkaufsbüro eines Sportreiseunternehmens am Ort des Firmensitzes, hier wird im direkten Vertrieb die Leistungen des Reiseveranstalters vertrieben

„Reiseabteilungen“ in branchenfremden Unternehmen

z. B. Tankstellen, Banken, Buchclubs, Lottoannahmestellen u. a.

Consolidator

Die Tätigkeit von Consolidators umfasste bis vor wenigen Jahren u. a. den Verkauf von so genannte Graumarkttickets. Dies sind Linienflugtickets, die zu Sondertarifen, d. h. Preisen unterhalb der staatlich genehmigten Flugpreise, verkauft werden.

Durch die rasante Veränderung am Flugticketmarkt (Streichung oder Kürzung der üblichen neun Prozent Kommission, Einführung von Nettotarifen, Low Cost Carrier auch no-frills-carrier genannt usw.) haben aber Graumarkttarife ihren Stellenwert verloren.

Trotzdem haben Consolidator-Büros durchaus noch ihre Daseinsberechtigung. Denn es gibt eine Reihe von Reisebüros, die keine Lizenz zum Ausstellen von Flugtickets besitzen (so genannte IATA-Agenturen). Diese Reisebüros können bei Consolidators ihre Tickets beziehen.

Incoming Agentur

Diese Agentur ist in touristischen Zielgebieten angesiedelt und vermittelt Reiseleistungen der Standortregion an ortsfremde Reiseveranstalter und Gäste. Die Incoming Agentur steht den Gästen vor Ort zur Verfügung.

Firmenreisebüro

Dieses RB wird entweder als eigenständiges Unternehmen oder als Abteilung eines Vollreisebüros ( in diesem Fall jedoch als „Firmendienst“ vom Publikumsverkehr des Vollreisebüros räumlich getrennt) auf die Anforderungen des Geschäftsreiseverkehrs spezialisiert. Meistens werden neben der Reisevermittlung, weitere Serviceleistungen wie Reiseplanung oder Dienstreiseabrechnung der Mitarbeiter erbracht. Der Begriff „Implant“ bezeichnet eine Reisebürofiliale in einem fremden Unternehmen.

Firmenreisestelle

Im Unterschied zu anderen Reisebüros, handelt es sich bei der Reisestelle um kein touristisches Unternehmen, sondern um eine Abteilung eines nichttouristischen Unternehmens. Reisestellen besitzen, bzw. können auch keine Lizenzen für den Verkauf von Flugscheinen und Fahrkarten erwerben, und arbeiten daher meist mit dem Firmendienst eines Vollreisbüros zusammen.

Virtuelles Reisebüro

Gegenüber den bisher vorgestellten Reisebüro-Arten (klassische Reisebüros), bietet das Buchen über das Internet viele Vorteile an. Der Nutzer hat die Möglichkeit, am Abend oder am Wochenende einen Flug bei einer Airline in aller Ruhe herauszusuchen und per Mausklick zu buchen, wobei versteckte Kosten und oftmals für den Kunden äußerst nachteilige AGB´s beachtet werden sollten. Somit ist der Kunde an keine Reisebüro-Öffnungszeiten mehr gebunden. Von Information über verschiedene Reiseländer bis hin zur Buchung von Flug, Hotel und Mietwagen lassen sich sämtliche Vorbereitungen der Reise online erledigen. Das einzige, was diese Art von Reisebüros noch nicht anbieten kann, ist ein Beratungsgespräch von Angesicht zu Angesicht. Anders als gemeinhin bekannt sind die Angebote seriöser Veranstalter jedoch beim virtuellem Büro und dem Klassischem identisch.

Spezial Reisebüro

Insbesondere im Onlinesektor etablierten sich Reisebüros, die ihre Angebote bewusst auf spezielle Zielgruppen zuschneiden (z.B. HandicapNet, Mare-Nostrum, Süße-Reisen etc.). Dies können z.B. Behinderte, Senioren etc. allgemein, oder auch Rollstuhlfahrer, Pflegebedürftige, Dialysepatienten etc. im Speziellen sein. Der Vorteil für betroffene Reisegäste ist, dass allgemein gehaltene Angebote nicht in den Vordergrund gerückt werden, sondern speziell auf eine definierte Zielgruppe zugeschnittene Angebote offeriert werden, die spezifisch erforderliche Rahmenbedingungen bewusst aufzeigen. Manchmal werden jedoch überhöhte Preise erhoben, um den Informationsvorteil auszugleichen.

Zukunft

„Durch die vielfältigen Informations- und Serviceangebote der Online-Reisebüros rechnen Experten mit einer Veränderung der Vertriebswege, insbesondere zu Lasten der klassischen Reisebüros. Andererseits kann die Beraterfunktion in kleineren Reisebüros durch den Einsatz der IKT unterstützt werden. Besonders bei anspruchsvollen Reiseberatungen stellen aktuelle Zielgebietsinformationen eine wertvolle Hilfe dar.“ --> Berliner Wirtschaft

Sonstiges

Reiseveranstalter bieten Mitarbeitern von Reisebüros mehrere Möglichkeiten, ihre Produkte perösnlich kennenzulernen:

a) Informationsreisen - die jedoch in Deutschland unter bestimmten Bedingungen als Teil der Bezahlung vom Finanzamt betrachtet werden und versteuert werden müssen. Liegt ein zeitstraffes Besichtigungs- und Bildungsprogramm ohne Freizeitcharakter vor, wird diese Art von Weiterbildung steuerfrei anerkannt.

b) Ermäßigungen auf reguläre Buchungen, die die vereinbarte Provision übersteigen: darunter fallen auch so genannte PEP-Angebote; viele Veranstalter gewähren jedoch diese zusätzlichen Preisnachlässe nur Mitarbeitern von Vermittlungsbüros, die einen gewissen (Mindest-)Umsatz pro Geschäftsjahr bei dem Reiseveranstalter buchen.

c) Programmpräsentationen in Urlaubsgebieten

Siehe auch