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Marillion

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Rockband Marillion gilt als Begründer des Neo-Prog, eine in den 1980er Jahren aufkeimende Form des Progressive Rock.

Bandgeschichte

Mit dem Sänger Fish

Die Band gründete sich 1979 zunächst als Instrumentalgruppe unter dem Namen Silmarillion, in Anlehnung an das Buch von J.R.R. Tolkien. Zu den Gründungsmitgliedern zählten Steve Rothery, (Gitarre), Doug Irvine (Bass), Brian Jelliman (Keyboard) und Mick Pointer (Schlagzeug). 1981 stieß der Sänger Derek William Dick, besser bekannt als Fish, zu der Band, ebenso Bassist Diz Minnitt. In der Folge wurden Jelliman und Minnitt durch den Keyboarder Mark Kelly und den Bassisten Peter Trewavas ersetzt.

In dieser Besetzung veröffentlichte die Band zunächst im Oktober 1982 die Single Market Square Heroes (Platz 60 in den britischen Charts]. Im diesem frühen Marillion-Werk lassen sich neben Fishs Stimme, die an Peter Gabriel erinnerte, einige oft kritisierte weitere Parallelen zu Genesis ablesen, weshalb Marillion auch oft süffisant „die zweitbesten Genesis aller Zeiten“ genannt wurden. Besonders deutlich wird das beim frühen Song Three Boats down from the Candy (B-Seite der Single Market Square Heroes), der etliche Elemente aus den Genesis-Alben Wind and Wuthering und Foxtrot kopiert. Auch ähnelt der Longtrack Grendel [1] musikalisch dem bekannten Titel Supper's Ready von Genesis. Andererseits sind aber auch entscheidende Unterschiede zu erkennen, besonders die schnellen und verschnörkelten Keyboard-Parts von Mark Kelly. Der Text von Grendel ist inspiriert von John Gardners gleichnamigen Roman, in dem der Terror Grendels, des aus der Beowulf-Sage stammenden Ungeheuers, gegen König Hrodgar und sein Volk aus der Perspektive des Ungeheuers beschrieben wird.

Anfang 1983 folgte das textlich und musikalisch eigenständige Debüt-Album Script For A Jester's Tear. Das Album enthält einerseits ein sehr trauriges, poetisches, sprachlich und melodisch komplex gestaltetes Liebeslied (ähnlich der Werke von Van der Graaf Generator), das titelgebende Script For A Jester's Tear [2], welches anfangs stark an Töne von Genesis erinnert, im letzten Teil aber mehr klassischen Gitarrenrock zeigt, als das bei Genesis je der Fall war. Auf der anderen Seite gibt es aber auch in Forgotten Sons [3] schonungslose Kritik an der damaligen britischen Politik im Nordirlandkonflikt. Andere Lieder sind gesellschaftskritisch wie Chelsea Monday [4] und mit ätzendem Spott Garden Party [5]. Bemerkenswert ist, dass den Künstlern auf dieser Platte eine Melodie pro Lied nicht ohne weiteres genügte. So verwendet die Gruppe für das Lied, Script For A Jester's Tear, drei völlig eigenständige Melodien und zu Beginn und beim Übergang der beiden ersten Melodien noch je ein eigenständiges Motiv. Der Leadsänger Fish singt über drei Oktaven und mit viel Gefühl, die Trauer und unglückliche Verliebtheit des Titellieds ebenso wirkungsvoll wie die Wut in Forgotten Sons und den verächtlichen Spott in Garden Party. Die künstlerische Kraft bei allen Liedern in ihrer thematischen Vielfalt jeweils Botschaft und Gefühle durch anspruchsvolle Texte mit einer Vielzahl von poetischen Mitteln und ebenso anspruchsvollen und wirkungsvollen Melodien und Rhythmen in einem virtuosen und gefühlvollen Vortrag an die Hörer zu übermitteln, zeichnet dieses Album besonders aus und ist so ohne Beispiel.

Nachdem der Schlagzeuger Mick Pointer durch Ian Mosley ersetzt wurde, folgten drei weitere Alben, die gleichermaßen erfolgreich und richtungsweisend im Bereich des sogenannten Neo-Progressive Rock waren. Einen Höhepunkt erreichte diese Entwicklung schon 1984 mit dem musikalisch aggressiven und lyrisch extrem komplexen Album Fugazi.

Mit ihrem bekanntesten Titel, der Ballade Kayleigh vom dritten Album Misplaced Childhood, sowie dem Song Incommunicado vom nachfolgenden Album Clutching at Straws landete Marillion 1985 und 1987 internationale Hits.

Bemerkenswert an den Erfolgsliedern Kayleigh" und ebenso Lavender von Misplaced Childhood ist, dass nach der komplexen Lyrik und den komplexen Melodien, die die Hörer von Script For A Jester's Tear und Fugazi gewöhnt waren, hier zwei Lieder folgten mit textlich volksliedhafter, ja eher noch kinderliedhafter Einfachheit und Schönheit und jeweils ebensolchen Melodien, die man weder von der Genesis-ähnlichen Übungsphase der Gründungszeit noch von beiden ersten Alben, Meisterwerken des komplexen Prog-Rock, her erwartet hätte.

Probleme mit Drogen und unterschiedliche Vorstellungen musikalischer Art führten anschließend zur Spaltung der Band: Mit dem 1988 erschienenen Live-Album The Thieving Magpie erschien zum letzten Mal eine Platte in dieser Besetzung.

Die Cover der Alben wurden von dem Künstler Mark Wilkinson gestaltet.

Mit dem Sänger Steve Hogarth

Während Fish danach eine Solokarriere begann, machten die übrigen Bandmitglieder mit dem neuen Frontmann Steve Hogarth weiter. Nach dem ersten Hogarth-Album Seasons End, an dem Fish noch mitgearbeitet hatte und das musikalisch noch recht nahe an seinen Vorgängern ist, schlug die Band eine deutlich andere Richtung ein. Mit dem Album Holidays In Eden veröffentlichte Marillion 1991 erstmals eine Platte, die fast nur aus radiotauglicher Musik bestand - schickte aber drei Jahre darauf mit dem düsteren Konzeptalbum Brave ein klares Gegenstück hinterher.

Mit den folgenden Alben konnte Marillion nicht mehr an die alten Erfolge anknüpfen, obwohl die Band wie auch ihr ehemaliger Frontman eine treue Fangemeinde hinter sich weiß. Erst die aus dem 2004er Album Marbles ausgekoppelten Singles You're Gone und The Damage erreichten in einigen Ländern Europas wieder Top-10-Platzierungen.

Mit diesem Album und der vorhergegangenen Platte Anoraknophobia führte Marillion ein innovatives, wenn auch umstrittenes Geschäftsmodell ein. Um die Alben eigenständig überhaupt produzieren zu können, ohne dass eine Plattenfirma involviert sein musste, ließ man sie sich von den Fans etliche Monate im Voraus vorfinanzieren. Als Belohnung bekamen die Vorbesteller die Alben als Doppel-CD, während im konventionellen Handel nur einfache CDs erhältlich sind.

Im Februar 2007 findet das nächste Marillion Weekend im Center Parcs Port Zelande, Holland statt. Am 9. April 2007 erscheint laut der offiziellen Webseite "www.marillion.com" [6] das neue Album Somewhere Else. Im April und Mai folgt die grosse "Somewhere Else Tour 2007" durch ganz Europa.

Diskografie

Fish-Ära

  • Market Square Heroes (33 RPM Single, 1982)
  • Script For A Jester's Tear (1983)
  • Fugazi (1984)
  • Real to Reel (Livealbum, 1984)
  • Misplaced Childhood (1985)
  • Brief Encounter (EP, 1986)
  • Clutching At Straws (1987)
  • B'Sides Themselves (1988)
  • The Thieving Magpie (La Gazza Ladra) (Livealbum, 1988)
  • Curtain Call (6 CD-Box-Set, Live 1983-1988) (VÖ 2004)
  • Recital Of The Script (live 1983) (DVD VÖ 2003)
  • Live At Loreley, 1987 (DVD VÖ 2004)

Hogarth-Ära

  • Studioalben
    • Seasons End (1989)
    • Holidays In Eden (1991)
    • Brave (1994)
    • Afraid Of Sunlight (1995)
    • This Strange Engine (1997)
    • Radiation (1998)
    • Marillion.com (1999)
    • Anoraknophobia (2001)
    • Marbles (2004)
    • Somewhere Else (Veröffentlichung am 09. April 2007)
  • Livealben
    • Made Again (Livealbum, 1996)
    • Anorak In The UK (Livealbum, 2002)
    • Marbles Live (CD-Soundtrack der MOTR-DVD, 2005)
    • Marbles by the Sea (10/2005) Live Doppel CD des Marillion Weekends März 2005
  • weitere Veröffentlichungen
    • Tales From The Engine Room (Remixalbum, 1998)- mixed by The Positive Light


DVD´s

  • Marbles on the Road - Live (2005)
  • The EMI Single Collection (2004)
  • Live from Loreley (2006)
  • Brave (2004)
  • From Stoke Row to Ipanema (2006)
  • Recital of the Script (2006)