Festung Ehrenbreitstein

Die Festung Ehrenbreitstein wurde von 1817 bis 1828 auf dem gleichnamigen Berg bei Koblenz durch das preußische Militär an der Stelle eines barocken Vorgängerbaus neu errichtet. Sie liegt gegenüber der Mündung der Mosel in den Rhein, dem so genannten Deutschen Eck, und sicherte im Rahmen der preußischen Großfestung Koblenz und Ehrenbreitstein das mittlere Rheintal gegen Angriffe. Die höchsten Werke des Ehrenbreitsteins ragen 118 m über den Rhein.
Geschichte
Burg und Festung bis 1815
Bereits um das Jahr 1000 befand sich hier die Burg Ehrenbreitstein. Diese ging wohl im 11. Jahrhundert in den Besitz der Erzbischöfe von Trier über. Sie wurde nach und nach erweitert und schließlich ab dem 16. Jahrhundert zur Festung ausgebaut. Im Dreißigjährigen Krieg wechselte sie mehrfach den Besitzer, nachdem Kurfürst Philipp Christoph von Sötern 1631 zunächst Frankreich das Besatzungsrecht eingeräumt hatte.
1794 eroberten die Französischen Revolutionstruppen Koblenz, und belagerten ab 1795 viermal die Festung. Im Januar 1799 wurde sie nach einjähriger Blockade kampflos übergeben. Durch den Frieden von Lunéville waren die Franzosen 1801 gezwungen, das rechte Rheinufer aufzugeben, also auch den Ehrenbreitstein. Um sie nicht ihren Gegnern zu überlassen, wurde die barocke Festung Ehrenbreitstein gesprengt.
Unter preußischer Herrschaft
1815 fiel das Rheinland auf Beschluss des Wiener Kongresses an das Königreich Preußen. Die Preußen begannen sofort mit der Neubefestigung des Ehrenbreitsteins. Der Grundstein wurde 1817 gelegt, 1828 war die neue Festung Ehrenbreitstein fertiggestellt. Sie war aber nur Teil der groß angelegten preußischen Landesfestung Koblenz und Ehrenbreitstein, die 1834 fertiggestellt wurde. Nach Gibraltar war die Festung Koblenz mit 14 km Umfang damals die größte Befestigungsanlage Europas.

Die Festung Koblenz stand bis 1890 im aktiven Dienst und wurde ab 1886 als Festung minderer Wichtigkeit geführt, wobei die rechtsrheinischen Festunsgwerke mit dem Ehrenbreitstein noch bis zum Ende des Ersten Weltkriegs einsatzbereit blieben. Sie erlebten jedoch keine Angriffe. Nach 1919 sollte sie wegen der Bestimmungen des Vertrags von Versailles geschleift werden. Dazu kam es aber nicht, weil man die Interalliierte Militär-Kontrollbehörde in Berlin 1922 vom kulturellen Wert der Festung überzeugen konnte. Im Zweiten Weltkrieg lagerten in den Kasematten Kunstgüter und Archivbestände aus Koblenz, Köln und Wuppertal. Zufällige Bombentreffer zeigten jedoch, daß die Kasematten keinen ausreichenden Schutz gegen Bomben des Zweiten Weltkriegs boten. Als Teil der Luftverteidigung von Koblenz standen auf den Wällen der Festung drei Flak-Geschütze. Im Felsen unter der Festung, genauer unter dem Helfenstein, entstand 1943 ein Luftschutzbunker aus Felsenstollen, der bis zu 10.000 Menschen Schutz gegen Luftangriffe bieten sollte.
Nach dem 2. Weltkrieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg existierten in den sechziger Jahren Pläne zur Nutzung zweier Kasematten für die Lagerung von kleineren Mengen Atommüll der Universität Mainz (Forschungsabfälle etc.). Auf Grund von Bürgerprotesten sah man aber davon ab.
Der Ehrenbreitstein dient heute verschiedenen Institutionen. Das Landesmuseum von Rheinland-Pfalz nutzt die Hohe Ostfront und die Contregarde rechts als Ausstellungsbereich, während in der Niederen Ostfront sowie der Südtraverse eine Jugendherberge untergebracht ist. Wegen des massiven Mauerwerkes ist das Klima weitestgehend konstant, deshalb lagerte dort bis 1998 das Bundesarchiv umfangreiche Magazinbestände.
Die Festungsbauten
Die Festung Ehrenbreitstein liegt auf einem 118 m hohen Hügelrücken, der in einem schroffen Felsporn in das Rheintal ausläuft. Dadurch musste nur der Hügelrücken, nach Nordosten hin, besonders stark verteidigt werden. Nach Norden und Osten hin wurden hier die stärksten Befestigungen angelegt, die durchgehend in neupreußischer Manier im Stil des Klassizismus gebaut wurden. Hauptmerkmale sind hier zwei bis 8 m tiefe und 25 m breite Gräben sowie bis zu drei m dicke Wälle mit drei übereinanderliegenden Reihen Kanonenscharten.
Betritt man von Nordosten die Festung durch das Feldtor, so liegt zunächst auf der linken Seite der Turm Ungenannt. Er hat diesen merkwürdigen Namen der Legende nach deswegen, da sein Grundstein von den Angehörigen des preußischen und des russischen Herrscherhauses gelegt wurde und niemand sich benachteiligt fühlen durfte. Aber es gab bereits zur Zeit der barocken Festung Ehrenbreitstein an derselben Stelle eine gleichnamige Stellung. Dieses Gebäude ist drei Stockwerke hoch und beherrscht die Hochfläche sowie das Tal von Ehrenbreitstein. Dem Turm folgt die Lange Linie, die parallel zum Weg verläuft. Als Besucher läuft man dann genau auf das Grabentor zu, das einen Durchlass in den Hauptgraben zulässt. Man befindet sich dann im Hauptgraben, vor dem etwa 20 m hohen Ravelin oder Mittelsaillant, der von Contregarde Links und Contregarde Rechts flankiert wird. Durch eine etwa 50 m lange Poterne geht man in den Retirierten Graben, der von der 25 m hohen Kurtine sowie der Rheinbastion und der Landbastion abgeschlossen wird. Nach dem Passieren dieser Kurtine durch ein weiteren Tor steht man schließlich auf dem Oberen Schlosshof. Von dort hat man einen großartigen Blick auf Rhein und Mosel.
Nach Westen befinden sich Bastion Fuchs, die Hohe Ostfront, die Große Traverse, die Niedere Ostfront, die Südtraverse, der Südliche Abschnitt, der Helfenstein, der Wetterturm und weitere Festungsanlagen. In ihrer gesamten Ausdehnung erschließen sie sich, wenn man den Schlosshof durch das Felsentor verlässt und den Felsenweg hinunter nach Koblenz-Ehrenbreitstein läuft.
Siehe auch: Fachbegriffe Festungsbau