Tuschezeichner

Tuschefüller, auch Tuschestift , normgerecht als Tuschezeichengeräte bezeichnet, sind Zeichenstifte entsprechend DIN 15, die für das technische oder gebundene Zeichnen mit Reißschienen und Zeichenmaschinen von Konstrukteuren, Technischen Zeichnern und Architekten verwendet werden. Umgangssprachlich wurde und wird oft der Markenname „Rapidograph” oder verkürzt „Rapi” des Herstellers Rotring verwendet, der damit eine Art Begriffsmonopol darstellt.
Mit wiederbefüllbaren oder auswechselbaren Patronen und mit festgelegten Strichstärken, lösten sie die zuvor gebräuchliche Reißfeder mit frei einstellbarer Breite ab.
Nachdem heutzutage technische Zeichnungen überwiegend mit CAD-Programmen am Computer erstellt werden, sind Tuschefüller nur noch selten in ihrem ursprünglichen Sinne in Gebrauch. Künstler und Grafiker verwenden sie für das freihändige Zeichnen.
- Verschiedene demontierte Tuschefüller
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Tuschefüller von Staedler, um 1985 zuletzt genutzt
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Tuschefüller von Rotring, um 1985 zuletzt genutzt
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Leerer 0,35 mm Rapidograph
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Voller 0,35 mm Rapidograph
Funktionsprinzip
Die Tusche wird aus einem nachfüllbaren Reservoir oder einer Einweg-Patrone mittels eines wendelförmigen Kanals und eines beweglichen Kolbens (Regulierdraht) kontrolliert und gleichmäßig in ein dünnes Metallröhrchen (Zeichenrohr) geleitet, das die Tusche mit einer konstanten Linienbreite auf das Papier bringt. Der Durchmesser des Röhrchens legt die Strichbreite fest. Die Kennzeichnung der unterschiedlichen Strichbreiten erfolgt mit einer farbigen Markierung an den Stiften oder durch direkte Beschriftung in Millimeter.
Linienbreite in mm | 0,13 | 0,18 | 0,25 | 0,35 | 0,50 | 0,70 | 1,0 | 1,4 | 2,0 |
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Kennfarbe nach ISO 9175 | violett | rot | weiss | gelb | braun | blau | orange | grün | grau |
Zeichentechnik
Die Zeichnungen werden üblicherweise auf opakem Transparentpapier erstellt, das durch seine glatte Oberfläche für einen besonders gleichmäßigen Tuschefluß sorgt. Die so erstellten, schwarz-weissen Originale werden als Lichtpausen oder Fotokopien vervielfältigt. Mit speziellen Radiergummis oder -stiften können Linien entfernt werden. Üblich ist auch das Abhobeln der getrockneten Tusche mit Rasierklingen oder Glasfaserstiften.
Seltener werden beschichtete Mylarfolien als Zeichenmedium verwendet, die mechanisch beständiger und unempfindlich gegen Feuchtigkeit sind. Sie erfordern die Verwendung spezieller Folientuschen, die nur mit dafür geeigneten Tuschefüllern benutzt werden können. Die Metallteile dieser Stifte sind teilweise mit einer Goldschicht geschützt.
Verwendung im Stiftplotter
Tuschestifte werden auch in Stiftplottern verwendet, um einen maschinellen Plot (z.B. eine per CAD erstellte, technische Zeichnung) computergesteuert auf Papier zu zeichnen (plotten).
Zubehör


Durch die genormte Ausführung sind Tuschefüller eingebunden in ein ganzes System weiterer Werkzeuge und Hilfsmittel, zusammenfassend Reißzeug genannt. Sie sind mit dem Prüfzeichen der Micronorm nach DIN 6775 versehen.
<obsolet, wird nachgetragen, siehe ISO 9175>
Schriftschablonen
Für die in den DIN 16 und 17 festgesetzt Normschriften gibt es Schablonen in unterschiedlichen Größen für die jeweiligen Linienstärken. Daneben gibt es auch nicht-genormte Schriften. Mitte der 1980er Jahre kamen elektrische Beschriftungsgeräte auf den Markt, in die Tuschefüller eingesetzt und über eine alphanumerische Tastatur, Größe und Text eingegeben werden.
Zeichenschablonen
Für die normgerechte Darstellung von Symbolen gibt es spezielle Zeichenschablonen. So beispielsweise Schaltungssymbole für die Elektroplanung oder elektrische und pneumatische Schaltkreise, Möbel in Standardabmessungen in unterschiedlichen Maßstäben, Form- und Lagetoleranzen und Sanitärobjekte für Planungen im Baubereich. Statt Zirkeln werden für die schnellere Darstellung von Teil- oder Vollkreisen, Kreisschablonen mit abgestuften Durchmessern verwendet. Zum Zeichnen von Ellipsen gibt es ebenfalls Schablonen, die jedoch nur einen vorgegebenen Bereich des mathematisch Möglichen abdecken.
Zirkel

Mit Gewinden an den Enden, können Tuschestifte — nach Abnahme des Halteschaftes — in Zirkeln mit passenden Gegengewinde befestigt werden, wobei Innengewinde an Zirkeln und Aussengewinde an Tuschefüllern unterschiedlicher Hersteller u.U. nicht kompatibel sind. Neben der weit verbreiteten Ausführung als zweischenkelige Zirkel gibt es auch Sonderformen, wie Fallnullenzirkel für besonders kleine Kreise oder Stangenzirkel für Radien bis zu ca. 120 Zentimeter.
Markennamen
Unter dem Namen „Rapidograph” werden verschiedene Modelle der Firma Rotring vertrieben, die die ersten Tuschefüller entwickelte. Aus ihrem Haus stammt auch das Modell „Isograph”.
Neben dem weltweiten Marktführer Rotring, haben oder hatten auch andere Hersteller von Zeichenwerkzeugen Tuschefüller im Angebot. Das Unternehmen Staedtler vertrieb ihre Stifte unter dem Namen „marsmatic”. Auf dem deutschsprachigen Markt boten Faber-Castell und ARISTO vergleichbare Füller an. In weiteren Ländern gab es Anbieter, die zumeist nur den lokalen Markt belieferten.
Die führende Marktstellung des Herstellers Rotring hat dazu geführt, dass Tuschefüller im englischen Sprachraum umgangssprachlich „Rotring” oder „Rotring-pen” genannt werden.