Hain
Ein Hain ist ein geweihter Wald. Der Begriff ist abgekommen, findet sich jedoch vielfach in der deutschen Dichtung. Im Kreuzworträtsel wird "Hain" vielfach als "kleines, gehegtes Gehölz" umschrieben.
Ein Hain war vor allem ein dem religiösen Kult geweihter Bereich, der in fast allen alten Kulturen der Welt anzutreffen ist und sich dem Baumkult anschließt.
Vorkommen
Altes Israel
Schon Abraham baute Jahwe einen Altar in dem Eichenhain Mamre bei Hebron; die Propheten aber rügen wiederholt den Götzendienst des Volkes in Hainen, da das mosaische Gesetz den Jahwedienst ausschließlich in die Stiftshütte und später in den Tempel wies.
Alte Griechen und Römer
Bei Griechen wählte man ein Stück natürlichen Waldes aus und weihte dasselbe dem Gott zum Eigentum, dem man bald auch Altäre und Statuen darin errichtete. Später schuf man um die Tempel der Götter Haine durch Anpflanzungen von nicht fruchttragenden Bäumen und umgab dieselben mit einem Zaun. Entweihung und Beschädigung solcher heiligen Haine wurde vom Gesetz mit schweren Strafen geahndet. Der nicht umfriedete Raum war dagegen der Benutzung nicht entzogen, konnte daher auch mit fruchttragenden Bäumen bepflanzt sein. Nur kam der Ertrag derselben dem Heiligtum zu gute und wurde für Bedürfnisse des Kultus, Feste etc. verwendet (so der der Feigenbäume der Athene). Die berühmtesten heiligen Haine der Griechen waren der Eichenhain von Dodona, die Altis zu Olympia, der Eumenidenhain bei dem attischen Demos Kolonos, der Hain der Artemis zu Ephesos.
Bei den Römern (lat. lucus, auch nemus) der Hain der Egeria bei Aricia, der der Furien bei Rom, der Musenhain in Latium; aber auch in Rom selbst gab es mehrere heilige Haine, z.B. am Aventinus.
Heilige Haine bei den Germanen
Vielfach spielte sich die Beschwörung der Götter in "Heiligen Hainen" ab. Zu jeder germanischen Ansiedlung gehörte sehr wahrscheinlich ein "Heiligtum", in dem sich ein oder mehrere Opferplätze befinden konnten. Die miteinander verwandten Bewohner benachbarter Siedlungen könnten in einem "Bezirksheiligtum" zu gemeinsamen Opferhandlungen zusammengekommen sein. Größere Feiern wurden in "Gauheiligtümern" und schließlich in den "Stammesheiligtümern" abgehalten. Die obzwar junge "Gutasaga" beschreibt für Gotland eine solche, sicherlich auf eine lange Tradition zurückgehende Staffelung, die sicherlich nicht nur für diese Insel Gültigkeit hatte. Das höchte Opfer war dort das "Landesopfer" - in jedem Drittel der Insel gab es eine Stätte für das "Gauopfer", sowie viele kleine Plätze für "Bezirksopfer" und "Dorfopfer". Die großen Kultfeiern in den Stammesheiligtümern mußten so anberaumt sein, daß sie die landwirtschaftliche Arbeit und die Dorfopferfeste nicht beeinträchtigten. Stammesversammlungen berief man für die Zeit des zunehmenden Mondes oder des Vollmondes ein, weil diese Tage angeblich für wichtige Entscheidungen die günstigsten waren. Daß ein Priester das "Ding" bzw "Thing" eröffnete und den Beratungen beiwohnte, unterstreicht den sakralen Charakter einer solchen Zusammenkunft.
Im Hain wurde das Idol der Gottheit aufgestellt, es wurden hier Altäre errichtet, Menschen- oder Tieropfer dargebracht, heilige Gegenstände als Kriegsbeute aufbewahrt. Er war eine Versammlungsstätte, wo wichtige Stammesangelegenheiten beraten und durch Eid beschlossen wurden und es fanden dort Feste sakraler Bedeutung statt. Auch hängten die Germanen die erbeuteten römischen Feldzeichen zu Ehren der dort verehrten Götter auf. In der Schilderung des Bataver-Aufstandes der Jahre 69/70 u. Z. heißt es, die Germanen hätten vor dem Kampf "Nachbildungen" wilder Tiere aus ihren Hainen geholt. In der "Germania" erwähnt Tacitus Bilder und Zeichen, die in den Hainen aufbewahrt würden und die Krieger in die Schlacht begleiteten. Es handelte sich dabei um Standarten. Von römischen Darstellungen kennen wir Eber- und Schlangenstandarten. Weiterin berichtet Tacitus, daß die Feinde durch die Zerstörung ihres Heiligtums zur Aufgabe des Kampfes gezwunen werden sollten. So wurde das Heiligtum der Göttin Tamfana z. B. ohne Gegenwehr zerstört, beim Hain der Göttin Baduhenna fielen dagegen 900 Römer.<
Den Arbeitsrhythmus und auch die Termine für die Opferfeste (Säeopfer, Ernteopfer, Dreschopfer) bestimmte die Natur. Solche Feste konnten für den Norden nachgewiesen und sogar rekonstruiert werden. Auch diese Feiern richteten sich anscheinend nach den Mondphasen, die von alters her den Lunarkalender, insbesondere aber alle kultischen Zusammenkünfte bestimmten (J. de Vries-1956, S. 358ff). Über die entsprechenden Feiern der Festlandsgermanen wissen wir dagegen weniger. Sicher ist, daß die Nerthusfeier im Frühling stattfand und daß die Römer im Spätsommer in die Festlichkeiten zu Ehren der Göttin Tamfana einbrachen.
Für die Fruchtbarkeitsgöttin Nerthus ist sogar der genaue Ablauf eines solchen Kultfestes bekannt: Für diese "Terra Mater" verlief das Kultfest in mehreren Etappen Zu Ehren des festes schloß man die Waffen ein. Diese Symbolhandlung ist kennzeichnend für den Kult einer Wanengöttin, die den Frieden hütet. Im heiligen Hain stand der mit einem Tuch bedeckte Prozessionswagen. Durch Anzeichen, wohl mit dem Wetter und der Vegetation zusammenhängend, kündigte sich dem Priester das Nahen der Göttin an, woraufhin die dem Kult geweihten Rinder vor den Kultwagen gespannt wurden. Nun begletete der Priester als Dienerden Kultwagen mit dem Idol der Göttin. Die Prozession berührte bestimmte Orte, die "die Göttin ihrer Ankunft und ihres Besuches würdigt". Da zum germanischen Sakralfest auch heilige Mahlzeiten und Umtrünke gehörten, wurden an den Haltepunkten der Prozession sicherlich solche Kulthandlungen abgehalten. Die Feierlichkeiten dürften also mehrere Tage gedauert haben. Da Kultgefährt und Idol nach der Fahrt zu einem heiligen See gebracht und von den "Sklaven" gewaschen wurden, dürfte der See somit zum Heiligtum gehört haben. Der Brauch, das göttliche Bild zeremoniell in einen Fluß oder in eine Quelle zu tauchen, ist auch aus anderen Religionen überliefert. Nach der "lavatio" verschlang der See die Sklaven. Zum äquivalenten Kreise der Nerthus gehörte wahscheinlich auch die "Sandraudiga"(J. de Vries - 1957), sie bescherte Fülle und Reichtum und die "Tamfana" der zwischen Lippe und Ruhr siedenden Marser. Die Schimmel, die vor ein anderes, zum Orakeln benutztes Gefährt gespannt wurden, hielt man in heiligen Hainen und Wäldern.
Offenbar hatten auch Quellen und Flüsse eine große sakrale Bedeutung, denn es wird berichtet, daß Hermunduren und Chatten im Jahre 54 u. Z. einen besonders harten Kampf um einen salzhaltigen "heiligen" Grenzfluß führten. Salzquellen, welche die "Huld der Götter" offenbarten, waren dem Himmel nahe. Gerade dort würden die Götter die Gebete der Menschen aus nächster Nähe hören. Auf der Insel Walcheren hatte man der Göttin Nehalennia 22 Altäre errichtet. Zu ihrem Emblemen gehörten außer einem Schiff (auch) andere aus dem Isis-Kult bekannte Symbole wie Früchte, Ruder und der Hund. Archäologische Untersuchungen des Kultplatzes von Oberdorla haben ein >Schiffsheiligtum< nachgewiesen. F. Kaufmann (1892) sieht in ihr die >Isis< des Tacitus. In ihrem Kult waren anscheinend germanische und römische Vorstellungen zusammengeflossen."
Für Oberdorla (Thüringen - siehe Weblink unten) konnte auf Grund von schriftlichen Überlieferungen und archäologischen Untersuchungen eine solche Opferzeremonie nachgestellt werden (aus PM in Zusammenarbeit mit dem Thüringischen Landesamt für Archäologische Denkmalpflege Weimar, vertreten durch Frau Dr. Sigrid Dušek):
"Eingehüllt in einen weißen wollenen Umhang, steht ein Hermunduren-Priester in dem kleinen Heiligtum, das von einem Flechtwerkzaun umschlossen ist. Innerhalb des abgegrenzten Bezirks überragt die Einfriedung ein langer Stab aus Eichenholz, auf den der Schädel eines Rindes aufgespießt ist. Im Zentrum des Allerheiligsten steht ein Holzidol in Menschenform – »Stellvertreter« der Fruchtbarkeitsgöttin, der die Opferzeremonie gilt. Davor: ein rechteckiger Altar, etwa einen Meter hoch; er besteht wie der Zaun aus Weidengeflecht und ist mit Grassoden abgedeckt. Nur der Priester hat Zugang zu diesem heiligen Ort – mit seinem Kultstab weiht er den Pferdekopf auf dem Altar. Der Göttin wird ein Pferd geopfert, »damit das Leben draußen in den Dörfern und Fluren pulsieren kann«, schrieb Günter Behm-Blancke vom Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens in Weimar, der zu Lebzeiten einer der angesehensten Archäologen der DDR war. »Denn wehe, wenn zur rechten, festgesetzten Zeit nicht geopfert wird und die Göttin zürnt! Dann hält der Mond, ihr Gestirn, den Regen zurück, die Quellen aus dem Reich der Unterwelt versiegen, die Felder trocknen aus, die Saat verdorrt, die dürren Weiden können das Vieh nicht ernähren. Schreckliche Hungersnot bricht aus, Seuchen verwüsten das Land, das Strafgericht der Götter lastet schwer auf Mensch und Tier, die sie in Scharen in ihr Totenreich holt. Die Göttin muss also gnädig gestimmt werden. Es muss gesühnt, es muss gedankt werden.« Bevor ein Priester im Rundheiligtum seines Amtes waltete, wurde das Opfertier erst einer rituellen Handlung unterzogen: Man tränkte es und wusch es mit Wasser aus dem See. Dann traten die Fackeln tragenden Opferdiener in Aktion: Sie führten das Pferd um den Altar und dann dreimal um das ganze Rundheiligtum. Danach berührte der Priester das Tier mit einem frischen Zweig, bevor der Schlachter es mit einer Schlinge strangulierte – begleitet von den Gebeten der Stammesgemeinde. Das Pferd wurde mit dem Kopf nach Westen auf den Boden gelegt, und der Schlachter verkündete den Tod des Tieres. Nach einem strengen Ritual zerlegen nun die Opferdiener den Kadaver – zuerst grob mit dem Beil, dann mit einem zweischneidigen Messer, wobei der Schlachter nur eine Seite benutzen durfte; die andere war geweiht und allein dem Priester vorbehalten. Nur bestimmte Teile des Tieres galten als »opferfähig«; dazu gehörten Herz, Zunge, das Bruststück, sorgfältig herausgelöste ganze Knochen und der Kopf als Träger der Lebenskraft. Der Pferdekopf war dazu bestimmt, auf dem Altar den Göttern geweiht zu werden; die makellosen Knochen wurden in Gefäßen vor der hölzernen Götterfigur und der langen Holzstange mit dem Rinderkopf niedergelegt. Zurück zu unserem Bild: Die Stammesmitglieder sind zur Opferzeremonie versammelt. In gebührendem Abstand vom Heiligtum haben sie sich auf dem Kultplatz am Ufer des Sees im Halbkreis aufgestellt. Ein Opferdiener hält eine Fackel; vor einigen Stammesmitgliedern stehen Schalen, Körbe und Tröge. Ehrfürchtig blicken alle auf den Priester, der am Altar steht und das abgerundete Ende eines von der Rinde befreiten Haselnussstocks über den Kopf des Opfertieres hält. Dieser Stab ist das Zeichen der Würde und Macht des Priesters – nur er darf ihn verwenden, um damit die Verbindung zwischen dem Opfertier und den höheren Mächten herzustellen. Der Höhepunkt der Opferhandlung steht jetzt unmittelbar bevor: das »heilige Mahl«. Diese Zeremonie fand üblicherweise außerhalb des Heiligtums auf dem umliegenden Kultplatz statt: Ein Teil des Fleisches wurde auf Feuerstellen gebraten; aus dem anderen Teil kochte man in einem Behälter Opferbrühe. Mit dem gemeinsamen kultischen Verzehren des Tieres verbanden die Germanen tiefe religiöse Überzeugungen. Sie glaubten, dass dadurch die besonderen Kräfte des geweihten Opfertieres auch auf sie übergingen – und damit die göttliche Kraft. Gleichzeitig wurde aber auch die Gottheit durch dieses gemeinsame Essen gestärkt. Denn in der Vorstellung der Germanen – so, wie wir sie aus den antiken Überlieferungen kennen – brauchten ihre Götter ständig neue Nahrung, um ihre Kraft zu bewahren und zu steigern. Was die Wissenschaftler heute über die Tieropferzeremonien und das heilige Mahl der Germanen in Thüringen um Christi Geburt aussagen, ist keine Spekulation, sondern das Ergebnis der Auswertung historischer Quellen und der Ausgrabungen."
Auch andere Orte für ganz ähnliche Opferseremonien wären noch zu erwähnen: - das Opferfest von Uppsala und - der Ritus im Semnonen-Hain.
Wie bereits erwähnt, wurden den Göttern auch Menschen geopfert, um sie milde zu stimmen. So sagte C. Valerius Procillus, ein Vertrauter Cäsars, nachdem er nach der Niederlage des Ariovist aus dessen Gefangenschaft befreit wurde, aus, dreimal sei das Los befragt worden, ob er sofort den Feuertod erleiden solle.
Eine Vielzahl von schriftlichen Quellen berichten auch, daß Kriegsgefangene durch sogenannte "Hängeopfer" (Töten der Kriegsgefangenen durch Erhängen an Bäumen) dem Kriegsgott geopfert wurden.
>Vor der Schlacht um den Salzfluß im Jahre 54 u. Z. hatten die beiden Stämme der Chatten und Hermunduren geschworen, die Gefangenen des unterlegenen Heeres dem "Mars" (=Wodan) und dem "Merkur" (=Tiwaz) zu weihen, wobei es Historiker gibt, die in Erwägung ziehen, daß die Chatten die Kriegsbeute dem Wodan, die Hermunduren hingegen dem Tiwaz weihten.<
Zu Beginn u. Z. ist eine Häufung von Mooropfern in Deutschland und Nordeuropa zu verzeichnen. Über die Gründe dieser Häufung wird noch diskutiert. Moore waren den Menschen über Jahrtausende unheimlich. Gerade hier vermutete man wohl eine besonders starke Präsenz von überirdischen Machten oder Göttern. Da die Leichname jedoch in Mooren gut erhalten blieben, sind inzwischen viele Einzelheiten über die Mooropfer bekannt geworden. So weiß man heute, daß die Mooropfer getötet wurden, bevor sie ins Moor geworfen wurden, da sie oft Spuren von Gewaltanwendung aufweisen: durchgeschnittene oder/und strangulierte Hälse, eingeschlagene Schädel, zerschmetterte Gliedmaßen oder Messerstiche im Brustbereich. Bei einigen gab es sogar einen besonders grausamen >overkill<: So wurde z. B. in England der "Lindow-Man" nicht nur stranguliert, erstochen und erschlagen, ihm wurde auch noch die Kehle durchgeschnitten.
Aber auch wertvolle Gegenstände, die keinerlei Gebrauchsspuren aufwiesen, wurden in solchen Mooren gefunden: Keramikgefäße, sogenannte "Luren" - bronzene Blasinstrumente, Dolchklingen und Fibeln. Zu welchem Zweck diese Menschen- und Sachopfer in den Mooren dienten, darüber kann man nach zwei Jahrtausenden nur mutmaßen.
Einigermaßen sicher weiß man nur: Totenverehrung und Hinwendung zu den Mächten, bei denen die Toten vermeintlich weilten, waren zusammengehörige Teile der Glaubensvorstellung. Man glaubte, in den Nachkommen könnten die Ahnen der Familie zurückkehren. Deshalb erhielten die Kinder auch die Namen der Vorfahren. Von "den Mächten" nahm man an, sie herrschten über Leben und Tod, Werden und Vergehen und seien daher für die Fruchtbarkeit in der Natur, bei Menschen und Tieren verantwortlich. Gemeinsame Glaubensvorstellungen und gemeinschaftliche Kultveranstaltungen selbständiger gesellschaftlicher Einheiten festigten auch das Stammesbewußtsein. Dieses Bewußtsein war so stark ausgeprägt, daß man bei einer Abspaltung eines Teilstammes vom "Mutterstamm" das Gemeinschaftsgefühl in einer traditionellen Kultfeier bewahrte.
Quellen:
- "Die Germanen" - Band 1 (1976) (Lizenz-Nr. 202 . 100/223/83 . P 107/81) und Band 2 (1982) (Lizenz-Nr. 202 . 100/114/82 . P 22/81), herausgegeben von der Akademie der Wissenschaften der DDR mit folgenden dortigen Literaturangaben:
- Tacitus - "Germania"
- Cäsar
- J. de Vries - 1956, 1957
- F. Kaufmann (1892)
- "Gutasaga"
- "PM-Magazin - 11/2002" Wissenschaftliche Berater des PM-Artikels "Deutschland vor 2000 Jahren - Teil II": -Prof. Dr. Wilfried Menghin, Landesarchäologe u. Direktor des Museums für Vor- u. Frühgeschichte, Berlin; -Prof. Dr. Siegmar v. Schurbein, Archäologe, 1. Direktor der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen ArchäologischenInstituts, Frankfurt; -Dr. Michael Gebühr, Historiker, Archäologisches Landesmuseum Schloss Gottorf; -Dr. Peter Pieper, Archäologe des Instituts für Rechtsmedizin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
- "PM-Magazin-Artikel - 12/2002: Deutschland vor 2000 Jahren - Teil III" in Zusammenarbeit mit dem Thüringischen Landesamt für Archäologische Denkmalpflege Weimar, vertreten durch Frau Dr. Sigrid Dušek
Weblink: [1]
Andere europäische Kulturen
Ähnlich begegnet die Verehrung heiliger Bäume und Haine bei anderen Völkern Europas, so namentlich auch bei den Germanen, und es bedurfte vieler Kapitularbeschlüsse nachher bei Einführung des Christentums, sie auszurotten. Das Bestehen der Sitte für die vorchristliche Zeit erwähnt schon Tacitus, und weiter wird sie oft bestätigt, so ordnete Arminius seine Scharen in einem Hain, und in einem solchen versammelte auch Civilis seine Bataver zu Schmaus und Beratung. Auch sonst wurden Feste und Opfer gern im Schatten heiliger Wälder gehalten.
Unter den Bäumen galt vornehmlich die Linde für heilig, nächstdem die Ulme, Eiche, Tanne u.a. Wer in einen heiligen Hain floh oder den Schatten eines heiligen Baums erreichte, war der Strafe entronnen.
Bei der Ausbreitung des Christentums wurden oft an der Stätte derartiger heiliger Bäume christliche Kultstätten errichtet nachdem die heiligen Stätten z.B. der Germanen entfernt wurden, wie es namentlich noch in Süddeutschland in den an den Marienkult sich knüpfenden Legenden hervor tritt. Spuren des alten Baumkults treten auch noch in der feierlichen Aufrichtung und festlichen Ausschmückung von Bäumen zur Zeit der alten Sonnenwendfeste hervor (Mai-, Johannis- und Weihnachtsbäume).
Da z.B. die Germanen bzw. nordischen Völker auch nach der Christianisierung häufig noch heimlich in die tiefen Urwälder gingen, um dort zu ihren alten Göttern zu beten, wurden viele solcher Waldstücke von Christen vernichtet. Auch freistehende große Bäume, die von den Germanen verehrt wurden, wurden zerstört.
Wiederaufnahme in der Neuzeit
Seit Christoph Martin Wieland werden Haine wieder in der deutschen Literatur beschrieben und später zu einem romantischen Topos - vgl. bereits den "Hainbund".
Gegenwart
Auch im 20. Jahrhundert wurden für Gedenkstätten noch Haine angelegt. Noch heute trägt der Stadtpark in Bamberg (ein englischer Landschaftsgarten) den Namen "Hain".
Ortsnamen
Die Bezeichnung kann man oft in Ortsnamen finden, wie Belgershain, Hainburg, Hainfeld, Haindorf oder Berlin-Friedrichshain.
Siehe auch