Terschelling
Die zu den Niederlanden gehörende Insel Terschelling (fries. Schylge) ist eine der sechs Westfriesischen Inseln. Sie liegt etwa 15 km vor der niederländischen Nordseeküste.
Basisdaten | |
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Land: | Niederlande |
Länge: | 30 km |
Fläche: | ca. 67 km² |
Einwohner: | 4.743 (1. Januar 2003) |
Webseite: | www.terschelling.nl |
Terschelling besitzt einen 30 km langen und bis zu 1 km breiten Strand. Eine ausgedehnte, oftmals beachtlich hohe Dünenkette trennt den Strand von einem landwirtschaftlich genutzten Poldergebiet. Die fruchtbaren Acker- und Weideflächen werden durch starke Seedeiche geschützt. Grundlage der heutigen Mischwaldgebiete war die Bepflanzung der alten Dünen am Anfang des 20. Jahrhunderts. Diese Art der Befestigung sollte das Abtragen der Dünen durch den Wind verhindern.
Bezüglich Flora und Fauna ist Terschelling eine der reichsten Watteninseln. Unter den mehr als 600 wilden Pflanzenarten sind auch verschiedene seltene Orchideenarten anzutreffen. In den Dünen gibt es unzählig viele Wildkaninchen.
Wappen
Das Wappen Terschellings zeigt einen roten Löwen und einen blauen Drachen. Beide umklammern den Stamm eines auf grünem Grund stehenden Baumes mit sieben goldgelben Äpfeln. Eine dreizackige goldene Krone am oberen Schildrand wird geziert von zwei weißen Perlen, so dass alle Farben der Flagge sich auch im Wappen wiederfinden. Die ältesten Abbildungen des Wappens befinden sich auf einer Sammelbüchse in Midsland (wahrscheinlich vom Beginn des 17. Jahrhunderts), auf einer zeitgenössischen Druckgrafik von 1666 und auf einem Kelch in West-Terschelling (1682 in Haarlem hergestellt).
Geschichte
In der Zeit Karls des Großen war das Gebiet, in dem die westfriesischen Inseln heute liegen, ein Teil der Frisia Magna, die sich, wie die Lex Frisionum (802) ausweist, vom Sinkfal bei Brügge in Flandern bis zur Weser erstreckte. Zu dieser Zeit begann wahrscheinlich auch die Besiedlung von Terschelling. Die ersten Niederlassung entstanden „op de hogere gronden“, die von alten Dünen geformt wurden: Seerijp (Stryp), Kinnum, Kaard (Kaart), Hee und Horp. Durch Sturmfluten, die nach dem 11. Jahrhundert auftraten veränderte sich das Landschaftsbild beträchtlich, das Wattenmeer bildete sich heraus und der Deichbau wurde notwendig. Der Sand, der beim Landabbruch freigesetzt wurde, setzte sich an der Insellinie wieder ab und formte neue Dünen: höher und in der Form verschieden zu den alten Dünen. Hierauf liegen die heutigen Dörfer Landerum, Formerum, Lies, Hoorn und Oosterend. West-Terschelling liegt auf einer besonderen Dünenformation. Die heutige „Grootduin“ ist ein Rest davon.
Infolge der Expansionspolitik der holländischen Grafen aus dem sogenannten "Hollandse Huis", die im 10. Jahrhundert ihren Anfang nahm, ging das friesische Gebiet zwischen dem Sinkfal und dem Vlie verloren. Dieser Prozeß war um 1300 abgeschlossen.
Im 14. Jahrhundert nahmen die holländischen Grafen ihre unterbrochene Expansionspolitik wieder auf, in deren Verlauf das westerlauwersche Friesland - das man damals Ostfriesland nannte – in den Mittelpunkt rückte. So wurde z.B. Terschelling im Jahre 1373 von einer holländischen Flotte unter dem Kommando von Willem van Naaldwijk überfallen . Dem Grafen Albrecht gelang es 1398, das westerlauwersche Friesland zu unterwerfen, womit die staatliche Entwicklung der Inseln zwischen dem Vlie und der Lauwers – du damit auch Terschellings - endgültig beginnt.
Die holländischen Grafen führten in das eroberte Gebiet, das bis dahin "frij en frysk" (frei und friesisch) gewesen war, das Lehnswesen ein. 1314 bekam Jean van Beaumont von seinem Bruder Willem III. die Insel Texel zu Lehen. Graf Albrecht gab Ameland dem Arend van Egmond zu Lehen (1398) und Terschelling dem Jan van Arkel (1399). Im Jahr 1400 brach aber die holländische Herrschaft über das westerlauwersche Friesland faktisch wieder in sich zusammen, Jan van Arkel fiel in Ungnade und bereits 1401 wurde ihm der Besitz der Insel wieder entzogen, wodurch auch die Inseln zwischen dem Vlie und der Lauwers wieder weitgehend selbständig wurden. Formal blieb Terschelling aber weiterhin eine holländische Insel. So bekam 1417 Gerard van Heemskerk sie als Lehen von der Gräfin Jacoba von Bayern. Er zahlte dafür 2000 "gouden schilden". Aber auch Gerrit van Heemskerck fiel in Ungnade, er mußte nach Dänemark flüchten und ist dort auch verstorben. Seine Lehensgüter blieben jedoch in der Familie.
Die eigentliche Macht übten in dieser Zeit jedoch die Terschellinger Häuptlinge aus der Familie Popma aus . Bereits aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts sind auf Terschelling Großgrundbesitzer der Familie Popma bekannt. Bereits 1322 hatte Willem III. mit Claas Elfssone einen der führenden Eilandbewohner zum Richter bestimmt. In 1398 machte Graf Albrecht von Bayern Ziwaert Popama (sprich: Sjoerd Popma) zunächst zum Grietman, später zum Schultheiß. Das "Steinhaus" ("stins") der Popmas ("grijtenij") stand bei Oosterend. Nach 1469, als nicht deutlich war, wer der rechtmäßige Herr über Terschelling war - der Erbe der Margaretha von Kralingen, die Ehefrau von Gerard van Heemskerk, oder der Propst von Brügge -, trat Rienk Popma als souveräner Fürst im Kleinformat auf. So schließt er 1482 einen Freundschafts- und Handelsvertrag mit König Edward IV. von England, zwar in erster Linie zur Festigung seiner Position gegenüber den Grafen von Holland, für uns aber zugleich als Beleg für die nicht geringfügigen Belange, die die Insulaner bewegten: Zollfreiheit, ungehinderte Schifffahrt und unbehinderter Liegeplatz waren für die Insulaner zu beiden Seiten der Nordsee von großer Bedeutung.
Im Jahre 1500 wendet sich wiederum das Blatt: der holländische Graf Philipp der Schöne ernannte seinen Marschall, den brabantischen Edelmann Cornelis I. van Bergen, der mit einer Nachfahrin von Margaretha von Kralingen verheiratet war, zum Herrn über Terschelling. Jarich Popma, der Sohn und Nachfolger des Schultheißen Rienk, wurde weitgehend entmachtet; seit jener Zeit war es mit dem Einfluß des Terschellinger Häuptlingsgeschlechts endgültig vorbei. Die Vertretung des Landesherrn übernahm nunmehr ein Drost. Sein Sohn, Cornelis II. van Bergen, baute sich sogar einen eigenen Sitz auf der Insel: „des genadigen heren hof“ ist auf alten Karten im Süden der Stryper Kirche verzeichnet.
Cornelis II. van Bergen starb 1560 und ihm folgte sein Neffe, Johan de Ligne, der Graf van Aremberg, der durch Kaiser Philipp II. 1559 zum Statthalter von Friesland, Groningen, Drenthe und Overijssel ernannt wurde. 1563 wollte er sich von seinem Inselbesitz trennen und bot Terschelling der Stadt Amsterdam zum Kauf an. Die Stadt antwortete aber mit einem negativen Bescheid am 15. August. Johan de Ligne fiel 1568 auf spanischer Seite in der Schlacht in der Nähe von Groningen bei Heiligerlee, mit der der achtzigjährige Befreiungskrieg der Niederländer gegen Spanien begann. Sein minderjähriger Sohn Karl wurde unter der Vormundschaft seiner Mutter zum Herrn von Terschelling ernannt.
Während der nun folgenden Jahre diente Terschelling auch den Wassergeusen als Operationsbasis. Weil auch der junge Graf Karl von Aremberg und seine Mutter auf spanischer Seite standen, wurden sie 1583 von den "Staten van Holland" enteignet. Diese Maßnahme wurde zwar 1599 widerrufen, trotzdem sah Karl van Aremberg nur noch wenig Nutzen in seinem Herrengut Terschelling: 1615 verkaufte er die Insel an die Staten van Holland.
Von 1583 bis 1599 und von 1615 bis 1795 trat ein Drost als Vertreter der Staten van Holland auf. Ihm standen sieben Schöffen ("schepen") und zwei Bürgermeister zur Seite. Terschelling behielt weiterhin sein eigenes Recht. Um 1600 hatte die Insel Terschelling insgesamt etwa 2000 Einwohner.
Der zweite Seekrieg zwischen der niederländischen Republik und England (1665-1667) hatte für Terschelling katastrophale Folgen. Am 5. und 6. August 1666 erlitt die niederländische Flotte bei Dünkirchen eine schwere Niederlage in der sogenannten "Tweedagse Zeeslag" (Zweitägige Seeschlacht). Nach ihrem Sieg nutzten die Engländer ihre Seeherrschaft aus und überfielen Terschelling. Das Dorf West-Terschelling wurde fast ganz niedergebrannt. Im Hafen gingen etwa 140 Schiffe in Flammen auf.
1814 wurde Terschelling verwaltungsrechtlich der niederländischen Provinz Noord-Holland, im Jahr 1942 schließlich der Provinz Friesland mit dem Verwaltungssitz Leeuwarden zugeordnet.
Ortschaften
Terschelling verfügt über drei größere Orte (mit mindestens einer Kirche):
- West-Terschelling (der größte Ort der Insel). Hier befindet sich auch der Fährhafen.
- Midsland
- Hoorn.
Die übrigen Ortschaften (Wohnkerne) sind (von West nach Ost):
- Hee
- Kaart
- Baaiduinen
- Kinnum
- Stryp
- Landerum
- Formerum
- Lies
- Oosterend.
Wirtschaft
Während Ost-Terschelling weitgehend agrarisch orientiert ist, bestimmten im Dorf West-Terschelling seit 1600 zunehmend maritime Elemente das Leben der Menschen. Die Menschen arbeiteten in der Schifffahrt, als Lotsen, Fischer und Fährleute.
Bereits aus den Sundzollregistern, in denen die von Dänemark erhobenen Zölle bei Durchfahrten nichtdänischer Schiffe durch den Sund zu und von den Ostseehäfen ab dem Jahr 1497 verzeichnet sind, kann man gut erkennen, daß die Zahl Terschellinger Kapitäne, die mit ihren Schiffen den Sund im Rahmen des Ostseehandels passierten, von 1500 bis 1570 noch relativ gering war (ca. 30 bis 40 registrierte Durchfahrten pro Jahr). Von 1574 bis 1600 und insbesondere von 1600 bis 1620 stieg der Anteil Terschellinger Schiffer an den registrierten Sunddurchfahrten von Niederländern aber beträchtlich an und nahm im Jahr 1618 bei 431 registrierten Durchfahrten mit 10 v.H. der gesamten niederländischen Durchfahrten die Spitzenposition ein.
In der Zeit von etwa 1710 bis 1780 hatte der Walfang in der Straat Davis bzw. rund um Spitzbergen für die Terschellinger Bevölkerung einen hohen Stellenwert. Die Insel stellte zahlreiche Commandeure und einen beachtlichen Teile der Besatzung der Walfangschiffe.
In der Zeit von 1870 bis 1914 arbeiteten viele Terschellinger in der Heringsfischerei auf Loggern, die von Maassluis, Emden und Elsfleth ausfuhren.
Seit 1907 die ersten Badegäste die Insel besuchten und zehn Jahre später die ersten Badekarren bei West-Terschelling aufgestellt wurden, hat der Tourismus auf Terschelling eine rasche Entwicklung erfahren. Mit der Befestigung des Hauptverkehrsweges (Hoofdweg) von West-Terschelling bis Oosterend wurde die Grundlage für die Entwicklung geschaffen. Im Laufe der Jahre wurde die Anzahl der Unterkünfte vervielfacht; es entstanden sogar neue Ortsteile: West aan Zee, Midsland-Noord, Midsland aan Zee und Formerum aan Zee, die zum größten Teil aus Sommer- und Ferienhäusern bestehen. Viele Bauernhöfe stelllten sich darauf ein, Gäste zu beherbergen (kampeerboerderijen).
Nach dem 2. Weltkrieg wuchs der Tourismus zur bedeutendsten Einnahmequelle der Inselbevölkerung.
Persönlichkeiten mit Bezug zu Terschelling
Im Folgenden werden Menschen alphabetisch aufgelistet, die entweder auf Terschelling geboren sind oder dort ansässig waren (beziehungsweise: sind) und in der Geschichte, Religion, Kultur, Wissenschaft oder dem Sport eine Rolle spielten oder spielen:
- Willem Barents Seefahrer und Entdecker
Weblinks
- Terschelling zon en zee
- Gemeinde Terschelling
- VVV Terschelling (Fremdenverkehrsverein)
- Terschelling.net
- Terschelling.info
- Terschelling Museum 't Behouden Huys
- Vinke`s Terschelling Ling`s
Siehe auch: Wattenmeer