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Gmail

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Gmail (in Deutschland und Großbritannien: Google Mail) ist ein kostenloser E-Mail-Dienst (Freemail) des Suchmaschinenbetreibers Google, der sich derzeit in einer öffentlichen Betaphase befindet.

Seit dem 25. August 2005 ist für die Anmeldung bei Gmail die Aktivierung des Accounts über einen Freischaltcode erforderlich, der momentan nur in die Mobilfunknetze von neun Ländern per SMS versandt wird (darunter USA, Türkei, Australien). So soll verhindert werden, dass Gmail von Spammern missbraucht wird. Neue Benutzer können ebenfalls über sogenannte "Einladungen" eingeladen werden, von denen jeder Gmail-Benutzer immer mehr erhält und nach einiger Zeit 100 Einladungen hat, also 100 andere Personen per E-Mail zur Eröffnung eines Gmail-Accounts einladen kann.

Geschichte

Seit seiner Ankündigung zum 1. April 2004[1] hat Gmail vor allem durch die Postfachgröße von einem Gigabyte Speicher große Bewegung in den Freemail-Markt gebracht. Andere Anbieter dieses von Hotmail, Yahoo! und in Deutschland auch von GMX dominierten Marktes hatten ihren Nutzern bislang im Vergleich dazu nur zwischen 2 und 20 Megabyte gewährt.

Diese Diskrepanz führte dazu, dass die Meldung über den Gmail-Start fälschlicherweise von vielen zuerst als Aprilscherz interpretiert wurde. Verstärkt wurde diese Reaktion dadurch, dass Google für seine „Aprilscherze“ berühmt-berüchtigt ist, so zum Beispiel für das PigeonRank-System[2] oder das Angebot einer Stelle im Google Copernicus Center auf dem Mond[3]. Jedoch sagte Jonathan Rosenberg später zu BBC News: „We are very serious about Gmail“ (deutsch: „Wir meinen es mit Gmail sehr ernst“).

Letztendlich erhöhten die meisten Gmail-Mitbewerber die Speicherkapazitäten ihrer Angebote nach Anlaufen der öffentlichen Betaphase von Gmail zum Teil drastisch. Darauf reagierte wiederum Gmail zum ersten Jahrestag des kostenlosen Dienstes: Die Speicherkapazität wurde auf 2 GB erhöht und stieg im folgenden bis Anfang 2007 permanent in kleinen Schritten bis zu einer Kapazität von 2800 Megabyte an. Aktuell ist die zuvor bytegenaue Anzeige der Speichermenge auf der Willkommensseite von Gmail nicht mehr zu finden, vielmehr heißt es nur noch, es würden „2800 Megabyte (und zukünftig noch mehr) an verfügbarem Speicher“ angeboten.[4]

Google hat in seinen Maildienst einen Spamfilter, die Möglichkeit, Missbrauch – etwa Phishing – zu melden, und die zusätzliche Zugangsmöglichkeit mit einem Mailprogramm über TLS-POP3 und TLS-SMTP installiert.

Ursprünglich hieß dieser Dienst auch in Deutschland Gmail, musste aber 2005 aufgrund eines Streites um die deutschen Markenrechte mit einem Hamburger Briefpostunternehmen umbenannt werden, welches den Markennamen G-mail eher angemeldet und gewerblich genutzt hatte. Im Juli des gleichen Jahres führte Google ein, dass E-Mail-Adressen von neuen deutschen Benutzern statt der Domain @gmail.com die Domain @googlemail.com erhalten. Trotzdem kommen an @gmail.com adressierte Mails aber beim richtigen Empfänger an. Im weiteren Laufe des Jahres häuften sich Klagen gegen den Namen Gmail, ein britischer Finanzdienstleister behauptete gar, Google verletze damit Namensrechte in mehr als 80 Ländern[5]. Auch in Großbritannien folgte schließlich eine Umbenennung von Gmail zu Google Mail, um weitere Rechtsstreitigkeiten zu verhindern.

Besonderheiten

Der wesentliche Unterschied von Gmail zu anderen Freemail-Diensten besteht im Funktionsangebot der browserbasierten Oberfläche, das sich an eigenständigen Mailprogrammen (wie zum Beispiel Outlook Express, The Bat! oder Thunderbird) orientiert. Dieses wurde in großen Teilen mit einer als Ajax bezeichneten Technik in JavaScript sowie DHTML realisiert und umfasst ein Adressbuch, eine Rechtschreibprüfung sowie weitere per Hotkey zugängliche Funktionen. Diese sind auch vergleichbar schnell und komfortabel wie ein lokal installiertes Mailprogramm, da die Funktionen größtenteils clientseitig umgesetzt wurden.

Die Ablage empfangener E-Mails erfolgt nicht wie bisher allgemein gängig in verschiedenen Ordnern, sondern in einem zentralen Mailarchiv. Diese können ähnlich der bekannten Google-Suche durchsucht und gefunden werden. Ferner werden Nachrichten in Threads, von Google „Konversationen“ benannt, zusammengefasst. An die Stelle von Ordnern treten bei Gmail sogenannte „Labels“, welche frei definiert und per Mailfilter oder auch manuell den Nachrichten zugeteilt werden können. Durch diese Labels wird es ermöglicht, Mails im Gegensatz zur gewöhnlichen Ordnerstruktur mehreren Kategorien zuzuordnen. Hierdurch soll eine bessere Übersicht gewährleistet werden.

Inzwischen existiert eine Vielzahl von nicht autorisierten Erweiterungen für Gmail. Beispielsweise gibt es Nachrichten-Prüfer, welche die derzeitige Anzahl neuer Nachrichten darstellen oder Programme wie GmailFS, die Gmail-Accounts als virtuelle Laufwerke nutzbar machen.

Gmail ist der einzige Freemail-Anbieter, bei dem die Internetseiten und die darüber verschickten E-Mails im Unicode-Standard (UTF-8) kodiert sind. So kann man E-Mails mit osteuropäisch-lateinischen, kyrillischen und asiatischen Schriftzeichen verschicken und erhalten, ohne Zeichensalat befürchten zu müssen.

Eine weitere Besonderheit ist, dass es bei Gmail möglich ist, unter verschiedenen Identitäten und Absenderadressen (From:) E-Mails zu versenden. Somit ist es möglich, alle ein- und ausgehenden E-Mails mit Gmail zu verwalten.

Weitere Funktionen

Unter m.gmail.com gibt es einen Googlemail-Wap-Service zum Nutzen der meisten Funktionen mit Mobiltelefonen, unter gmail.com/app einen J2ME-Client für Handys.

Zuletzt wurde der Dienst Google Talk in die Web-Oberfläche von Gmail integriert. Diese auf dem Jabber-Standard basierende Funktion bietet die Möglichkeit, Kontaktpersonen aus dem eigenen Adressbuch, die gerade auch ihre E-Mails abholen, direkt anzuschreiben und mit ihnen zu chatten (ähnlich Instant Messaging). Die Chat-Protokolle werden dabei in einem eigenen Verzeichnis archiviert. Die Verbindungsaufnahme mit Usern externer Messaging-Dienste (ICQ, MSN, AIM, Yahoo!) über so genannte „Jabber-Transports“ ist möglich.

Beschränkungen

Die maximale Größe einer E-Mail ist auf rund 10 MB limitiert.

Als Sicherheitsmaßnahme gegen potenzielle Viren erlaubt Gmail den Nutzern nicht den Empfang von ausführbaren Dateien (wie Dateien, die mit .exe enden). Gmail akzeptiert diese Art von Dateien nicht, selbst wenn sie in einem komprimierten Format (.zip, .tar, .tgz, .taz, .z, .gz) gesendet werden. Wenn ausführbare Dateien an ein Gmail-Konto gesendet werden, wird die Nachricht wieder an den Absender zurückgeschickt. Diese Sicherheitsmaßnahme lässt sich jedoch mittels einer einfachen Änderung der Dateiendung umgehen.

Werden angelegte E-Mail-Konten mehr als neun Monate nicht benutzt, löscht Gmail diese laut eigener Richtlinien samt aller darin gespeicherten Nachrichten und vergibt den Nutzernamen an den nächsten Interessenten.

Finanzierung

Der für den Endnutzer kostenlose Dienst Gmail finanziert sich komplett über kontextbezogene, das heißt auf den Inhalt von E-Mails angepasste Text-Werbung, die analog zur Suchmaschinenoberfläche von Google rechts eingeblendet wird. Im Gegensatz zu vielen anderen Freemail-Anbietern verzichtet Google auf das automatische Hinzufügen eines Werbetextes am Ende jeder E-Mail oder Werbebanner auf den Internetseiten.

Kritik

Verschiedene Datenschutzexperten warnen vor einer weiteren Aufweichung der Privatsphäre, da Gmail sämtliche E-Mails durchsucht, um daraufhin kontextbezogene Werbung einblenden zu können. Eine darüber hinausgehende Nutzung der gewonnenen Daten zu Marketingzwecken wird von Google nicht ausgeschlossen. Zu einem ersten größeren Schlagabtausch kam es während der Konferenz „Computers, Freedom & Privacy“ in Berkeley. Chris Hoofnagle vom „Electronic Privacy Information Center“ warnte davor, dass „Gmail den kleinsten gemeinsamen Nenner beim Datenschutz aller Webmailer absenken“ werde.

Obwohl der Betreiber Google darauf hinweist, dass jeder Nutzer beim Erstellen seines Zugangs diesen Nutzungsbedingungen zustimmen muss, wird der Punkt von Datenschützern als problematisch erachtet: Nachdem Versender von E-Mails, die selbst nicht Gmail-Nutzer sind, nicht ihre Zustimmung zum Öffnen und Verarbeiten der Mails gegeben haben, reiche das Akzeptieren der Nutzungsbedingungen durch die eigenen Nutzer nicht aus.

Weiterhin gab es zum Start von Gmail Kritik wegen der Lizenzbestimmungen, da diese nicht nur erlauben, die E-Mails zu indizieren, sondern auch keine Garantie gegeben wurde, dass vom Benutzer gelöschte E-Mails auch wirklich gelöscht werden. Es stellte sich jedoch heraus, dass man bei Google damit lediglich die regelmäßigen Sicherungskopien meinte.

Außerdem finden sich in den Datenschutzbestimmungen viele Formulierungen, die Gmail weitreichenden Handlungsspielraum geben, die Privatsphäre der Nutzer zu beschneiden. Beispielsweise kann Gmail personenbezogene Daten (also auch Inhalte von E-Mails) weitergeben, wenn es „nach Treu und Glauben davon ausgehen“ kann, dass z. B. „die Rechte, das Eigentum oder die Sicherheit ... der Öffentlichkeit zu schützen“ ist[6].

Sicherheitsbedenken

Aufgrund der Größe des Postfaches und der Suchfunktion ist das E-Mail-Konto für Betrüger interessanter als mancher PIN-Code. Dementsprechend birgt das Weitergeben der eigenen Zugangsdaten auch an Drittparteien, die zunehmend Dienste rund um Gmail anbieten, ein großes Risiko.

Einzelnachweise

  1. Offizielle Ankündigung des Gmail-Dienstes
  2. google.com: „The technology behind Google's great results: PigeonRank™“, 1. April 2002
  3. google.com: Jobangebot auf dem Mond, 1. April 2004
  4. Willkommensseite von Anfang 2007
  5. winfuture.de: „Gmail wird auch in Grossbritannien umbenannt“, 19. Oktober 2005
  6. Datenschutzbestimmung von Gmail, 14. Oktober 2005