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Militärverbindungsmission

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Entstehung und Aufgabe

Die Einrichtung der Militärverbindungsmissionen (abgekürzt MVM) wurde im Rahmen der Europäischen Beratenden Kommission vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges beschlossen und in den Jahren 1946 und 1947 durch bilaterale Abkommen mit der Sowjetunion und den drei Westmächten gegründet.

Das Ziel der MVM sollte die reibungslose Kommunikation zwischen den alliierten Vertretern der drei Westmächte (USA, Großbritannien, Frankreich) und der Sowjetunion sein. Die eigenen Missionsbezeichnungen lauteten USMLM, Brixmis und MMFL.

Kurz nachdem die Vertreter der Westmächte ihre Unterkünfte in Potsdam-Babelsberg bezogen, wurden die Beziehungen frostiger und es brach die Zeit des Kalten Krieges aus. Aus den Westmächten und der Sowjetunion wurden Feinde. Der Wohnsitz und Hauptarbeitssitz der westlichen Missionen war in Kasernen in Westberlin, während der offizielle Dienstsitz in Potsdam blieb, als spezieller Grenzübergang für die MVM-Angehörigen wurde die Glienicker Brücke genutzt. Während der 50er Jahre kam es zu inszenierten Angriffen von DDR-Bürgern auf die Missionsgebäude. Die sowjetischen MVMs in der Bundesrepublik waren in Frankfurt am Main, Bünde und Baden-Baden stationiert.

Infolgedessen änderte sich auch der Auftrag der Missionen. Die Westmächte hatten damit tief im Feindesland eine Handvoll ihrer besten Männer im Einsatz, deren Hauptaufgabe die militärische Aufklärung bzw. Spionage war. Sie versuchten, insbesondere Truppenbewegungen und neues Militärgerät fotografisch zu dokumentieren und elektronisch aufzuklären.

Obwohl die alliierten Militärmissionen nach dem Potsdamer Abkommen einen legalen Status hatten, die DDR durfte offiziell nichts gegen ihre Aktivitäten unternehmen, versuchte die Nationale Volksarmee und das Ministerium für Staatssicherheit alles, die Tätigkeit dieser Gruppen zu stören und zu verhindern. Tatsächliche Kontrollen durften auf dem Gebiet der DDR nur Vertreter der sowjetischen Truppen als der zuständigen Besatzungsmacht durchführen und dies wurde auch jedem DDR-Soldaten bekannt gegeben. Die Mitarbeiter der Mission wurden auf ihren Fahrten durch NVA- oder Sowjetische Militärfahrzeuge behindert, eingekeilt oder in einigen Fällen sogar gerammt. Dabei wurde auch der Tod von alliierten Soldaten in Kauf genommen. Im ständigen Katz- und Mausspiel zwischen den Missionen und Diensten der DDR und der Sowjetarmee starben Mitglieder der westlichen Militärmission.


Fahrzeuge

Die Fahrzeuge der Militärverbindungsmission, durch Länderkürzel, Nationalitätenflagge und Nummern gekennzeichnet, waren in Potsdam am Dienstsitz der MVM stationiert oder in einer Kaserne in Westberlin, wo die Soldaten der Militärmission und ihre Familien wohnten.

Die ersten Fahrzeugtypen waren nicht standardisiert. Es wurden verschiedene US-Modelle und Opel Kapitän eingesetzt. In den 1970er Jahren wurde häufig das Modell Opel Admiral in unterschiedlichsten Lackierungen eingesetzt. Zunächst weiß, dann blau und insbesondere in mattem olivgrün. Dieses Modell wurde auch gewählt, da es auf den ersten Blick dem in der DDR häufig eingesetzten Wolga M 24 (GAZ 24) ähnelte.

Anfang der 1980er Jahre wurden besondere Opel Senator 2,8i eingesetzt. Diese Fahrzeuge hatten eine spezielle Ausrüstung und Ausstattung. Unter anderem waren sie mit einem Vierradantrieb des Traktoren- und Allradsystemherstellers Ferguson ausgerüstet und hatten einen massiven Unterfahrschutz für Einsätze in extremem Gelände. Weiterhin hatten sie Infrarot-Scheinwerfer, mit denen unauffällige Nachtfahrten möglich waren und deutlich größere Benzintanks mit einem Fassungsvermögen von 180 Litern. Auch hier war die Lackierung matt olivgrün für unauffällige Einsatzfahrten.

Weiterhin wurden in den 1980er Jahren speziell umgebaute und ausgerüstete olivefarbene Range Rover gefahren, welche jedoch einen sehr hohen Benzinverbrauch hatten und sehr anfällig waren. Dies war auf oftmals tagelangen Fahrten durch die DDR sehr risikoreich. Trotz der deutlich überlegenen Geländetauglichkeit konnte sich dieses Modell nicht durchsetzen.

Zum Ende der 1980er Jahre waren es vermehrt Mercedes-Benz G-Modelle, welche wiederum matt olivgrün waren und für tagelange Einsatzfahrten durch die DDR ausgerüstet waren.

Alle Modelle hatten auch Schiebedächer, um auch Fluggerät entsprechend filmen und fotografieren zu können.

Einsatzfahrzeuge in den 1980er Jahren waren weiterhin: Mercedes-Benz Limousinen (W 123) olivgrün lackiert. In einem solchen Modell starb der Missionsangehörige Philippe Maiotti bei einem provozierten Unfall der Staatssicherheit im Jahre 1984 auf einer Erkundungsfahrt in der Nähe von Halle (Saale).

Unglücke und Unfälle

1984, am 22. März wurde der französische Missionsangehöriger Feldwebel Philippe Mariotti als Pkw-Fahrer bei einem vorsätzlichen Rammmanöver eines schweren NVA-Militär-LKWs, Modell Ural in Halle (Saale) tödlich verletzt. Ziel der Aufklärungsfahrt war die NVA-Kaserne "Otto Brosowski". Dort wollten die Missionsmitarbeiter die 11. motorisierte Schützendivision der NVA beobachten. Diese sollte Ende März 1984 eine Übung mit polnischen und sowjetischen Streitkräften abhalten. Das Missionsfahrzeug wurde nach einem im Vorfeld detailliert ausgearbeiteten Plan gerammt. Offensichtlich hatte die Staatssicherheit das Risiko, dass jemand zu Schaden kommen könnte zu gering eingeschätzt oder hat dieses billigend in Kauf genommen. Da der Aufprall zu stark war, starb Philippe Mariotti sofort. Die beiden anderen Fahrzeuginsassen (Offizier Staub, Unteroffizier Blancheton) überlebten unversehrt.

1985 wurde der amerikanische Missionsoffizier Major Arthur Nicholson auf dem Gelände einer sowjetischen Panzerdivision bei Ludwigslust erschossen, als er von einem Wachsoldaten entdeckt wurde. Major Arthur Nicholson hatte bereits in der Silvesternacht 1984/85 Informationen zu einem neuen Panzertyp auf dem Gelände der sowjetischen Garnison nahe Ludwigslust in Erfahrung bringen können. Knapp vier Monate später, im April 1985 wollte er dies wiederholen. Er wurde von einem sowjetischen Soldaten angeschossen und starb zwei Stunden später an seinen Verletzungen. Sein Fahrer wurde unter Waffengewalt von Hilfeleistungen abgehalten. Dieses Vorkommnis hat die Beziehungen zwischen Ost und West ein weiteres mal beeinflusst. Arthur Nicholson wurde auf der Glienicker Brücke an die Amerikanischen Mitarbeiter der Verbindungsmission übergeben. Anschließend wurde der Leichnam auf die Andrews Airbase in die USA überführt. Erst 1988 hat sich der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow für dieses Vorkommnis öffentlich entschuldigt.

Die Arbeit der Missionen endete einen Tag vor der Deutschen Wiedervereinigung am 02. Oktober 1990.

Literatur

  • Mission erfüllt, Broschüre erhältlich beim AlliiertenMuseum Berlin; Darstellung aus Sicht der West-MVM
  • Hans-Dieter Behrendt: Die alliierten Militärmissionen im Kalten Krieg auf deutschen Boden, Heft 77 zur DDR-Geschichte des Vereins „Helle Panke“, Berlin
  • Hans-Dieter Behrendt: Im Schatten der „Agentenbrücke“, GNN-Verlag, ISBN 3-89819-140-0

Filme/Dokumentationen

  • DVD, "In geheimer Mission - Spione aus dem Westen", DVD-Erscheinungstermin: 5. September 2006