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Rosenthal-Effekt

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Als Pygmalion-Effekt (nach der mythologischen Figur Pygmalion) oder Rosenthal-Effekt wird in der Psychologie ein Versuchsleiter-Versuchspersonenverhältnis bezeichnet, insbesondere des Lehrer-Schüler-Verhältnisses, der Versuchsleiter-Erwartungseffekt. Dem Effekt nach sollen sich Erwartungen, Einstellungen, Überzeugungen sowie Vorurteile des Versuchsleiters nach Art der "selbsterfüllenden Prophezeiung" auswirken, das heißt die Leistungen der Versuchsperson entwickeln sich in erwarteter Form.

Beispiel: Hat ein Lehrer bereits eine (vorweggenommene) Einschätzung der Schüler (etwa dumm, klug, usw.), so wird sich diese Ansicht im späteren Verlauf auch bestätigen. Dieses wird dadurch möglich, dass der Lehrer seine Erwartungen in subtiler Weise den Schülern übermitteln kann, z. B. durch die Wartezeit auf eine Schülerantwort, durch Häufigkeit und Stärke von Lob oder Tadel, durch stärkere oder schwächere Beachtung von Schülern und unterschiedlich hohe Leistungsanforderungen.

Geschichte

Im Jahre 1968 unternahmen der amerikanische Psychologe Robert Rosenthal (* 1933 in Gießen) und Lenore Jacobson zahlreiche (im Ergebnis wiederholt kritisierte) Untersuchungen im Bereich der Lehrer-Schüler-Interaktionen, daher wird der Sachverhalt auch "Rosenthal-Effekt" genannt.

Er untersuchte auch Forscher, denen angeblich schlaue und dumme Ratten vorgeführt wurden. Das Ergebnis war, dass die eigentlich zufällig zugeordneten Ratten starke Unterschiede in erwarteter Form zeigten. Rosenthal führte das auf stärkere Zuneigung zu den angeblich schlaueren Ratten zurück.

Die Studien von Rosenthal konnten nur schwer repliziert werden. Nach Heinz Heckhausen tritt der Pygmalioneffekt nur unter folgenden Bedingungen auf:

  1. der Schüler ist ein sog. Underachiever, er leistet derzeit also weniger, als ihm seine Fähigkeiten erlauben,
  2. der Lehrer hat bislang die Fähigkeiten des Schülers unterschätzt,
  3. der Schüler hat die Einschätzung des Lehrers auch übernommen, also internalisiert.

Siehe auch:

Literatur

  • Robert Rosenthal & Lenore Jacobson (1966): Teachers’ Expectancies: Determinants Of Pupils’ IQ Gains. Psychological Reports, 1966, 19, 115-118.
  • Rosenthal, R., & Jacobson, L. (1968): Pygmalion in the classroom. New York: Holt, Rinehart, & Winston