Zum Inhalt springen

Tunnel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. September 2004 um 17:21 Uhr durch 145.254.131.185 (Diskussion) (Tunnelbau). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Dieser Artikel befasst sich mit dem Bauwerk Tunnel, andere Bedeutungen unter Tunnel (Begriffsklärung).


Ein Tunnel ist eine künstliche Passage, die durch einen Berg oder unter einem Gewässer oder einem anderen Hindernis (z.B. geheimer Tunnel von Sarajewo während des Bürgerkriegs in den 1990er Jahren unter dem serbischen Belagerungsring) hindurch führt und Schienenfahrzeugen, Kraftfahrzeugen oder auch Schiffen sowie Fußgängern Ver- und Entsorgungsleitungen eine Durchfahrt bzw. einen Durchgang bietet.

Sprachliche Herkunft

Der Begriff Tunnel wurde in England (the tunnel) geschaffen, dabei lehnte man sich an das französische Wort 'tonnelle' an, welches blumenbewachsene, durchschreitbare Bögen zumeist aus Draht oder Holz bezeichnet. Das Wort wanderte weiter nach Deutschland und dann weiter zurück nach Frankreich (le tunnel). Die 'tonnelle' stammt übrigens wegen ihrer Form ab vom franzosischen Begriff für ein spezielles, großes Faß ('tonne'). Dieses Faß wiederum gab wegen seines Inhalts (etwa 1.000 Liter) der Gewichtsbezeichnung Tonne (1.000 kg) ihren Namen.

Tunnelarten

Ein Scheiteltunnel ist ein meist kurzer Tunnel, der einen Berg meist knapp unterhalb eines Passes durchquert. An beiden Enden des Scheiteltunnels sind dann meist längere Auffahrtrampen an den Bergflanken vorhanden, wodurch die Streckenlänge erhöht wird, jedoch der Tunnel kürzer ausfällt.

Ein Basistunnel führt durch einen Berg, jedoch ohne dass es steile Auffahrtrampen gibt, wodurch ein Basistunnel deutlich länger als ein Scheiteltunnel ausfällt.

Ein Kehrtunnel wird in einem Berg geführt, jedoch nicht um diesen zu durchqueren, sondern um bei Steigungsstrecken im Gebirge die Streckenlänge zu erhöhen, wodurch die Steigung geringer ausfallen kann. Diese Bauart vollführt unterirdisch einen Richtungswechsel von 180 Grad. Das Prinzip wurde erstmalig 1863 beim Bau der Schwarzwaldbahn genutzt. siehe auch: Kehrschleife

Ein Kreiskehrtunnel dient dem gleichen Zweck, nur dass der Tunnel wie eine Schraubenlinie einen Richtungswechsel von 360 Grad vollführt. Der einzige Tunnel dieser Bauart ist in Deutschland der 1.700 m lange Große Stockhalde-Kehrtunnel der Wutachtalbahn. Im Hochgebirge wurde sie öfter ausgeführt, so zum Beispiel auf der Gotthardbahn-Südrampe.

Tunnelbau

Der Bau von Tunneln erfolgt in geschlossener oder in offener Bauweise. Bei der geschlossenen Bauweise erfolgt die Herstellung bergmännisch in der Neuen Österreichischen Bauweise mittels Bohr- und Sprengvortrieb bzw. Baggerausbruch oder maschinell mittels einer Tunnelbohrmaschine. Beim Tunnelbau in offener Bauweise erfolgt die Herstellung des Tunnelbauwerks in einer offenen Baugrube, die anschließend wieder verfüllt wird.

Tunnelgeschichte

Vorläufer der Tunnel waren die unterirdischen Be- und Entwässerungskanäle, die besonders von den Römern ausgeführt wurden (z.B. Ableitung des Fucino-Sees, 5,6 km langer Tunnel, Mitte des 1. Jahrhunderts, Zuleitung der Trinkwasserleitung am Pont du Gard). Aufgrund von Resten antiker Schachtbauwerke in der Umgebung von Dover geht moderne Forschung davon aus, daß bereits die Römer sich mit dem Gedanken eines Ärmelkanaltunnels nicht nur theoretisch beschäftigt haben. Nördlich der Alpen gab es in Deutschland vor dem Zeitalters des Eisenbahnbaus nur 4 Tunnel, zu denen der Tiergarten-Tunnel in Blankenheim/Eifel gehört. Sie wurden möglicherweise durch Bergleute angelegt und befanden sich häufig in Nachbarschaft zu Klöstern, die möglicherweise Zugang zu antikem Wissen (Bibliotheken) hatte. Die Einführung des Schwarzpulvers zur Gesteinssprengung bewirkte im 17. Jahrhundert mehr Aufmerksamkeit (z.B. 1679 bis 1681 der 157 m lange Malpas-Tunnel für den Canal du Midi und der Schiffs-Tunnel von Weilburg a. d. Lahn) für den Tunnelbau beim Ausbau der Schiffskanäle in England, Frankreich und Italien. Der 1789 eröffnete Sapperton Tunnel im Thames & Severn Canal in England durch Hügel gegraben, war 3,5 km lang und zum Transport von Kohlefrachtern gebaut. Auch der 2.869 m lange Norwood-Tunnel in England ist ein weiteres Beispiel. Durch den 4.880 m langen Mauvages-Tunnel im Rhein-Marne-Kanal im Elsaß werden Boote und Schiffe heute mit einer Elektrolokomotive getreidelt.

Die ersten Eisenbahn-Tunnel schuf George Stephenson auf der Strecke Liverpool - Manchester 1826 bis 1830. 1837 bis 1839 wurde auf der Strecke Leipzig - Dresden bei Oberau der erste deutsche Eisenbahn-Tunnel gebaut. Die großen Gebirgs-Tunnel ermöglichte erstmals die Erfindung des Dynamits und der mit Druckluft betriebenen Gesteinsbohrmaschinen.

Die längsten Eisenbahn- oder Straßentunnel:

  1. Gotthard-Basistunnel 57 km Schweiz (noch nicht fertiggestellt)
  2. Seikan-Tunnel 53,90 km Japan (der momentan längste Tunnel der Welt)
  3. Eurotunnel 49,94 km Frankreich/Großbritannien
  4. Lötschberg-Basistunnel 34,6 km Schweiz (noch nicht fertiggestellt)
  5. Lærdaltunnel 24,50 km Norwegen
  6. Dai-Shimizu 22,17 km Japan
  7. Simplon II 19,82 km Italien/Schweiz (der längste Gebirgstunnel der Welt)
  8. Vereina-Tunnel 19,00 km Schweiz (der längste Meterspur-Eisenbahntunnel der Welt)
  9. Shin-Kanmon 18,68 km Japan
  10. Apennin 18,49 km Italien
  11. St. Gotthard-Straßentunnel 16,32 km Schweiz
  12. Rokko 16,25 km 16,25 Japan
  13. Furka-Basistunnel 15,35 km Schweiz
  14. St. Gotthard-Bahntunnel 15,00 km Schweiz
  15. Lötschberg 14,60 km Schweiz
  16. Arlberg 13,98 km Österreich
  17. Frejus 12,90 km Frankreich/Schweiz
  18. Ping-Lin 12,90 km Taiwan
  19. Inntal-Autobahn 12,70 km Österreich
  20. Cascade 12,54 km Washington (USA)
  21. Eisenbahntunnel von Seeland bis Sprogø zur Großen Beltbrücke 8 km Dänemark/Schweden

Siehe auch