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Rittersgrün

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Rittersgrün ist ein Ortsteil von Breitenbrunn im Erzgebirge im sächsischen Landkreis Aue-Schwarzenberg.

Geographie

Geografische Lage

Rittersgrün erstreckt sich von Nord nach Süd im Tal des Pöhlwassers, südöstlich der Kreisstadt Schwarzenberg, in einer Höhenlage von 820 m. Durch den Ort führt die Staatsstraße 271 von Raschau nach Oberwiesenthal, in die im Ort eine Verbindungsstraße von Breitenbrunn einmündet. Südlich der Ortsflur verläuft die Grenze nach Tschechien, über die in den Wintermonaten zwei Grenzübergänge für Skiwanderer führen, die im Sommer geschlossen sind.

Siedlungsform

Rittersgrün ist keines der für seine Gegend typischen Waldhufendörfer, da einerseits der felsige Untergrund kaum Landwirtschaft in größerem Maße zuließ, andererseits die Besiedlung des Dorfes dem Bergbau zu verdanken ist. So ist Rittersgrün heute landläufig als größte Streusiedlung Sachsens bekannt.

Gemeindegliederung

Die politische Gemeinde Rittersgrün entstand erst 1856 durch den Zusammenschluss der Gemeinden Oberrittersgrün, Unterrittersgrün und Rothenhammer Rittersgrün. Die Häusergruppe Ehrenzipfel hat seit Alters her zu Ritersgrün gehört. 1921 ging der zuvor eigenständige Gutsbezirk Arnoldshammer an Rittersgrün. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts war Oberglobenstein zur Gemeinde geschlagen worden, 1978 ging ganz Globenstein an Rittersgrün. Es folgte 1994 Tellerhäuser mit dem Ortsteil Zweibach.

Heute unterscheidet man die Ortsteile Arnoldshammer, Gänsegrund und Hammerberg sowie auf der linken Seite des Pöhlwassers die Rittersgrüner Amtsseite. Hinzu kommen flussaufwärts, Ehrenzipfel, Zweibach und Tellerhäuser sowie in entgegengesetzter Richtung Globenstein.

Geschichte

Im Mittelalter bildete das Pöhlwasser die Grenze zwischen der Herrschaft Schwarzenberg und den östlich davon gelegenen Besitzungen der Herren von Schönburg. Entlang des Baches lag der Rittersgrüner Pass, der den Erzgebirgskamm querte und für Chronisten Indiz für eine frühe Besiedlung der Gegend war. So feierte man im Jahr 2000 das 750-jährige Bestehen von Rittersgrün. Dass bereits im 13. Jahrhundert eine Siedlung auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde bestanden hat, ist indes zweifelhaft.

1440 soll Jacob Kleinhempel ein erstes Hammerwerk rechts der Pöhla errichtet haben, das später als Schmertzingischer Hammer bezeichnet wurde. Einhundert Jahre darauf wurde von Hans Schwarz wenige hundert Meter flussabwärts eine Hammerschmiede gegründet, die man später Eschersche Hammer nannte und später Standort von Kirche und Pfarre wurde. Einen dritten Hammer errichtete 1550 Hans Kleinhempel. Dieser wurde als Arnoldshammer zu einem eigenständigen Gutsbezirk mit eigener Gerichtsbarkeit, der erst 1921 zu Rittersgrün geschlagen wurde. Ein viertes Hammerwerk, das jedoch im Gegensatz zu den anderen drei Hämmer schon bald wieder einging, gab es am Oberlauf des Pöhlwassers am Kaffenberg. Es ist anzunehmen, dass die ersten Siedler wegen der Arbeit in den Hämmern nach Rittersgrün kamen und sich in deren Umkreis niederließen. Eine frühere Besiedlung des Gebietes ist unwahrscheinlich, weil das rauhe Klima und der felsige Untergrund kaum Ackerbau zuließen und damit weder Lebensgrundlage noch Anziehungskraft für potentielle Bewohner boten.

Die Kirche von Rittersgrün aus südöstlicher Richtung

Die Besiedlung der gegenüberliegenden Seite des Baches ist besser dokumentiert. Der erste Siedler, der sich auf dem Gebiet links des Pöhlwassers, das in Anspielung auf seine Zugehörigkeit zum damaligen Amt Schwarzenberg noch heute als „Amtsseite“ bezeichnet wird, niederließ, war der Breitenbrunner Nisius Lebe, der 1534 hier sein Haus errichtete. 1560 waren bereits 11 Häuser gebaut und eine kleine Siedlung entstanden.

Die Gemeinde entwickelte sich im Verlaufe der folgenden Jahrzehnte gut. Eine Steuerliste aus dem Jahr 1701 gibt Aufschluss über die Zusammensetzung der Bevölkerung. Sie zählt in 70 Häusern weit mehr als 100 Haushaltsvorstände, unter denen die meisten im Bergbau tätig waren. Neben den Bergmännern, Hochofenarbeitern und Schmieden verdiente ein anderer Teil der Rittersgrüner sein Geld im Wald, wie aus Berufsbezeichnungen wie Holzhauer und Kohlmesser ersichtlich ist.

Ende der 1810-er Jahre kam mit der Errichtung zweier Klöppelschulen eine weitere Erwerbsquelle in den Ort. Im Zusammenhang mit den Ereignissen um die Märzrevolution stand die rapide Verschlechterung der wirtschaftliche Lage des Ortes bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, die mit einer Stadtflucht von etwa 200 Arbeitern einherging und in einem Spendenaufruf für Rittersgrün in der Leipziger Zeitung kulminierte. Nach dem Zusammenschluss der vorher eigenständigen Ortschaften zu einer Gemeinde Rittersgrün erfuhr die Wirtschaft einen Aufschwung, einerseits durch die Fabriken von Daniel Simon Junghans und Carl Ludwig Flemming, zum anderen durch die Anbindung des Ortes an das Eisenbahnnetz. Mit der Einweihung der Schmalspurbahnstrecke von Grünstädtel nach Oberrittersgrün 1889 wurde nicht nur der Absatz der ansässigen Unternehmer erleichtert. Auch konnte so der Fremdenverkehr bedeutend angekurbelt werden. Noch heute ist der Bahnhof Oberrittersgrün als Museum einer der bedeutenden Anziehungspunkte des Ortes.

Am 1. Januar 2007 gab Rittersgrün seine Eigenständigkeit auf. Die Eingemeindung in die bereits die Verwaltungsgemeinschaft erfüllende Gemeinde Breitenbrunn wurde im August 2006 beschlossen.

Ortsname

Die Bezeichnung Rittersgrun findet sich erstmals 1534, als der erste Siedler links des Pöhlwassers in einer Steuerliste genannt wird. Dass für dieses eine Haus unmittelbar nach seiner Erbauung eine eigene Ortsbezeichnung entstanden wäre, ist unwahrscheinlich, sodass angenommen wird, dass bereits die Siedlung um die Hämmer auf der rechten Bachseite den Namen Rittersgrün trug und dieser für die Häuser auf der gegenüberliegende Seite übernommen wurde.

Die Etymologie der Ortsbezeichung ist nicht geklärt. Das Suffix -grün, das vor allem in vogtländischen Ortsbezeichnungen häufig vorkommt, deutet auf eine Besiedlung aus Franken (Region) hin und hatte im Germanischen die Ausgangsbedeutung „wachsend“. Ein Zusammenhang mit dem Grünhainer Kloster und dem dortigen Ritter von Heidenreich, der dem Ort den ersten Teil seines Namens gegeben haben soll, ist indes nicht zu belegen.

Einwohnerentwicklung

Religion

Mit der sich stetig vergrößernden Bevölkerung wuchs unter der Rittersgrüner Bevölkerung gegen Ende des 17. Jahrhundert der Wunsch, nicht länger nach Breitenbrunn zum Gottesdienst zu müssen. Zwar hatten die Breitenbrunner ihre Kirche an das obere Ortsende gebaut, um den Rittersgrünern den beschwerlichen Weg ein wenig zu erleichtern, doch gerade in den Wintermonaten war der Marsch über den Berg einfach zu umständlich. Mit dem Escherschen Hammer, der nach dem Dreißigjährigen Krieg nicht wieder aufgebaut und der Gemeinde 1685 vom Kurfürsten geschenkt worden war, fand man schnell eine geeignete Stelle für ein eigenes Gotteshaus. Auf der Ruine des Wohnhauses der Hammerherren errichtete man eine Kirche, die 1693 geweiht wurde. Wegen des Widerstands des Breitenbrunner Pfarrers blieb Rittersgrün zunächst eine Filiale von Breitenbrunn und wurde erst 1718 zu einer eigenen Parochie mit eigenem Pfarrer. Heute steht die Gemeinde in einem Schwesterverhältnis zu Pöhla, mit dem es sich einen Geistlichen teilt. Neben der evangelisch-lutherischen Kirche existieren im Ort eine evangelisch-methodistische Gemeinde und eine Ortsgruppe der Landeskirchlichen Gemeinschaft.

Politik

Bürgermeister

Der letzte, bie Ende 2006 amtierende ehrenamtliche Bürgermeister von Rittersgrün war der 1950 geborene Frank Siegel. Er vertrat die Freie Wählergemeinschaft „WIR“ und wurde bei den Bürgermeisterwahlen am 10. Juni 2001 mit 89,2 % aller Stimmen im Amt bestätigt.

Ortspartnerschaften

Die Partnergemeinde von Rittersgrün ist Münstertal (Schwarzwald).

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Rittersgrün, Blick auf den Hammerberg
  • Sächsisches Schmalspurbahnmuseum
  • Technisches Museum „Holzschleiferei Weigel“
  • Die Besucherstollen Fuchslochstollen und Oberer Roter Adler Stollen, die durch den Knappschaftsverein 1713 e. V. Rittersgrün gepflegt werden.
  • Grenzüberschreitender Anton-Günther-Weg

Naturdenkmäler

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Einmal im Jahr findet im Ort ein dreitägiges Bahnhofs- und Schützenfest statt.

Literatur

  • August Schumann: Vollständiges Staats- Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen. 7. Band, Zwickau 1820, S. 648-649
  • Gerhard Lang: Rittersgrün im Wandel der Zeit. Geiger-Verlag, Horb am Neckar, ISBN 3-89264-835-2

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