Zum Inhalt springen

Tonsprache

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 23. August 2004 um 01:23 Uhr durch Joni2 (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Als eine Tonsprache oder tonale Sprache bezeichnet man Sprachen, in denen eine Änderung im Ton auch eine Änderung der Bedeutung des Wortes einhergeht. Tonsprachen sind die Mehrheit aller heute weltweit gesprochenen Sprachen, umfassen allerdings nicht die Mehrheit aller Sprecher. Zu den tonalen Sprachen gehören u.a. die folgenden Sprachen:

Sprachen, die Töne benutzen, um grammatikalische Strukturen oder Betonung hervorzuheben (z.B. Stimmhebung am Ende eines Fragesatzes im Deutschen), sind keine tonalen Sprachen. In tonalen Sprachen gehört der Ton fest zum Wort und es gibt Worte, die sich nur durch den Ton unterscheiden.

Dies soll an einem Beispiel aus der chinesischen Sprache veranschaulicht werden. Mandarin unterscheidet vier oder fünf Töne (der Fünfte wird häufig nicht als Ton für sich selbst gezählt):

Die vier Töne des Mandarin
  1. erster Ton - hohes Niveau
  2. zweiter Ton - aufsteigender Tonal
  3. dritter Ton - sinkt vom mittleren Ton nach unten und dann wieder hinauf
  4. vierter Ton - scharf abfallender Ton
  5. fünfter Ton - kein Ton, unbetont.

Somit hat eine Silbe (ein Wort) mehrere Bedeutungen, abhängig vom Ton. In diesem Beispiel wird der Ton der Silbe ma hinten angefügt:

  1. ma1ma5 (妈妈) bedeutet Mutter
  2. ma2 (麻) bedeutet Hanf
  3. ma3 (马) bedeutet Pferd
  4. ma4 (骂)bedeutet schimpfen
  5. ma5 (吗) ist ein Fragepartikel, der in vielen Fragen ans Ende gestellt wird.

Der scherzhafte Satz Māma mà mǎ de má ma? (妈妈骂马的麻吗?) ist zwar grammatikalisch nicht ganz korrekt, ist jedoch verständlich und fragt, ob Mutter über den Pferdehanf schimpft. Die Bedeutung der vielen mas in diesem Satz geht rein aus dem Ton hervor.

Töne können untereinander auch interagieren. Beispiel: in Mandarin spricht man keine zwei Silben mit drittem Ton hintereinander aus. Stroßen zwei Silben mit drittem Ton aufeinander, so wird die erste Silbe im zweiten Ton ausgesprochen.


Tonformen

Der chinesische Sprachwissenschaftler Yuanren Chao hat ein praktisches System zur Notierung der Töne entwickelt. Er unterteilt die Tonhöhe in fünf Ebenen, wobei 5 der höchste Ton und 1 der niedrigste Ton ist. Die Tonänderung kann durch eine Verkettung der Zahlen dargestellt werden. Für Mandarin schreibt man daher

  • erster Ton /55/ hoher Ton
  • zweiter Ton /35/ steigender Ton
  • dritter Tone /213/ niedriger fallender und steigender Ton
  • vierter Tone /51/ hoher fallender Ton

Ein mittlerer Ton würde als /33/ notiert, ein niedriger Ton als /11/ usw. Diese Abfolge von Zahlen wird als Tonform bezeichnet.