Film
Der Film ist eine Kunstform, die ihren Ausdruck in der Produktion bewegter Bilder nimmt. In der Regel werden die Bilder mit einem Filmprojektor auf eine Leinwand geworfen oder auf einem Bildschirm erzeugt. Darüber hinaus kommt dem Film in vielen Ländern eine bedeutende politische und landeskulturelle Bedeutung zu. Da die Produktion von professionellen Filmen für das Kino in der Regel einen enormen technischen und finanziellen Aufwand bedeutet, kommt dem Film auch eine große wirtschaftliche Bedeutung zu.
Bilder, die die Filmkunst schafft, sind nicht wirklich bewegt. Vielmehr entsteht die Illusion von Bewegung dadurch, dass Einzelbilder in schneller Abfolge gezeigt werden. Unterschiede zwischen den Bildern werden auf Grund der Nachbildwirkung auf der Netzhaut des menschlichen Auges ab einer Geschwindigkeit von etwa zwölf Bildern pro Sekunde als zusammenhängend wahrgenommen.
Bedeutungswandel des Begriffs Film
Ursprünglich verstand man unter Film (engl. film, Häutchen) eine dünne Schicht (z. B. einen Ölfilm) oder auch eine dünne Folie. Mit der Erfindung der Fotografie und dem Übergang von der Fotoplatte zu dem flexiblen Träger aus Nitrozellulose für die Fotoemulsion wurde der Begriff Film für dieses Fotomaterial verwendet. Ebenso nannte man Szenen bewegter Bilder auf derartigem Material Film und schließlich wurde die ganze Kunstform als Film bezeichnet. Ableitungen wie filmen, Filmgeschäft oder Filmindustrie sind heute üblich.
Geschichte

Leitartikel: Filmgeschichte
Die Filmkunst baut in ihrer Technik grundlegend auf der Fotografie auf. Die eigentliche Filmgeschichte beginnt daher mit der Entdeckung des Stroboskopeffektes, der Tatsache, dass Einzelbilder zu einer Bewegung verschmelzen, wenn sie schnell genug abgespielt werden.
Simon Stampfer erhielt 1833 ein Patent auf seine Stroboskopischen Scheiben, Franz von Uchatius stellte 1853 ein System zur Bewegtbild-Projektion vor, Eadweard Muybridge (1830 - 1904) entwickelte 1872 die Phasenfotografie, kurz darauf das Zoopraxiskop.
Thomas Edison erhielt 1891 ein Patent für sein Kinetoskop. Die dort gezeigten Filme konnten jedoch nur von einer Person betrachtet werden. Den Gebrüdern Lumière (Auguste Lumière, Louis Lumière) gelang es, mit Hilfe eines Prototypen bewegte Bilder auf eine Leinwand zu werfen. Am 22. März 1895 stellten sie ihr Cinétoscope de projection der Société d´Encouragement à l´Industrie Nationale in Paris vor. Nach weiteren Verbesserungen an ihrem Gerät, von Vater Claude-Antoine Domitor, nun Cinématographe Lumière genannt, startet noch im selben Jahr ihr kommerzieller Kino: Am 28. Dezember 1895 zeigen sie im Salon des Grand Café in Paris mit ihrem Gerät zum ersten Mal in Frankreich gegen Eintrittsgeld ein Filmprogramm. Vom 1. November 1895 bis Ende des Jahres bekamen die Besucher des Berliner Wintergartens von der Familie Skladanowsky bewegte Fotografien geboten, die Max Skladanowsky mit Hilfe seines „Bioscops“ flimmerfrei projizierte.
1909 wird in Paris der 35-mm-Film (1³/8") mit Perforation normiert.
In der späten ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich mit dem Fernsehen der erste elektrisch-elektronische Ableger der Filmkunst. In den 60er Jahren folgte aus der Fernsehen- die Videotechnik, die seit den 90ern durch die Entwicklungen der numerischen Datenverarbeitung geprägt ist.
Bedeutungen des Films im Kontext
Der Film in seinen verschiedenen Ausprägungsarten kommt der menschlichen Neugier und dem Bedürfnis nach Unterhaltung entgegen. Staaten, in denen sich ein Filmschaffen gebildet hat, betrachten ihn in der Regel als Ausdruck ihrer nationalen Identität. Es ist daher Aufgabe der Filmpolitik, den Ausbau und die Leistungsfähigkeit der nationalen Filmproduktion zu sichern und zu fördern.
In der heutigen Gesellschaft kommen dem Film im Wesentlichen drei Bedeutungen zu. Ein Mal als Massenmedium mit seinen informativen und bewusstseinsbildenden Momenten, zweitens als volkswirtschaftlicher Faktor, der durch Exportanstrengungen noch verstärkt werden kann, und dann auch als Kunstgattung mit ihren eigenen unverwechselbaren Aspekten.
Technische Ausprägungsformen
Die Filmkunst tritt in drei großen Ausprägungsformen auf: Hier ist zum einen die klassische Filmarbeit, die mit Hilfe fotografischer Verfahren Einzelbilder von Ereignissen in schneller Abfolge auf Filmmaterial ablichtet. Das für Kinofilme verbreitetste Filmformat ist der 35-mm-Film; es gibt aber auch 8, 16 und 65/70-mm-Film.
Diese Bilder werden durch Projektoren auf eine Leinwand in verdunkeltem Raum geworfen, wo der Eindruck von lebendiger Szene entsteht.
Zum zweiten besteht die Möglichkeit, Bilder durch elektronische Verfahren (siehe auch: Videotechnik) aufzunehmen, dies ist der Bereich des Fernsehens und der Videokunst, die - bedingt durch andere Kameratechnik - auch eine eigene Bildsprache entwickelt haben.
Schließlich wäre zu nennen der Trickfilm, insbesondere der Zeichentrickfilm sowie seine aktuelle Fortentwicklung im Computeranimationsfilm, bei denen keine realen Vorgänge als Ganzes abgefilmt werden, sondern die Bilder einzeln durch Zeichnen, Stop-Motion, oder digitale Animation erzeugt werden. Das jüngste Sub-Genre hiervon bilden die Machinima, mittels Computerspielen erstellte Animationsfilme.
Seit dem letzten Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrhunderts scheinen auf Grund der rasanten Entwicklung der Numerik diese technisch bedingten Unterschiede zu verschwimmen, insbesondere bei kommerziellen Produktionen. Dabei ist ein Trend zur zunehmenden Digitalisierung der gesamten Herstellungskette zu beobachten: Realbilder werden zunächst vom Filmmaterial ausgehend digitalisiert oder bereits direkt mit hochauflösenden Digitalkameras aufgenommen. Damit erfolgt die Produktion des Filmes körperlos, wobei sie insbesondere auch durch künstlich erzeugte Bilder oder Bildteile ergänzt wird. Schließlich eröffnet das Vorliegen einer fertigen Produktion im Digitalformat neue Formen der Vermarktung: So werden für Filme zunehmend zusätzliche Szenen vorgesehen, die nicht im Kino, jedoch auf DVDs zu sehen sind; digitale Streaming-Verfahren erlauben über das Internet neue Arten des Verkaufs von Filmen. Für die klassischen Filmtheater wird die Produktion auf herkömmliches Material kopiert, doch sind rein optoelektronische Projektionsverfahren bereits Alltag.
Film und Video sind nicht dasselbe. Wegen der chemischen Lichtempfindlichkeit des fotografischen Films kann man die ganze Produktion ohne Elektrizität durchführen. Man kann jederzeit von Hand drehen, es gibt Federwerkkameras für fast alle Filmformate und kommerzielle Filmentwicklung von Hand gibt es auch (wieder). Die Handhabe und das fysische Schneiden und Spleißen von Film bringt Techniker und Gestalter zu vertiefter Auseinandersetzung mit dem Inhalt. Dank der Videotechnik ist rasches Anordnen möglich geworden. Der Gefahr oberflächlichen Vorgehens stellen sich aber bewusst Gestaltende, die zu unerhörten Erlebnissen verhelfen. Die Frage der Zukunft ist, wer bewegte Bilder wo und wie anschaut. Das schimmernde Rechteck im Saal vor Hunderten oder Tausenden von Besuchern zu einem bestimmten Termin oder das tragbare Bildgerät in der Hand überall und jederzeit . . .
Filmwirtschaft
Hauptartikel: Filmwirtschaft
Die Filmwirtschaft umfasst alle Bereiche des Films von seiner Produktion bis zu seiner Verbreitung, Vermarktung, Vervielfältigung und Verwertung (Filmverleih). Da die Herstellung von Filmen finanziell aufwändig ist, stellt sich immer die Frage der Filmfinanzierung. Während in den Vereinigten Staaten, vor allem in den großen Studioanlagen von Hollywood, die Filme mit ihrem internationalen Verkauf finanziert werden, sind europäische Filmproduktionen fast immer von Förderungen abhängig. Die Ursachen dafür liegen unter anderem in der klein strukturierten europäischen Filmwirtschaft, während man in den Vereinigten Staaten von einer wahren Filmindustrie sprechen kann.
Ein wesentlicher Faktor zur Beurteilung des Erfolgs eines Films sind die Besucherzahlen in den Kinos sowie in weiterer Folge die Absatzzahlen von Verbreitungsmedien wie DVDs sowie Marketingprodukten (Spiele, Spielzeug, etc.). Aufgrund vielfältigerer Freizeitmöglichkeiten und der Einführung des Fernsehens Mitte des 20. Jahrhunderts ist die Anzahl der Kinobesuche und damit auch die Anzahl der Kinos weltweit in unterschiedlich starker Ausprägung bis in die 1990er Jahre stark zurückgegangen.
Filmproduktion
Hauptartikel: Filmproduktion
Die Filmkunst erfordert ein Zusammenwirken verschiedener künstlerischer Fähigkeiten, unter anderem in den Bereichen Dramaturgie, Schauspielkunst, Fotografie (Lichtdesign, Einstellungsgrößen) und Tonkunst. Die an einem Film maßgeblich beteiligten Personen werden als Stab bezeichnet.
Die Phasen einer typischen Filmproduktion sind:
Aufgrund der hohen Aufwendungen für einen Film werden im allgemeinen auch immer wirtschaftliche Fragestellungen berücksichtigt. In Europa sind Spielfilme in der Regel auf Filmförderungen angewiesen. Im Jahre 2005 stieg die weltweite Spielfilmproduktion im Vergleich zu 2004 um 7,8 Prozent auf 4603 Filme an. Die meisten Filme wurden in Indien hergestellt, welches Land 2005 mit 1041 Filmen erstmals die Gesamtproduktion der EU-25-Staaten (1035) übertraf. Den zweitgrößten Filmausstoß haben die Vereinigten Staaten von Amerika (699 Filme). Es folgen Japan (356), China (260) und Frankreich (240).
Einteilung von Filmen
Je nach Art, Zweck, Grundlage oder inhaltlicher Gestaltung eines Films können diese in verschiedenen Genres zusammengefasst und unterschieden werden. Siehe hierzu: Filmgenre
Filmtheorie
Hauptartikel: Filmtheorie
Filmpolitik
Hauptartikel: Filmpolitik
Literatur
- Paul Read. A Short History of Cinema Film Post-Production (1896 - 2006), in English, in: Joachim Polzer (editor). Zur Geschichte des Filmkopierwerks. (On Film Lab History). Weltwunder der Kinematographie. - Beiträge zu einer Kulturgeschichte der Filmtechnik. Volume 8.2006. April 2006. 336 pages. -- ISBN 3-934535-26-7
- Kevin Brownlow: Pioniere des Films. Vom Stummfilm bis Hollywood (OT: The Parade's Gone by...). Schriftenreihe des Deutschen Filmmuseums Frankfurt am Main. Stroemfeld, Basel und Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-87877-386-2
- Herbert Gehr: Sound & Vision: Musikvideo und Filmkunst; Ausstellung, Retrospektive, 16. Dezember 1993 - 3. April 1994, Deutsches Filmmuseum Frankfurt am Main, Frankfurt am Main, 1993, 174 S., ISBN 3-88799-043-9
- Malte Hagener, Michael Töteberg: Film - an international bibliography, Stuttgart [u.a.]: Metzler, 2002, ISBN 3-476-01523-8
- Jörg-Dieter Kogel: Europäische Filmkunst: Regisseure im Porträt, Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1990, 207 S., ISBN 3-596-24490-0
- James Monaco: Film verstehen: Kunst, Technik, Sprache, Geschichte und Theorie des Films und der Medien; mit einer Einführung in Multimedia, Rowohlt 2000, 699 S., ISBN 3-499-60657-7
- Geoffrey Nowell-Smith (Hrsg.): Geschichte des internationalen Films, Stuttgart: Metzler 2006, ISBN 3-476-02164-5
- Michael Töteberg (Hrsg.): Metzler Film Lexikon. 2. Auflage Stuttgart: Metzler 2005, ISBN 3-476-02068-1
- Amos Vogel: Film als subversive Kunst, Rowohlt Taschenbuch, 2000, ISBN 3-499606-60-7
- Henry V. Hopwood: Living Pictures: Their History, Photo-Production and Practical Working. With a Digest of British Patents and Annotated Bibliography. London, 1899
- Eugène Trutat: La photographie animée. Paris, 1899
- David S. Hulfish: Cyclopedia of Motion-Picture Work. Chicago, American Technical Society; 1911