Sojus 5
Sojus 5 ist eine Missionsbezeichnung für den Flug der sowjetischen Raumkapsel Sojus. Es war der vierte bemannte Flug eines Sojusraumschiffs und der 13. Flug im sowjetischen Sojusprogramm.
Besatzung
Startbesatzung
- Boris Walentinowitsch Wolynow (1. Flug), Kommandant
- Alexej Stanislawowitsch Jelissejew (1. Flug), Bordingenieur
- Jewgeni Wassiljewitsch Chrunow (1. Flug), Bordingenieur
Ersatzbesatzung
Rückkehrbesatzung
- Boris Walentinowitsch Wolynow (1. Flug), Kommandant
Missionsverlauf
Sojus 5 war Teil einer Verbundmission mit Sojus 4. Die zwei sowjetischen Raumschiffe waren zusammen im Weltraum mit insgesamt vier Kosmonauten an Bord.
Die beiden Raumschiffe koppelten am 16. Januar 1969. Es war die erste Kopplung zweier bemannter Raumschiffe in der Raumfahrtgeschichte. Beide Raumschiffe waren elektrisch und mechanisch miteinander verbunden, hatten aber keine Durchstiegsluke zum jeweils anderen Raumschiff. Die sowjetische Nachrichtenagentur TASS schrieb damals: „... es war eine gegenseitige Kopplung beider Schiffe ... und ihre Stromkreise waren verbunden. Daher wurde die weltweit erste experimentelle Raumstation aus vier Abteilungen für die Besatzung zusammengefügt und begann zu arbeiten ...“
Alexej Jelissejew und Jewgeni Chrunow begannen sofort nach der Kopplung, sich für den Weltraumausstieg vorzubereiten. Boris Wolynow, der an Bord von Sojus 5 blieb, filmte, wie seine beiden Kollegen „Jastreb“-Raumanzüge anlegten.
Weltraumausstieg
- Beteiligte: Chrunow und Jelissejew
- Start: 16. Januar 1969, 00:38 UTC
- Ende: 16. Januar 1969, 01:15 UTC
- Dauer: 37 min
Während der Mission sollten Teile der geplanten sowjetischen Mondlandung durchgeführt werden. Das sowjetische Fernsehen übertrug die Vorbereitungen zum Weltraumausstieg live. Jelissejew und Chrunow zogen ihre „Jastreb“-Anzüge im Orbitalmodul von Sojus 5 mit Hilfe des Kommandanten Boris Wolynow an. Mit der Entwicklung der „Jastreb“-Raumanzüge wurde 1965 kurz nach Alexei Leonows ersten problematischen Weltraumausstieg begonnen. Leonow wirkte als Berater während der Entwicklung mit, die 1966 abgeschlossen wurde. Die Herstellung und der Test erfolgte 1967 aber der Unfall mit Sojus 1 und die Kopplungsprobleme von Sojus 2 und Sojus 3 im Oktober 1968 verschoben den ersten Einsatz im Weltraum bis zu dieser Mission. Um die Probleme zu beseitigen, die den Weltraumspaziergang Leonows so problematisch haben werden lassen, nutzten die „Jastreb“-Anzüge ein Seil-Rollen-Gelenksystem. Große Metallringe um den aus Nylonstoff gefertigten Unteranzug dienten als Anker für die oberen Gelenke. Der Anzug hatte ein sich regenerierendes Lebenserhaltungssystem in einer weißen Metallkiste auf dem Bauch des Anzugs. Wolynow überprüfte die Lebenserhaltungs- und Kommunikationssysteme beider Kosmonautenanzüge bevor er ins Kommandomodul zurückkehrte, die Verbindungsluke schloss und das Orbitalmodul dekomprimierte.
Während der 35. Erdumrundung stiegen beide Kosmonauten aus. Es war erst der zweite sowjetische Weltraumausstieg überhaupt. Beim Ausstieg verhedderten sich Chrunows Halteleinen, und er schaltete versehentlich seine Anzugslüftung aus. Dies lenkte Jelissejew ab und er vergaß, die Filmkamera anzuschalten bevor er das Orbitalmodul verließ. Daher gibt es von diesem historischen Weltraumausstieg nur eine schlechte Videoaufzeichnung und keine Filmaufnahmen.
Chrunow bewegte sich danach als Erster zum Orbitalmodul von Sojus 4 als die beiden Raumschiffe über Südamerika und damit außerhalb des Funkkontaktes zur Bodenstation waren. Jelissejew stieg um als der Komplex sich über der Sowjetunion befand. Im Orbitalmodul von Sojus 4 angekommen, schlossen sie die Luke hinter sich. Der Kommandant Wladimir Schatalow stellte den Kabinendruck wieder her und half ihnen aus ihrem Anzügen. Die Weltraumspaziergänger brachten Zeitungen, Briefe und Telegramme mit, die nach Schatalows Start gedruckt worden sind, als Beweis, dass der Transfer wirklich stattgefunden hatte.
Nachdem beide Raumschiffe für 4 Stunden und 35 Minuten aneinander gekoppelt waren, trennten sie sich wieder und begannen getrennte Abstiege.
Diese Mission bewies die Möglichkeit, dass die für das sowjetische Mondprogramm nötigen Schritte im Weltraum ausführbar waren. Der Plan sah einen einzelnen Kosmonauten vor, der über einen Weltraumspaziergang vom Landemodul wieder in das Raumschiff gelangt. Anders als die Apollo-Raumschiff hatte das sowjetische Modell keinen Verbindungstunnel zwischen den Lande- und Kommandomodul.
Rückkehr
Nach dem Abkoppeln von Sojus 4 blieb Wolynow in Sojus 5 noch eine Weile im Kosmos, um dann in einem spektakulären Wiedereintrittsmanöver zu Erde zurückzukehren. Das Servicemodul trennte sich nicht von dem Rückkehrmodul, nachdem das Bremsmanöver eingeleitet wurde. Für einen Abbruch war es daher schon zu spät. Dieses Problem trat schon bei einigen Wostok-, Woschod- sowie einer Mercury-Mission auf, war aber in diesem Fall ein wesentlich ernsteres Problem für den Piloten, da das Servicemodul der Sojus viel größer ist als es bei den vorherigen Typen war. Als die Sojuskapsel in die Atmosphäre eintauchte, suchte sich das noch teilweise zusammenhängende Raumschiff die aerodynamisch stabilste Lage - mit der Nase voran. Das bedeutet, dass das schwere Rückkehrmodul mit der ungeschützten Seite voran dem Luftwiderstand ausgesetzt war. Die Dichtungen der vorn liegenden Luke begannen zu brennen und füllten die Kapsel mit giftigen Dämpfen. Die Bremsbeschleunigung drückte Wolynow gegen die Gurte anstatt in seinen gepolsterten Sitz.
Glücklicherweise bevor die Luke kaputtging, brachen oder verbrannten die Verbindungsstreben zwischen Rückkehr- und Servicemodul als die thermische und aerodynamische Belastung zunahm. Die Rückkehrkapsel richtete sich sofort mit der hitzegeschützten Seite nach vorn aus.
Ein weiteres Problem für Wolynow bestand darin, dass die Fallschirmseile teilweise verheddert waren und die Landeraketen nicht zündeten. Der Kosmonaut schlug sich bei der darauffolgenden harten Landung einige Zähne aus. Die Kapsel landete im Ural, nahe Orenburg, sehr weit entfernt von ihrer vorgesehenen Landestelle in der Kasachischen SSR. Die Temperatur betrug zu diesem Zeitpunkt -38 °C und da Wolynow wusste, dass die Rettungsmannschaften mehrere Stunden brauchen würden, um ihn zu finden, verließ er die Sojuskapsel und lief mehrere Kilometer bis er das Haus eines Bauern fand, wo er sich aufwärmen konnte.
Sonstiges
Die Besatzungen beider Raumschiffe sollten den damaligen KPdSU-Generalsekretär Leonid Breschnew während einer Willkommenszeremonie vor dem Kreml treffen. Dies wurde aber durch ein Attentat auf den Sowjetführer verhindert. Ein Mann schoss acht Mal auf den Konvoi, zielte aber auf das Auto in dem Georgi Beregowoi, Alexei Leonow, Andrijan Nikolajew und Walentina Tereschkowa saßen. Sie wurden nicht verletzt, aber der Wagen Breschnews fuhr daraufhin an den auf dem Podium wartenden Sojus4/5-Besatzungen vorbei.
Weitere Flugdaten
- Masse: 6.575 kg
- Perigäum: 196 km
- Apogäum: 212 km
- Bahnneigung: 51,7°
- Erdumlaufzeit: 88,6 min
- Kopplung mit Sojus 4: 16. Januar 1969, 08:20 UTC
- Abkopplung von Sojus 4: 16. Januar 1969, 12:55 UTC
- Typ der Trägerrakete: Sojus (GRAU-Index 11A511)
- Typ des Raumschiffs: Sojus 7K-OK (P) (GRAU-Index 11F615)
- Seriennummer: 13
- Internationale Astronomische Bezeichnung: 1969-005A
Weblinks
- Sven Grahn: The flight of Soyuz-4 and Soyuz-5, Funkverkehr und Bahnverfolgung (englisch)
- space.kursknet.ru: Soyuz 5 (englisch)
- spacefacts.de: Sojus 5