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Ankermast

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Datei:R100 am Ankermast in Kanada.jpg
R100 in Kanada am Ankermast

Ähnlich einem Seeschiff müssen auch Luftschiffe verankert werden, wenn verhindert werden soll, dass sie abtreiben. Luftschifffe werden daher häufig an einem Ankermast befestigt. Zu diesem Zweck besitzen die meisten Luftschiffe einen verstärkten Bug mit einem Festmachpunkt.

Der Mast kommt immer dann zum Einsatz, wenn das Luftschiff nicht in einer Luftschiffhalle untergebracht wird. Bei den modernen relativ kleinen Luftschiffen ist der Mast oft auf einem LKW montiert. So ist er transportabel und kann z.B. zu den Plätzen gefahren werden, von denen aus das Luftschiff operiert. Mit einem verfahrbaren Mast kann das angekoppelte Luftschiff auch auf dem Boden ohne großen Personalaufwand bewegt werden.

Beim "Parken" des Luftschiffes am Mast kann sich das Schiff frei um den Mast in den Wind drehen. Auf diese Art werden große Windlasten auf das Schiff und den Mast vermieden.

Historisches

Datei:GR SK VonVorne.jpg
Ein Skyship am Ankermastwagen
Die USS Los Angeles ankert am umgerüsteten Tanker USS Patoka
Datei:ZR3 USS Los Angeles Kopfstand.jpg
Der unfreiwillige "Kopfstand" der ZR-3 USS Los Angeles

Bei den großen historischen Starrluftschiffen mussten zum Bewegen des Schiffes am Boden, wie dem Ein- und Aushallen bis zu über zweihundert Helfer das Schiff mit Muskelkraft führen. An den Starrluftschiffen der 1930er Jahre wurden daher u.a. schienengeführte Masten für den Bug und Laufkatzen zur Führung des Hecks (Heckwagen) erprobt. Der Heckwagen konnte beim "Parken" am Ankermast auf einer kreisförmigen Bahn um den Mast rollen. Er folgte der Ausrichtung des Schiffes in den Wind und hielt gleichzeitig das Heck am Boden. Häufig war an der unteren Leitwerksflosse auch ein Rad angebracht. Trotzdem wurden die Schiffe bei der Landung zuerst von der Bodenmannschaft "eingefangen" und zum Mast geführt.

1924 rüstete die US-Marine den Öltanker USS Patoka mit einem Ankermast für Luftschiffe aus. An diesem Mast legten die amerikanischen Luftschiffe z. B. während Manövern mit der Flotte an. Da beide Schiffe mit einer gewissen Geschwindigkeit fuhren war es für das Luftschiff einfacher an den Ankermast heranzumanövrieren, als dies bei feststehenden Mast an Land der Fall ist.

Der 1926 von der Norge und 1928 von der Italia, beides Kiellluftschiffe von Umberto Nobile, für die Polarexpeditionen verwendete Mast kann noch heute in Ny Alesund/Norwegen besichtigt werden.

Kopfstand am Ankermast

Die USS Los Angeles, ein Luftschiff von ca. 200 m Länge, vollführte am 25. August 1927 ein in der Technikgeschichte wohl einzigartiges Kunststück. Sie lag am sogenannten "Hochmast", einem Mast, bei dem das Luftschiff sehr hoch über dem Boden freischwebend festgemacht war, in Lakehurst. Durch einen Windstoß wurde das Heck angehoben und geriet in eine kühlere Luftschicht. Der Auftrieb des warmen Traggases führt trotz sofortiger Gewichtsverlagerung der Mannschaft an Bord zu einem weiteren Steigen des Hecks, bis das Schiff fast senkrecht stand. Dieser Vorfall führte zur Abkehr vom Konzept des Hochmastes zugunsten niedrigerer Konstruktionen.

Verbreitung der Ankermasten

In vielen Städten wurden in den 20er und 30er Jahren des 20. Jh. Luftschiffmasten errichtet, um Luftschiffen den Aufenthalt zu ermöglichen. Diese Masten werden auch als Vorteil der Luftschiffe gegenüber dem Flugzeug angführt, da sie, neben einem freien Feld, praktisch die einzige Infrastruktur darstellen, die ein Luftschiff zur Landung benötigt.

Es gab Konzepte, Luftschiffe an Wolkenkratzern anlegen zu lassen. So sollte die Spitze des Empire State Buildings ursprünglich als Ankermast dienen. Die Idee entsprach der damaligen Euphorie für die "Giganten der Lüfte". Es wurde jedoch nicht berücksichtigt, dass ein Luftschiff nur träge zur mänovrieren ist und durch die Bebauung immer Wind-Turbulenzen entstehen. Die damaligen Luftschiffe verwendeten als Ballast Wasser, dass häufig während der Landemanöver zum Auftriebsausgleich oder zur Trimmung abgegeben wurde. Dieses Wasser, mitunter mehrere hundert Liter auf einmal, hätte sich in die Straßenschluchten von New York ergossen. Es blieb daher bei einigen Annäherungsversuchen amerikanischer Marineluftschiffe an diesen Ankermast. Ein Landemanöver fand nie statt. Das Risiko eines Unfalls über den bevölkerten Straßen wäre zu hoch gewesen.

Bei den beiden britischen Verkehrsluftschiffen R100 und R101 war der Einstieg in das Schiff über einen Steg unter der Bugverankerung von vornherein vorgesehen. Normalerweise war dieser Bereich nur der Mannschaft zugänglich. Im Inneren führte dann ein Laufgang zu den Passagierabteilen. (siehe Bild)

Anlegemanöver

Datei:GR NT MastSeil.jpg
Der Zeppelin NT beim Anmasten

Da Luftschiffe sehr groß, relativ träge, windanfällig und damit auf dem Boden nicht präzise zu steuern sind, werden sie bei der Landung an den Ankermast herangezogen. Dazu befindet sich bei den meisten Luftschiffen am Bugkegel ein Seil, das während der Fahrt frei herunter hängt oder aufgerollt wird. Bei den großen historischen Starrluftschiffen war der Bug von innen begehbar, so dass ein Besatzungsmitglied das Seil ausbringen konnte. Dieses Seil wird über eine Umlenkung an der Spitze des Ankermastes gezogen. So kann das Luftschiff die letzten Meter bis zum Anlegen zwangsgeführt werden. Der Bugkegel des Luftschiffes wird dann im drehbaren Trichter an der Spitze des Ankermastes verriegelt.

Moderne Ankermasten sind höhenverstellbar. Der Ankermast des Zeppelin NT kan auf bis zu 13 m ausgefahren werden. So kann zum Beispiel das Senken des Bugs bei plötzlichem Anheben des Hecks ausgeglichen werden. Während des Anlegens drückt der Pilot das Schiff auf den Boden und läßt sich durch die Seilwinde an den Mast heranziehen. Dabei wird das Zugseil straff gehalten, um ruckartige Belastungen zu vermeiden. Andere Prallluftschiffe müssen auch heute noch mit einer Bodenmannschaft von etwa 20 Personen auf dem Boden von Hand zum Mast manövriert werden.

Beim reinen Passagierwechsel kommt der Mast normalerweise nicht zur Anwendung, jedoch wird das Schiff beispielsweise zum Auftanken an den Mast gelegt. Bei längeren Aufenthalten am Mast kann das Mastfahrzeug abgespannt, also noch zusätzlich am Boden befestigt werden. Dies erfolgt um auch bei schlechterem bzw. windigerem Wetter eine hohe Standsicherheit des Mastes zu gewährleisten.

Siehe auch

Luftschiffseiten.de - Quelle der aktuellen Bilder

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