Fuchs (Panzer)

Bei dem Transportpanzer 1 (TPz 1) Fuchs handelt es sich um einen sechsrädrigen, allradgetriebenen, amphibischen Transportpanzer aus dem Hause Rheinmetall Landsysteme GmbH, einem Tochterunternehmen der Rheinmetall AG.
Entwicklung

Die Entwicklung des Transportpanzer begann schon im Jahr 1961 und war ein Teil der geplanten 2. Generation geländegängiger Radfahrzeuge.
Die Firma Daimler-Benz erhielt 1962 den Auftrag zur Konzepterprobung. Im Jahr 1964 war die Studie mit den sechs Prototypen mit einem Gefechtsgewicht zwischen 7 und 10 t (Unimog SH, T) und den vom schweizer Unternehmen MOWAG entwickelten Fahrzeug für den Schwimmbetrieb beendet.
Im selben Jahr folgte ein neues Konzept mit neuen Anforderungen entsprechend dem NATO-Standard aufgeteilt in die Nutzklassen 0,5 t, 2 t, 4 t, 7 und 10 t. Um das Projekt weiter realisieren zu können unternahm die Bundeswehr den Versuch die Fahrzeughersteller für eine Zusammenarbeit zu gewinnen. Über die Vereinigung Deutscher Automobilhersteller gelang es die Firmen Henschel, Büssing, KHD, Krupp und MAN unter Vertrag zu nehmen. Daimler-Benz beteiligte sich als Konkurrent 1966 an der Ausschreibung.
1968 stellten beide Seiten ihre Prototypen vor. Ein Jahr später änderte die Bundeswehr die Anforderungen aus dem Jahr 1964 und forderte nur noch einen gepanzerten, geländegängigen, schwimmfähigen Transporter mit ABC-Schutz, einer Mindestnutzlast von 2 t und mit einem Gesamtgewicht von 4 t.
In den Folgejahren wurden das Projekt immer weiterentwickelt. Daimler-Benz erhielt durch seine Version den Auftrag für die Weiterentwicklung des Transportfahrzeuges (6x6) und den Spähpanzer 2. Im Jahr 1973 konzentrierte man sich auf die weitere Entwicklung des Transportpanzer und erkannte die universellen Einsatzmöglichkeiten. Eine Studie zum Transportpanzer 2 (4x4) und leichtem Spähpanzer 3 ließ man 1979 mit der Serienproduktion des Transportpanzer 1 mit einem gesteigerten Gesamtgewicht durch Thyssen-Henschel in Kassel als Generalunternehmer fallen.
Die Pioniererkunderversion (siehe Bild) kann man noch heute in der Wehrtechnischen Studiensammlung Koblenz betrachten. Ein auf der Basis geplantes Modell mit einer 20 mm BMK schaffte ebenfalls nicht die Serienreife.
Bis 1993 wurden 1.031 Fahrzeuge an die Bundeswehr geliefert und ersetzten den SPz Hotchkiss und M113 in Teilen ihrer Funktion.
Funktionsbeschreibung

Maximal 6 Personen
Der Transportpanzer 1 Fuchs besteht aus einer Panzerstahlwanne gefertigt von Jung in Jungenthal und Panzerverglasung mit Beschussblenden. Diese bietet Schutz gegen Handwaffen und Splitter und ist unterteilt in Fahrer-, Triebwerk,- und Transportraum. In diesem können bei Standardausführung bis zu acht vollausgerüstete Soldaten transportiert werden. Der Antrieb erfolgt über alle drei Achsen, wobei die ersten zwei als Lenkachse entworfen sind. Im Schwimmbetrieb erfolgt der Antrieb über zwei Ruderpropeller, die um 360° schwenkbar sind. Das für die Wasserfahrt benötigte Schwallbrett lässt sich hydraulisch aufklappen. Bei der ELOKA-Version erfolgt der Antrieb im Wasser per Rad oder mit Motorboot als Unterstützung. Zum Schutz gegen ABC Kampfstoffe verfügen alle Versionen über eine ABC-Schutzbelüftungsanlage.
Für die internationalen Einsätze der Bundeswehr wurden Transportpanzer 1 umgerüstet und mit einer modularer Schutzausstattung (MSA) zusätzlich gepanzert. Diese Schutzausstattung besteht aus:
- Zusatzpanzerung auf den Außenflächen
- Splitterschutz im Innenraum (LINER)
- Minenschutz im Bodenbereich
- Lafettenschutz (nicht bei Sanitätsfahrzeugen)
Durch diese Umrüstungen wurden die Fahrzeuge um ca. 3 t schwerer und überschreiten die erlaubte Fahrzeugbreite. Ebenfalls sind alle zusatzgepanzerten Fahrzeuge für den Schwimmbetrieb gesperrt.
Technische Daten
Bezeichnung | TPz 1 | TPz 1 A7 MSA |
Motor: | Mercedes-Benz 8 Zylinder Diesel Typ OM 402A mit Abgasturbolader | Mercedes-Benz 8 Zylinder Diesel Typ OM 501LA mit Abgasturboaufladung |
Hubraum: | 12.763 cm³ | |
Leistung: | 235 kW (320 PS) | 315 kW (428 PS) |
Kühlung: | Flüssigkeitskühlung | |
Getriebe: | ZF 6 HP 500 6 Vorwärts-, 1 Rückwärtsgang | ZF 6 HP 600 6 Vorwärts-, 1 Rückwärtsgang |
Antrieb: | Allrad, Propeller im Wasser | Allrad, gesperrt für Wasserfahrt |
Länge über alles: | 6.880 mm | |
Breite über alles: | 2.980 mm | 3.040 mm |
Höhe über alles: | 1.792 mm | 2.300 mm |
Bodenfreiheit: | 406 mm | |
Watfähigkeit: | schwimmt | ja |
Überschreitfähigkeit: | 1.080 mm | |
Kletterfähigkeit: | min 600 mm | |
Steigfähigkeit: | 60 % | |
Querneigung: | 30 % | |
Leergewicht: | 14.400 kg | 18.000 kg |
Gefechtsgewicht: | 16.500 kg | 19.000 kg |
Höchstgeschwindigkeit: | 96 km/h (Straße), 10 km/h (Wasser), ca. 3 km/h EloKa (Wasser) | 96 km/h (Straße) |
Kraftstoffmenge: | ca. 390 l | |
Kraftstoffverbrauch: | Straße: 45 l auf 100 km, Gelände: 100 l auf 100km | |
Fahrbereich: | Straße: 800 km, Gelände: 400+ km | |
Bewaffnung: | bis zu drei 7,62-mm-MG3 oder zwei 7,62-mm-MG3 und ein MILAN- bzw. TOW-Raketenwerfer, Aufrüstung mit MK-Turm (Maschinenkanone) möglich | |
Besatzung: | 2 + max 8 je nach Rüstsatz |
Ausrüstung, Rüstsätze

Erkennbar an den „Torten“ für den „S“-Draht
Der Transportpanzer Fuchs verfügt über verschieden Einbausätze und kann je nach Einsatz angepasst werden. Aufgrund der Modelle und Rüstsätzen ergeben sich insgesamt mehr als 90 unterschiedliche Kombinationsmöglichkeiten.
- TPz 1 Truppentransporter (8 Mann), Führungsfahrzeug oder SanKfz
- TPz 1A1 EloKa-Varianten zur elektronischen Kampfführung ausgerüstet mit diversen Stör- bzw. Abhöranlagen (Hummel, Helas)
- TPz 1A2 Führungs- und Funkfahrzeug mit ausfahrbarer Teleskopantenne und internem Stromerzeugeraggregat (SEA) als Funkstation und bewegliche Befehlsstelle
- TPz 1A2 (PARA) mit ausfahrbarem und abgesetzt nutzbarem Panzeraufklärungsradar RASIT
- TPz 1A3 Spürfahrzeug für ABC-Kampfstoffe
- TPz 1A4 mit Milan-Turm für Jäger-Einheiten
- TPz 1A5
- TPz 1A6 kampfwertgesteigerter Spürpanzer
- TPz 1A7 für den Balkaneinsatz zusätzlich gepanzert und teilweise mit Raumkühlanlagen ausgestattet.
Verwendung und Export

Der ABC-Spürpanzer ("Spürfuchs") erwies sich als Exportschlager. So wurde er an die USA, Großbritannien, die Niederlande, die Türkei, Saudi-Arabien, Israel und Venezuela verkauft.
Der Export von 36 ABC-Spürpanzern aus Beständen der Bundeswehr nach Saudi-Arabien im Jahr 1991 schwächte nicht nur deren ABC-Abwehrfähigkeit. Der damals für den Export verantwortliche Verteidigungstaatssekretär Ludwig-Holger Pfahls (CSU), wurde 2005 nach fünfjähriger Flucht wegen Vorteilsnahme und Steuerhinterziehung rechtskräftig zu einer zweieinvierteljährigen Haftstrafe verurteilt. Weiterer Beschuldigter ist Karlheinz Schreiber.
Im Herbst 2004 wurde bekannt, aus dem Bestand der Bundeswehr würden 20 Transportpanzer Fuchs an den Irak geliefert.
Ausblick
Verschiedene Varianten des TPz Fuchs sollen ab 2008 beginnend durch das derzeitige Rüstungsprojekt "Gepanzertes Transport-Kraftfahrzeug" (GTK Boxer) ersetzt werden. Der BOXER befindet sich bereits in Erprobungen.
Seit Juli 2003 bis voraussichtlich Ende 2006 werden die Tranportpanzer Fuchs mit MSA durch Rheinmetall Landsysteme umgerüstet. Dies war notwendig, weil einige Versionen durch das erhöhte Gesamtgewicht die Straßenzulassung verloren hätten. Im Rahmen dieses Änderungspaketes 1 verlieren alle gepanzerten Versionen ihren Schwimmantrieb und Schwallschild.
Aufgrund seiner Zuverlässigkeit und Beliebtheit bei der Truppe sowie fehlenden Alternativen bei bestimmten Varianten werden die letzten Füchse bis 2025 im Einsatz bleiben.
Siehe auch
Literatur
- Lutz-Reiner Gau, Jürgen Plate Jörg Siegert: Deutsche Militärfahrzeuge Bundeswehr und NVA, Motorbuchverlag, ISBN 3-613-02152-8
- Jochen Vollert: Fuchs - Der Tranportpanzer TPz-1 der Bundeswehr. Entwicklung - Varianten - Technik - Einsatz, Tankograd Publishing, ISBN 3-936-51900-5