Güterwagen
Güterwagen sind Eisenbahnwagen, die dem Transport von Wirtschaftsgütern dienen.
Entwicklungsgeschichte
Zu Beginn des Eisenbahnzeitalters kamen zunächst fast ausschließlich zweiachsige Güterwagen einfacher Bauart zum Einsatz. Fast ausschließlich wurden gedeckte Güterwägelchen (damals auch bedeckte genannt), offene Wagen mit Seitenborden sowie Flachwagen (mit und ohne Rungen) verwendet. Im Laufe der Zeit wurden dann zunehmend spezialisierte Wagen entwickelt.
Spezialwagen für eine begrenzte Nutzung, besondere Güter oder mit speziellen Eigenschaften wurden schon um 1850 als sogenannte Privatgüterwagen eingestellt. Hierunter fallen unter anderem fast alle Kesselwagen und viele Kühlwagen. Sogenannte Wagenleihanstalten stellen viele dieser Wagen ein und vermieten sie an die nutzenden Betriebe.
Recht früh schon kam es zu ersten Vereinbarungen zur gegenseitigen Verwendung von Güterwagen zwischen den Privat- und Staatsbahnen; der Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen stellte um 1850 Vorschriften zur Vereinheitlichung von Abmessungen und Einrichtungen auf. Die Gründung des Preußischen Staatswagenverbands (1881) und des Deutschen Staatswagenverbands (1909) begünstigte die Entstehung von nach einheitlichen Normalien gebauten Wagentypen. Das Übereinkommen über die gegenseitige Benutzung der Güterwagen im internationalen Verkehr (RIV) setzte diese Vereinheitlichung international fort.
Moderne Güterwagen sind für Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 120 km/h zugelassen und zunehmend mit GPS-Empfängern und Transpondern zur Positionsüberwachung im Bedarfsfall ausgestattet.
Bei der Deutschen Bahn (DB) gibt es auch Exemplare für den Hochgeschwindigkeitsverkehr bis zu 160 km/h. Da der Bremsweg der schnellen Güterzüge jedoch länger als der übliche Vorsignalabstand ist, können schnelle Güterzüge nur auf Strecken mit frühzeitiger Führerstandssignalisierung fahren (LZB, FZB und ETCS).
Der Güterwagenbereich der Bahn AG ist in Deutschland mit den Werken Paderborn und Eberswalde sowie der Servicewerkstatt Zwickau vertreten.
Arten von Güterwagen
Man unterscheidet mannigfaltige Typen, die sich konstruktionsmäßig in folgende Klassen gliedern lassen:

- offene Güterwagen - hierunter Wagen mit hohen und niedrigen Borden, kippbare Wagen und Silowagen für Schüttgüter, wie im Bild der Wagen Bauart Fc090
- Flachwagen – hierunter u.a. Autotransportwagen, Tieflader und Containertragwagen
- Tiefladewagen
- Rungenwagen
- Langholzwagen
- Taschenwagen
- Niederflurwagen zum Transport von LKW, siehe RoLa
- Gedeckte Güterwagen (G/H-Wagen) – hierunter Wagen für Stückgüter und Silowagen für Schüttgüter
- Kühlwagen (I-Wagen) – entweder als konventionelle Kühlwagen, die stark isoliert durch ein Kältemittel wie Wasser- oder Trockeneis gekühlt werden, oder als Maschinenkühlwagen mit einer kraftbetriebenen Kälteanlage
- Verschlagwagen für den Viehtransport, heute kaum mehr im Einsatz

- Wagen mit öffnungsfähigem Dach (T-Wagen) für nässeempfindliche Schüttgüter, z.B. Kalisalz
- Klappdeckelwagen (heute kaum mehr im Einsatz)
- Staubgutwagen (U-Wagen) – geeignet für pneumatisch oder hydraulisch förderbare Feststoffe (Pulver)
- Kesselwagen (Z-Wagen) – für Flüssigkeiten und Gase aller Art
Güterwagen für spezielle Einsatzzwecke sind:
- Arbeitswagen für die ausschließlich bahninterne Verwendung und
- Fährwagen mit geringem Lichtraumprofil für den Verkehr nach Großbritannien
Bahnpostwagen zählen nicht zu den Güterwagen.
Typenbezeichnungen (UIC-Norm)
Bei der 12-stelligen Wagennummer steht die 5. Ziffer für den Wagentyp, ebenfalls der große Buchstabe der Gattunsbezeichnung.
Die Bezeichnungen stammen von 1964, daher kann ein Wagen, der heute als Standardwagen angesehen wird, bei der Einführung noch ein seltener Wagen gewesen sein. Gleichfalls wurden die Vorgaben der UIC bei den Bahnverwaltungen manchmal unterschiedlich interpretiert, sodass es vorkommen konnte, dass fast gleiche Wagen verschiedenen Gattungen zugeordnet wurden. Ebenso mussten gelegentlich Wagen durch geringfügige Umbauten neu eingeordnet werden. Beispielsweise wird ein E-Wagen durch das Zuschweißen einer Tür oder ein K-Wagen durch das Aushängen der Dachklappen zu einem F-Wagen.
Nummer | Buchstaben | Bezeichnung | Beispiele |
---|---|---|---|
1 | G | Gedeckter Güterwagen Regelbauart | Gbs |
2 | H | Gedeckter Güterwagen Sonderbauart | Hbbills, Habbins |
3 | K,O,R | Flachwagen Regelbauart | Kbs, Res |
4 | L,S | Flachwagen Sonderbauart | Laeks, Shimmns |
5 | E | Offener Wagen Regelbauart | Es, Eaos |
6 | F | Offener Wagen Sonderbauart | Fcs, Falls |
7 | Z | Kesselwagen | Zes, Zagkks |
8 | I | Kühlwagen | Ibs |
9 | U,X | Sonderwagen, Staubgutwagen | Ucs, Uaai |
0 | T | Wagen mit öffnungsfähigem Dach | Tbis, Tamns |
Kursiv geschriebene Buchstaben sind Bauarten, die dieser Nummer angegliedert sind, aber nicht der Bezeichnung entsprechen.
- O , Flachwagen mit hohen Seitenborden, zwischen E und K anzugliedern.
- X , Bahndienstwagen
Der Bestand an Güterwagen der Eisenbahn in Deutschland
- 1850 - 9.147
- 1860 - 66.728
- 1870 - 168.902
- 1880 - 328.858
- 1890 - 436.833
- 1909 - 486.121
- 1911 - 560.000
- 1945 - 127.000
- 1950 - 270.000
- 1960 - 272.700
- 1970 - 282.500
- 1980 - 287.400
- 1990 - 206.900
- 1995 - 178.500
- 1996 - 167.300
- 1997 - 150.600
- 1998 - 139.700
- 1999 - 132.400
- 2003 - 107.031
- 2006 - 105.500