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Tour de France

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auch "Grande Boucle" ("Große Schleife") oder einfach "Le Tour" genannt.

Die Tour de France ist das bei weitem berühmteste Radrennen der Welt und eines der wichtigsten sportlichen Großereignisse überhaupt. Seit 1903 wird die Tour alljährlich - mit Ausnahme der Zeit des Ersten und Zweiten Weltkriegs - während dreier Wochen im Juli ausgetragen und führt dabei in wechselnder Streckenführung quer durch Frankreich und das nahe Ausland.

Eine Tour de France der Frauen (grande boucle féminine) mit deutlich kürzeren Etappen wird seit 1984 gefahren. Sie steht medial völlig im Schatten ihres männlichen Pendants.

Aktuell

Tour de France 2003

Strecke

Die Tour de France wird als die schwerste Radrundfahrt der Welt angesehen, obwohl das Streckenprofil oft nicht schwerer ist als das der anderen großen Rundfahrten Giro d'Italia und Vuelta a Espana. Tatsächlich sind es aber die Rennfahrer, die das Rennen schwer machen: Bei der Tour wird ohne Zweifel schneller, härter und kompromissloser gefahren als bei jeder anderen Rundfahrt; jede einzelne Etappe ist umkämpft wie sonst nur die Eintagesklassiker.
Die Tour de France beginnt seit 1967 mit dem so genannten Prolog, einem kurzen Einzelzeitfahren (ca. 5 bis 10 km). Die darauffolgenden meist 20 Etappen, die von zwei Ruhetagen unterbrochen werden, zeichnen dann das französischen Hexagon (Sechseck) nach, wobei Frankreich abwechselnd im bzw. gegen den Uhrzeigersinn befahren wird. Die insgesamt zu absolvierende Streckenlänge wurde nach dem Dopingskandal von 1998 deutlich reduziert und betrug in den letzten Jahren rund 3500 Kilometer. Die Streckenführung und die Etappenorte wechseln dabei jedes Jahr. Die einzige Konstante stellen die Pariser Champs-Elysées dar, auf denen die Tour de France seit 1975 endet.
Die ersten Tage der Tour de France sind fast immer von schnellen und sprinterfreundlichen Flachetappen geprägt, bevor sich dann im Hochgebirge der Pyrenäen (seit 1910) und der Alpen (seit 1911) die Gesamtwertung der Tour entscheidet. Weiterhin werden während der Tour de France zwei Einzelzeitfahren und seit 2000 auch wieder ein Mannschaftszeitfahren ausgetragen. Schon in der Frühzeit des Rennens wurden die französischen Landesgrenzen in einzelnen Etappen überschritten, seit 1954 findet der Start der Tour in unregelmässigen Abständen im nahen Ausland statt (bisher in Deutschland, Spanien, Italien, Benelux-Länder, Schweiz, England und Irland). Der lang gehegte Plan, die Tour in New York oder auf einem französischen Überseedepartement zu starten, wurde bisher nicht umgesetzt.

Teilnehmer

Jährlich werden rund 20 Profimannschaften mit je neun Fahrern zur Tour de France eingeladen. Die meisten Fahrer und Teams kommen üblicherweise aus Frankreich. Auch Spanien, Italien und Belgien sind traditionell stark vertreten. Zur Tour 2003 waren erstmals drei deutsche Teams (Telekom, Gerolsteiner, Bianchi) dabei.


Trikots

Der Fahrer mit der geringsten Gesamtzeit trägt seit 1919 das berühmte Gelbe Trikot des Führenden der Gesamtwertung. Der erste Träger war Eugene Christophe. Eddy Merckx trug das gelbe Leibchen am längsten - insgesamt 96 Tage lang.
Der beste Sprinter vor allem bei Etappenankünften, aber auch bei Zwischensprints wird seit 1953 mit dem grünen Trikot geehrt. Erik Zabel hat das Sprintertrikot bisher sechs Mal nach Paris tragen können und ist damit alleiniger Rekordhalter vor dem Iren Sean Kelly (4 Mal).
Ein Bergpreis wird bereits seit 1933 ausgelobt, aber erst seit 1975 wird auch hier ein Trikot (weiß mit roten Punkten) verliehen. Punkte für das Bergtrikot werden in den Kategorien 4 (leicht) bis 1 (schwer) sowie der hors categorie (außerordentlich schwer) vergeben. Die Kletterer Richard Virenque (Fra) Federico Bahamontes (Esp) und Lucien van Impe (Bel) gewannen je 6 Mal.
Weitere Wertungen ermitteln den besten Jungprofi unter 25 Jahren (weißes Trikot, seit 1975), den aggressivsten Fahrer (rote Startnummer) und die beste Mannschaft (seit 1930).

Berge

Die Gesamtwertung der Tour entscheidet sich in jedem Jahr neben den Zeitfahren vor allem im Hochgebirge. Einige Berge und Pässe stehen sehr häufig im Programm der Tour und haben im Laufe der Jahre einen geradezu mythischen Ruf erworben.
Die drei "heiligen Berge" der Tour de France sind der Col du Tourmalet (2114 m, Pyrenäen), der im Jahre 1910 als erster Hochgebirgspass erklommen wurde, der Col du Galibier (2645 m, Alpen), der ein Jahr später ins Programm aufgenommen wurde und der Mont Ventoux (1909 m, Provence), dessen einsam aufragender, kahler Vulkankegel erstmals 1951 befahren wurde und durch den Tod von Tom Simpson zu trauriger Berühmtheit gelangt ist.
Dazu kommt noch der inzwischen legendäre Anstieg zur alpinen Skistation L'Alpe d'Huez, deren legendäre 21 Kehren hinauf auf 1850 Meter zum ersten Mal 1952 bewältigt wurden.

Geschichte

Die Tour de France geht auf eine Idee des Journalisten Geo Lefèvre zurück, der mit einem landesweiten Radrennen die Auflage der Zeitung L'Auto (der heutigen L'Équipe) steigern wollte. Lefèvre konnte den Chefredakteur der Zeitung, Henri Desgrange, für seine Idee begeistern, so dass die Tour de France 1903 zum ersten Mal ausgetragen wurde. Erster Sieger der Tour war der Franzose Maurice Garin.
Die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg wird als "heroische Epoche" der Tour bezeichnet, weil damals regelmäßig Tagesdistanzen von über 400 km zurückgelegt wurden - aus heutiger Sicht genauso unglaublich wie die bescheidene damalige technische Ausstattung der Rennräder und die miserable Qualität der Straßen, die man heute nur noch beim Radklassiker Paris-Roubaix findet. Ab 1910 wurden auch Etappen im Hochgebirge ausgetragen, was den Mythos des Rennens als "Tour der Leiden"; nochmals verstärkte.
Von 1930 bis 1961 wurde die Tour de France von Nationalmannschaften bestritten, seitdem bestimmen Firmenmannschaften, also Profiteams, das Aussehen der Rundfahrt.
Mit 36 Erfolgen konnte bisher Frankreich die weitaus meisten Toursiege für sich verbuchen, gefolgt von Belgien (18). Mit deutlichem Abstand folgen Italien (9), Spanien (8), die USA (8) Luxemburg (4), Schweiz und Holland (je 2). Die französisch-belgische Dominanz spiegelt allerdings nicht das aktuelle Kräfteverhältnis wieder. Der letzte Sieger aus einer der beiden Nationen wurde vor fast 20 Jahren gekürt: 1985 gewann der Franzose Bernard Hinault seine fünfte Tour. Seit dieser Zeit hat sich eine Reihe von neuen Nationen in die Siegerliste eingetragen: 1986 gab es den ersten von inzwischen sieben amerikanischen, 1987 den ersten irischen, 1996 den ersten dänischen Sieg. 1997 schließlich errang der 23-jährige Jan Ullrich den ersten und bisher einzigen deutschen Toursieg.
Fünf Fahrer haben die Tour de France bisher fünf Mal gewinnen können:

Alle Sieger der Tour

Sieger der Tour de France

Krisen

Die Tour de France wurde zwei Mal durch den Tod eines Fahrers überschattet. Kurz vor dem Gipfel des Mont Ventoux brach am 13. Juli 1967 der englische Radprofi Tom Simpson tot zusammen. Ursache waren ein Mischung von Amphetaminen zum Aufputschen sowie Alkohol zum Betäuben der Schmerzen. 1995 wiederum erlag der junge italienische Radprofi Fabio Casartelli seinen Verletzungen, die er sich bei einem Sturz bei der Abfahrt vom Col du Portet d'Aspet (Pyrenäen) zugezogen hatte. Während der Tour des Jahres 1998 erlebte der Radsport eine schwere Glaubwürdigkeitskrise: Der größte Dopingskandal der Sportgeschichte erschütterte das Radrennen, nachdem bei Willy Voet, einem Betreuer des Teams Festina (mit den Stars Richard Virenque und Alex Zülle), große Mengen unerlaubter Substanzen gefunden worden waren. Die Staatsanwaltschaft ermittelte und führte mehreren Razzien in den Mannschaftshotels durch. Die Ermittlungen ergaben, dass bei Festina ein flächendeckendes Doping praktiziert worden war. Diese Entdeckung verdeutlichte auch die Unwirksamkeit der damaligen Dopingkontrollen: Keiner der Festina-Fahrer war positiv getestet worden. Es kam schließlich zum Ausschluss der Mannschaft Festina und TVM, die spanischen Teams zogen sich aus Protest gegen die Ermittlungsmethoden der französischen Behörden von der Tour zurück. Die Tour de France 1998 wurde schließlich von Marco Pantani gewonnen, der dann ein Jahr später selbst wegen eines auf Doping hinweisenden stark erhöhten Hämatokritwerts vom Giro d'Italia ausgeschlossen wurde...
Der Welt-Radsport-Verband UCI trug mit seinem oft wenig konsequenten Umgang mit der Dopingproblematik dazu bei, dass der Radsport in der Öffentlichkeit immer öfter mit Doping in Verbindung gebracht wurde. Auch der Tour-Sieger der Jahre 1999-2002, Lance Armstrong, musste sich immer wieder mit dem Verdacht auseinander setzen, sein Erfolg wäre auf Medikamente zurückzuführen, die bei der Therapie seiner schweren Krebserkrankung verwendet wurden. Heute hat der Radsport eines der strengsten Dopingkontrollsysteme im internationalen Sport, in regelmäßigen Abständen werden neue Dopingfälle nachgewiesen.

Kleines Tour de France - Lexikon

  • caravane publicitaire - Werbekarawane, die vor den Fahrern herfährt
  • chapeau - "Hut ab", Ehrenbezeugung für die Champions
  • contre-la-montre - "gegen die Uhr", Zeitfahren
  • finisseur - Sprinter
  • flamme rouge - "Teufelslappen", kennzeichnet den Beginn des letzten Kilometers
  • grande boucle - "große Schleife", Bezeichnung der Tour
  • grimpeur - "Kletterer", Bergfahrer
  • hors categorie - Bergwertung der schwersten ("Ehren")Kategorie
  • maillot jaune - gelbes Trikot des Führenden der Gesamtwertung
  • peloton - Hauptfeld
  • poursuivant - Verfolger
  • radio tour - der offizielle Tourfunk
  • tête de la course - "Kopf des Feldes", Spitzengruppe
  • voiture balai - "Besenwagen", Fahrer, die das Rennen aufgeben, müssen ihre Startnummer beim verantwortlichen Kommissar des am Ende des Feldes fahrenden Schlusswagens abgeben
  • tour d'honneur - "Ehrentour", letzte Etappe, die auf den Champs-Elysées endet, bei der der Träger des gelben Trikots traditionell nicht mehr angegriffen wird

Siehe auch: Tour de France 2003
Radrennen, Radsport, Deutschlandtour, Giro d'Italia, Vuelta a Espana, Tour de Suisse, Friedensfahrt, Flandern-Rundfahrt, Lüttich-Bastogne-Lüttich, Mailand-San Remo, Paris-Roubaix.

Literatur