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Gesundheit

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Gesundheit wird meist als der komplementäre Gegensatz von „Krankheit“ oder vereinfacht als „Abwesenheit von Krankheit“ definiert. Eine scharfe Abgrenzung ist sehr schwierig und großenteils abhängig von den zugrundegelegten Ausgangskriterien.

Die offizielle Definition von Gesundheit gemäß der Verfassung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom 22. Juli 1946 lautet:

Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht die bloße Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechen.


(„Health is a state of complete physical, mental and social well-being and not merely the absence of disease or infirmity.“)

Der Wert von Gesundheit

Gesundheit ist ein wichtiger persönlicher und gesellschaftlicher Wert. Ihre Bedeutung wird oft erst bei Krankheit oder mit zunehmendem Alter erkannt. Welche Einschränkungen mit dem Verlust von Gesundheit verbunden sind, wird meist erst dem alternden Menschen bewusst - durch eigene durch gestandene Krankheiten, gesundheitliche Probleme im Umfeld und das sich nähernde Lebensende. Jüngere Menschen leben unbeschwerter und risikofreudiger. Vorsorgeprogramme für jüngere Altersgruppen werden propagiert, laufen aber oft ins Leere.

Im Allgemeinen sind Frauen gesundheitsbewusster als Männer. Dies kann man beispielsweise an der Beteiligung zur Darmkrebsvorsorge erkennen (Männer ca. 10 - 15 %, Frauen ca. 30 % Beteiligung). Kostenlose Krebsvorsorgeuntersuchung (SGB V §25) bekommen Frauen schon jährlich im Alter ab 20 Jahren und Männer erst im Alter ab 45 Jahren, dies könnte auch ein Grund sein warum weniger Männer zur Krebsvorsorgeuntersuchung gehen.

Privilegierte Schichten sind gesünder als unterprivilegierte. Der Abstand ist in den letzten zwanzig Jahren kontinuierlich gewachsen.

Die Förderung und Erhaltung der Gesundheit erfordert geringe finanzielle Mittel. Teuer ist dagegen der Versuch, Gesundheit wiederherzustellen, die sog. kurative Medizin. Das Gesundheitssystem ist neben der Renten-, Arbeits-, Unfall- und Pflegeversicherung eine der fünf Säulen des Sozialsystems.

Aktuell ist die Gründung einer Gesundheitsgewerkschaft im Gespräch.

Faktoren für ein gesundes Leben

Körperliche Faktoren

  • gesunde Nahrung: Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch, Eier, Milch, Kartoffeln, Brot oder andere Getreideprodukte, Hülsenfrüchte etc.
  • Fasten: Verzicht auf Nahrung, soll der so genannten Entschlackung und Entgiftung, bzw. Regeneration des Körpers und der Seele dienen.
  • gesunde natürliche Umwelt: Luft, Wasser, Boden, Licht etc.
  • gesicherte geschaffene Umwelt: Kleidung, Unterkunft, Wärme, Schutz vor Gefahren
  • ausreichende körperliche Betätigung an frischer Luft (Sport, Spiel, Arbeit), keine extremen Überanstrengungen
  • genug Schlaf, Zeiten der Ruhe, keine Hetze
  • Entspannung und emotionale Ausgeglichenheit (siehe auch unten)
  • ein erfüllendes Sexualleben, oder dessen gelungene Sublimation
  • intakte soziale Beziehungen z. B. ein Freundeskreis und gute Beziehungen zu Arbeitskollegen
  • der Gesundheit förderliche Arbeitsbedingungen, keine dauernde Überforderung.

Seelisch-geistige Faktoren

  • Geliebt sein und selbst lieben können:
    • Lebenspartner, Kinder, Familie, Mitmenschen
    • Freundlichkeit, Kontaktfähigkeit, soziale Kompetenz
  • sich wertvoll empfinden; Selbstachtung, Selbstvertrauen
    • Erfolg und Anerkennung: Bestätigung, Arbeitsklima, Kritik und Lob (Feedback).
  • Sicherheit: Gefühl der Geborgenheit, Religion bzw. Lebenssinn
    • Mindest-Sicherheit betr. Nahrung, Kleidung, Wohnen
    • Sicherheit der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse
    • doch gewisse Spannung ist notwendig, sonst versinkt man in Lethargie.
  • Freiheit:
    • Gestaltungsmöglichkeiten, auch für das eigene Leben; lohnende Ziele
    • Möglichkeit zur Artikulation, Gedankenfreiheit, Redefreiheit
    • Berufs- und Partnerwahl
    • Kreativität: schöpferische Betätigung und Spiel.
  • Verbundenheit:
    • zum Partner, zu Freunden und/oder zu anderen
    • Konfliktfähigkeit und Bereitschaft zur Versöhnung
    • Erlebnisse mit Erinnerungswert.

Faktoren der sozialen Ungleichheit

Privilegierte Schichten sind in Deutschland eindeutig gesünder und haben eine längere Lebenserwartung als Menschen, die über geringere Bildung, Einkommen und Berufsstatus verfügen.

Die Gründe hierfür liegen (nach Mielck, 2005, S.53) in

  • Unterschieden in den gesundheitlichen Belastungen (z.B. Belastungen am Arbeitsplatz)
  • Unterschieden in den Bewältigungsressourcen (z.B. soziale Unterstützung)
  • Unterschieden in der gesundheitlichen Versorgung (z.B. Arzt-Patient-Kommunikation).

Dies zusammengenommen führt wiederum zu

  • Unterschieden beim Gesundheits- und Krankheitsverhalten (z.B. Ernährung, Rauchen).

Insgesamt führen diese Faktoren zu

Faktoren für ein gesundes Leben sind also auch sozialpolitischer Art.

Gesundheitsvorsorge

Unter Gesundheitsvorsorge versteht man alle Maßnahmen, die zum Erhalt oder der Förderung der körperlichen und seelischen Gesundheit dienen (siehe dazu auch Früherkennung von Krankheiten).

Siehe auch

Wiktionary: Gesundheit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikibooks: Regal:Medizin – Lern- und Lehrmaterialien

Literatur

  • Antonovsky, A. (1997). Salutogenese: zur Entmystifizierung der Gesundheit. Tübingen: DGVT-Verlag.
  • Becker, P. (1982). Psychologie der seelischen Gesundheit. Göttingen: Hogrefe.
  • Bengel, J., Strittmatter, R., & Willmann, H. (2001). Was erhält Menschen gesund? Antonovskys Modell der Salutogenese - Diskussionsstand und Stellenwert; eine Expertise. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
  • Blech, J. (2003). Die Abschaffung der Gesundheit. Der Spiegel, 33, 116-126.
  • Bertelsmann Verlag. (2000). Gesundheit und Krankheit zwischen Magie und Vernunft. In Bertelsmann Verlag (Ed.), Meilensteine des Lebens 1.
  • Brundtland, G. H. (Ed.). (2000). Grundrecht Gesundheit. Vision: Mehr Lebensqualität für alle. Frankfurt: Campus.
  • Lampert, T./Ziese, T. (2005): Armut, soziale Ungleichheit und Gesundheit. Expertise des Robert Koch-Instituts zum 2. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. Schriftenreihe Lebenslagen in Deutschland. Bonn: BMGS. Download
  • Lemke, T. (2003). Gesunde Körper - kranke Gesellschaft? Medizin im Zeitalter der Biopolitik. Zeitschrift für Biopolitik, 2(2), 67-71.
  • Lippke, S. (2002). Wellness. In R. Schwarzer, M. Jerusalem & H. Weber (Eds.), Gesundheitspsychologie von A bis Z (pp. 630-633). Göttingen: Hogrefe.
  • Lutz, R., & Mark, N. (Eds.). (1995). Wie gesund sind Kranke? Zur seelischen Gesundheit psychisch Kranker. Göttingen: Hogrefe.
  • Andreas Mielck: Soziale Ungleichheit und Gesundheit. Einführung in die aktuelle Diskussion Bern 2005 ISBN 3-456-84235-X
  • Schiefenhövel, W., & Schiefenhövel-Barthel, S. (1999). Gesundheit und Krankheit. In D. Geiß & J. Weiß (Eds.), Der Mensch (Vol. 2, pp. 68-75). Leipzig: Brockhaus.
  • van Spijk, P. (1991). Definitionen und Beschreibung der Gesundheit - ein medizinhistorischer Überblick. Zürich: Schweiz. Gesellschaft für Gesundheitspolitik SGGP.
  • Hahn, Ströhle, Wolters: Ernährung, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, 2005, ISBN 3804720927