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Nesselstoff

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Nesselstoffe (auch "Rotkreuz") sind chemische Kampfstoffe, die eine vielfältige Giftwirkung besitzen. Chemisch handelt es sich dabei um halogenierte Oxime. Halogenierte Oxime sind stark reizerregende, auf den oberen Atemtrakt wirkende, lungenschädigende und zu Hautschädigungen führende Substanzen. In Deutschland wurde vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges besonders das Dichlorformoxim (Phosgenoxim, Dichlorformaldoxim) untersucht.

Die Wirkung auf die Haut tritt ohne Latenzzeit ein, und äußert sich in Brennen auf der Haut, Quaddelbildung (ähnlich der die bei Kontakt mit Brennnesseln auftritt), Schwellungen bis zu Entzündungen. Die Folgen der Reizwirkung auf die Augen sind: sofortiger starker Tränenfluss, Augenschmerzen, Beeinträchtigung der Sehschärfe, Entstehung von Hornhaut- und Bindehautentzündungen.

Auf die oberen Atemwege besteht die Reizwirkung in sofortigen Hustenanfällen. Nach der Inhalation ist die Wirkung mit der des Phosgens vergleichbar, es entsteht ein Lungenödem.

Die halogenierten Oxime sind chemisch instabil, eignen sich aber auf Grund des sofortigen Wirkungseintrittes als nichtpersitente Kampfstoffe, besonders in Überraschungsmomenten.

Einzig Phosgenoxim, der bekannteste Vertreter dieser Kampfstoffklasse, wurde militärisch hergestellt. Die Kampfstofflagerung und die Munitionierung bereitete jedoch große Probleme. Phosgenoxim wirkt auf Stahl, Aluminium und Kunststoffe äußerst korrosiv. Es musste in speziellen emaillierten Behältern gelagert werden. Auch zersetzt sich der Kampfstoff bereits nach einer kurzen Lagerungszeit. Der Kampfstoff wurde zu keiner Zeit großtechnisch hergestellt und gelagert.