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Kontroversen um die Bibel

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Bibelkritik ist kein eindeutiger Begriff, zumeist wird damit die kritische Auseinandersetzung mit dem Inhalt der Bibel bezeichnet. Er wird im alltäglichen Sprachgebrauch auch unspezifisch für Kritik am Christentum, an einer bestimmten christlichen Kirche oder für den Ausdruck antireligiöser Überzeugungen gebraucht. In diesen Fällen sind jedoch die Ausdrücke Religionskritik oder Kirchenkritik zutreffender.

Von Bibelkritik ist die wissenschaftliche Auswertung der biblischen Schriften zu unterscheiden, die nach der sogenannten Historisch-kritischen Methode verfährt. Hierbei wird im Rahmen philologischer Textkritik die bestmögliche Rekonstruktion des ursprünglichen Texts versucht. Auch für andere Arten von Literatur wird auf diese Weise eine verlässliche Textbasis erarbeitet. Weitere Methodenschritte der Historisch-kritischen Methode beziehen sich stärker auf die inhaltliche Analyse der Bibel und teilweise auch Deutung. Die Entstehungsbedingungen finden dabei ebenso Berücksichtigung wie unterschiedliche Bearbeitungsstufen und Redaktionen und die (oft inhaltlich widersprüchlichen) Verhältnisse zu anderen Textabschnitten. Dabei werden auch interdisziplinär Ergebnisse anderer Wissenschaften wie Archäologie, Naturwissenschaft usw. berücksichtigt.

Bibelkritik im nicht wissenschaftlichen Sinn tritt auf vonseiten nichtchristlicher/-jüdischer Religionen und Weltanschauungen im Namen der eigenen Position oder auch innerchristlicher Kritiker angefangen beim Markionismus und der Gnosis bis heute. Oft richtet sich die Kritik weniger gegen die Bibel als solche als vielmehr gegen eine bestimmte Auffassung von Bibel etwa als göttlich inspirierte Heilige Schrift, gegen einzelne Teile, wegen bestimmter moralischer Aussagen oder tatsächlicher bzw. vermeintlicher Widersprüche oder aber lediglich gegen eine bestimmte Auslegung.


Legitimität

Viele Anhänger der sich auf die Bibel als heilige Schrift beziehenden Religionen und Bekenntnisse halten jede Art der Kritik an der Bibel für unzulässig oder gar eine Form von Blasphemie. Sie halten eine kritiklose und vollständige Akzeptanz der Bibel als autoritatives Wort Gottes für erforderlich. Siehe dazu auch Evangelikal, Fundamentalistische Hermeneutik und Biblizismus.

Andererseits wird von bibelkritischen Theologen Forschung unter der Prämisse betrieben, als sei Gott nicht existent (etsi Deus non daretur - eine auf Hugo Grotius zurückgehende Formel). Grundlage allen Erkennens ist daher unter dieser Prämisse nicht der Glaube an einen in der Bibel sich ausdrückenden Gott als Herrn der Geschichte. Stattdessen sei die grundlegende Voraussetzung für die bibelkritische Theologie der disziplinierte, fachlich geschulte und kritische menschliche Verstand. Dieser ist die letzte Instanz in der Frage nach der Wahrheit. Diese Prämisse ist für andere Zweige der Wissenschaft ebenso gültig wie für die in diesem Sinne „kritische“ Bibelforschung.

Unterschiede gibt es noch in der Art und Weise, wie mit Zweifelsfällen in der Interpretation umzugehen ist. Während in manchen Glaubensbekenntnissen die Interpretation den religiösen Autoritäten vorbehalten bleibt, die vom Gläubigen angenommen werden muss (z. B. in der Römisch-Katholischen Kirche untersteht „alles das nämlich, was die Art der Schrifterklärung betrifft, ... letztlich dem Urteil der Kirche, die den göttlichen Auftrag und Dienst verrichtet, das Wort Gottes zu bewahren und auszulegen“ (Katechismus der Katholischen Kirche, Absatz 119)), überlassen andere Bekenntnisse (z. B. die der Evangelischen Kirche) diese Interpretation dem Einzelnen, der sich dazu gegebenenfalls auch des Gebets, der Meditation, und der Konsultation weiterführender Literatur und religiöser Autoritäten bedient. (vgl. dazu auch sola scriptura)

Demgegenüber sind diejenigen, die sich an keine der Buchreligionen gebunden fühlen, frei in Art und Umfang der Bibelkritik. Für sie hat die Bibel keinen autoritativen Charakter, der sie in ihrer Interpretationsfreiheit einschränken würde. Das heißt nicht, dass von diesem Standpunkt aus jede beliebige Kritik oder jeder beliebige Umgang mit der Bibel für alle legitim erscheint. So halten manche es für legitim, die Bibel verächtlich oder lächerlich zu machen, während andere davon Abstand nehmen und ein solches Vorgehen für schlechten Stil halten. Umstritten ist dabei auch, welches Ausmaß an Rücksichtnahme auf die religiösen Gefühle der betroffenen Religionsanhänger geboten ist. Der Respekt und die Rücksicht vor Gläubigen und deren Religion, unabhängig davon, ob man selbst einen Glauben vertritt, wird in der Gesellschaft zunehmend gefordert, weil die Annahme vertreten wird, dass auf diese Weise Konflikte vermieden werden können. Dies bedeutet aber nicht, dass der Glaube undifferenzierter betrachtet werden soll, als der Einzelne für angemessen empfindet.

So nimmt Bibelkritik verschiedene Formen an. Das Spektrum der Formen erstreckt sich von offener Verunglimpfung über die Karikatur, die Satire, die Ironie, die indirekte Kritik in romanhafter oder gleichnisartiger Form, die direkte Kritik in Prosaform bis hin zu wissenschaftlichen Abhandlungen für ein spezialisiertes Publikum.

Entsprechend zur Form ist auch umstritten, wer die Bibel kritisieren darf. Auch hier findet man, je nach der einzelnen Meinung, alle Zwischenstufen von „Jeder“ bis „Niemand“. Manche wollen die Legitimation dabei auf Personen mit einer bestimmten wissenschaftlichen Qualifikation oder religiösen Autorität beschränkt sehen, andere machen es eher von der Qualität der vorgebrachten Argumente abhängig oder vom Ergebnis (im Sinne von: Jeder darf Bibelkritik betreiben so lange er zum richtigen Ergebnis kommt).

Schließlich ist auch umstritten, was Gegenstand von Bibelkritik sein kann und was nicht. Auch hier wird das volle Spektrum von „alles“ bis „nichts“ abgedeckt. So halten z.B. viele Christen die historisch-kritische Methode für legitim, in der es darum geht herauszufinden, wie die Bibel im Einzelnen zu verstehen ist, lehnen aber jede Kritik am Inhalt der Bibel ab. Andere halten Kritik am Inhalt der Bibel für insoweit legitim, als nicht der Wille Gottes selbst oder gar seine Existenz in Frage gestellt wird. Einige Christen sind auch der Ansicht, dass die Kritik an der Bibel oder auch an der Existenz Gottes den eigenen, persönlichen Glauben nicht beeinflussen sollte und dass jeder Gläubige seinen Glauben unterschiedlich in Art und Kraft gestalten kann. Zu diesem Zweck existieren in vielen Bekenntnissen eine Anzahl von Dogmen. Aus der Sicht solcher Bekenntnisse ist Bibelkritik legitim, so lange sie sich innerhalb der von den Dogmen gesetzten Grenzen abspielt. Bibelkritik, die über diese Grenzen hinausgeht, wird dabei u.U. von den religiösen Autoritäten mit Sanktionen belegt. Solche Sanktionen können im Beispiel der heutigen Katholischen Kirche z.B. der Entzug der Lehrerlaubnis oder andere Einschränkungen der beruflichen Tätigkeit sein. Im Mittelalter waren die Sanktionen dagegen weit drastischer und haben so manchem Kritiker (Häretiker) das Leben gekostet.

Dieser Artikel führt Kritikpunkte an der Bibel ohne Rücksicht auf ihre Legitimität an. Dadurch kann vermieden werden, sich einer bestimmten Auffassung über die Legitimität anschließen zu müssen. Aus dem Vorkommen eines Kritikpunktes hier im Artikel kann weder darauf geschlossen werden, dass er aus einer bestimmten (oder gar jeden) Sichtweise heraus legitim sei, noch dass seine inhaltliche Korrektheit allgemein anerkannt sei. Es handelt sich um Argumente, auf die man bei der Lektüre der Bibel kommen kann und auf die im Verlauf der Geschichte Leser der Bibel gekommen sind. Nicht wenige davon sind seit Langem und bis heute stark umstritten, und manche haben im geschichtlichen Verlauf zur Spaltung der Religionen in verschiedene Bekenntnisse beigetragen – sie liegen damit auch an der Wurzel etlicher kriegerischer und gewalttätiger Auseinandersetzungen, die diese Spaltung begleitet haben.

Geschichte

Frühe Bibelkritik

Bibelkritik in der Neuzeit

Die moderne Bibelkritik geht vor allem auf Renaissance und Aufklärung zurück. Das Aufkommen kritischer Wissenschaften, die sich nicht direkt der Religion verpflichtet fühlten, wie z.B. der vergleichenden Geschichte, führte recht schnell zu Auseinandersetzungen mit den klerikalen Autoritäten. Hobbes, Simon, und vor allem Spinoza veröffentlichen im 17. Jahrhundert bibelkritische Texte. Spinoza sagte z.B., die Bibel sei von einfachen Menschen geschrieben, voller Irrtümer und Widersprüche, über weite Strecken nicht authentisch, und das auf ihr beruhende Christentum ein vorübergehendes Phänomen.

Die steigende Verfügbarkeit übersetzter Bibeln öffnet dabei auch dem Laien die Möglichkeit, die Bibel zu studieren, und dabei stoßen auch Gläubige auf Widersprüche innerhalb der Bibel und zwischen der Bibel und anderen antiken Überlieferungen. Nicht selten haben dabei Gläubige im Bemühen, die Bibel untermauernde Fakten zutage zu fördern, im Effekt den Bibelkritikern in die Hände gespielt. So kam man z.B. auf Chronologien der ägyptischen Dynastien, die bis weit vor den angenommenen Zeitpunkt der Sintflut zurückreichten (z.B. die von Manetho). Auch von naturwissenschaftlicher Seite erwächst Kritik. Robert Hooke veröffentlichte mit Blick auf die Fossilien eine Theorie des Verschwindens der Arten, die mit dem biblischen Schöpfungsplan im Widerspruch stand - was schließlich in die Evolutionstheorie von Charles Darwin mündete.

Diese auf breiter Front auftauchende Bibelkritik führt in relativ kurzer Zeit dazu, dass die Religion durch weite Bevölkerungskreise in Frage gestellt wird (z.B. England. Jonathan Swift 1708: „Ich betrachte die große Menge oder die Masse des englischen Volkes als ebensolche Freidenker, das heißt als ebenso unerschütterliche Ungläubige wie die vornehmsten Kreise.“) In diese Zeit fällt auch der Skandal des Abbé Meslier, von dem nach seinem Tod ein radikal religionskritisches Testament gefunden wurde - die Spitze des Eisbergs in dem Sinne, dass auch unter den Klerikern der Zeit kritische Einstellungen weit verbreitet waren. Meslier geht aber in seiner Radikalität über die meisten seiner Zeitgenossen hinaus, seine Kritik ist ihm Grundlage für eine dezidiert atheistische Einstellung, die in dieser Konsequenz erst später weitere Verbreitung gefunden hat. Viele der hier im Artikel angeführten bibelkritischen Argumente finden sich auch schon in Mesliers Werk, so z.B. der Hinweis auf viele Widersprüche in der Bibel, die er zum Anlass nimmt, die Bibel als ein von Menschen in betrügerischer Absicht geschriebenes Buch aufzufassen.

Diese Sichtweisen nahmen im Zuge der Aufklärung im Verlauf des 18. Jahrhunderts an Verbreitung stark zu, und wurden dabei immer offener atheistisch. Kritik an der Bibel lässt sich von der Kirchenkritik und der Religionskritik immer weniger trennen. Georges Minois nennt das 18. Jahrhundert das Jahrhundert des Unglaubens. Durch eine bornierte und doktrinäre Reaktion des Klerus auf die wachsende Kritik erfuhr die Position der Kritiker noch weitere Verbreitung und erhöhte Glaubwürdigkeit, was im Klerus zu teils ratlosen, teils panischen Reaktionen führte.

Die Aufzählung prominenter Bibel- und Religionskritiker beinhaltet viele bekannte Namen der Aufklärung, z.B. D'Holbach, Voltaire, La Mettrie, Diderot. Entsprechend dem Motto der Aufklärung gebrauchte man zunehmend den eigenen Verstand, auch bei religiösen Fragen. Man akzeptierte nicht einfach die kirchliche Doktrin, sondern forderte Nachweise, las die Bibel selbst mit einem kritischen Blick, und maß die kirchliche Lehre daran. Einmal auf diesem Kurs, machten viele nicht bei der Kritik der Bibel halt, sondern stellten die gesamte kirchliche Doktrin und Autorität und die christliche Religion in Frage, einschließlich der Existenz Gottes. Exemplarisch sei dafür der zu Ende der Aufklärung erschienene Roman „Siebenkäs“ von Jean Paul genannt, der in einer Szene Jesus selbst die Existenz Gottes verneinen lässt.

Den Schritt zum Atheismus machten jedoch viele nicht, und wandten sich stattdessen dem Deismus zu, von dem Minois schrieb, er sei „eine Warteposition für Menschen, die das Christentum [...] nicht mehr hinnehmen können, die jedoch [...] noch einen Gott brauchen“. Der Deismus ist aus dieser Perspektive eine Position, welche die Bibel oder andere Offenbarungen als religiös autoritative Quelle verwirft, und dabei zugleich am Glauben an eine Gottheit festhält. Es ist der Versuch, den Glauben an einen Gott mit eben der kritischen Vernunft in Einklang zu bringen, die gerade die Bibel demontiert hatte. Es ist auch der Versuch, einem im Atheismus gesehenen moralischen Vakuum bzw. einer Sinnleere auszuweichen (siehe dazu auch Kant und Fichte).

Im 19. Jahrhundert - im Gefolge der französischen Revolution - entstehen offen atheistische Gesellschaftsmodelle, die teils die Religion von Staat trennen, teils die Religion ganz durch Vernunft und Wissenschaft ersetzen wollen. In diesem Klima reagiert die katholische Kirche mit trotziger Abschottung, sie beharrt ohne Abstriche auf den Dogmen und Traditionen, also auch der Lehre von der göttlichen Inspiration der Bibel (so z.B. auf dem Vaticanum I mit dem Dei Filius). Im Protestantismus wird dagegen die Bibelexegese unter den Prämissen der historisch-kritischen Methode betrieben (David Friedrich Strauß), was katholische Theologen oft als Zerstörungswerk an der Bibel beargwöhnten (z.B. Lamennais). Hier wird die Überzeugung deutlich, dass die christliche Religion die Dogmen, Wunder und Mysterien brauche, und die Rückführung der Religion auf die Vernunft letztlich in den Atheismus münden müsse.

Das daraus erwachsende grundlegende Dilemma für die Exegese beschreibt Minois: „Ein grausames Dilemma: entweder die Bibelkritik (d.h. die historisch-kritische Methode) zu akzeptieren und die Bibel zu einem gewöhnlichen Studienobjekt zu erklären, [...] auf die Gefahr hin, das übernatürliche Element zu töten, [...] was zum Unglauben führt; oder aber in aller Strenge am heiligen und inspirierten Charakter [...] festzuhalten, [...] und damit alle der Vernunft und der Intelligenz Hohn sprechenden Ungereimtheiten in Kauf zu nehmen, auf die Gefahr hin, die [...] Köpfe zu entmutigen, die sich nicht dazu durchringen können, ihre Vernunft zu opfern...“. Es ist letztlich die Frage: Was steht zuoberst, die Vernunft oder die Offenbarung?

Dieses Dilemma ist real und hat gerade im 19. Jahrhundert viele Christen letztlich in den Unglauben geführt (z.B. Ernest Renan, Friedrich Engels, David Friedrich Strauß, Friedrich Nietzsche), wirkt jedoch heute nach wie vor (z.B. Gerd Lüdemann). Man kann davon ausgehen, dass es umgekehrt auch Einige dazu gebracht hat, eine strengere evangelikale Haltung anzunehmen, die dem Dilemma in der anderen Richtung ausweicht, indem man Kritik an der Bibel gänzlich ablehnt (z.B. Eta Linnemann).

Das 19. Jahrhundert markiert ebenfalls den Beginn einer Bibelkritik - und auch allgemeiner einer Religionskritik - aus psychologischer Sicht. Daß sich praktisch alle großen Psychologen in der einen oder anderen Form auch mit der Religion auseinandergesetzt haben überrascht nicht. Die Sichtweisen sind uneinheitlich, aber eine Reihe von Psychologen können zu den Bibelkritikern gezählt werden.[1] Psychologische Betrachtungsweisen haben seither Eingang in die Theologie und die Philosophie gefunden,[2] aber es hat sich auch mit der Religionspsychologie ein eigener Forschungszweig etabliert. Teils versucht diese psychologische Bibelkritik die Bibeltexte im positiven Sinn als symbolisch zu deuten, was implizit eine wörtliche Lesart der Bibel verneint (z.B. Drewermann), teils wird aber auch auf aus psychologischer Sicht kritikwürdige Inhalte der Bibel und deren Folgen hingewiesen, und die Bibel aus diesem Grund abgelehnt (z.B. Buggle).

Ausblick

Es ist an dieser Darstellung erkennbar, wie stark die Themenbereiche Bibelkritik, Aufklärung, Atheismus, Bibelexegese, Theologie und letztlich auch die großen Gesellschaftsentwürfe in ihrer Geschichte miteinander verwoben sind. Bibelkritik ist damit nicht bloß die Auseinandersetzung mit einer aus dem Altertum überlieferten Schrift, sondern rührt an die Grundlagen der abendländischen Kultur. Einer so umfassenden Sichtweise kann ein einzelner Artikel wie dieser hier nicht gerecht werden. Dafür wird es nötig sein, sich auch mit den verlinkten Artikeln zu den genannten Themen zu beschäftigen.

Relevanz für Religion und Religionskritik

Widersprüche und göttliche Inspiration

Widersprüche zwischen Aussagen der Bibel und Widersprüche zu Ergebnissen von naturwissenschaftlicher und historischer Forschung sind von unterschiedlicher Bedeutung, je nachdem, welches Verständnis der Bibel zugrunde gelegt wird.

Betrachtet man die Bibel als göttlich inspiriert, inhaltlich korrekt und irrtumslos, so folgt daraus, dass Widersprüche und Ungereimtheiten nur scheinbar, d.h. fehlerhafter Interpretation geschuldet sein können. Wenn Erkenntnisse aus den Wissenschaften dem entgegenstehen, so müssen diese falsch sein. Angesichts der unbestreitbaren Erfolge der Wissenschaften bei der Entschlüsselung der Naturgesetze fällt es einer großen Zahl von Gläubigen schwer, eine solche Haltung aufrecht zu erhalten. Sie wird aber von vielen nach wie vor vertreten.

Noch heute begreift ein großer Teil der evangelikalen Bewegung die Bibel als Geschichtsbuch und betont, dass „die Bibel absolut irrtumslos und unfehlbar“ sei. [3] Die „Chicago Erklärung zur Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift“ von 1978, betont, „dass die Schrift in ihrer Gesamtheit irrtumslos und damit frei von Fehlern, Fälschungen oder Täuschungen ist.“ [4]; dies umfasse auch naturwissenschaftliche Aussagen (Biblischer Fundamentalismus).

Eine weniger radikale Position lässt die Bibel zwar göttlich inspiriert, aber von Menschen verfasst sein, wodurch es leichter fällt, augenscheinliche Widersprüche den menschlichen Fehlern der Verfasser anzulasten, wovon der göttlich inspirierte Kern nicht in Frage gestellt wird. Es ergibt sich daraus jedoch das Problem, wie man diesen Kern aus den menschlichen Zutaten herausschälen kann.

Hier entsteht also Interpretationsbedarf, der z.B. von der katholischen Kirche als eigenes Vorrecht reklamiert wird. Es entsteht so auch ein reichhaltiges Feld, auf dem sich die verschiedenen Konfessionen voneinander absetzen können, indem sie die Bibel auf verschiedene Weise interpretieren. Solche Meinungsverschiedenheiten haben praktisch alle Schismen und Abspaltungen in der Geschichte der christlichen Kirche begleitet.

Gegenüber der Position der Irrtumslosigkeit besteht hier eine größere Flexibilität in der Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Erkenntnissen. Trotzdem zeigt die Geschichte, dass es der Kirche sehr schwer fällt, wissenschaftliche Erkenntnisse, die im Widerspruch zur herrschenden Lehrmeinung (also Bibelinterpretation) stehen, anzunehmen und zu integrieren.

Menschenwerk

Die Auffassung, die Bibel sei reines Menschenwerk, negiert ihre Rolle als heilige Schrift und kann daher von den christlichen Konfessionen nicht akzeptiert werden, ist aber die Regel bei außerchristlichen Kritikern. Widersprüche und Ungereimtheiten erklären sich so recht zwanglos, da es keine Motivation gibt sie "wegzuinterpretieren".

Die meisten Argumente der Bibelkritiker sind daher implizit oder explizit auch als Argument gegen die göttliche Inspiriertheit oder die Irrtumslosigkeit zu verstehen.[5] Wer auf Widersprüche hinweist, liefert automatisch auch ein Argument gegen das Postulat der Irrtumslosigkeit. Das verleiht der Auseinandersetzung eine spezielle Note, die sich nicht selten auch auf deren Stil auswirkt. Für Anhänger der göttlichen Inspiriertheit nimmt jeder Hinweis auf einen Widerspruch schnell den Charakter einer grundsätzlichen Kritik an der Bibel oder an der darauf aufbauenden Religion an, und die Reaktion fällt dementsprechend aus. Ebenso verbreitet ist es, dass Kritiker einzelne Widersprüche herausstellen, gerade um damit letztlich die Position der göttlichen Inspiriertheit zu Fall zu bringen. Die Auseinandersetzung um einzelne Punkte ist damit oft unentwirrbar mit der Auseinandersetzung um das Ganze verknüpft, was eine fruchtbare Diskussion stark behindern kann.

Inzwischen sind viele Christen unter dem Eindruck der wissenschaftlichen Erfolge mehr oder weniger weit von der Vorstellung abgerückt, die Bibel sei ein Geschichtsbuch nach heutigen Maßstäben:

  • Weit verbreitet ist, auch unter Laien, die Auffassung, dass die Schöpfungsgeschichten sowie die Geschichten von der Sintflut und vom Turmbau zu Babel keine Tatsachenberichte seien, sondern Glaubensaussagen, eingekleidet in naturkundliche und mythologische Vorstellungen ihrer Entstehungszeit.
  • Teilweise wird diese Auffassung auf weitere Teile der Bibel ausgedehnt, z. B. auf die Geschichten von den Erzvätern Abraham, Isaak und Jakob. Teilweise wird für die Tatsachenbehauptungen der gesamten Bibel anerkannt, dass sich im Laufe der Überlieferung Ungenauigkeiten und Fehler eingeschlichen haben könnten.
  • Die Katholische Kirche lehrt: „[...] ist von den Büchern der Schrift zu bekennen, dass sie sicher, getreu und ohne Irrtum die Wahrheit lehren, die Gott um unseres Heiles willen in heiligen Schriften aufgezeichnet haben wollte“ (Katechismus der Katholischen Kirche, Absatz 107). Dies kann so verstanden werden, dass Irrtumslosigkeit nur für Glaubensaussagen in Anspruch genommen wird, aber nicht unbedingt für naturwissenschaftliche und historische Tatsachenbehauptungen.
  • Einige Theologen, unter ihnen Rudolf Bultmann, befürworten eine weitgehende Entmythologisierung der Bibel. Sie erklären bestimmte Geschichten als Mythen, die nicht zur Überlieferung von Tatsachen bestimmt seien, sondern zur Verkündigung von Glaubensaussagen.

So sind die religiösen Überzeugungen vieler Christen heute kaum noch oder überhaupt nicht mehr mit dem Argument angreifbar, dass es innerhalb der Bibel Widersprüche gebe und/oder Widersprüche zwischen Bibel und Wissenschaft. Entsprechende Hinweise von Bibelkritikern sind deshalb keine Argumente der Religionskritik an den Vorstellungen aller Christen; sie sind Argumente der Religionskritik an den Vorstellungen von bestimmten Christen, das heißt an einem bestimmten Bibelverständnis.

Kritik an ethischen Vorstellungen der Bibel

Bibelkritiker sehen bedeutsame Widersprüche zwischen den ethischen Vorstellungen in der Bibel und denen aus neuerer Zeit, wie sie z. B. in den Menschenrechten zum Ausdruck kommen. Die Diskussion darüber hat allerdings bisher nicht sehr viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen, verglichen mit den Auseinandersetzungen um den Tatsachengehalt der Bibel. Ein Beispiel neuerer Zeit ist jedoch Franz Buggle. [6] Nichtsdestotrotz stehen ethische Auffassungen oft hinter der Bibelkritik. Dabei geht es im Grunde um die Frage, inwiefern die Bibel Grundlage für eine zeitgemäße Ethik sein kann (Theologische Ethik).

Bibelkritiker neigen oft dazu, ihre Ethik ohne Rückgriff auf die Bibel auf humanistischen Idealen zu gründen, und kritisieren dann ausgehend von dieser Position die ethischen Maßstäbe der Bibel. Dem liegt die Überzeugung zugrunde, dass die Ethik keines religiösen Fundaments bedürfe, und sich ethische Maßstäbe aus der Vernunft und/oder dem Sozialgefüge herleiten ließen. Auf der Grundlage dieser Maßstäbe wird biblische Ethik kritisierbar. Wer dagegen die Bibel als Grundlage der Ethik betrachtet, hat keinen unabhängigen Maßstab, anhand dessen die biblische Ethik kritisiert werden könnte - die Bibel ist selbst der Maßstab. Hier kann man dann allenfalls die innere Konsistenz der biblischen Ethik untersuchen.

So ergeben sich zwei verschiedene Arten der Ethikkritik:

  • Kritik an der inneren Konsistenz der biblischen Ethik. Hier stellt sich insbesondere die Frage inwieweit die ethischen Aussagen des neuen Testaments mit denen des Alten Testaments im Widerspruch stehen. Um ein Beispiel zu nennen: Wie passt die Aussage „Liebet eure Feinde“ (Lukas 6,27ff) zur Aussage „du sollst an ihnen unbedingt den Bann vollstrecken“ (5 Mose 20,16-17)?
  • Kritik an der Konsistenz der biblischen Ethik mit anderen Ethikansätzen, besonders derjenigen, die auf den Humanismus zurückgehen. Siehe dazu die Beispiele im Kapitel weiter unten.

Welche Bedeutung diese ethischen Widersprüche für die Religion haben – und damit für die Religionskritik – ist umstritten.

Kritik an der Bibel als Ganzes

Kritikpunkte bezüglich Zuverlässigkeit, Kanonisierung und Übersetzung der Bibel

Zuverlässigkeit der Bibel

Teile des Alten Testaments sind viele hundert Jahre nach den ursprünglichen Ereignissen bzw. ersten mündlichen und schriftlichen Überlieferungen in ihre endgültige Fassung gebracht worden. Die Autoren sind zu einem großen Teil historisch nicht fassbar. Siehe auch Septuaginta, Masoretischer Text und Textgeschichte des Neuen Testaments.

Die Evangelien des Neuen Testaments, die Apostelgeschichte und die Offenbarung sind etwa 30 bis 70 Jahre nach dem Tod Jesu in ihre heutige Form gebracht worden. Dies schließt nicht aus, dass es schon früh neben einzelnen Briefen auch Sammlungen von Aussprüchen Jesu oder einen Passionsbericht in schriftlicher Form gegeben haben könnte.

Vorwürfe von Bibelkritikern bezüglich Zuverlässigkeit der Bibel lauten unter anderem:

  • Die alttestamentlichen Texte sind Mythen ohne historischen Hintergrund
  • Aufgrund der jahrzehntelangen mündlichen Überlieferung haben sich die Ereignisse durch Mythenbildung in der Erinnerung verändert, so erklären sich die Wunderberichte
  • Die Schilderung der neutestamentlichen Ereignisse viele Jahre nach dem Geschehen wurden in gewissem Ausmaß an die Erfordernisse der Situation angepasst


In vielen biblischen Texten scheint zudem die Persönlichkeit und die ideologische oder theologische Motivation des jeweiligen Autors durch, von denen mancher unter offenkundig falschem Namen schreibt. Manche Paulusbriefe etwa gelten als nicht von Paulus stammend, der tatsächliche Autor gibt sich demnach als Paulus aus. Die Widersprüchlichkeiten zwischen den synoptischen Evangelien und dem Johannesevangelium werfen ebenfalls ein Licht auf die unterschiedliche Motivation der Verfasser.

Kanonisierung

Bei einigen Schriften gibt es unterschiedliche Traditionen bezüglich ihrer Zugehörigkeit zum Kanon. Bibelkritiker interpretieren das dahin, dass Menschen entscheiden würden, was Gottes Wort sei. Siehe hierzu Kanon des Alten Testaments und Kanon des Neuen Testaments.

Eine andere Richtung der Kritik des biblischen Kanons ist erst in den letzten Jahrzehnten aktuell geworden: der Vorwurf, dass gewisse Texte nicht in die Bibel aufgenommen wurden, um gnostische Lehren zu unterdrücken.

Eine spezifische Variante dieser Kritik ist die in den Siebzigerjahren des 20. Jahrhunderts von Shirley MacLaine verbreitete These, Kaiser Konstantin I. (oder der Papst) habe im vierten Jahrhundert sämtliche Stellen bezüglich Reinkarnation aus der Bibel streichen lassen - eine These, die weder von Historikern noch von Theologen als vertretbar angesehen wird.

Verschiedene Handschriften und Übersetzungen

Die Bücher der Bibel liegen unterschiedlichen Fassungen vor. Die Unterschiede kommen nicht nur durch unterschiedliche Übersetzungen zustande, sondern auch dadurch, dass die Texte in Handschriften mit verschiedenen Varianten überliefert wurden. Diese Varianten betreffen großenteils nur Details (Datierungen, Truppenstärken, Verwandtschaftsgrade etc.) oder nur die Wortwahl und grammatische Unterschiede. Viel seltener wurden Bücher mit zusätzlichen bzw. fehlenden Passagen überliefert.

Einige Christen betrachten die Bibel als das zuverlässige und verbindliche Wort Gottes. Nach Ansicht von Kritikern bleibt dabei die Frage, welche der unterschiedlichen Fassungen denn als dies zuverlässige und verbindliche Wort Gottes aufzufassen sei.

Die Bezeichnung der Bibel als Wort Gottes – gelehrt in der Katholischen wie in der Evangelischen Kirche – schließt die Auffassung nicht aus, dass die Bibel der Auslegung bedürfe.

Im Katechismus der Katholischen Kirche heißt es zwar in Absatz 104: „In der Heiligen Schrift findet die Kirche ständig ihre Nahrung und ihre Kraft [Vgl. DV 24.], denn in ihr empfängt sie nicht nur ein menschliches Wort, sondern was die Heilige Schrift wirklich ist: das Wort Gottes [Vgl. l Thess 2,13.].“ Absatz 100 zeigt jedoch, dass eine Auslegung nicht für überflüssig gehalten wird: „Die Aufgabe, das Wort Gottes verbindlich auszulegen, wurde einzig dem Lehramt der Kirche, dem Papst und den in Gemeinschaft mit ihm stehenden Bischöfen anvertraut.“

Martin Luther vertrat den Grundsatz Sola scriptura: Den Maßstab für die rechte Auslegung der Heiligen Schrift habe man in der Heiligen Schrift selbst zu suchen.

Moralische und ethische Kritikpunkte

Zahlreiche Bibelkritiker lehnen die gesamte Bibel ab, weil viele der v.a. im Alten Testament dargestellten Begebenheiten heutigen Moralvorstellungen widersprechen, wie den Menschenrechten und dem Toleranzideal.

Von der anderen Seite wird darauf hingewiesen, in der Regel seien das die besonders rigorosen Texte, die in Zeiten besonderer Bedrohung entstanden und als Durchhaltetexte dienten. Außerdem wird versucht, mit Hilfe historisch-kritischer Analysen die hermeneutisch korrekten Kernaussagen der Texte herauszufiltern.

Umstritten ist, ob oder inwieweit Moralvorstellungen aus unserer Gegenwart auf historische Dokumente angewendet werden dürfen, die aus einem fremden sozio-kulturellen und historischen Kontext stammen. Diese Frage ist insbesondere auch deswegen schwierig, weil die Bibel einerseits als Quelle und Grundlage für Moral angesehen wird, andererseits die Meisten bei der Übernahme moralischer Standards aus der Bibel eine gewisse Auswahl treffen, indem sie biblische Moralvorschriften einteilen in solche, die heute noch gelten, und solche die auf unsere Zeit und unseren Kontext nicht mehr anwendbar sind. Man kann argumentieren, dass eine solche Auswahl letztlich darauf hinaus läuft, dass sich der so Auswählende über die Bibel setzt, weil er (außerbiblische) Auswahlkriterien voraussetzt, die noch vor bzw. über der Bibel stehen.

Religiöse Intoleranz im Neuen und Alten Testament

Schon im ersten der zehn Gebote (2. Mose 20,5) wird Gott von Bibelkritikern als eifersüchtiger und rachsüchtiger Gott verstanden. Im ganzen Alten Testament gibt es zahlreiche Beispiele, in denen Gott die Bestrafung oder Ausrottung von Andersgläubigen und deren Kult fordert, veranlasst oder gutheißt (z.B. 2. Mose 34,11ff; 5. Mose 9).

Dass im Alten Testament auch andere Gottesbilder vermittelt werden oder die Gründe vieler Aussagen im „Reinhalten“ des Monotheismus liegen könnten, wird bei dieser Kritik nur wenig berücksichtigt.

Das findet seine Fortsetzung im Neuen Testament, wenn der ansonsten als sanftmütig dargestellte Jesus nach Ansicht von Bibelkritikern religiöse Intoleranz predigt oder praktiziert (z.B. Mt 15,21-28; Mk 16,16). In diesem Sinn werden auch Aussagen von Paulus interpretiert, z.B. wenn er hinsichtlich Roms vom Zorn Gottes spricht (Römerbrief 1,18ff).

Bei solchen Bibelstellen - die aus gläubiger Sicht eher als „kantig“ interpretiert werden - unterscheidet sich die Bibelkritik bei verschiedenen Motivationen (s. oben, 1.1) und Herangehensweisen stark.

Es kommt vor, dass Christen die Auffassung vertreten, dass Toleranz die falsche Haltung gewesen wäre gegenüber Religionen, die Menschenopfer fordern, und dass der gewaltsame Kampf der Israeliten gegen diese Religionen deshalb gerechtfertigt gewesen sei. Kritiker hingegen sehen das Ausmaß der Gewalt, das auf diese Weise gerechtfertigt werden könnte, in vielen Fällen bei weitem überschritten, z. B. beim Einmarsch in das „Land der Verheißung“, wo die Israeliten in einer Stadt nach der anderen die gesamte Bevölkerung getötet haben sollen (Josua, ab Kapitel 6). Diese Berichte mögen von Historikern als nicht authentisch angesehen und als nationalpoetische Überhöhung betrachtet werden – dennoch werfen sie ein Licht auf den Charakter der Kultur, in der diese Texte verfasst und in heilige Schriften aufgenommen wurden. Es war offensichtlich eine Kultur, in der Angriffskrieg und Völkermord als gottgewollt und damit als „gerechtfertigt“ angesehen wurden. Bibelkritiker sprechen einem Buch, das an vielen Stellen von einer solchen Kultur geprägt ist, die Eignung ab, als sittliche Autorität zu gelten.

Gewaltdarstellungen

Durch das verstärkte Aufkommen religiös motivierter Gewalttaten hat gegen Ende des 20. Jhd das Interesse am Zusammenhang zwischen Gewalt und Religion deutlich zugenommen. Es wird die Frage aufgeworfen, inwieweit die Gewaltausübung bereits in den Religionen und deren heiliger Schriften angelegt ist. Im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit in westlichen Ländern steht dabei zwar der Islam, jedoch beschäftigt man sich auch vermehrt mit der Gewalt im Christentum und in der Bibel.

Des Umfangs wegen sei zum Thema Gewalt in der Bibel nach dort verwiesen.

Gerechtigkeit

Der Begriff Gerechtigkeit hat in der Bibel häufig eine andere Bedeutung als im heutigen Sprachgebrauch. So wird Gott in vielen Passagen als gerecht gepriesen (z.B. 5. Mose 32,4; Nehemia 9,33), was dadurch nicht angefochten wird, dass Gott viele Taten verlangt oder begeht, die aus heutiger Sicht als ungerecht angesehen werden. Die so definierte Gerechtigkeit hat andere Ziele als Toleranz oder Langmut, die strenge Bestrafung oder gar Vernichtung Andersgläubiger wird als gerecht empfunden (z.B. Psalm 129,4).

Ein von Gott verhängtes Unglück oder eine Strafe wird als gerechte Strafe, vor allem für Gottlosigkeit, dargestellt (z.B. Daniel 9). Der erste Mord führt zum Fluch der Heimatlosigkeit (1. Mose 4,11f). Oft trifft die Strafe ein ganzes Volk, beim Bericht von der Sintflut (1. Mose 7) sogar nahezu die ganze Menschheit – also auch Unschuldige, z. B. Säuglinge.

In 2. Chronik 12 wird erzählt, wie demütige Umkehr bewirkt habe, dass Gottes Zorn besänftigt worden sei und die „Strafe“ abgemildert worden sei.

Widersprüchlich dazu erscheint das Gottesbild von (1. Mose 18, 23-32), wo Gott wegen der Anzahl „Gerechter“ in Sodom mit sich handeln lässt. Doch für Vergehen des Pharao büßt dessen ganzes Volk (2. Mose 7-12). Für Sünden und Hass der Väter haben auch noch Nachkommen zu büßen (z.B. 5. Mose 5,9). Die Gleichheit aller vor dem Gesetz wird im Alten Testament zwar gefordert und ist heute eines der Grundrechte. Im Alten Testament ist es aber oft anderen Prinzipien nachgeordnet, so gibt es z.B. unterschiedliche Rechte für Angehörige des Gottesvolkes Israel gegenüber „Ausländern / Fremdlingen“. Männer haben andere Rechte als Frauen, Sklaven andere als Freie etc.

Zorn, Fluch, Verdammung gegen Liebe, Segen, Errettung

Die Darstellung Gottes in der Bibel bedient sich über weite Strecken starker Gegensatzpaare. So werden ihm an Emotionen in erster Linie Zorn und Liebe zugeschrieben. Im Alten Testament scheint dabei der Schwerpunkt beim strengen, strafenden und zornigen Gott zu liegen, während im Neuen Testament die Liebe Gottes in den Vordergrund rückt.[7] Andere Emotionen werden ihm vergleichsweise selten zugeschrieben. Seinen Zorn bereut er gelegentlich, manchmal freut er sich, es wird jedoch nicht von ihm berichtet daß er lache, glücklich sei, verlegen sei, traurig sei, Lustgefühle habe, etc.[8][9] Auch bei Jesus fehlen Berichte darüber, daß er lachte, auch wenn man das wohl wird annehmen können. Wenn man dem die griechische Götterwelt aus der gleichen geschichtlichen Epoche entgegenstellt, wird der Unterschied im Charakter der Gottesvorstellungen augenfällig.[10]

Liebe und Zorn sind nicht die einzigen auffälligen Gegensatzpaare. Fluch und Segen werden gegeneinander gestellt, sowie Verdammung gegen die Errettung. Wer nicht glaubt ist der Sünde und dem Verderben schutzlos ausgesetzt, der ewigen Verdammnis entgeht er nur durch die Gnade Gottes.[11] Am Tag des Gerichts werden die Gesegneten von den Verfluchten geschieden, die ersteren gehen in Gottes Reich ein, während die letzteren ins ewige Feuer geworfen werden.[12] Es wird daraus deutlich daß sich Jesus im Grunde des gleichen Motivs bedient das auch schon im Alten Testament vorherrschte, wo z.B. der Fluch auch öfter als Bestandteil der Gesetzgebung vorkommt.[13]. Er verflucht auch selbst einmal gleichnisartig einen fruchtlosen Feigenbaum, und stellt dem die Kraft des Gebets und des Glaubens gegenüber.[14] Auch die Bergpredigt enthält solche Motive, wenn sie die den Eingang ins Himmelreich gegen den Eingang in die Hölle stellt.[15]

Kritiker stören sich sowohl an der starken Betonung des Gegensatzes, den sie für übertrieben und konstruiert halten, als auch an der archaischen Motivation. Diese Betonung diene einem offenkundigen Zweck, nämlich den Anhängern die Notwendigkeit einer eindeutigen Entscheidung zugunsten des Glaubens an "ihren" Gott vorzumachen, und die eigene religiöse Identität klar abzugrenzen gegen Andere, Nichtgläubige. Dieser archetypische Gegensatz hat dann auch durch alle Zeiten hindurch einen starken Einfluss auf Menschen gehabt, nicht zuletzt die drastische Aussicht auf ewige Verdammnis. Für Martin Luther z.B. war dies eine Grundmotiv seines Glaubens. Auch die psychologischen Konsequenzen einer solch strikten Trennung von Gegensätzen, die doch jeder Mensch in sich trägt und miteinander in Einklang bringen muß, werden kritisiert.[16]

Sünde, Opfer, Sühne und Buße

Der Begriff der Sünde und die Konsequenzen für den Menschen sind durch die ganze Bibel hindurch zentrale Themen, die auch profunde Auswirkungen auf die auf der Bibel basierenden Religionen und Bekenntnisse hatte. Sowohl die Behandlung des Themas in der Bibel als auch die religiösen und gesellschaftlichen Auswirkungen sind daher ebenfalls Gegenstand der Bibelkritik. Die unten aufgeführten Kritikpunkte betreffen weniger den biblischen Text selbst als theologische Ableitungen daraus in der westlichen/katholischen Tradition, die nicht von allen christlichen Kirchen (und auch nicht von allen heutigen katholischen Katholiken) geteilt werden.

Die christlich-biblische Position: Sünde wird sowohl als Tat als auch als Zustand und Schicksal verstanden. Die Bibel geht davon aus, dass der Mensch seiner Natur nach sündig ist, dies letztlich als Folge seiner Vertreibung aus dem Paradies, bzw. der Erbsünde, und er daher einerseits nach einem sündefreien Leben streben kann und soll, andererseits das Erreichen dieses Ziels zu seinen Lebzeiten aussichtslos ist. Er wird daher zwangsläufig Sünden begehen, für die er nach seinem Tode, am jüngsten Tag, zur Rechenschaft gezogen werden wird, und für die er ggf. zu büßen hat (Hölle, Fegefeuer), sofern ihm nicht die Gnade Gottes zuteil wird, die ihm davon Erlösung gewähren kann. Um diese Erlösung zu erlangen und schon zu Lebzeiten Gott günstig zu stimmen, kann und soll der Gläubige neben seinem Bestreben, ein sündefreies und frommes Leben zu führen, für seine Sünden Buße tun. Für Christen erheblich wichtiger ist aber, dass Christus durch sein Opfer (seinen Tod am Kreuz als Opferlamm) stellvertretend die Sünden der Menschheit gesühnt hat. (siehe z.B. Römer 5,18ff)

Das auf Anselm von Canterbury zurückzuführende Konzept der stellvertretenden Sühne hat auch innerhalb des Christentums zahlreiche Kritiker, darunter z.B. Benedikt XVI. in seinem Buch EInführung in das Christentum.

Bibelkritiker finden daran u.A. Folgendes kritikwürdig:

  • Die Unausweichlichkeit der Sünde platziert den Menschen in eine Situation, in der er unausweichlich von der göttlichen Erlösung abhängig ist. So erzeuge die Bibel die Notlage selbst, für die sie sodann die Lösung anbiete. In den Augen der Kritiker existiert die Notlage aber nicht wirklich, sondern wird den Gläubigen über das biblische Konzept der Sünde erst eingeredet, wobei das oftmals schon im besonders suggestiblen Kindesalter geschieht. Dadurch, dass die religiösen Autoritäten mit Hilfe der Bibel sowohl festlegten, was Sünde sei, als auch die einzige Möglichkeit der Erlösung anböten, so argumentieren sie, würden sie die Gläubigen in einer emotionalen Abhängigkeit halten, die letztlich als ein Instrument der Kontrolle und Herrschaft eingesetzt werden könne.
  • Die Vorstellung, man könne durch ein Opfer, gar ein Menschenopfer, einen Gott gnädig stimmen, und so seine eigenen Interessen befördern, wird als archaisch abgelehnt.
  • Die Vorstellung, ein liebender Vater-Gott könne seinen eigenen Sohn der Folterung und Hinrichtung ausliefern wird als absurd abgelehnt - auch wenn dieser danach aufersteht. Es wird auch nicht akzeptiert, dass damit ein Erlösungseffekt verbunden sein soll, zumal ein allmächtiger Gott ja sicher auch unblutigere Mittel zur Erlösung hätte finden können.
  • Gott hätte die Menschen von vorn herein so schaffen können, dass sie der Sühne durch ein solches Opfer überhaupt nicht bedurft hätten.
  • Es sei auch inkonsequent, den Menschen durch das Opfer des Gottes-Sohnes die Erlösung vorab pauschal zu gewähren, und andererseits dennoch von ihnen das fromme und nicht-sündige Leben abzuverlangen, das im Prinzip das Alte Testament auch schon vor Christi Kreuzigung forderte. Es sei der Vorteil nicht zu erkennen, der sich aus dem Kreuzestod ergebe, nachdem die abschließende Bewertung ja ohnehin erst am jüngsten Tag erfolge.
  • Mit Hinweis auf das stellvertretende Leiden Christi werde dem Gläubigen angesichts seiner eigenen unausweichlichen Sündhaftigkeit ein Schuldkomplex eingeimpft, der ihn nicht selten das ganze Leben hindurch begleite, und seine psychologische Entfaltung behindere.

Patriarchat und Unterdrückung der Frau

Die Frau wird in der Bibel als dem Mann untergeordnet dargestellt, was insb. aus der Formung der Frau aus Adams Rippe (1. Mose 2,18ff) abgeleitet wird, eine Darstellung, die einige als Umkehrung der biologischen Verhältnisse auffassen, obwohl der biblische Bericht aus clone-technischer Sicht im Gegensatz zur umgekehrten Reihenfolge prinzipiell möglich ist. Manche deuten dies aber auch als Verbundenheit zwischen Mann und Frau.

Stammbäume werden über die männliche Linie angegeben, die Frauen spielen dabei nur eine geringe Rolle (z.B. 1.Chr 1-9).

Ein Mann kann im Alten Testament mehrere Frauen und Nebenfrauen haben, aber nicht umgekehrt (5.Mos 21,15f; 5.Mos 25,5ff). Eine Frau ist nach der Geburt einer Tochter doppelt so lange unrein wie nach einem Sohn (3.Mos 12).

Frauen werden als schwächer und unzuverlässiger dargestellt, Verräter sind oft weiblich (Nah 3,13; Jos 2; Ri 16).

Der mindere Wert der Frau wird z.B. auch auf drastische Weise in der Geschichte der Greueltat der Benjaminiter von Gibea vorgeführt (Ri 19), wo eine Nebenfrau von ihrem Mann einer Gruppe von Männern zur Vergewaltigung überlassen wird, nachdem diese mit der Vergewaltigung seiner Gäste drohten. Dies schildert die Bibel allerdings als Skandal, der zu einem Krieg führte.

Andererseits stehen Frauen mehrfach als positive Heldinnen im Mittelpunkt des Geschehens, so z.B. Debora, Ruth und Ester.

Jesus zeigt Frauen gegenüber mehr Milde und Offenheit (Joh 8,3ff, Joh 4,7-29). Zudem beschneidet er die Rechte der Männer (z.B. Mt 5,27f; Mt 5,31f; Mt 19,3ff), was darauf hindeutet, dass sie ihre Rechte zu freizügig ausgenutzt hatten. Jesus hatte - vermutlich auch aus diesem Grund - besonders viele Frauen unter seinen Anhängern.

Paulus betont dann wieder eine traditionellere Sichtweise (1.Kor 11,7-12; 1.Kor 14,33ff; auch Petrus 1.Pet 3,1-7). Es wird hier deutlich, dass Paulus die Schöpfungsgeschichte bewusst patriarchalisch auslegt.

Kritik an der erzählerischen Perspektive

Der überwiegend begrenzte Fokus der alttestamentlichen Erzählungen auf Einzelpersonen, das Volk Israel und dessen politische und militärische Verwicklungen sowie die Beschränkung auf die Region des heutigen Nahen Ostens passt nach Auffassung von Bibelkritikern schlecht zum Anspruch auf universelle Gültigkeit und göttliche Inspiration der Bibel.

So werde auf der einen Seite Gott als Erschaffer, Herrscher und Richter der ganzen Welt angesehen, auf der anderen Seite habe er und sein Volk sich im Alten Testament ständig anderer Völker und ihrer Götter bzw. Götzen zu erwehren. Dies sei ein Gott, der zwar die Welt erschaffen habe, dessen Anhängerschaft sich aber auf ein paar Quadratkilometer am toten Meer zusammendränge, von feindlichen Völkern umzingelt und zeitweise beherrscht bzw. sogar versklavt und deportiert. Aus der Perspektive des damaligen jüdischen Volkes sei dies einleuchtend, und habe zum Zusammenhalt und Überleben des Volkes sicher wesentlich beigetragen, aber aus einer globalen Perspektive wirke dies absurd.

Kritik an einzelnen Bibelpassagen

Schöpfungsgeschichte

Die Bibel enthält zwei Schöpfungsberichte, die in unterschiedlichem Maße den heutigen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen über die Entstehung des Universums und der Erde widersprechen und auch zueinander in Widerspruch stehen. Am auffälligsten sind Unterschiede in der Reihenfolge der Schöpfungselemente. So erscheint im ersten Schöpfungsbericht (1. Mose 1,1-2,4a) der Mensch als letztes, während im zweiten Schöpfungsbericht (1. Mose 2,4b-25) zunächst die Erschaffung des Menschen berichtet wird, danach die der anderen Lebewesen.

Die historisch-kritische Bibelforschung erklärt dies damit, dass die beiden Berichte von unterschiedlichen Autoren und aus unterschiedlichen Epochen stammten, und erst spät in einer Schlussredaktion ohne Rücksicht auf die Widersprüche zusammengefügt wurden. Der erste Schöpfungsbericht entstamme der Priesterschrift und sei etwa im 6. Jahrhundert v. Chr. entstanden, während der zweite Bericht dem Jahwisten zuzuordnen sei. Detailfragen der Datierung wurden durch neuere Forschungsergebnisse in Frage gestellt.

Die Unterschiede zwischen den beiden Schöpfungsberichten und die Widersprüche zu den Ergebnissen naturwissenschaftlicher Forschung sind Argumente gegen die Auffassung, die Schöpfungsgeschichten seien naturkundliche Tatsachenberichte (Kreationismus). Diese Schilderungen werden auch von einem beträchtlichen Teil der Gläubigen nicht mehr wörtlich geglaubt.

Erster Schöpfungsbericht

Die erste Schöpfungsgeschichte (1. Mose 1,1 bis 2,4a) steht im Widerspruch zu naturwissenschaftlichen Theorien über die Entstehung des Universums, der Erde, der Lebewesen und des Menschen. Die weithin anerkannten, wenn auch nicht unumstrittenen wissenschaftlichen Theorien dazu sind z.B. die Theorie vom Urknall und von der Entstehung der Galaxien, Sonnensysteme und Planeten einschließlich der Erde, und die Theorie von der Evolution. Siehe dazu auch Erdgeschichte, Geologie und Paläontologie.

Die wörtlich genommene Schöpfungsgeschichte in der Bibel dagegen lässt Gott das Licht, die Erde, Pflanzen, Tiere und den Menschen in sechs Tagen erschaffen, mit einem folgenden siebten Tag der Ruhe. Wenn man diese Schilderung wörtlich nimmt entstehen daraus eine Reihe von Kritikpunkten der Bibelkritiker:

  • Die Dauer der Schöpfungsphase von 7 Tagen widerspricht den wissenschaftlichen Erkenntnissen dramatisch. Vom Urknall bis zur Entstehung des Menschen sind nach naturwissenschaftlichen Erkenntnissen Milliarden Jahre vergangen, und sogar von der Entstehung der Erde ab gerechnet sind es noch mehr als 4 Milliarden Jahre.
  • Himmel und Erde (Letztere einschließlich „den Wassern“) wurden vor dem Licht geschaffen. Das stimmt auch dann nicht, wenn man das Entstehen des Lichts mit der „Entzündung“ der Sonne identifiziert, und auch nicht wenn man es mit dem Urknall in Verbindung bringt.
  • Das Licht wurde laut Schöpfungsbericht vor der Sonne geschaffen (weswegen Einige die Schöpfung des Lichts mit dem Urknall in Zusammenhang bringen). Zugleich markiert dies auch den Beginn des Wechsels zwischen Tag und Nacht, also der (irdischen) Zeitrechnung, was wiederum nicht ohne weiteres zum Urknall passt, und eher für die Identifikation des Lichts mit der Sonne spricht.
  • Die Teilung „der Wasser“ in einen Teil „oberhalb der Wölbung“ und einen „unterhalb der Wölbung“ ist eine Beschreibung eines Weltbildes, das dem klassischen, in Mesopotamien in der Antike verbreiteten Weltbild mit der Erde als flache Scheibe, an allen Seiten umgeben von Wasser, entspricht. Die Wölbung ist dabei als die „Luftblase“ zu verstehen, die die oberen Wasser von den unteren Wassern trennt. Regen wurde als eine Art „Undichtigkeit“ aufgefasst. Bis in das 19. Jahrhundert hinein gab es Gruppierungen, die auf die Bibel gestützt ein solches Weltbild propagierten (Flat Earth Society).
  • Die Entstehung der Pflanzen erfolgt in der Schöpfungsgeschichte vor der Schöpfung der Gestirne, einschließlich der Sonne. Hier erkennt man erneut, dass die Sonne und andere Gestirne nicht als Quelle des Lichts angesehen wurden. In der Tat hielt sich bis in die Zeit der Aufklärung die Vorstellung, die Gestirne seien nicht die Quelle des Lichts, sondern eher eine Art von Lichtförderer. Die unmittelbare Anschauung legt zunächst auch nahe, dass das Licht nicht bloß von der Sonne komme; denn tagsüber ist der ganze „Himmel“ hell, selbst wenn die Sonne gar nicht sichtbar ist. So wird verständlich, dass für das Vorhandensein von Licht und für den Wechsel von Tag und Nacht die Sonne nicht als entscheidend angesehen wurde, und Pflanzen die Sonne zu ihrem Gedeihen nicht zu brauchen schienen. Entsprechend heißt es in der Schöpfungsgeschichte auch, dass die beiden größten Gestirne (Sonne und Mond) „zur Beherrschung“ von Tag und Nacht gemacht wären - und eben nicht zur Beleuchtung.
  • Auch die Reihenfolge der Erschaffung der Tierarten stimmt mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht überein. Die Schöpfungsgeschichte lässt die Wassertiere und die Vögel an einem Tag entstehen, und die auf der Erde lebenden Tiere am nächsten Tag. Der Stand der heutigen Wissenschaft lässt dagegen die erdbewohnenden Tiere aus den Wassertieren, und daraus dann die Vögel entstehen. Einige Wassertiere wie z.B. die Meeressäugetiere (die mit den Seeungeheuern der Schöpfungsgeschichte identifiziert werden) stammen von erdbewohnenden Tieren ab.

Solche Widersprüche zwischen Schöpfungsgeschichte und Wissenschaft haben die mannigfaltigsten Versuche hervorgebracht, beide in Einklang miteinander zu bringen. Am konsequentesten ist dabei die Ansicht, bei der Schöpfungsgeschichte handle es sich nicht um eine historische Erzählung mit dem Anspruch faktischer Korrektheit, sondern um einen vom Zeitgeist gefärbten Mythos, dessen Kernaussage von der Wissenschaft unberührt bleibt, nämlich dass Gott letztlich „hinter“ aller Schöpfung steht, wie immer sie auch konkret vor sich gegangen sein mag.

Zweiter Schöpfungsbericht

Der Mythos vom Garten Eden (1. Mos 2,4b-25) gibt eine völlig andere Version der Schöpfungsgeschichte wieder: zunächst wird der männliche Mensch aus Lehm erschaffen, danach werden Pflanzen geschaffen, dann die Tiere, und schließlich der weibliche Mensch (Eva) aus der "Rippe" (die exakte Bedeutung dieses Textes ist nicht bekannt) des Mannes (Adam). Im oben beschriebenen ersten Schöpfungsbericht werden dagegen beide zugleich erschaffen. Im weiteren Verlauf der Geschichte (1. Mose 3) kommt es zum Sündenfall, weil die Menschen Gottes Gebote missachten.

Eine Übereinstimmung mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen über die Entstehung der Arten ist bei diesem Schöpfungsbericht überhaupt nicht zu erkennen; der Mythos ist allein theologisch begreifbar: durch Gott wird das Gute geschaffen, das Böse hingegen kommt in die Welt, weil der Mensch sich nicht an Gottes Ordnung hält.

Kritikpunkte dabei sind:

  • Die Erschaffung Evas aus Adams Rippe, wodurch das Patriarchat gerechtfertigt werden kann. (Andere sehen darin lediglich einen Ausdruck der Verbundenheit zwischen Mann und Frau)
  • Der Sündenfall, bei dem Adam seine Frau verantwortlich macht, was ebenfalls der Rechtfertigung des Patriarchats sowie der Geburtsschmerzen dienen kann.
  • Das „Essen vom Baum der Erkenntnis“, also das Streben nach Erkenntnis, die wissenschaftliche Neugier, wird als Ursache für die Vertreibung aus dem Paradies dargestellt, folglich als Ursache für die Mühsal, das Leiden und den Tod der Menschen.

Noach und die Sintflut

In der Geschichte von der Sintflut (1. Mose 6-8) sehen Bibelkritiker ein Beispiel dafür, wie im Alten Testament die Sippenhaftung als selbstverständlich gelte. Gott ist darüber betrübt, dass die Menschheit, seine Schöpfung, der Bosheit verfallen ist und beschließt, sie auszurotten (1. Mose 6,5-7). Bibelkritiker interpretieren diese Situation als Konstruktionsfehler, der Gott anzulasten sei. Die Bibel berichtet, wie Gott nicht nur die gesamte Menschheit - außer Noach und seiner Familie - ausrottet, was auch Unschuldige wie z.B. Säuglinge mit einschließe, sondern darüber hinaus auch die gesamte an Land lebende Tierwelt, außer den Exemplaren, die Noach in die Arche rettet. Sie fragen sich, ob Gott nicht „etwas zielgenauer“ hätte vorgehen können.

Bibelkritiker monieren, dass die Operation nicht den Erfolg hatte, den sie erwartet hätten, denn wie sich im weiteren Verlauf der Bibel zeigt, ist auch danach an Bosheit kein Mangel, und es bieten sich weitere Anlässe zu summarischen Strafaktionen. Historiker sehen in dem Bericht eine mythische Verarbeitung einer tatsächlich stattgefundenen Naturkatastrophe, die auch in den Mythen anderer Völker überliefert wurde.

Lot und der Untergang von Sodom und Gomorra

Sodom und Gomorra werden wegen der Sünden seiner Bewohner (wegen der hiernach benannten Sodomie) von Gott vernichtet, nur Lot mit seiner Familie entgeht dem Tod (1.Mos 19). Zuvor verhandelt noch Abraham mit Gott, um das Unheil abzuwenden (1. Mose 18,16ff), scheitert aber mangels genügend Gerechter in Sodom. Auch hier gilt wieder die Sippenhaftung, obwohl in diesem Fall angegeben wird, dass sich alle vom Knaben bis zum Greis an der Sodomie beteiligten (1. Mose 19,4). Lots Frau stirbt auf der Flucht allein deswegen, weil sie sich umsieht, gegen die ausdrückliche Anweisung Gottes.

Lot, der einzige Gerechte von Sodom, schwängert danach betrunken seine beiden Töchter. Dass weder Lot noch seine Töchter dafür bestraft werden, zeigt wie kulant Gott in diesem Fall ist. Indirekt wird dabei klar, als wie schlimm die Vergehen der Sodomiter angesehen worden sein müssen, die ihnen die Vernichtung eingebracht haben.

Exodus

Die zehn Gebote

Bei den zehn Geboten, (2. Buch Mose 20), einer Grundlage christlicher Moral, fällt z.B. auf, dass die ersten drei Gebote, die sich um religiöse Vorschriften drehen, besonders ausführlich formuliert sind, während die Übrigen eher knapp gehalten sind. Wenn man vom Umfang auf die Bedeutung schließen kann, dann sind offensichtlich die Gebote zur Ausschließlichkeit des christlichen Gottes und zu seiner Verehrung die wichtigsten. Das oft zitierte fünfte Gebot „Du sollst nicht töten“ – „Du sollst nicht morden“ laut Einheitsübersetzung – gehört demgegenüber mit den anderen „kriminellen“ Geboten zu den knappsten. Im Zusammenhang mit weiteren Bibelstellen drängt sich die Vermutung auf, dass diese mit einem Körnchen Salz zu nehmen sind. So lässt zum Beispiel Moses kurz nach dem Empfang der Gebotstafeln eine Meuterei in seinem Lager - offensichtlich mit Billigung Gottes - blutig niederschlagen (2. Mose 32).[17]

Deuteronomium

Tod des Moses und Urheberschaft des Pentateuch

Die 5 Bücher des Pentateuch galten traditionell als von Moses selbst verfasst. Das letzte Buch, Deuteronomium, endet aber mit der Schilderung seines Todes, das kann also wohl kaum von ihm selbst stammen. Wenigstens diese Passage musste also von Unbekannten nachträglich hinzugefügt worden sein, wenn man Moses nicht gerade hellseherische Fähigkeiten unterstellen will. Dieser Widerspruch ist schon recht früh aufgefallen, doch hat die historisch-kritische Forschung zunehmend zu Zweifeln geführt ob Moses überhaupt als Autor des Pentateuch angesehen werden kann.

Inzwischen herrscht weithin Übereinstimmung, daß der Pentateuch in der auf uns gekommenen Fassung ein Werk von Autoren und Redakteuren aus der Zeit nach dem babylonischen Exil ist, und im Wege der (mündlichen oder schriftlichen) Überlieferung Teile auf unterschiedliche frühere Quellen zurückgehen. Sowohl die Quellen als auch die späteren Redakteure hatten ihre jeweilige historische Perspektive und Interessenlage, die zum Teil in den Texten durchscheint.

Das Buch Deuteronomium scheint dabei einer ganz anderen Quelle zu entstammen als die anderen Bücher des Pentateuch. Es wird weithin mit dem Buch in Verbindung gebracht, das im 7. Jhd v. Chr. während der Herrschaft von Josia bei Bauarbeiten im Jerusalemer Tempel gefunden worden sein soll ([[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|2_Kön]] 22,8 EU), es scheint aber nicht lange davor geschrieben worden zu sein.[18]

1. und 2. Buch Samuel

Das 1. Buch Samuel und das 2. Buch Samuel bildeten ursprünglich ein Buch im Alten Testament; erst bei der Übersetzung ins Griechische wurde es in zwei Bücher geteilt. In diesem Buch sind Texte aus verschiedenen Quellen zusammengefasst, sodass sich auch einzelne Widersprüche finden. Beispielsweise wird an zwei Stellen von der Tötung eines als riesig beschriebenen Kriegers namens Goliath aus Gath berichtet: In 1. Samuel 17, 4-51 wird die bekannte Geschichte des Kampfes zwischen David und Goliath erzählt, nach Vers 50-51 tötete David den Goliath; in 2. Samuel 21, 19 hingegen heißt es, jemand namens Elhanan habe Goliath aus Gath erschlagen.

Das Buch Hiob

Das Buch Hiob beschreibt eine Art Wette zwischen Gott und dem Satan. Der Satan fügt mit Duldung Gottes Ijob schwere Schicksalsschläge zu, um dessen Glaubensfestigkeit zu testen. Er ist schließlich so weit, sich über Gott zu beklagen, sieht aber seinen Fehler ein und nimmt die Klage zurück. Er wird darauf von Gott für seine Standhaftigkeit belohnt und besser gestellt, als er vorher war.

Die Geschichte hat auf der einen Seite das Potenzial des Trostes für Menschen, die sich vom Leben betrogen fühlen. Kritiker sehen jedoch darin ein 'übles Spiel', das Gott und Satan mit Hiob treiben.[19] „Als wenn einfach wiedergutzumachen wäre, was Hiob, seiner Frau und seinen Kindern geschehen ist; als wenn die einen Söhne durch die neuen und als wenn die umgekommenen Töchter einfach durch andere zu ersetzen wären. Kein Leben kann ein Leben wiedergutmachen“, heißt es in einer Fastenpredigt [20] von Dorothee Sölle und Fulbert Steffensky. Und J.L. Mackie merkt an: „Gleichgültig was wir auch von Hiob selbst denken mögen, es kann kein Zweifel daran bestehen, daß Jahwe in dieser Geschichte keine gute Figur macht.“[21]

Die Psalmen (Ps)

Etliche der Psalmen haben die Bitte an Gott um Unterstützung gegen Feinde zum Thema. Das Wort „Feind“ kommt in verschiedenen Kontexten bei 60 von 150 Psalmen vor. Dabei kommt es gelegentlich zu verbalen Exzessen mit hasserfülltem und grausamem Inhalt (z.B. Ps 109, Ps 137). Viele solche Psalmen stammen von David. Dabei hat David nach vielen Bibelstellen Gottes Wohlwollen genossen.

Evangelien

Siehe hierzu auch: Auferstehung Jesu Christi, Jesus Christus im Neuen Testament, Spekulationen über Jesus von Nazaret und Leben-Jesu-Forschung

Geburt, Herkunft und Abstammung Jesu

Die Angaben der Evangelien über die Herkunft der Eltern Jesu stimmen anscheinend nicht miteinander überein. Im Markusevangelium erfährt man, Jesus stamme aus Nazareth in Galiläa (Mk 1,9). Bei Matthäus wohnen Maria und Josef in Betlehem, und ziehen dann nach der Geburt Jesu nach Nazareth. Lukas lässt die Familie dagegen zur Schätzung von Nazareth nach Bethlehem ziehen. Auch die Chronologie ist nicht mit den historischen Fakten in Einklang zu bringen. So soll der bei Lukas genannte Grund für die noch vor Jesu Geburt angetretenen Reise nach Bethlehem die von Statthalter Quirinius angeordnete Schätzung gewesen sein. Eine von Publius Sulpicius Quirinius im Jahr 6 n. Chr. in Judäa und Samaria veranstaltete Volkszählung ist bekannt, sie betraf aber nicht Galiläa. Matthäus schreibt demgegenüber, dass Herodes zur Zeit von Jesu Geburt noch lebte und die Familie vor einer von ihm angeordneten Kindertötung[22] nach Ägypten floh, und erst nach seinem Tod nach Nazareth zog. Herodes starb aber im Jahr 4 v. Chr., lange bevor Quirinius Statthalter in Syrien wurde. Die Zeit der Geburt Jesu ist demnach nicht mit Sicherheit zu bestimmen, die Evangelisten scheinen einige historische Ereignisse miteinander zu vermischen, die zu unterschiedlichen Zeiten stattgefunden haben, auf ihre Erzählung wäre somit in historischer Hinsicht kein Verlass.[23]

Das Matthäusevangelium (Mt) beginnt mit der Stammlinie Jesu (Mt 1). Das entspricht zwar den patriarchalischen Vorstellungen der Zeit, und es soll offenbar Jesus' Legitimation als von König David abstammend demonstrieren, aber dadurch entsteht ein Konflikt zur Vorstellung der jungfräulichen Geburt Jesu. Wenn Maria vom Heiligen Geist empfangen haben sollte, dann kann ihr Mann Josef nichts damit zu tun gehabt haben - die über ihn laufende Linie wäre damit irrelevant.

Direkt nach der Aufzählung der männlichen Ahnen (Mt 1,18ff) wird deutlich, dass Josef zunächst Betrug witterte, dann aber von einem Engel dazu gebracht wurde, Maria nicht zu verlassen. Ein unvoreingenommener Leser könnte annehmen, dass Josef einen Seitensprung Marias nach anfänglicher Verärgerung schließlich nachgesehen hat und sich dazu entschlossen hat, das Kind als sein eigenes auszugeben. Das scheint sich auch bewährt zu haben: Wie man z.B. aus Mt 12,46f erfährt, hatte Jesus später Geschwister. Josef verschwindet demgegenüber recht schnell aus dem Blickfeld, es scheint fast, als hätte er mit der Zurverfügungstellung seiner Stammlinie seine Schuldigkeit getan.

Auch das Lukasevangelium (Lk) enthält eine Stammlinie Jesu (Lk 3,23ff). Dort heißt es über Jesus: „Man hielt ihn für den Sohn Josefs.“ Das passt zu der Angabe im Matthäusevangelium, nach der Josef der Mann von Jesu Mutter Maria war, relativiert aber auch die Bedeutung der Stammlinie im Hinblick auf Jesu' direkte göttliche Abstammung.

Beide Stammbäume stimmen in einer Reihe von weiteren Punkten überein, z. B. darin, dass König David und sein Vater Isai vorkommen.

Es gibt jedoch auch erhebliche Unterschiede: Nach dem Lukasevangelium soll Jesus – oder eigentlich Josef – von Davids Sohn Natan abstammen, nach dem Matthäusevangelium hingegen sollen Davids Sohn Salomo und eine Reihe weiterer Könige in diese Ahnenreihe gehört haben. Der Vater Josefs soll nach dem Lukasevangelium Eli geheißen haben, nach dem Matthäusevangelium Jakob.

Es gibt allerdings Überlieferungen des Lukas-Evangeliums, in denen der Stammbaum Jesu von David bis Josef wesentlich besser mit dem Stammbaum im Matthäus-Evangelium übereinstimmt.[24]

Manche erklären die Unterschiede zwischen beiden Evangelien damit, dass in einem Fall die Abstammung Josefs, im anderen die Abstammung Marias berichtet werde. Beide stammten demnach von David ab. Dadurch werden aber nicht alle Widersprüche beseitigt, denn auch die Abstammungslinie von Abraham bis David stimmt in beiden Berichten nicht überein. Auch der Vergleich mit den Genealogien im alten Testament ergibt Widersprüche (1. Chronik 1-8, 1. Mose 5, 1. Mose 11)[25]

Neben diesen Unstimmigkeiten in den Details kann man sich auch fragen, weshalb für einen Gottessohn überhaupt eine Ahnentafel nötig sein soll. Aus diesem Blickwinkel heraus scheint es eher so als hätte zumindest Matthäus in seinem Evangelium Jesus zunächst überhaupt nicht als Gottessohn und Erlöser wahrgenommen. So beginnt er sein Evangelium so: „Buch des Ursprungs Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.“ Hätte nicht der christliche Standpunkt eher diese Formulierung erwarten lassen: „Buch des Ursprungs Jesu Christi, des Sohnes Gottes, des Allmächtigen.“? Solche Überlegungen haben auf bibelkritischer Seite zur Annahme geführt, bei der Gottessohnschaft Jesu handle es sich um ein erst später aufgekommenes Konstrukt, das zu Lebzeiten Jesu und kurz danach noch überhaupt nicht präsent gewesen sei.

Auferstehung

Die historische Existenz von Jesus ist zwar allgemein anerkannt. Die Berichte seiner Auferstehung und Himmelfahrt jedoch rufen Widerspruch hervor, da die berichteten Wunder mit allen bekannten Naturgesetzen unvereinbar, mithin nach naturwissenschaftlichen Kriterien wahrscheinlich mythologischen Charakters sind. Bibelkritiker, die an einen historischen Kern dieser Berichte glauben, sie also nicht für rein mythologisch halten, suchen deshalb nach Interpretationen, die auf die Annahme naturwissenschaftlich nicht belegbarer Wunder verzichten.

Die Schilderung der Kreuzigung Jesu und dessen Tod zweifeln einige Bibelkritiker an. Sie argumentieren, dass Jesus am Kreuz ungewöhnlich schnell gestorben sei, nämlich nach schon sechs Stunden, was auch Pilatus verwunderte (Mk 15,44).

Sie spekulieren, Jesus könne möglicherweise noch gelebt haben, seine Kreuzigung könne inszeniert gewesen sein, oder er könne scheintot gewesen und in der Grabkammer wieder erwacht sein (z.B. Franz Alt. Weitere Spekulationen ranken sich darum, wie lange und wo Jesus danach gelebt haben könnte. Gegen die These des Weiterlebens sprechen jedoch neueste medizinische Versuche zum Kreislaufversagen nach schweren Traumata, insb. solchen, die beim „Durchnageln“ von Händen und Füßen entstehen. Dies beweist freilich in keiner Weise die Hypothese der Auferstehung.

Andere Spekulationen ranken sich um einen eventuellen Diebstahl des Leichnams aus der Grabkammer - eine Theorie die auch von Mt 28,11ff inspiriert ist (z.B. Reimarus).

Himmelfahrt

Christi Himmelfahrt wird am ausführlichsten in Apg 1,4-14 beschrieben. Für ein so außergewöhnliches Ereignis erscheint der Text unerwartet oberflächlich. Noch knapper wird das Ereignis in den Evangelien von Markus (Mk 16,19) und von Lukas (Lk 24,50ff) erwähnt. Bei Lukas mag das daran liegen, dass er auch der Verfasser der Apostelgeschichte ist. Die anderen beiden Evangelien enthalten keine Schilderung der Himmelfahrt. Das ist insbesondere bei Johannes bemerkenswert, stellt doch sein Evangelium am meisten von allen Jesus als göttlich dar. Man kann sich fragen, warum so ein bedeutendes Ereignis so stiefmütterlich behandelt wird.

Ebenfalls fällt auf, dass die Angaben darüber, was Jesus zwischen Auferstehung und Himmelfahrt gemacht hat, variieren. Auch die Dauer dieses Zeitraums ist nicht klar ersichtlich, wenn auch die katholische Kirche immer von 40 Tagen ausging; für das von der Apostelgeschichte berichtete Ereignis sind keine 40 Tage erforderlich gewesen, also was ist sonst passiert? Angesichts der doch recht detaillierten Schilderungen der Kreuzigung bleiben die Texte hier ziemlich vage.

Eine weitere Auffälligkeit besteht darin, dass Jesus in Apg 1,6-7 die Antwort auf eine Frage zu geben scheint, die die Urchristen insbesondere zur Zeit der Abfassung der Apostelgeschichte, also wenigstens 40 Jahre nach Jesu Kreuzigung, beschäftigt haben dürfte: Die Frage der Zeit seiner Wiederkehr. Einige Kritiker vermuten, dass Lukas hier Worte in Jesu Mund legt, die insbesondere als Antwort auf Fragen seiner Leser gedacht sind.

Das Jesusbild im Johannesevangelium (Joh)

Das Johannesevangelium als das zeitlich am spätesten verfasste Evangelium unterscheidet sich inhaltlich stark von den anderen drei Evangelien. Wie man z.B. an der Kreuzigungsgeschichte (Joh 18f) erkennt, wird Jesus hier stark verklärt als göttliche Gestalt dargestellt, die mit den Vorgängen auf der Erde schon nicht mehr viel zu tun hat. Jeder Hinweis auf Schmerz, Agonie oder Verzweiflung wird vermieden. Wo im Markusevangelium Jesus noch ruft: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ (Mk 15,34) da sagt er bei Johannes: „Es ist vollbracht“ und übergibt den Geist.

Dieses Verständnis von Jesus als göttlicher Figur findet seinen Niederschlag in vielen Formulierungen im Evangelium. Hier eine unvollständige Liste der Auffälligkeiten, die man im Vergleich mit den synoptischen Evangelien auch als Widersprüche auffassen kann:

  • Von Jesu Taufe ist nicht die Rede. Der Autor hat sie vielleicht weggelassen, weil die Taufe die Reinigung von der Sünde symbolisiert, die ein Gottessohn per Definition nicht nötig haben sollte.
  • Die Jesusmutter Maria wird nicht mit ihrem Namen genannt, und von Jesus als Frau angeredet.
  • Die Schilderung der Eucharistie fehlt bei Johannes.
  • Die Synoptiker schildern die Agonie von Jesus auf dem Ölberg, bei Johannes ist nur von einem gefassten, fast souveränen Gebet zu lesen.
  • Lukas lässt Jesus am Kreuz beim Vater um Vergebung für die Sünden seiner Peiniger bitten, bei Johannes fehlt dies.

Aus bibelkritischer Sicht sind das klare Hinweise auf das Bestreben des Evangelisten, Jesus in göttlichem Licht, und frei von menschlichen Schwächen erscheinen zu lassen. Das Evangelium sei daher noch mehr als die anderen Evangelien nicht als historische Schilderung sondern als von einem theologischen Programm dominiertes Werk zu verstehen.

Apostelgeschichte (Apg)

In der Apostelgeschichte gibt es mehrere Berichte über die Bekehrung des Saulus, der als Apostel Paulus bekannt wurde: im 9. Kapitel, im 22. Kapitel und im 26. Kapitel. Diese Berichte widersprechen einander in einer Reihe von Einzelheiten:

  • Nach 9:7 hörten die Begleiter des Paulus die Stimme (Jesu), nach 22:9 hörten sie sie nicht.
  • Nach 9:7 standen die Begleiter sprachlos, nach 26:14 sind alle zur Erde niedergefallen.
  • Nach 9:6 und 22:10 wird Paulus von Jesus aufgefordert, in die Stadt bzw. nach Damaskus zu gehen, wo ihm gesagt würde, was er tun sollte – nach 26:16-18 erhält Paulus gleich von Jesus einen Missionsbefehl.

Authentizität

Nicht alle der 13 unter dem Namen des Paulus von Tarsus in der Bibel geführten Briefe werden nach heutigem Stand der Forschung Paulus als Autor zugeschrieben (z.B. gelten die Pastoralbriefe weithin als nicht von Paulus persönlich verfasst). Es ist auch umstritten, ob einige der Briefe in der vorliegenden Form auf Paulus zurückgehen, oder ob zuvor eigenständige Texte von einem unbekannten Redakteur zu einem Brief zusammengefügt wurden. Dies wird z.B. von Röm. 16 behauptet, der dem Römerbrief erst nachträglich angefügt worden sein soll. Grund zu der Annahme gibt die Tatsache, dass der Autor zahlreiche Personen aus der römischen Gemeinde namentlich grüßt, obwohl er bis dahin die römische Gemeinde noch nie aufgesucht hatte.[26]

Aus bibelkritischer Sicht wirft es auf die Glaubwürdigkeit Bibel ein sehr schlechtes Licht wenn es dort vorkommen sollte, dass falsche Autorenschaft vorgeschützt wird, oder dass die Einheit eines Dokuments suggeriert wird das in Wirklichkeit nachträglich aus verschiedenen Quellen zusammengesetzt wurde. Was bei einer angenommenen menschlichen Autorenschaft ohne weiteres erklärt werden kann, provoziert bei einer angenommenen göttlichen Inspiration Erklärungsprobleme.

Theologische Positionen des Paulus

Viele Bibelkritiker konstatieren ein Spannungsverhältnis zwischen den Lehren von Paulus und denen von Jesus (z.B. besonders pointiert Friedrich Nietzsche: „Der »frohen Botschaft« folgt auf dem Fuß die allerschlimmste: die des Paulus.“[27]). Paulus hat Jesus nicht persönlich gekannt (wenn man davon absieht, dass er Jesus in einer Vision gesehen haben will, siehe Apg. 9). Er kann daher als der erste Apostel gelten der seine Lehre nicht direkt von Jesus empfangen hat. Wie man z.B. der Apostelgeschichte entnehmen kann, gab es zwischen ihm und der Urgemeinde in Jerusalem um Petrus auch bald Konflikte. Einer der Streitpunkte dabei war die Beschneidung, auf der die Vertreter der Urgemeinde als jüdische Pflicht bestanden, Paulus aber nicht (Apg 15, Gal 2).

Paulus war als Gebildeter wohl den meisten seiner Kontrahenten in der Jerusalemer Urgemeinde überlegen, und seine Lehre hat sich in der Folge auch weitgehend durchgesetzt. Jesus selbst war offenbar kein Gebildeter, und seine Lehre war an die einfachen Menschen gerichtet. Der Spannungsbogen zwischen der paulinischen Lehre und der Lehre Jesu hat die christliche Religion von Anfang an geprägt. Während auf der einen Seite sich die katholische Kirche und mit ihr weitere christliche Bekenntnisse die Position Paulus' weitgehend zu eigen machen, wird Paulus auch immer wieder von (häretischen) Kritikern als Verfälscher der ursprünglichen Lehre Jesu gebrandmarkt (siehe Paulinismus). Es ist aber unverkennbar, dass Paulus letztlich mit seinen theologischen Ansichten gegenüber der Urkirche um Petrus und Jakobus den Sieg davontrug.

Der auf dem Apostelkonzil erzielte Kompromiss in der Frage der Beschneidung wird von Paulus im Galaterbrief und von Lukas in der wesentlich später verfassten Apostelgeschichte aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt, die auch unterschiedliche Interessen von Lukas und Paulus erkennen lassen. Paulus verbucht die Sache als einen vollen Erfolg für sich, während sich Lukas die Tatsache betont, dass beide Seiten sich auf einen Kompromiss einigten. Dieser Kompromiss lief darauf hinaus, dass die Jerusalemer Gemeinde an der Beschneidung festhielt, diese aber für Nichtjuden nicht vorgeschrieben war. Das hat das Problem nicht wirklich aus der Welt geschafft, denn für Juden galten Einschränkungen im Umgang mit Unbeschnittenen, und letztlich führte das zu Problemen zwischen Judenchristen und Heidenchristen, wie z.B. Paulus direkt nach seiner Darstellung des Apostelkonvents im Galaterbrief erkennen lässt (Gal. 2, 11ff). Er nennt das Oberhaupt der Jerusalemer Urgemeinde, den Simon Petrus (Kephas), offen einen Heuchler, weil er gegen das mosaische Gesetz mit den unbeschnittenen Heidenchristen aß, aber davon Abstand nahm als weitere Mitglieder der Urgemeinde eintrafen. Das Problem ist offensichtlich nicht die Beschneidung selbst, sondern die Vorschriften des mosaischen Gesetzes, die es z.B. einem beschnittenen Juden verbieten, mit einem Unbeschnittenen zu speisen, was letztlich einen Keil zwischen Judenchristen und Heidenchristen treiben würde. Paulus polemisiert gegen die Anhänger der Beschneidung (z.B. Gal. 6, 12ff), man hat aber keinen Anlass zur Annahme er würde die Beschneidung als Hindernis für die Erlangung des Heils ansehen.

Für die christliche Nachwelt ergibt sich daraus die Frage ob Gott (bzw. die Bibel) nun die Beschneidung fordert oder nicht, oder ob er sie gar missbilligt. Im Alten Testament ist die Sache klar, es gilt das mosaische Gesetz, und Jesus selbst (der als Jude selbstverständlich beschnitten war, siehe auch Lk. 2,21) scheint das nicht in Frage gestellt zu haben, sonst hätte die Urgemeinde in Jerusalem, die ja auch aus Familienmitgliedern von Jesus bestand, kaum auf der Beschneidung bestanden. Für die von Paulus betriebene christliche Missionierung von Nichtjuden wäre diese Forderung aber ein starkes Hindernis gewesen, darum war es für Paulus wichtig, dass sie keine Voraussetzung für die Annahme des christlichen Glaubens darstellte. Für manche Kritiker (darunter auch Christen) ist dies eines der ersten von vielen Beispielen, wie nach Jesu Tod die christliche Lehre an die Erfordernisse der Mission angepasst wurde, und dabei von der Lehre Jesu abgewichen wurde[28]. In der Folge wurde und wird die Frage der Beschneidung von verschiedenen Konfessionen unterschiedlich gehandhabt. Die christlichen Kopten z.B. hielten an ihr fest, während z.B. die katholische Kirche sie schließlich sogar verbot[29]. Der scheinbare Konflikt zum Bibeltext wird hier so aufgelöst, dass man davon ausgeht das mosaische Gesetz habe mit der Passion Christi aufgehört und sei durch neue Sakramente ersetzt worden.

Zur Freilassung von Sklaven - 1. Korinther (1. Kor)

Wenn Sklaven die Möglichkeit bekommen, freigelassen zu werden – sollen sie von dieser Möglichkeit Gebrauch machen oder nicht?

Zu dieser für das weitere Leben der Betroffenen wichtigen Frage hat Paulus im 1. Brief an die Korinther Stellung genommen. Aber was Paulus denn nun dort zu dieser Frage gemeint hat, dazu stehen die Angaben, die in verschiedenen Ausgaben der Bibel zu lesen sind, zueinander im Widerspruch:

„Bist du als Knecht berufen, so sorge dich nicht; doch kannst du frei werden, so nutze es um so lieber.“

1. Kor. 7, 21, Übersetzung nach Luther

„Bist du als Sklave berufen worden, so lass es dich nicht kümmern; wenn du aber auch frei werden kannst, mach um so lieber Gebrauch davon.“

1. Kor. 7, 21, Elberfelder Übersetzung

„Wenn du als Sklave berufen wurdest, soll dich das nicht bedrücken; auch wenn du frei werden kannst, lebe lieber als Sklave weiter.“

1. Kor. 7, 21, Einheitsübersetzung

„Der griechische Wortlaut des Verses und der Zusammenhang des Abschnitts empfehlen diese Übersetzung. Es gibt aber auch Gründe für das Verständnis: Ergreif lieber die Gelegenheit (frei zu werden).“

Fußnote zu 1. Kor. 7, 21 in der Einheitsübersetzung

Schon im altgriechischen Text gibt es unterschiedliche Überlieferungen von 1. Kor 7, 21.[30]

Bibelkritik in der Diskussion

Unterschiedliche Interpretationen

Kritiker und Apologeten der Bibel üben teilweise scharfe Kritik aneinander, bis hin zum Vorwurf der Unredlichkeit. Nicht selten geht es dabei um die Interpretation der Bibel: Die einen wie die anderen werfen der Gegenseite vor, sie würde die Bibel „falsch“ interpretieren oder gar „verfälschen“.

Ein häufiger Streitpunkt ist die Frage, ob bestimmte Bibelstellen wörtlich zu verstehen sind. Moderne Apologeten werfen Bibelkritikern vor, sie würden Bibelstellen zu Unrecht wörtlich interpretieren. Bibelkritiker hingegen werfen einigen modernen Interpreten der Bibel vor, sie würden sich allzu weit von der ursprünglichen Aussage der Texte entfernen, würden willkürlich hineininterpretieren, was ihnen gefällt.

Einige gläubige Christen gehen davon aus, dass ihnen der Heilige Geist dabei helfe, zu erkennen, welche Stellen wörtlich zu nehmen sind und welche nicht.

Frage der Bedeutung für die heutige Zeit

Kritik an vielen Bibelstellen wird von Gläubigen mit der Begründung zurückgewiesen, die Aussagen dieser Stellen seien zeitbedingt und für die heutige Zeit nicht mehr anwendbar. Einige bringen vor, diese Auffassung werde durch die historisch-kritische Methode bestätigt.

Bibelkritiker hingegen sehen einen Widerspruch darin, einerseits umfangreiche Passagen der Bibel für zeitbedingt und heute nicht mehr anwendbar zu erklären, andererseits aber den Anspruch zu erheben, die Bibel heute noch als Autorität in ethischen Fragen anzusehen.

Fußnoten

  1. Prominente Beispiele sind hier z.B. Sigmund Freud und C.G. Jung, auch unter den zeitgenössischen Bibelkritikern finden sich viele Psychologen, z.B. Franz Buggle und Gerhard Vinnai.
  2. Siehe z.B. Friedrich Schleiermacher, William James, oder heutzutage Eugen Drewermann. Das Verhältnis zwischen Theologie und Psychologie ist allerdings nach wie vor von Spannungen geprägt, was sich exemplarisch an Drewermann's vita ablesen lässt.
  3. Johannes Vogel, Breckerfeld; in: idea-Pressedienst 46/004
  4. http://www.efg-hohenstaufenstr.de/downloads/bibel/chicagoerklaerung-artikel.htm zitiert nach idea-Pressedienst 25/2003
  5. Siehe z.B. Robert Green Ingersoll: [http://www.infidels.org/library/historical/robert_ingersoll/inspiration_of_bible.html A Few Reasons for Doubting the Inspiration of the Bible. (auf Englisch)
  6. Franz Buggle, Denn sie wissen nicht, was sie glauben, Rowohlt 1997, ISBN 3499604272, Alibri 2004, ISBN 3932710770
  7. Diese Diskrepanz in der Darstellung Gottes zwischen AT und NT erschien Marcion so gross, dass er davon ausging es könne sich nicht um den gleichen Gott handeln, und folglich das gesamte AT als heilige Schrift verwarf.
  8. In Ps 37,13 EU und Ps 59,9 EU lacht Gott über die Frevler. Das ist offenbar kein Lachen aus Freude sondern aus Geringschätzung. Von der Freude Gottes ist selten die Rede, z.B. in [[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|5_Mos]] 28,63 EU. Opfer finden Gefallen und Freude bei Gott, wenn sie die richtigen sind, siehe z.B. Ps 51,18-21 EU aber auch Ps 40,7 EU. Lukas schreibt in Lk 15,7-11 EU daß ein reuiger Sünder Freude bereite, vermeidet es aber die Freude Gott direkt zuzuschreiben.
  9. Siehe dazu auch folgendes Zitat, das ebenfalls die angesprochenen Gegensätze thematisiert:

    „Als das Buch [Hiob] entstand, lagen schon viele Zeugnisse vor, welche ein widerspruchsvolles Bild Jahwes entworfen hatten, nämlich das Bild eines Gottes, der maßlos war in seinen Emotionen und an eben dieser Maßlosigkeit litt. Er gab es sich selber zu, daß ihn Zorn und Eifersucht verzehrten und daß ihn dieses Wissen leidvoll war. Einsicht bestand neben Einsichtslosigkeit, wie Güte neben Grausamkeit und wie Schöpferkraft neben Zerstörungswillen. Es war alles da, und keines hinderte das andere. Ein derartiger Zustand ist uns nur denkbar, wenn entweder kein reflektierendes Bewußtsein vorhanden ist, oder wenn die Reflexion ein bloß ohnmächtig Gegebenes und Mitvorkommendes darstellt. Ein Zustand, der solchermaßen beschaffen ist, kann nur als amoralisch bezeichnet werden.“

    C.G. Jung: Antwort auf Hiob
  10. Siehe dazu z.B. auch Harro Heuser: 'Als die Götter lachen lernten'. ISBN 3492223281
  11. Siehe z.B. Mk 16,16 EU
  12. Siehe Mt 25,31-46 EU
  13. z.B. [[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|2_Mos]] 21,17 EU, [[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|3_Mos]] 24,14-15 EU, [[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|5_Mos]] 27,13-26 EU, Jos 8,34 EU
  14. Mk 11,13-14 EU und Mk 11,20-26 EU
  15. Siehe Mt 5,17-48 EU. Franz Buggle nimmt dies als Zeichen für Jesu Doppelcharakter, der die liebenden und gewaltlosen Aspekte einerseits mit einem extremen und schädlichen Rigorismus auf der anderen Seite verbindet.
  16. Ein Beispiel einer solchen Ansicht:

    „Wo man zu solchen Spaltungen Zuflucht nimmt und diese von religiösen Interpretationen gestützt werden, tendiert man dazu, das Böse nicht an sich selbst zu akzeptieren, sondern es außerhalb seiner selbst, am Andern, am Fremden auszumachen. Das begünstigt die Verfolgung derjenigen, auf die die am eigenen Selbst verleugneten destruktiven Regungen verschoben werden.“

  17. Aaron, der die Meuterei anführte wird dagegen geschont, und wird sogar zum Oberpriester. Anlaß für einen der bekannt bissigen Kommentare von Voltaire:

    „le texte dit expressément que Dieu frappa le peuple pour le péché d'Aaron; et non seulement Aaron est épargné, mais il est fait ensuite grand-prêtre: ce n'est point là l'idée que nous avons de la justice ordinaire. Ce sont des profondeurs que nous devons adorer.“

    Voltaire: La bible enfin expliquée
  18. siehe Finkelstein, Silberman Keine Posaunen vor Jericho. Die Autoren nennen das dem Deuteronomium zugrundeliegende Original aus der Zeit Josias "eine ideologische und gleichzeitig theologische Komposition".
  19. Siehe dazu z.B. C.G. Jung: Antwort auf Hiob, ISBN 3423351713.
  20. [http://www.berlinerdom.de/gemeinde/predigtsammlung/20030406b.htm
  21. John Leslie Mackie: Das Wunder des Theismus, ISBN 3150080754, Kapitel 11
  22. Ausser im Matthäusevangelium findet man nirgends eine Bestätigung dieser Anordnung von Herodes, weswegen die Geschichte als Legende gilt.

    „Les critiques ne cessent de s' étonner que les autres évangélistes se taisent sur un fait si extraordinaire, sur une cruauté si inouïe, dont il n'est aucun exemple chez aucun peuple. Ils disent que plus ce massacre est affreux, plus les évangélistes en devraient parler. Ils ne conçoivent pas comment un prince, honoré du nom de grand, un roi favori d'Auguste, ait été assez imbécile pour croire, à soixante et dix ans, qu'il était né dans une étable un enfant de la populace, lequel était roi des juifs et qui allait le détrôner. Il ne paraît pas moins incroyable aux critiques, que cet Hérode ait été en même temps assez follement barbare pour faire tuer tous les enfants du pays. Cependant l'ancienne lithurgie grecque compte quatorze mille enfants d'égorgés. C'est beaucoup. Les critiques ajoutent que Flavien Joseph, historien qui entre dans tous les détails de la vie d'Hérode, [...] aurait parlé de cette aventure horrible, si elle avait été vraie, ou seulement vraisemblable.“

    Voltaire: La Bible enfin expliquée
    Deutsch: Die Kritiker wundern sich unaufhörlich wie die anderen Evangelisten stumm bleiben können bei einem solch außerordentlichen Faktum, einer solch unerhörten Grausamkeit, ohne Beispiel bei allen Völkern. Sie sagen je abscheulicher dieses Massaker ist, je eher müßten die Evangelisten davon berichten. Sie begreifen nicht, wie ein Fürst von großem Namen, ein Lieblingskönig des Augustus, so dumm sein konnte zu glauben, im Alter von 70 Jahren, daß in einem Stall ein Kind aus dem Volk geboren wurde der der König der Juden sei und ihn entthronen würde. Nicht weniger unglaublich scheint es den Kritikern, daß dieser Herodes zugleich so verrückt-barbarisch sein konnte, alle Kinder des Landes töten zu lassen. Jedoch zählt die alte griechische Lithurgie vierzehntausend niedergemetzelte Kinder. Das ist viel. Die Kritiker fügen hinzu, daß Flavius Josephus, ein Historiker der sich dem Leben des Herodes in allen Details widmet, ... von diesem schrecklichen Vorkommnis hätte reden müssen, wäre es wahr oder auch nur wahrscheinlich gewesen.
  23. Siehe z.B. dazu Wilhelm Schneemelcher Das Urchristentum, Kap. 3
  24. Nestle-Aland, Das Neue Testament Griechisch und Deutsch, S. 162, ISBN 3-438-05406-7 sowie ISBN 3-920609-32-8
  25. Die Unterschiede zwischen den Stammbäumen sind schon frühzeitig aufgefallen. Eusebius von Caesarea erwähnt in seiner Kirchengeschichte (Kap. I.7) den Brief eines Afrikanus, in dem dieser einen Erklärungsversuch unternimmt.
  26. Wilhelm Schneemelcher: Das Urchristentum, Seite 38ff
  27. Nietzsche: Der Antichrist, Kap. 42
  28. http://www.theologe.de/theologe5.htm
  29. Konzil von Florenz http://theol.uibk.ac.at/leseraum/texte/250-38.html
  30. Nestle-Aland, Das Neue Testament Griechisch und Deutsch, ISBN 3-438-05406-7 oder ISBN 3-920609-32-8, S. 451, Copyright von 1986: Dort ist bei 1. Kor 7, 21 folgende Textvariante angegeben: Vor dem Wörtchen „και“ (das vor dem Wort „δυνασαι“ steht) befindet sich ein hochgestellter Kreis, der bedeutet: „Das nachfolgende Wort wird in einem Teil der Überlieferung ausgelassen.“

Literatur

Bibelkritik

  • Franz Buggle: Denn sie wissen nicht, was sie glauben. Alibri, Aschaffenburg 2004, ISBN 3-932710-77-0
  • Israel Finkelstein, Neil Asher Silberman: Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel. Beck, München 2002, ISBN 3-406-49321-1
  • Karlheinz Deschner: Abermals krähte der Hahn. Eine kritische Kirchengeschichte. 5. Aufl., btb, München 1996, ISBN 3-442-72025-7
  • Karlheinz Deschner: Der gefälschte Glaube. Eine kritische Betrachtung kirchlicher Lehren und ihrer historischen Hintergründe. Knesebeck, München 2004, ISBN 3-89660-228-4
  • Rudolf Augstein: JESUS Menschensohn. 3. Aufl., dtv, München 2003, ISBN 3-423-30822-2
  • Uta Ranke-Heinemann: Nein und Amen. Mein Abschied vom traditionellen Christentum. 4. Aufl., Heyne, München 2004, ISBN 3-453-21182-0
  • Norbert Rohde: Abschied von der Bibel. Books on Demand, Norderstedt 2004, ISBN 3-8334-1577-0
  • Johannes Maria Lehner: Und die Bibel hat doch NICHT Recht. Historia, Ulm 2005
  • Voltaire: La Bible enfin expliquée. (um 1776)
  • William Henry Burr: Self-Contradictions of the Bible. Prometheus Books, Amherst, ISBN 1-57392-233-1
  • C. Dennis McKinsey: The Encyclopedia of Biblical Errancy. Prometheus Books, Amherst 1995, ISBN 0-87975-926-7
  • Walter-Jörg Langbein: Lexikon der biblischen Irrtümer. Von A wie Auferstehung Christi bis Z wie Zeugen Jehovas. Langen/Müller, München 2003, ISBN 378442922X
  • Walter-Jörg Langbein: Lexikon der Irrtümer des Neuen Testaments. Langen/Müller, München 2004, ISBN 3784429750

Verteidigungsschriften

Reaktionen auf Bibelkritik

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