Schlacht um Timor

Die Schlacht um Timor (Battle of Timor) fand im Pazifikkrieg 1942 bis 1943 während des Zweiten Weltkrieges statt. Auf der südostasiatischen Insel Timor kämpften die Alliierten, hauptsächlich australische und niederländische Truppen, gegen die japanischen Invasoren. Viele Einheimische und portugiesische Kolonisten unterstützten die Alliierten als creados (Guerilla), versorgten sie mit Lebensmitteln oder boten Obdach.
Die alliierten Soldaten führten dabei einen Guerillakrieg auf der besetzten Insel, versorgt von Flugzeugen und Booten, die in Darwin, 650 Kilometer jenseits der Timorsee stationiert waren. Durch die Kämpfe wurde eine komplette japanische Division für mehr als sechs Monate auf Timor gebunden. Die Kommandoaktionen wurden am 10. Februar 1943 beendet, als der letzte australische Soldat aus Timor evakuiert wurde. Die Timoresen führten den Widerstand weiter, was zu Vergeltungsmaßnahmen der Japaner führte, denen zehntausende Timoresen zum Opfer fielen.
Vorbereitungen
Westtimor war 1941 Teil Niederländisch-Indiens, während der Osten die Kolonie Portugiesisch-Timor bildete. Portugal hatte sich im Zweiten Weltkrieg für neutral erklärt.
Eine australische Armeeeinheit mit 1.400 Mann, die Sparrow Force, erreichte am 12. Dezember 1941 Kupang, die Hauptstadt des niederländischen Westteils der Insel. Die Einheit wurde von Lieutenant Colonel William Leggatt kommandiert und gruppierte sich um das 2/40th Battalion der Australian 8th Division (aus Tasmanien) und der 2/2nd Australian Army Independent Company (Westaustralien). Zu der Sparrow Force kamen noch 650 Mann der Königlichen Niederländisch-Indienlegion (Koninklijk Nederlandsch-Indisch Leger KNIL) unter Lt. Col. Nico van Straten inklusive des Timor und Dependenzen Garnisonsbataillon, einer Kompanie des VIII. Infanteriebataillon, einer Reserveinfanteriekompanie, einem Maschinengewehrzug des XIII. Infanteriebataillons und einer Artilleriebatterie. Die Landstreitkräfte wurden durch 12 leichte Bomber vom Typ Lockheed Hudson des No. 2 Squadron der Royal Australian Air Force (RAAF) und einem 189 Mann starkem Kontingent der britischen 79th Light Anti-Aircraft Battery der Royal Artillery, die bereits bei der Luftschlacht um England gekämpft hatten. Die alliierten Truppen waren um das strategisch wichtige Flugfeld von Penfui stationiert. Einige Einheiten waren auch in Klapalima, Usapa Besar, Babau stationiert, die Versorgungsbasis der Sparrow Force lag weiter östlich in Champlong.
Portugal hatte bis zu diesem Zeitpunkt jegliche Zusammenarbeit mit den Alliierten abgelehnt und plante 800 seiner Soldaten aus Mosambik nach Portugiesisch-Timor zu bringen, die die Kolonie gegen eine mögliche japanische Invasion schützen sollten. Da die Alliierten dadurch ihre Flanke als offen ansahen, besetzte eine 400-Mann-starke Streitmacht aus Australiern und Holländern Portugiesisch-Timor. Der portugiesische Diktator António de Oliveira Salazar protestierte dagegen bei den alliierten Regierungen. Der Gouverneur Portugiesisch-Timors Manuel de Abreu Ferreira de Carvalho erklärte sich selbst zum Gefangenen, um das Erscheinungsbild der Neutralität zu bewahren. Die 500 Soldaten der portugiesischen Armee leisteten jedoch keinen Widerstand gegen die Alliierten. Lokale Behörden kooperierten sogar im Stillen mit ihnen. Der Großteil der niederländischen Truppen unter van Straten und die gesamte 2/2nd Independent Company wurde nach Portugiesisch-Timor verlegt. Dort wurden sie in kleinere Einheiten auf das Territorium verteilt. Im Januar 1942 bildeten die Truppen auf Timor eine Schlüsselposition in der sogenannten Malay Barrier unter dem American-British-Dutch-Australian Command. Weitere australische Unterstützungseinheiten erreichten Kupang am 12. Februar. Mit dabei war Brigadier William Veale, der Kommandierenden Offizier (CO) der alliierten Truppen auf Timor wurde. Zu diesem Zeitpunkt litten viele Mitglieder der Sparrow Force unter den tropischen Bedingungen, Malaria und anderen Krankheiten.
Am 26. Januar kam es zu ersten Angriffen durch japanische Flugzeuge. Neben der britischen Flak, setzte man auch 11 Curtiss P-40 der 33rd Pursuit Squadron der United States Army Air Forces von Darwin aus gegen die Angreifer ein.
Am 16. Februar geriet ein alliierter Schiffskonvoi mit Nachschub und Truppen für Kupang in einen schweren japanischen Luftangriff und musste daher umkehren. Unter den Schiffen des Konvois waren der schwere Kreuzer USS Houston, der Zerstörer USS Peary, und die Korvetten (Sloops) HMAS Swan and HMAS Warrego. An Bord befand sich unter anderem australisches Pionierbataillon und ein Artilleriebataillon der US Army.
Der japanische Angriff
Portugiesisch-Timor

In der Nacht vom 19. zum 20. Februar begann das 228. Regiment der Kaiserlichen Japanischen Armee mit der Landung auf Timor. Zuerst tauchten japanische Schiffe vor Dili, der Hauptstadt Portugiesisch-Timors, auf. Fälschlicherweise hielten die Alliierten diese Schiffe für die erwartete portugiesische Verstärkung, so dass sie vollkommen überrascht wurden. Trotzdem konnte die Garnison sich geordnet zurückziehen. Ein Kommando aus 18 australischen Soldaten tötete am Flugfeld Dilis in den ersten Stunden der Schlacht etwa 200 Japaner.[1] Eine andere Einheit der Alliierten geriet jedoch in eine japanische Straßensperre und alle Angehörigen dieser Einheit wurden, obwohl sie sich ergaben, bis auf Einen getötet.
Die Australier zogen sich nach Süden in die Berge zurück und etwa 200 niederländische Soldaten zogen unter van Straten nach Südwesten in Richtung Grenze.
Niederländisch-Timor
In der selben Nacht gerieten die alliierten Truppen in Westtimor unter schwere Luftangriffe, die die RAAF zum Rückzug nach Australien zwang. Dem Bombardement folgte die Landung der Hauptmacht des 228. Regimentes im nicht verteidigten Südwesten der Insel am Pahafluss. Leichte Panzer unterstützten die japanische Infanterie auf ihren Weg nach Norden, wo sie die holländischen Stellungen im Westen abschnitten und das 2/40th Battalion in Penfui angriffen. Ein weiterer japanischer Vorstoß nach Nordost hielt den alliierten Rückzug bei Usua auf. Das Sparrow Force-Hauptquartier wurde sofort nach Osten Richtung Champlong verlegt.

Lt. Col. Legatt befahl die Zerstörung des Flugfeldes, aber die alliierten Linien nach Champlong wurden durch 500 japanische Fallschirmjäger der 3. Yokosuka Marine-Speziallandungtruppe, einer Fallschirmjägereinheit der Marineinfanterie, nahe Usua unterbrochen. Das Sparrow Force-Hauptquartier zog weiter nach Osten und Legatts Männer begannen einen verlustreichen und verheerenden Sturmangriff auf die Fallschirmjäger, der in einen Nahkampf mit Bajonetten gipfelte. Am Morgen des 23. Februars, als das 2/40th Battalion alle bis auf 78 Fallschirmjäger getötet hatte, wurde es von der japanischen Hauptmacht von hinten angegriffen. Als die Munition knapp wurde, ergaben sich Legatt und seine Männer in Usua. 132 Australier wurden verletzt, 84 waren im Kampf gefallen. Innerhalb der nächsten zweieinhalb Jahre starben doppelt so viele als Kriegsgefangene.[1] Veale und das Sparrow Force-Hauptquartier zog mit 250 australischen und niederländischen Soldaten weiter Richtung Osten zur Grenze nach Portugiesisch-Timor um sich mit der 2/2nd Company zu treffen.
Die Kommandoaktionen

Ende Februar kontrollierte Japan den Großteil Westtimors und das Gebiet um Dili im Nordosten. Der Süden und der Osten blieb aber für die Japaner ein gefährliches Gebiet, da die 2/2nd Independent Company in den Bergen Portugiesisch-Timors damit begonnen hatte, Angriffe auf die Japaner auszuführen. Unterstützt wurden die Australier durch timoresische Führer. Timoresische Bergponys wurden als Lasttiere verwendet.
Das japanische Kommandeur Doi schickte den australischen Honorarkonsul und Qantasvertreter David Ross in die Berge, um die Kommandos zur Aufgabe zu überreden. Die Antwort Spences war eindeutig:„Surrender? Surrender be fucked!“. Ross nutzte die Gelegenheit den Kommandos Informationen über die Aufstellung der japanischen Streitkräfte zu geben und übergab auch eine Urkunde auf Portugiesisch, die jenen, die die Alliierten unterstützen, Erstattung von der australischen Regierung versprach.
Im frühen März vereinigten sich Veale und van Straten mit ihren Truppen mit der 2/2nd Company. Eine Funkverbindung - mit dem Spitznamen „Winnie the War Winner“ - konnte mit Darwin aufgebaut werden. Ende März gelangen sogar Einfälle und Hinterhalte in Dili aufgrund japanischer Truppenrotation. Ab Mai warfen australische Flugzeuge Versorgungsgüter für die Kommandos und ihre Verbündete ab.
Das japanische Oberkommando schickte einen hoch geachteten Veteranen des malaiischen Feldzuges und der Schlacht um Singapur nach Timor. Der Major, dessen wirklicher Name unbekannt ist, wurde „der Tiger von Singapur“ genannt. Am 22. Mai führte der Tiger auf einem weißen Pferd eine japanische Einheit nach Remexio. Dort gerieten sie in zwei Hinterhalte einer australischen Patrouille und ihren portugiesischen und timoresischen Helfern. Neben 24 anderen japanischen Soldaten fiel auch der Tiger einem australischen Scharfschützen zum Opfer. Dessen Orden machten den Japaner zu einem attraktiven Ziel. Die japanische Einheit musste sich nach Dili zurückziehen.
Am 24. Mai wurden Veale und van Straten an der Südostküste mit einer RAAF Catalina evakuiert. Spence wurde zum Lieutenant Colonel befördert und somit zum Oberbefehlshaber aller alliierten Truppen auf Timor. Am 27. Mai führte das Landungsboot der Royal Australian Navy HMAS Kuru erstmals eine Versorgungsmission von Darwin nach Betano in Osttimor aus. Kleine Schiffe und Korvetten fuhren nun immer wieder zur Versorgung der Alliierten diese Route. Allein die HMAS Kuru steuerte bis zum 1. Dezember 1942 Betano neunmal an. [2]
Im Juni erhielt General Douglas MacArthur, der alliierte Oberbefehlhaber im Südwestpazifik, einen Bericht von seinem australischen Kollegen General Thomas Blamey. Darin betonte dieser, dass eine alliierte Offensive auf Timor eine große amphibische Landungsaktion mit mindestens einer kompletten Infanteriedivision (~10.000 Mann) benötigen würde. Allerdings waren die dafür benötigten Truppen in die Rückeroberung Neuguineas und der bevorstehenden Salomonen-Operationen gebunden. Daher entschied sich Blamey, die Kommandoaktionen auf Timor in dem bisherigen Rahmen weiterzuführen, obwohl MacArhur deren Sinnhaftigkeit stets bezweifelte.
Der japanische Kommandeur Doi schickte David Ross ein weiteres Mal zur Sparrow Force um sie zur Aufgabe zu überreden. Doi zog Vergleiche mit den Leistungen der Kommandos der Afrikaner im Zweiten Burenkrieg und schloss daraus, dass die Alliierten zehnmal so viele Männer bräuchten um zu siegen. Doi kündigte an, er erwarte Verstärkung und würde nötigenfalls weitere Einheiten aufstellen. Dieses Mal kehrte Ross nicht nach Dili zurück, sondern wurde am 16. Juli nach Australien evakuiert.
Die japanische Offensive
Im August 1942 begannen japanische Streitkräfte timoresische Dörfer, die unter dem Verdacht standen, die Alliierte zu unterstützen, zu bombardieren und niederzubrennen. Eine große Zahl ziviler Opfer war die Folge. Der Kommandant der 48. japanischen Division, Generalleutnant Yuichi Tsuchihashi, übernahm die Kontrolle über die Operationen auf Timor. Starke japanische Verbände stießen nach Süden vor, zwei von Dili, eine von Manatuto aus. Ein weiterer Verband griff von Westtimor aus niederländische Stellungen im südlichen Zentrum der Insel an. Die Offensive endete am 19. August. Die Japaner hatten nun den Bergort Maubisse im Zentrum Timors und den südlichen Hafen Beco unter ihre Kontrolle gebracht.

Im September 1942 trafen die Hauptkräfte der 48. japanischen Division ein und übernahmen in Timor die führende Rolle. Auch Australien wollte seine Truppen auffrischen. Am 23. September 1942 sollte die 2/2nd Independent Company durch die 2/4th Independent Company ersetzt werden. Der Zerstörer HMAS Voyager brachte 450 Soldaten nach Betano und sollte 600 aufnehmen. Durch starke Strömung lief die Voyager aber am Strand auf Grund. Die Bergung war unmöglich und nachdem ein japanisches Flugzeug abgeschossen wurde und Bomber am nächsten Tag angriffen, wurde die Besatzung der Voyager in der Nacht darauf durch die zwei Korvetten HMAS Kalgoorlie und HMAS Warrnambool evakuiert. Die HMAS Voyager wurde gesprengt. Ihre Überreste liegen noch heute bei Betano. Ein Vorstoß der Japaner erreichte am 27. September von Dili aus Betano, konnte dort aber nichts mehr ausrichten.
Im November drehten der Filmemacher Damien Parer und Kriegsberichtserstatter Bill Marien den Film Men of Timor, der viel Aufsehen in den verbündeten Ländern erregte. Lt. Col. Spence wurde am 11. November evakuiert und der Kommandant der 2/2nd, Major Bernard Callinan wurde zum Kommandeur der Alliierten auf Timor. In der Nacht vom 30. November zum 1. Dezember führte die australische Marine eine Landungsaktion bei Betano durch. Frische holländische Truppen sollten an Land gesetzt und 190 holländische Soldaten und 150 portugiesische Zivilisten evakuiert werden. Das Landungsboot HMAS Kuru diente als Fähre zwischen dem Ufer und den beiden Korvetten HMAS Armidale und HMAS Castlemaine. Die HMAS Armidale wurde dabei von japanischen Flugzeugen bei Betano versenkt. 40 australische Besatzungsmitglieder und 60 Soldaten der Niederländischen Ostindienarmee starben dabei. Insgesamt wurden während des Krieges 300 portugiesische Frauen und Kinder von der alliierten Marine von Timor nach Australien gebracht.

Die Letzten der ursprünglichen Sparrow Force wurden, bis auf einige wenige Offiziere, zusammen mit portugiesischen Zivilisten am 11. und 12. Dezember durch den holländischen Zerstörer Hr. Ms. Tjerk Hiddes evakuiert. Damit gab es für die Alliierten keine Möglichkeit mehr Timor zurück zu erobern. Zu diesem Zeitpunkt waren nun 12.000 japanische Soldaten auf der Insel stationiert. Die alliierten Kommandos gerieten immer häufiger in Feindkontakt. Schließlich hatten die Japaner alle Ankerplätze an Nord- und Südküste Timors, inklusive Beco, unter ihrer Kontrolle gebracht. Mit Fertigstellung des Flugfeldes in Vila de Aviz (heute Fuiloro) konnte Japan nun seine Luftüberwachung bis Australien ausdehnen.
In der Nacht vom 9. zum 10. Januar wurde der Großteil der 2/4th, zusammen mit 50 Portugiesen vom Zerstörer HMAS Arunta von Kicras aus evakuiert. Nur ein kleines Aufklärungsteam, die S Force, wurde zurückgelassen, dass aber schnell von den Japanern entdeckt wurde. Zusammen mit den Letzten der Lancer Force schaffte die S Force es sich bis zur Ostspitze Timors durchzuschlagen, wo auch die australisch-britische Z Special Unit operierte. Die verbliebenen alliierten Truppen wurden schließlich durch das amerikanische U-Boot USS Gudgeon am 10. Februar evakuiert.
Die portugiesische Kolonialverwaltung und die timoresische Bevölkerung
Portugal blieb während des Kriegs weiterhin neutral und die portugiesischen Behörden waren bis zum 9. August 1942 für die Zivilverwaltung in ihrer Kolonie zuständig.[3] Jedoch symphatisierten Portugiesen und Timoresen mit den Alliierten. Über das lokale Telefonnetz wurden Verbindungen gehalten und Informationen über japanische Truppenbewegungen weitergegeben. Weitere Verbindungen zur Außenwelt bestanden für die alliierten Truppen aufgrund des Mangels an funktionierenden Funkgeräten nicht. Andere nahmen direkt an den Kämpfen teil, so die Internationale Brigade, eine antifaschistische Gruppe aus Deportierten oder die Red Brigade, die aus ehemaligen Zeitungsredakteuren, Armeeoffizieren, Kommunisten, Sozialisten und sogar Liberalen bestand. Ein bekanntes Beispiel war Manuel Viegas Carrascalão, der wegen seines Widerstandes zwei Jahre in ein japanisches Gefangenlager kam. Zur Belohnung erhielt Carrascalão nach dem Krieg eine Kaffeeplantage, die noch heute im Familienbesitz ist.

In der australischen Militärmythologie wurde die Neutralität Portugals Gouverneurs Manuel de Abreu Ferreira de Carvalho oft in Frage gestellt. Die Japaner machten sich gar nicht erst lange Gedanken über die Neutralität des Gouverneurs. Sie entmachteten ihn einfach, indem seine Autorität umgangen und die Telegrafenleitung nach Lissabon unterbrochen wurde. Ein japanischer Aktenvermerk vom Juni 1942 beschreibt Gouverneur Ferreira de Carvalho als stur und kompromisslos, da er sich weigerte, nach Forderungen der Japaner, portugiesische Beamte und timoresische Dienstboten zu bestrafen und weil er die Invasionsarmee (in dem Fall Australien) unterstützte. Kurz, der Gouverneur wurde als großes Hindernis beim Luftkrieg und der Verteidigungsoperationen der Japaner angesehen. Am 24. Juni brachten solche Behinderungen Tokyo dazu, sich bei Portugals Diktator Salazar zu beschweren, inklusive einer Liste der feindlichen Akte, die von portugiesischen Offiziellen und Timoresen verübt wurden. Zwei Monate später konnte die lokale japanische Verwaltung keine Veränderung an der Situation dem betreffs feststellen. [3]
Australische Quellen geben an, dass Japan Anfang August 1942 damit begann, die portugiesische Herrschaft über Osttimor zu zerstören. Portugiesische Posten wurden systematisch bombardiert, mit Japan verbündete Timoresen aus Westtimor wurden ins Land gebracht und trainiert, Propaganda bei der einheimischen Bevölkerung betrieben, pro-australische portugiesische Beamte und Timoresen getötet, eigenes Papiergeld wurde ausgegeben und die Kolonialverwaltung eliminiert.[3] In den Schulen wurde Unterricht auf Japanisch eingeführt. Kollaboration wurde unterstützt. Einige Liurai verloren ihre soziale Stellung, andere wurden verfolgt, ebenso die chinesische Minderheit. 60 Chinesen wurden getötet, 200 starben aufgrund von Hunger und Misshandlungen. Andere, wie etwa einige aus der arabischen Gemeinde von Dili, erhielten Verwaltungsposten oder Anstellungen bei der japanischen Militärpolizei (Kempeitai)[3]
Timoresen wurden zum Bau von Straßen oder Großprojekten, wie dem Flugfeld von Lautém herangezogen. Unter den Arbeitern waren auch Bewohner der heute indonesischen Insel Kisar. Frauen von Kisar mussten in einem so genannten „japanischen Restaurant“ in Lautém arbeiten. Zeugen berichten, dass auch timoresische Liurai dazu gezwungen wurden, Mädchen für japanische Bordelle zur Verfügung zu stellen. Viele Chinesinnen wurden ebenfalls zur Prostitution gezwungen. Chinesen wurden getrennt von den Timoresen zur Arbeit geschickt.
Ende August kam es zu Angriffen durch Timoresen auf Portugiesen. Einige Portugiesen und Chinesen wurden dabei getötet, was zu Besorgnis unter der portugiesischen Bevölkerung führte. Japan schob die Vorfälle auf eine „Gruppe Westtimoresen“, die für die Japaner kämpfen und sich im Osten neu ansiedeln wollen. Sie wären aufgrund vorhergehender Mißhandlungen gegen die Portugiesen vorgegangen. Die Wirklichkeit war eine andere. Der Angriff vom 31. August 1942 auf Aileu, der den Tod von fünf portugiesischen Soldaten, mehrerer Beamten und Missionare forderte, wurde von den Colunas Negras (die schwarzen Säulen) ausgeführt. Sie bestanden aus unzufriedenen Timoresen, die von den Japanern rekrutiert und bewaffnet wurden, um Angst und Schrecken unter der Bevölkerung zu verbreiten. Sie terrorisierten die Zivilbevölkerung bis zum Ende der japanischen Besatzung und versorgten die Japaner auch mit Informationen über alliierte Truppenbewegungen. Japan nutzte alte Wunden, die zuvor durch die von den Portugiesen niedergeschlagene Rebellion von Manufahi 1912 entstanden waren. Auch innertimoresische Rivalitäten wurden durch die Besatzer angeschürt. So kam es im August 1942 zur Rebellion von Maubisse, in der die dort ansässige nicht-christliche Bevölkerung sich gegen die Portugiesen und christianisierten, pro-portugiesischen Timoresen von Ainaro und Same, und hier gegen Dom Aleixo Corte-Real, Liurai von Soro, wandte. Er war der Neffe von Nai-Cau, dem Verräter-Liurai, der während der Manufahi-Rebellion auf der Seite Portugals stand. Es kam zum Krieg im Krieg. Dom Aleixo Corte-Real führte mit seinen Söhnen und Anhänger seinerseits eine große Revolte gegen die Japaner an. Schließlich wurde Der im Mai 1943 von den Colunas Negras und regulären japanischen Truppen eingekesselt und, als die Munition zu Ende war, gefangen genommen. Kurz darauf wurde Dom Aleixo und seine ganzen Familie erschossen. Dom Aleixo wird heute als Volksheld in Osttimor verehrt. Aufgrund der Ereignisse schickte Gouverneur Ferreira de Carvalho eine Nachricht nach Lissabon mit der Bitte, die portugiesischstämmige Bevölkerung zur vorgelagerten Insel Atauro zu evakuieren. Doch das Antwortschiff kam nie auf Timor an und so wurde der Plan nicht umgesetzt.[3] Im Oktober war es den Japanern gelungen eine größere Zahl von Timoresen zu rekrutieren, die schwere Verluste im Kampf erlitten, da sie oft in vorderster Linie eingesetzt wurden. Auch die Portugiesen wurden immer mehr zur Zusammenarbeit mit Japan gezwungen. Mindestens 26 portugiesische Zivilisten wurden bereits in den ersten sechs Monaten der Besatzung getötet. Darunter örtliche Beamte und ein katholischer Priester.[4]

Am 24. Oktober 1942 wurden portugiesischen Beamte und ihre Familien (etwa 600 Personen) in Liquiça und Maubara in Lagern interniert. Nur dem Gouverneur und dem Bürgermeister von Dili wurde eine Gnadenfrist eingeräumt. Die letzten Portugiesen wurden entwaffnet. Die Bedingungen in dem Camp waren schlecht, Nahrungsmittel knapp und die Hygienebedingungen aufgrund von Wassermangel unzureichend. Viele Portugiesen starben deswegen. Zwar gab es einen portugiesischen Arzt, dem später zwei japanische Ärzte zugeteilt wurden, aber es fehlte an Medikamenten. Im ersten Jahr bewachten japanische Soldaten das Lager, später japanische Kempeitai, zusammen mit timoresischen Wachen und Spionen.[3]
Erst am 1. November überlegte das Alliierte Oberkommando, ob man portugiesische Beamte bewaffnen solle. Dies war zuvor nur inoffiziell geschehen. Ab dem 15. November ordneten die Japaner an, dass alle portugiesischen Zivilisten in neutrale Zonen ziehen sollten. Jene, die sich weigerten, wurden als Verbündete der Alliierten betrachtet. Folge war, dass die Portugiesen verstärkt mit den Alliierten zusammenarbeiteten.
Während in Portugiesisch-Timor die einheimische Bevölkerung in Unterstützer für Japan und Unterstützer für Australien und Portugal tief gespalten war, beklagen australische Quellen, in Westtimor wären die Alliierten nicht unterstützt und sogar verraten worden. Dies scheint mit ein Grund für den alliierten Rückzug aus dem Westteil der Insel gewesen zu sein. Im Westen wurden die Japaner oft als Befreier von der holländischen Kolonialherrschaft empfangen.[3]
Kriegsende

Japan befürchtete, dass im Falle eines Verlustes von Timor, die Alliierten die Insel strategisch nutzen könnten. Spekulationen wurden betrieben, dass die Alliierten im Falle eines japanischen Abzugs Portugal die Kolonie nicht mehr zurückgeben würden. Doch erst kurz vor der Kapitulation begann Japan die Souveränität Portugals über seine Kolonie wieder herzustellen, um alliierte Vorteile zu verhindern. Anfang 1945 wurde Portugal mitgeteilt, es würde in den südlichen Gebieten erst das Hinterland räumen. Frontgebiete, wie Timor, würden erst zuletzt aufgegeben. Dieses rationales Vorgehen führte aber gleichzeitig zu äußerst schwierigen Operationen.
Am 16. Mai 1945 stimmte Japans Premierminister Hideki Tojo Verhandlungen mit Portugal über die Wege eines Rückzugs aus Portugiesisch-Timor zu. Die Bedingungen waren, dass Portugal neutral bleiben, die Kolonie nicht erneut durch die Alliierten besetzt werden und Portugal für die Sicherheit der sich zurückziehenden japanischen Soldaten garantieren sollte. Am 28. Mai meldeten die japanischen Diplomaten nach Tokyo, dass Salazar beabsichtige neutral zu bleiben und beide Parteien vereinbarten, dass der japanische Rückzug nicht vor Eintreffen portugiesischer Streitkräfte auf Timor stattfinden würde. Zwar befürchtete Tojo, dass es dabei zu Auseinandersetzungen zwischen japanischen und portugiesischen Soldaten kommen könnte, doch Japan hoffte, dass ein portugiesisches Kontingent die Gefahr einer alliierten Invasion abwenden könne.
Am 6. und 9. August wurden die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfen. Am 15. August wurde die Kapitulation Japans bekannt gegeben. Am selben Tag teilte Tokyo seinen Diplomaten in Lissabon mit, dass Japan nun die Kontrolle über Portugiesisch-Timor an Portugal zurückgeben wolle. Am 1. September trafen sich japanische Vertreter mit Gouverneur Ferreira de Carvalho, um ein Ende der Feindlichkeiten zu vereinbaren. Am 5. September, drei Tage nach der Kapitulationszeremonie auf dem Schlachtschiff USS Missouri, erklärte Japan offiziell die Rückgabe der Kolonie. Ferreira de Carvalho erhielt die Befehlsgewalt über ein bewaffnetes japanisches Kontingent, um die Ordnung weiter aufrecht zu erhalten. Die Waffen der japanischen Soldaten wurden an Portugal übergeben. Die Weitergabe der Waffen an die Alliierten sollte nicht in Tokyo, sondern in Lissabon verhandelt werden. Das japanische Militär- und Zivilpersonal sollte in Sammellagern der Vereinten Nationen oder zu Häfen, die die Alliierten auswählten, gebracht werden. Die Telegraphenverbindung von Lissabon nach Dili wurde am 12. September wieder hergestellt.
Portugal forderte von den Alliierten, dass sie die Kriegsschäden beseitigen sollen, aufgrund der vorangegangenen Besatzung Portugiesisch-Timors durch Australier und Holländer. Die Alliierten und vor allem Australien wichen indes der Frage der Rückgabe der Souveränität aus. Die USA nutzten angeblich die Timorfrage als Ass bei den Verhandlungen über die Erhaltung amerikanischer Stützpunkte auf den Azoren. Obwohl sie über die Machtübergabe am 10. September informiert wurden, erklärten sie Timor erneut zum von Japan besetzten Gebiet, bevor das portugiesische Kontingent eintraf. Australien bot Portugal eine Entsendung australischer Truppen nach Osttimor an, doch Lissabon lehnte das Angebot bereits zwei Tage später ab. Nur unter Nötigung ließ Ferreira de Carvalho zu, dass eine australische Militärmission, unterstützt von einem portugiesischen Beamten, die Kapitulationsbedingungen mit den Japanern aushandelte. Es schien, als ob Portugals angebliches Entgegenkommen bei japanischen Forderungen bestraft werden sollten. Streit entbrannte, wer die Kapitulationserklärung der Japaner auf Timor entgegennehmen solle. Waren ursprünglich zwei Zeremonien, jeweils in Dili und Kupang geplant, forderte Australien nun eine einzige Zeremonie, in der die Erklärung nur an einen australischen Vertreter übergeben werden sollte. Dies sollte demonstrieren, dass nur die Australier den Japanern Widerstand geleistet und die Portugiesen, die mit ihrer „Neutralität“ den Japanern ermöglichten Timor zu einer Basis zu machen, keinen Anteil an dem Kriegsende gehabt hätten. Bereits am 28. August verlangte Canberra von Großbritannien, Portugal keine Unterstützung zur Rückerlangung der Kontrolle über Portugiesisch-Timor zu gewähren. Großbritannien lehnte dies, ebenso wie eine zweite Besetzung Timors durch australische Truppen, aufgrund seiner guten Beziehungen zu Portugal ab. Unabhängig davon hätten portugiesische Kriegsschiffe nicht davon abgehalten werden können, von Mosambik oder Ceylon aus Richtung Timor auszulaufen.

Als Auftakt der Kapitulationszeremonien nahm Brigadegeneral Lewis Dyke am 11. September 1945 für Australien die Erklärung der Japaner in Westtimor auf der australischen HMAS Moresby entgegen. Vertreter der Niederlande wurden zu der Zeremonie zu ihrem Missfallen nicht zugelassen. Am 19. September stimmte das australische Kabinett einer getrennten Kapitulationszeremonie für Osttimor in Dili zu. Das australische Kontingent verließ daraufhin Kupang in Richtung Dili. Dyke gratulierte am 23. September Ferreira de Carvalho zur Wiederherstellung der portugiesischen Herrschaft. Am 26. September fand dazu die offizielle Zeremonie in Dili statt. Bereits am nächsten Tag trafen die langerwarteten portugiesischen Schiffe Bartolomeu Dias und Zarco in Dili ein. Nochmal zwei Tage später erreichten portugiesische Truppentransporter mit über 2.000 Soldaten (Infanterie, Pioniere und Artillerie) die Kolonie. Mit dabei außerdem Nahrungsmittel und Baumaterial. Die Ankunft der Schiffe wurde mit einer großen Feierlichkeit zelebriert. Anwesend waren die meisten in der Kolonie verbliebenen Portugiesen, viele Timoresen, die Kommandanten von Baucau und Manatuto und loyale Liurai und Dorfchefs. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich nur noch 200 japanische Soldaten in der portugiesischen Kolonie. Das Verhalten Australiens gegenüber Portugals und der Niederlande bei der Abwicklung der Kapitulation Japans wurde allgemein kritisiert. [3]
Die Folgen des Zweiten Weltkrieges auf Timor

Den Alliierten war es zusammen mit ihren timoresischen Verbündeten gelungen, eine komplette japanische Division zu binden, so dass sie nicht auf Neuguinea eingesetzt werden konnte. Der Preis dafür war hoch. Insgesamt verloren im Zweiten Weltkrieg zwischen 40.000 und 70.000 Timoresen ihr Leben. Die Bevölkerungszahl Portugiesisch-Timors betrug vor dem Krieg etwa 450.000. [5]
Der Zusammenbruch der Landwirtschaft und der traditionellen Gesellschaftsstrukturen führte zu Hungersnöten und Seuchen. Die Brutalität, mit der japanische Soldaten gegen Unterstützer der Australier vorgingen, ist den Osttimoresen noch immer in Erinnerung. Von Folter, Hinrichtungen, systematischen Vergewaltigungen, Prügelstrafen und Zwangsarbeit durch die Japaner wird berichtet. Nahe Kupang wurde ein Massengrab mit 24 exekutierten Australiern und anderen Alliierten gefunden. Ebenfalls nahe Kupang befand sich das Oesapa Besar Lager für Kriegsgefangene, bis es August/September 1942 nach Java verlegt wurde. Das Fukumi Butai Corps wurde beschuldigt 16 australische Soldaten am Tag der Landung der Japaner in Dili ermordet zu haben. Nach ihrer Gefangennahme wurden vier sofort erschossen, die anderen bis auf einen mit dem Schwert hingerichtet. Ein Soldat überlebte die Bajonettstiche, die ihn töten sollten.
Portugiesische Quellen listen die Namen von 75 Portugiesen und ihren Verwandten auf, die durch die Besatzung starben. Mindestens zehn starben im Gefecht, 37 wurden ermordet, weitere acht starben in Gefangenschaft. Viele von ihnen waren ehemalige Deportierte, die meisten aber Beamte der portugiesischen Verwaltung. Zur Erinnerung an die Verbrechen gegen die Portugiesen wurde in Aileu ein Steinmonument errichtet. Zwar wurden viele Zeugenaussagen betreffs japanischer Verbrechen gegen Portugiesen, Chinesen und Timoresen gesammelt, aber es kam zu keinen Gerichtsverhandlungen. Die Kriegsverbrechen gegen Chinesen und Timoresen waren aus Sicht der australischen Ermittler von geringerem Interesse. Es waren jedoch gerade die einfachen Timoresen, die am meisten unter japanischen Repressalien und Zwangsarbeit leiden mussten.[3]
Timoresische Zivilisten wurden auch Opfer von Luftangriffen durch beiden Seiten. So bombardierten ab Ende 1942 einmal pro Woche zwei bis drei alliierte Flugzeuge Dili, ab November sogar täglich, was sowohl japanische, als auch timoresische und chinesische Opfer forderte. Hauptziele waren das japanische Konsulat (November 1942), die Radiostation (März 1943), ein portugiesisches Schiff und das Krankenhaus (Februar 1944). Die Bevölkerung hatte bereits im Juni 1942 die Stadt verlassen. 1944 wurde Lautém von der australischen Luftwaffe bombadiert. Weitere Ziele waren Aileu und Lahane. Im Gegensatz zu anderen Gebieten in Südostasien bekam Portugiesisch-Timor keine Entschädigungszahlungen aus Japan.
Mit Ende des Krieges übernahm Portugal 1945 wieder die Kontrolle über seine Kolonie. Während Westtimor mit Indonesien 1949 seine Unabhängigkeit von der Kolonialmacht erhielt, wurde Osttimor 1951 nur der Status eines portugiesischen Überseegebietes zugesprochen.
Siehe auch
Weblinks
- Australian War Memorial, 2005, "Fighting in Timor 1942". Mit Bildern
- Australian Department of Veterans Affairs, 2005, "Fall of Timor"
- L. Klemen, 1999-2000, "The fightings on the Portuguese East Timor Island, 1942"
- L. Klemen, 1999-2000, "The East Timor Island, March 1942-December 1942"
- L. Klemen, 1999-2000, "Dutch West Timor Island in 1942"