Zeichentrickfilm
Im Zeichentrickfilm werden einzelne gezeichnete Bilder der Reihe nach abfotografiert oder eingescannt. Als Film hintereinander abgespielt, erscheinen sie durch die Trägheit des Auges als Bewegtbild. Die Technik funktioniert dabei ähnlich wie im Daumenkino, wo aufeinander folgende Zeichnungen in einem Buch beim Durchblättern als Animationen erscheinen. Die Vorlagen werden frei gezeichnet, oder als sog. Rotoskopie von aufgenommenen Realfilmen abgezeichnet.
Zeichentrickfilme und Realfilme werden manchmal gemischt. Sehr oft werden Zeichentrickpassagen als Titel verwendet.
In der Kinoproduktion wird das Zeichnen auf Vorlagen von Hand seit Ende der 1990er-Jahre durch Computeranimationen verdrängt. Das Disney-Studio hat aufgrund des nachlassenden Erfolges ihre Zeichentrickfilm-Abteilung aufgelöst und will sich in Zukunft auf computeranimierte Produktionen konzentrieren, orientiert an den großen finanziellen Erfolgen des Pixar-Studios. 2004 kommt mit "Home on the Range" (dt. Die Kühe sind los!) der vorerst letzte Zeichentrickfilm aus dem Hause Disney in die Kinos.
In TV- und Kinderfilm-, sowie in Anime-Produktionen spielt die klassische Zeichentrick-Technik, ergänzt durch Computertechnik, auch weiterhin eine wichtige Rolle. Ähnlich den Zeichentrickfilmen sind Flachfigurenfilme oder Filme, bei denen die Zeichnungen durch Scherenschnitte ersetzt sind. Andere Trickfilm-Arten sind Puppentrickfilme, Claymation-filme und andere mit Stop-Motion-Technik erzeugte Filme.
Entscheidend zum Erfolg des Zeichentrickfilms trug die Erfindung der RCA (reduced cell animation) bei, die es erstmals erlaubte, wirklich preiswert zu produzieren. Anstatt jedes Bild einzeln zu zeichnen, werden hierbei einzelne Körperteile wie beispielsweise rennende Beine getrennt gezeichnet und erst im nächsten Durchgang zu kompletten Figuren zusammengesetzt. Teilanimationen können dadurch mehrfach wiederverwertet werden. Einzug hielt diese Technik mit den Flintstones.
International bedeutende Personen
- Winsor McKay (1867-1934), kanadischer Cartoon-Zeichner, entwickelte die Grundlagen der Zeichentrickfilmtechnik. Der Erfolg seines Trickfilms Gertie the Dinosaur im Jahr 1914 führte zur Gründung der ersten professionellen Zeichentrickstudios.
- Walt Disney (1901-1966), US-amerikanischer Trickfilmer. Er gilt als „amerikanischer Hayao Miyazaki“ und schuf 1922 die Märchentrickfilmreihe "Laugh-O-Grams", wenig später die Zeichentrickfigur Oswald the Lucky Rabbit und 1928 zusammen mit Ub Iwerks die legendäre Mickey Mouse sowie Minnie Mouse (1928), Pluto (1930), Goofy (1932) und Donald Duck (1934).
- Paul Grimault (1905-1994), französischer Zeichentrickfilmer (größter Erfolg: Der König und der Vogel).
- Tex Avery (1908 - 1980), US-amerikanischer Trickfilmer, brach mit der alleinigen Dominanz des Disney-Stils. Erfinder von Bugs Bunny und Daffy Duck.
- Don Bluth (geb. 1938), US-amerikanischer Trickfilmer (größte Erfolge: Feivel der Mauswanderer, Ein Land vor unserer Zeit).
- Ralph Bakshi (geb. 1938), Trickfilmregisseur und -drehbuchautor von Fantasyfilmen (z. B. Der Herr der Ringe 1980, Das letzte Einhorn, Feuer und Eis) sowie zahlreicher sozialkritischer Trickfilme (z. B. Fritz the Cat, Coonskin - Schwarzer Hass).
- Hayao Miyazaki (geb. 1941), japanischer Anime-Regisseur und Oscar-Preisträger. Der Zeichner der Zeichentrickserie Heidi gilt als „japanischer Walt Disney“, und sein Film Chihiros Reise ins Zauberland ist der höchstdekorierte Trickfilm aller Zeiten.
- Bill Plympton (geb. 1946), Zeichner von Filmen wie "Mutant Alien" oder "The Tune".
- Matt Groening (geb. 1954), Erfinder der Kultzeichentrickserien "The Simpsons" und "Futurama".
- Osvaldo Cavandoli (geb. 1920) Erfinder der Zeichentrickfigur La Linea.
Zeichentrick- und Animationsfilme im Kinoformat
Disney Pictures
- Susi und Strolch (Hamilton Luske/Clyde Geronimi/Wilfred Jackson, 1955)
- Dornröschen und der Prinz (Clyde Geronimi, 1959)
- Das Dschungelbuch (Wolfgang Reitherman, 1967)
- Arielle, die Meerjungfrau (John Musker, 1989)
- Aladdin (John Musker/Ron Clements, 1992)
- Der König der Löwen (Roger Allers, 1994)
- Pocahontas (Mike Gabriel/Eric Goldberg, 1995)
- Hercules (Ron Clements/John Musker, 1997)
- Mulan (Barry Cook/Tony Bancroft, 1997)
- Tarzan (Kevin Lima/Chris Buck, 1999)
- Fantasia 2000 (1999-2000)
- Disney's Dinosaurier (Ralph Zondag; Eric Leighton, 2000)
- Ein Königreich für ein Lama (Mark Dindal, 2000)
- Tigger's grosses Abenteuer (Jun Falkenstein, 2000)
- Disney's grosse Pause: Die geheime Mission (Chuck Sheetz, 2001)
- Der Schatzplanet (John Musker/Ron Clements, 2002)
- Das Dschungelbuch 2 (Steve Trenbirth, 2003)
- Ferkel's grosses Abenteuer (Francis Glebas, 2003)
- Lilo & Stitch (Dean Deblois/Chris Sanders, 2003)
- Bärenbrüder (Aaron Blaise/Robert Walker, 2003)
- Antz (Eric Darnell/Tim Johnson, 1998)
- Der Prinz von Ägypten (Brenda Chapman/Steve Hickner/Simon Wells, 1998)
- Der Weg nach El Dorado (Bibo Bergeron/Will Finn/Jeffrey Katzenberg/Don Paul/David Silverman, 2000)
- Shrek (Andrew Anderson/Victoria Jenson, 2001)
- Spirit - Der wilde Mustang (Kelly Asbury/Lorna Cook, 2002)
- Sinbad: Der Herr der sieben Meere (Tim Johnson/Patrick Gilmore, 2003)
- Shrek 2 (Andrew Anderson/Kelly Asbury/Conrad Vernon, 2004)
- Space Jam (Joe Pytka/Tony Cervone/Bruce W. Smith, 1996)
- Der Gigant aus dem All (Brad Bird, 1999)
- Pokémon - Der Film (Kunihiko Yuyama, 1999)
- Pokémon - Die Macht des Einzelnen (Kunihiko Yuyama/Michael Haigney, 2000)
- Pokémon - Im Bann des Unbekannten (Kunihiko Yuyama/Michael Haigney, 2001)
- Mein Nachbar Totoro (Hayao Miyazaki, 1988)
- Die letzten Glühwürmchen (Isao Takahata, 1988)
- Prinzessin Mononoke (Hayao Miyazaki, 1997)
- Chihiros Reise ins Zauberland (Hayao Miyazaki, 2001)
- The Cat returns (Hayao Miyazaki, 2003)
- Toy Story
- A Bug's Life (John Lasseter, 1998)
- Toy Story 2 (John Lasseter, 1999)
- Monster AG (Peter Docter, 2001)
- Findet Nemo (Andrew Stanton, 2003)
- Chicken Run (Nick Park/Peter Lord, 2000)
- Jimmy Neutron (John A. Davis, 2001)
Weitere
- Der Herr der Ringe (Ralph Bakshi, 1978)
- Das letzte Einhorn (Ralph Bakshi, 1982)
- Perfect Blue (Satoshi Kon, 1997)
- Tobias Totz und sein Löwe (Piet De Rycker/Thilo Graf Rothkirch, 1999)
- Hilfe! Ich bin ein Fisch! (Michael Hegner/Stefan Fjeldmark, 2000)
- Der kleine Eisbär (Piet De Rycker/Thilo Graf Rothkirch, 2001)
- Final Fantasy - Die Mächte in Dir (Hironobu Sakaguchi, 2001)
- Momo (Enzo d´Alò, 2002)
Berühmte Zeichentrickfiguren
- Micky Maus (Geistiger Vater: Walter Elias Disney)
- Donald Duck (Geistiger Vater: Walter Elias Disney)
- Dagobert Duck (Geistiger Vater: Carl Barks)
- Garfield (Geistiger Vater: Jim Davis)
- Snoopy (Geistiger Vater: Charles M. Schulz)
- Der rosarote Panther (Geistiger Vater: Blake Edwards)
- Asterix (Geistiger Vater: René Goscinny)
- Heidi aus Heidi (Geistige Mutter: Johanna Spyri)
- Wickie aus Wickie und die starken Männer (Geistiger Vater: Runer Jonsson)
- Pikachu aus Pokémon (Geistiger Vater: Satoshi Tajiri)
- Son-Goku aus Dragon Ball (Geistiger Vater: Akira Toriyama)
Weblinks
Siehe auch
- Anime (japanische Zeichentrickfilme)
- Trickfilm
- Oscars/Animierter Spielfilm (Academy Award - Bester animierter Spielfilm)
- Comics, Manga
- Film, Film-Fachbegriffe