Signalgate-Affäre
Die Signalgate-Affäre bezieht sich auf einen schwerwiegenden Sicherheitsvorfall zu Beginn der zweiten Präsidentschaft Donald Trumps, bei dem hochrangige Beamte der US-Regierung sensible militärische Pläne und vertrauliche Informationen über den Messenger-Dienst Signal austauschten, was zu einem ungewollten Datenleck führte.
Chronologie
- März 2025 (Zeitraum 11. bis 15. März): Hochrangige US-Regierungsbeamte, darunter der damalige Verteidigungsminister Pete Hegseth, der Nationale Sicherheitsberater Mike Waltz sowie
John Ratcliffe und die Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard, führten eine Gruppenkonversation über den Messenger-Dienst Signal. Die Gespräche drehten sich um bevorstehende Militäroperationen gegen die Huthi-Rebellen im Jemen unter dem Codenamen "Operation Rough Rider"[1].
- März 2025 (um den 24. März): Jeffrey Goldberg, Chefredakteur des Magazins "The Atlantic", wurde versehentlich zu diesem geheimen Gruppenchat hinzugefügt. Mike Waltz hatte versucht, Brian Hughes, den Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, hinzuzufügen, doch aufgrund einer Verwechslung im Adressbuch – Goldbergs Nummer war unter dem Kontakt von Brian Hughes gespeichert – landete Goldberg in dem Chat.[2]
- 24. März 2025: Goldberg veröffentlichte einen teilweise redigierten Transkript des Chats in "The Atlantic", der die Brisanz der Konversationen offenbarte.[3] Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Brian Hughes, bestätigte die Authentizität des Chats.[4]
- 25. März 2025: Nachdem andere Trump-Administrationsbeamte Goldbergs Charakterisierung der redigierten Abschnitte als wahrscheinlich klassifizierte Informationen bestritten, veröffentlichte "The Atlantic" das gesamte Transkript. Dieses enthielt detaillierte operative Informationen, darunter Zielinformationen, einzusetzende Waffensysteme und die Angriffssequenz.[5]
- Ende März 2025: Es stellte sich heraus, dass die beteiligten Beamten möglicherweise nicht die offizielle Signal-App, sondern einen unsicheren Drittanbieter-Klon namens "TM SGNL" nutzten. Dieser Klon, entwickelt von der israelischen Firma TeleMessage (später von Smarsh übernommen), war darauf ausgelegt, Nachrichten zur Compliance zu archivieren, was jedoch die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung aufhob und die Nachrichten unverschlüsselt an externe Archivserver übertrug. Aufgrunddessen bestand die Möglichkeit des Drittzugriffs auf die ansonsten verschlüsselte Kommunkikation.[6]
- Ende März 2025 (um den 26. März): Das Pentagon warnte, dass die Signal-App im Visier russischer Hacker sei und verwies auf gezielte Überwachungsaktivitäten russischer Hacker, [7]die von Google identifiziert wurden. Das Weiße Haus behauptete jedoch, dass keine Kriegspläne oder klassifizierte Informationen in der Gruppe geteilt wurden.[8]
- April 2025: Die Affäre löste erhebliche Kritik aus. Ehemalige Regierungsbeamte wie die Nationale Sicherheitsberaterin Susan Rice zeigten sich entsetzt über das "erschreckende Fehlverhalten". Präsident Trump spielte den Vorfall herunter, bezeichnete ihn als "Ausrutscher" und griff den Journalisten Goldberg verbal an.[9]
- 1. Mai 2025: Mike Waltz verlor infolge der Affäre seinen Posten als Nationaler Sicherheitsberater und wurde stattdessen zum UN-Botschafter nominiert [BBC News, SPIEGEL]. Verteidigungsminister Pete Hegseth, der ebenfalls am Chat beteiligt war, blieb jedoch im Amt, was zu weiteren Diskussionen führte.[10][11]
Die "Signalgate-Affäre" verdeutlichte die schwerwiegenden Risiken, die entstehen, wenn hochrangige Regierungsbeamte nicht zugelassene Kommunikationsmittel für sensible Informationen nutzen und grundlegende digitale Sicherheitsprotokolle missachten.
Nachweise
- ↑ Eric Schmitt, Edward Wong, John Ismay: U.S. Strikes in Yemen Burning Through Munitions With Limited Success. In: The New York Times. 4. April 2025, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 29. Mai 2025]).
- ↑ Autorenzeichen jok: Signal-Affäre um Mike Waltz / So geriet die Nummer eines Topjournalisten wohl ins Telefon von Trumps Sicherheitsberater / Der Signal-Skandal hat die Regierung Trumps erschüttert. Ein Journalist las in einem Chat hochsensible Infos mit. Doch wie konnte er überhaupt in die Gruppe gelangen? Laut »Guardian« durch menschliches Versagen. In: SPIEGEL (Hrsg.): Der Spiegel. 7. April 2025, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 29. Mai 2025]).
- ↑ Autor ungenannt: US-Magazin veröffentlicht ganze Chatverläufe zu US-Angriffsplänen. In: tagesschau.de. ARD, 26. März 2025, abgerufen am 29. Mai 2025.
- ↑ Jennifer Jacobs: Trump national security adviser meant to add spokesperson not journalist to Signal chat, sources say. In: cbsnews.com. CBS News, 6. April 2025, abgerufen am 29. Mai 2025 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Jeffrey Goldberg, Shane Harris: Here Are the Attack Plans That Trump’s Advisers Shared on Signal / The administration has downplayed the importance of the text messages inadvertently sent to The Atlantic’s editor in chief. In: The Atlantic. 26. März 2025, abgerufen am 29. Mai 2025 (englisch).
- ↑ Matthias Schwarzer: Signal-Affäre: Trump-Regierung nutzte offenbar unsichere Dritt-App. 6. Mai 2025, abgerufen am 29. Mai 2025.
- ↑ José Olivares: Pentagon warned staffers against using Signal before White House chat leak. In: The Guardian. 25. März 2025, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 29. Mai 2025]).
- ↑ Roland Quandt: Signal-Gate weitet sich aus: Daten von Trump-Ministern frei verfügbar. In: winfuture.de. 26. März 2025, abgerufen am 29. Mai 2025.
- ↑ dpa: Ex-Beraterin Susan Rice: Signal-Gate lässt mich nur den Kopf schütteln. In: t-online.de. 26. März 2025, abgerufen am 29. Mai 2025.
- ↑ ahh/AFP/Reuters: Mike Waltz: Sicherheitsberater von Donald Trump verliert wegen Signal-Affäre seinen Posten. In: SPIEGEL (Hrsg.): Der Spiegel. 1. Mai 2025, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 29. Mai 2025]).
- ↑ Verena Harzer, AFP: USA: Trumps Sicherheitsberater Mike Waltz verliert seinen Posten. In: Die Zeit. 1. Mai 2025, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 29. Mai 2025]).