Herdwangen
Wappen | Karte |
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Deutschlandkarte, Position von Herdwangen hervorgehoben |
Basisdaten | |
Bundesland: | Baden-Württemberg |
Regierungsbezirk: | Tübingen |
Landkreis: | Sigmaringen |
Gemeinde: | Herdwangen-Schönach |
Geografische Lage: | Vorlage:Koordinate Text Artikel |
Höhe: | 640 ü. NN |
Postleitzahlen: | 88634, früher 7796, 7799 |
Vorwahl: | 07557 |
Kfz-Kennzeichen: | SIG, bis 1971 ÜB |
Wohnplatzschlüssel: | 08 4 37 124 013 |
Sprachliches | |
Lokaler Name: | Herdwang, Herdwangè |
Ortsneckname: | Eselohren |
Herdwangen ist der größte Teilort der Gemeinde Herdwangen-Schönach im Süden des Landkreises Sigmaringen in Baden-Württemberg.
Geografie
Herdwangen liegt 12 km vom Bodensee entfernt, auf dem Höhenzug im oberen Linzgau, an der Landstraße zwischen den Städten Pfullendorf im Norden und Überlingen im Süden.

Geologie
Die äußere Endmoräne der letzten Eiszeit ist bei Alberweiler als langgezogener Höhenrücken zu erkennen, hinter dem sich Riedflächen erstrecken. Der Untergrund der Gemarkung Herdwangen besteht weitgehend aus Gletscherablagerungen, nur in den Hängen der tiefer eingeschnittenen Bachtäler kommt der darunterliegende Molassesandstein (Obere Süßwassermolasse) zum Vorschein. Die Moränenablagerungen wurden früher in verschiedenen Kiesgruben abgebaut.
Zugehörige Orte
Herdwangen ist Mittelpunktsort für die umliegenden Weiler Ebratsweiler, Alberweiler, Mühlhausen, Waldhof, Schwende und die Vorstatt, aber auch für Oberndorf, Waldsteig, Heggelbach und Breitenerlen, die bis 1974 eine eigene Gemeinde Oberndorf bildeten. Grundlage für diese alte Zusammengehörigkeit, die auch über die badisch-hohenzollerische Landesgrenze hinweg erhalten blieb, ist die Zugehörigkeit zur Pfarrgemeinde Herdwangen.
Geschichte
Name
Der Ortsname setzt sich aus dem Männernamen Hedo und dem Begriff wang, der ein flaches Wiesengelände bezeichnet, zusammen. Der Name lautet in den ältesten mittelalterlichen Urkunden Hedewanc, Hedewanch oder Hediwanc. Im 14. Jahrhundert setzt sich die Schreibweise Hedwang durch und erst im 16. Jahrhundert erscheint die Schreibung Herdwang.
Das zugehörige Eigenschaftswort und die Bezeichnung für die Einwohner lautet Herdwanger und nicht, wie gelegentlich zu beobachten, Herdwangener.
Mittelalter
Herdwangen kam wohl schon 983 bei der Gründung des Klosters Petershausen in den Besitz dieses Klosters. 1226-1249 erscheint in Urkunden ein Leutpriester von Herdwangen namens Friedrich als Zeuge. Im Zehntbuch des Bistums Konstanz von 1275 ist für Herdwangen eine relativ gut ausgestattete Pfarrpfründe verzeichnet. Das Kloster Petershausen versuchte im 13. und 14. Jahrhundert, seine Besitzungen und Rechte in Herdwangen abzurunden, indem es z.B. Herdwanger Besitz des Klosters St. Johann im Thurgau erwarb, darunter auch eine Mühle. Ende des 14. Jahrhunderts findet sich die Vogtei über das Dorf als Lehen in der Hand von Überlinger Bürgern und im Jahr 1402 verkaufte Petershausen die Vogtei an das Spital der Reichsstadt Überlingen. Dies hatte ständige Auseinandersetzungen und vertragliche Regelungen über Einkünfte und Rechte von Kloster und Stadt zur Folge, bis Petershausen fast drei Jahrhunderte später (1687) die Vogtei wieder zurückkaufte.
Neuzeit
Im Bauernkrieg 1525 schlossen sich auch Herdwanger Bauern den Aufständischen im Hegau an. Andere wurden in das Heer der Städte und Klöster eingezogen, das die Bauern in ihrem Lager in Sernatingen (heute Ludwigshafen) bekämpfen sollte. Bevor es zur Schlacht kam, meuterten 600 Bauern aus dem Heer der Städte. Sie wurden jedoch überwältigt und die Anführer der Meuterei, darunter drei aus Schwende und Hans Schmid ("Bläsis Sohn") aus Herdwangen, hingerichtet. Ein weiterer gleichnamiger Herdwanger, Hans Schmid "der Alte" wurde unter Auflagen begnadigt.
Im Dreißigjährigen Krieg 1618-1648 litten Herdwangen und die umgebenden Weiler unter Kriegssteuern, Plünderungen und der Pest, die 1635 durch alle Häuser des Dorfes zog. Schon 1629 sind Kirche und Pfarrhaus beschädigt, in den 1640er Jahren viele Häuser unbewohnbar, die Pfarrgebäude zerstört, das Getreide knapp und Gemeinde und Pfarrer mittellos. Davon erholte sich der Ort lange nicht.
Der spanische Erbfolgekrieg und Missernten erzeugten ab 1689 neue Not, so dass 15 Familien im Jahr 1691 nach Ungarn auswanderten. Solche Auswanderungsbewegungen sind in der Folge im ganzen 18. Jahrhundert festzustellen.
Das Kloster Petershausen baute 1770 ein repräsentatives Verwaltungsgebäude (Rentamt) in Herdwangen, das das Schlösschen im Waldhof als Sitz des petershausischen Statthalters ersetzen sollte. Als Inhaber der niederen Gerichtsbarkeit über Herdwangen kaufte das Kloster dann 1776 auch die Hohe Gerichtsbarkeit von der Grafschaft Heiligenberg und wurde 1779 vom Kaiser offiziell mit den neu erworbenen Rechten belehnt (gegen eine Gebühr von 4000 Gulden). Aus diesem Anlass wurden die neuen Grenzen vermessen und Grenzsteine gesetzt.
Lange konnte das Kloster die volle Landesherrschaft über die Herrschaft Herdwangen nicht ausüben, denn 1803 fielen durch die Säkularisation die Besitzungen Petershausens, und damit auch Herdwangen, an das Großherzogtum Baden. Das Kloster wurde bald darauf aufgelöst.
19. und 20. Jahrhundert
Bis 1813 bildeten Herdwangen und die umliegenden Orte ein eigenes Amt im badischen Seekreis, dann wurde das Amt Herdwangen dem Amt Pfullendorf (ab 1864 Bezirksamt Pfullendorf) zugeschlagen. Im Jahr 1924 wurde die bisher selbständige Gemeinde Ebratsweiler zu Herdwangen eingemeindet. 1936 kam Herdwangen zum Landkreis Überlingen. (Siehe auch Verwaltungsgliederung Badens)
Der langjährige Bürgermeister und Landtagsabgeordnete Otto Osterwald wandte sich vehement gegen den auch in Herdwangen aufkommenden Nationalsozialismus und wurde bereits kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 als Bürgermeister abgesetzt, mehrfach angezeigt und von der Gestapo verhört. Nach dem Krieg wurde er aufgrund seiner Amtserfahrung und politisch unbelasteten Vergangenheit von der französischen Besatzungsmacht wieder als Bürgermeister eingesetzt.
Nach dem Ende des 2. Weltkriegs gehörte Herdwangen zur französischen Besatzungszone, ab 1948 zum Land Baden (Südbaden), seit 1952 zum Land Baden-Württemberg. Durch die Kreisreform 1971 kam die Gemeinde Herdwangen vom Landkreis Überlingen zum Kreis Sigmaringen und wurde 1974 mit den Gemeinden Großschönach und Oberndorf zur neuen Gemeinde Herdwangen-Schönach vereinigt.
Wappen
Das Wappen geht zurück auf die Überlinger Familie Brümsi, die um 1400 die Vogtei über Herdwangen besaß. Es zeigt in einem geteilten Schild links einen sechszackigen silbernen Stern auf schwarzem Grund und rechts einen schwarzen Stern auf silbernem Grund.
Kultur
Bauwerke
- Kirche St. Petrus und Paulus
- ehemaliges Rentamt des Klosters Petershausen, erbaut 1770 (heute Rathaus)
Musik und Brauchtum
- Musikverein Herdwangen
- Kirchenchor St. Peter und Paul
- Narrenverein Eselohren
- Back Up 7
Bildung
- Grundschule Herdwangen
- Förderverein für die Grundschule Herdwangen
Sport
- Der Herdwanger Sportverein spielt in der Fußball-Kreisliga A, Staffel III
- Tennisclub Herdwangen-Schönach
- K.K. Schützenverein Herdwangen
- Reiterverein Herdwangen-Spießhof
Naturdenkmäler
Das Naturschutzgebiet Ruhestetter Ried zwischen Herdwangen und Alberweiler ist ein Niedermoorkomplex im Ursprungsgebiet der Linzer Aach und liegt in einer eiszeitlichen Senke.
Persönlichkeiten
- Emil Stehle (* 1926), römisch-katholischer Bischof von Santo Domingo de los Colorados
- Otto Osterwald (1887-1967), Wagnermeister, Bürgermeister und Abgeordneter im badischen Landtag (Zentrumspartei)
Literatur
- Gemeinde Herdwangen-Schönach (Hrsg.): Herdwangen-Schönach. Heimatbuch zur Geschichte der Gemeinde und des nördlichen Linzgau (Herdwangen-Schönach 1994)
- Edwin E. Weber, Ein christlicher Demokrat in schwerer Zeit : Der badische Zentrumspolitiker, Landtagsabgeordnete und Herdwanger Bürgermeister Otto Osterwald (1887-1967) In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 116 (1998) S. 153-172