Emil Strauß
Emil Strauß (*31. Januar 1866 in Pforzheim; † 10. August 1960 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Dichter.
Leben
Emil Strauß stammte aus einer Pforzheimer Schmuckfabrikanten-Familie. Zunächst studierte er Philosophie, Germanistik und Volkswirtschaftslehre an den Universitäten in Freiburg im Breisgau, in Berlin und in Lausanne.
Er brach frühzeitig sein Studium ab und beschloß, freier Schriftsteller zu werden. 1892 erschien seine erste Erzählung „Der Tier- und der Menschenfreund“ in der Freien Bühne.
Abgestoßen vom städtisch-bürgerlichen Leben, von Geld- und Berufsstreben wandte er sich der lebensreformerischen Bewegung zu. Zusammen mit dem Kaiserstühler Emil Gött unternahm er am Oberrhein einen landwirtschaftlichen Siedlungsversuch auf Gemeinschaftsgrundlage. Nach dessen Scheitern führten ihn längere Reisen in die Schweiz, nach Italien und schließlich, um aus der „deutschen Domestizierung“ auszubrechen, 1892 nach Brasilien.
Nach zehnjährigem Aufenthalt in Südamerika kehrte er in seine südwestdeutsche Heimat zurück und ließ sich in ländlicher Umgebung am Bodensee nieder.
Seine Romane und Novellen waren Anfangs des 20. Jahrhunderts teilweise populärer als die Werke von Hermann Hesse oder Thomas Mann. In Badenweiler und zuletzt in Freiburg im Breisgau verbrachte er seinen Lebensabend.
Werk und Wirkung
Emil Strauß wird heute zu den Großen der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts gezählt. Er entwickelte eine reife, wirklichkeitsgesättigte und gestaltungsstarke Erzählkunst, die ganz von den alten und immer neu genährten Formkräften bestimmt werden, die seit lateinischer Zeit im Westen und Südwesten Deutschlands wirksam sind. Seine klare, männliche, gegenständlich-dichte Sprache gründet tief in alemannischem Stammestum und knüpft an die großen realistischen Erzähler des 19. Jahrhunderts an.
Dabei steht die Auseinandersetzung mit der sinngefährdenden Krise des modernen Menschen im Mittelpunkt seiner Werke, und zwar nicht nur in theoretisch-literarischer Weise: Seine bäuerlich-werktätigen Erfahrungen im alemannischen Raum und in Brasilien spiegeln sich in Ernst und Fülle seines Stils wieder.
Sein großer Roman, „Das Riesenspielzeug“ schildert diese Erfahrungen in besonders eindringlicher Weise. Noch populärer als dieser war sein klassischer Entwicklungsroman "Freund Hein", der – mit Hermann Hesses „Unterm Rad“ verwandt – als herausragendes Beispiel für dieses Genre gilt. Mit dem Roman "Der nackte Mann" und der Novelle "Euphemia" hat Emil Strauß seiner Heimatstadt Pforzheim literarische Denkmale gesetzt. Kleinode unter seinen Novellen sind „Der Schleier“, „Der Laufen“ und „Otta“.
Thomas Mann zu Emil Strauß (1926): „Verwechseln Sie Ruhm mit Betrieb? Ich frag so, weil Sie Emil Strauß erwähnen, um den Stille sei. Aber Stille um ein bedeutendes Talent braucht ja nicht Verkennung dieses Talentes zu bedeuten, sie kann zum Wesen, zum Willen gehören. Straußens „Freund Hein“ hat eine tiefe Wirkung getan.“
Werke (Auswahl)
- Der Engelwirt. Eine Schwabengeschichte, Berlin 1901.
- Lorenz Lammerdien. Berlin 1917.
- Der nackte Mann, Berlin, Wien 1919 (Neudruck 1981).
- Vaterland. Drama, Stuttgart, Berlin 1923.
- Freund Hein. Eine Lebensgeschichte, München 1925.
- Das Riesenspielzeug, Roman, München 1935
- Der Spiegel, München 1936.
- Lebenstanz. Roman, München 1940.
- Ludens. Erinnerungen und Versuche, München 1955.
- Don Pedro. Tragödie, München 1957.
- Menschenwege. Novellen und Erzählungen, Kirchheim/Teck 1978.