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Spasatel

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Die Spasatel (Спасатель) ist ein vom russischen Verteidigungsministerium geplantes, zu der Zeit als „streng geheim“ eingestuftes Projekt eines Bodeneffektfahrzeuges.

Ein Bodeneffektfahrzeug nutzt den Bodeneffekt (die entstehenden dynamischen Auftriebs- oder Abtriebkräfte) und fliegt im Gegensatz zu wassertauglichen Flugbooten normalerweise dicht über dem Gewässer.

Ursprünglich sollte es als Raketenträger des Projektes „Lun“ dienen, wurde dann zum Rettungsfahrzeug umgebaut, jedoch nie fertiggestellt.

Ziele

Der militärische Vorteil dieser Maschinen gegenüber Schiffen und U-Booten lag darin, dass sie keinen Tiefgang hatten und daher nicht vom Sonar erfasst wurden; gegenüber Flugzeugen bestand der Vorteil neben der großen Nutzlast in der geringen Flughöhe, was die Radarerfassung erschwerte.

Dies war besonders zu Zeiten des Kalten Kriegs und mit den derzeitigem Wissen und Techniken eine interessante Möglichkeit unauffällig, schnell und viel Ladung oder Personen über weite Strecken zu transportieren. Heute ist es durch die hohen Treibstoffkosten und bessere Tarn- und Ortungstechniken technisch veraltet.

Geschichte

1963 bis 1964 wurde der erste Prototyp eines Bodeneffektfahrzeugs „KM“ (russische Bezeichnung für die Prototypklasse) geplant und 1965 fertiggestellt, was zu der Zeit das größte und schwerste „Flugzeug“ der Welt war. Dieses ging jedoch 1969 während eines Testflugs bei starkem Nebel verloren, als der Pilot die Orientierung verlor und mit dem Prototyp ins Meer stürzte. Der zweite fertiggestellte Prototyp verunglückte im Jahr 1980 ebenfalls, als der Pilot falsch reagierte. Dies zeigte auch, wie schwierig diese zu fliegen waren, auch weil diese komplett mechanisch gesteuert sind.

Ursprünglich sollte es als zweites Raketenträger-Bodeneffektfahrzeug gebaut werden.
Nachdem bei einem Unglück im Jahr 1989 das russische Atom-U-Boot „Komsomolets“ sank, wobei 42 Leute um das Leben kamen, wurde dieses zweite Fahrzeug für den Einsatz im Seenotrettungsdienst umgebaut und hätte bis zu 500 Passagiere befördern bzw. evakuieren können.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde das Projekt wie so viele Prestige-Vorhaben auf Eis gelegt, da man das Wettrüsten des Kalten Krieges aufgegeben hatte und die finanziellen Mittel fehlten. Auch die militärischen Einsätze auf See wurden stark reduziert, sodass sich der Einsatzzweck verkleinerte.

Der Spasatel ist in den Aufbauten und Ummantelungen komplett und zu 98 % fertiggestellt. Nach dem Konkurs des Ekranoplan-Werkes, wurde die Spasatel nicht verschrottet, sondern wie das ganze Areal einfach in dem Zustand der Produktion gelassen.

Auf GoogleEarth lässt sich im Hafen von Kaspijsk am Kaspischen Meer ein Exemplar zu sehen, das dort auf einer Art schwimmenden Plattform steht. Zu finden unter den Koordinaten: 42°52'52,54" N / 47°39'24,31" E. Vermutlich handelt es sich hier um die später gebaute zivile Version, Siehe auch unter Wikipedia "Ekranoplan"

Gegenwart

Auch heute noch existiert der nicht fertiggestellte Spasatel und wartet in einem alten Industriekomplex in Nischni Nowgorod auf seine Auferstehung. (Stand 2006)

Verfechter, Liebhaber, sowie ehemalige Mitarbeiter des Werkes arbeiten immer noch an der Fertigstellung des größten Bodeneffektfahrzeuges der Geschichte. Dabei ist es sehr schwer, Bauteile und Maschinen zu beschaffen, da dieses Vorhaben von offizieller Seite nicht unterstützt wird und somit der Zugang und die Fertigung des Spasatel sehr kosten- und arbeitsintensiv ist. Damit ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Spasatel jemals „fliegen“ wird, sehr gering. Alle Mitarbeiter des Spasatelprojektes arbeiten heute auf freiwilliger Basis.

Daten

(Die Daten basieren auf dem ersten Projekt und dessen Erfahrungen)

Startgewicht: 400 Tonnen
Länge: 73,8 m
Spannweite: 44,0 m
Höhe: 19,2 m
Geschwindigkeit: Normalhöhe: 450-550 km/h

(243-297 Knoten)
Minimalhöhe: 20-100 km/h
(10.8-54 Knoten)

Reichweite: Normalhöhe: 3.000 km

Minimalhöhe: 400 km

Max. Dauer auf See: 5 Tage
Normalflughöhe: 1-5 m
Suchhöhe: 500 m
Maximalhöhe: 7.500 m
Max. Wellenhöhe: Start und Landung: 2,5-3,5 m

Flug: unbegrenzt

Turbinenanzahl: 8 Stück NK-87,

bis zu 10 in Probeläufen

Schubkraft: Je Triebwerk 13t Schubkraft
Besatzung: 9 Piloten + 19 Rettungskräfte
Kapazität: 150-500 Passagiere


Siehe auch

Bodeneffektfahrzeug