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Robert F. Kennedy

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Robert F. Kennedy
Robert F. Kennedy (1964)

Robert Francis Kennedy (* 20. November 1925 in Brookline, Massachusetts; † 6. Juni 1968 in Los Angeles, Kalifornien), war ein jüngerer Bruder des ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy, der nach einer Karriere als Senatsjurist, Justizminister und Senator selbst das US-Präsidentenamt anstrebte und dabei – in aussichtsreicher Position – gleichfalls einem Attentat zum Opfer fiel.

Leben

Robert Francis „Bobby” Kennedy ("RFK") war das siebte Kind von Joseph und Rose Kennedy. Er studierte Rechtswissenschaften an der Harvard University und der University of Virginia, wo er auch 1951 seinen Abschluss machte. Dazwischen diente er kurze Zeit in der Navy. 1952 leitete er den Wahlkampf seines Bruders John um einen Sitz im US-Senat, 1960 den um das Amt des US-Präsidenten.

Von 1953 bis 1959 war Kennedy juristischer (Chef-)berater eines Senatsunterausschusses, der bis Ende 1954 unter dem Vorsitz des "Kommunistenjägers" Joseph McCarthy echte oder vermeintliche Fälle von Landesverrat und Spionage in Regierung, Verwaltung und Militär untersuchte. Nach der Ablösung McCarthys beschäftigte sich der Ausschuss vorwiegend mit kriminellen Machenschaften innerhalb der Transportarbeitergewerkschaft (Teamsters) und deren Kontakten zur Mafia, was Kennedy die lebenslange Feindschaft des Teamster Vorsitzenden Jimmy Hoffa einbrachte.

Nach dem Sieg John F. Kennedys 1961 berief ihn dieser als Justizminister in sein Kabinett. In diese Zeit fielen die Schweinebucht-Invasion und die Kuba-Krise, in deren Verlauf er sich zu einem der engsten Berater des Präsidenten entwickelte. Außerdem tat er sich als engagierter Bekämpfer des organisierten Verbrechens hervor und galt bald, trotz anfänglicher Nepotismusvorwürfe, als eines der effizientesten Regierungmitglieder. Nach der Ermordung seines Bruders verblieb er zunächst im Kabinett des Kennedy Nachfolgers Lyndon B. Johnson, mit dem ihn eine wechselseitige Abneigung verband. Nachdem sich seine Hoffnungen, als Vizepräsidentschaftskandidat nominiert zu werden, nicht erfüllten, verließ er 1964 die Regierung und kandidierte für das Amt des Senators von New York. Er gewann den Wahlkampf gegen Kenneth Keating und war von 1965-1968 Senator. Seine Popularität innerhalb der Demokratischen Partei hatte sich schon am Parteitag 1964 gezeigt, wo er seine Rede erst nach einem fast zwanzigminütigen Beifallssturm beginnen konnte, welcher seiner Meinung nach allerdings vorwiegend dem ermordeten Bruder galt.

1968 war Robert Kennedy, nach anfänglichem Zögern aus Angst vor einer Parteispaltung, selbst ein aussichtsreicher Präsidentschaftskandidat der Demokraten. Nach dem Verzicht Präsident Johnsons auf eine Wiederkandidatur sah er sich dabei im innerparteilichen Vorwahlkampf um die Nominierung Senator Eugene McCarthy und Vizepräsident Hubert H. Humphrey gegenüber. Sein kurzfristig organisierter und oftmals improvisierter Wahlkampf stieß auf unerwartete Resonanz. Kennedys Auftritte lösten einen Begeisterungssturm v. a. unter Afroamerikanern und lateinamerikanischen Einwanderern aus, der in der Geschichte amerikanischer Vorwahlen (Primaries) ohne Beispiel war. Nachhaltigen Eindruck hinterließ seine Rede anlässlich der Ermordung Martin Luther Kings, in der er zum ersten und einzigen Mal öffentlich auf das Attentat auf seinen Bruder Bezug nahm ("Auch er wurde von einem weißen Mann ermordet") und zu Mitgefühl für einander und einem Gerechtigkeitsgefühl gegenüber den Leidenden aufrief. Kennedy hatte - nach Siegen in Indiana und Nebraska und einer Niederlage in Oregon - gerade die Vorwahlen in South Dakota und - weitaus wichtiger - Kalifornien gewonnen, als er kurz nach Mitternacht des 5. Juni, nach seiner Dankesrede im Ballsaal des Hotels "Ambassador" in Los Angeles, angeschossen wurde. Als Täter wurde der palästinensische Einwanderer Sirhan Bishara Sirhan noch am Tatort, der Kaltküche des Hotels, verhaftet und die Tatwaffe sichergestellt, ein Ivar-Johnson-Revolver Kaliber .22. Kennedy starb einen Tag später an seinen Verletzungen. Sein mutmaßlicher Mörder sitzt heute, nachdem das gegen ihn 1969 ergangene Todesurteil, einer Änderung der Gesetzeslage folgend, in lebenslange Haft umgewandelt wurde, seine Strafe im Staatsgefängnis von Corcoran, Kalifornien, ab.

RFKs schlichtes Grab auf dem US-Nationalfriedhof in Arlington, Virginia

Ob Robert Kennedy tatsächlich als Präsidentschaftskandidat der Demokraten nominiert und im Herbst 1968 zum Präsidenten gewählt worden wäre (Gegenkandidat der Republikaner war Richard Nixon) ist eine der meistdiskutierten offenen Fragen der amerikanischen Geschichte geblieben. Zwar hatte er durch seine beiden letzten Vorwahlsiege Senator McCarthy eindeutig aus dem Feld geschlagen, jedoch war durch die Vorwahlen nur eine Minderheit der Parteitagsdelegierten in ihrer Entscheidung gebunden und es stand zu erwarten, dass der Einfluss von Vizepräsident Humphrey auf die restlichen - vom Parteiapperat bestimmten - Delegierten größer war, zumal dieser auch auf die Unterstützung der Gewerkschaften zählen konnte. Humphrey hatte jedoch, im Gegensatz zu Kennedy, keine einzige Vorwahl gewonnen. Für Kennedy sprach weiters seine Distanz zur zunehmend unpopuläreren Vietnampolitik Präsident Johnsons, sein größeres Charisma, sentimentale Remiszenzen an seinen ermordeten Bruder und nicht zuletzt der damals noch intakte Mythos des Namens Kennedy. Dass im Falle einer Nominierung seine Chancen gegen Nixon durchaus intakt gewesen wären geht allein aus der Tatsache hervor, dass auch Humphrey nur ganz knapp gegen Nixon verlor.

In seinen Grundhaltungen war Robert F. Kennedy von Edith Hamilton beeinflusst. Er war entschiedener Gegner der Rassendiskriminierung, als Justizminister ein entschlossener Kämpfer gegen die Mafia und später ein heftiger Kritiker der Vietnampolitik Lyndon B. Johnsons. In seiner Zeit als Senator wuchs sein Interesse an sozialen Fragen und er bezog dabei in zunehmendem Maße liberale - nach europäischem Verständnis "linke" - Positionen, was ihn - in wesentlich stärkerem Ausmaß als seinen Bruder - bis heute zu einer Ikone des amerikanischen Liberalismus macht. Sein Tod wird, zusammen mit dem Attentat auf Martin Luther King, auch vielfach als Ende eines - wie auch immer definierten - "Amerikanischen Traumes" gedeutet sowie als Abschied von einer durch Jugendlichkeit, Optimismus und Fortschrittsglauben charakterisierten Ära, die von einer Zeit der "politischen Finsternis" (Stichwort "Watergate") abgelöst wurde.

Zweifel an der (Allein-)Täterschaft Sirhans

Ob Sirhan die Tat tatsächlich alleine ausführte bzw. ob er überhaupt als Mörder Robert F. Kennedys in Frage kommen könne, wurde schon früh durch Augenzeugen der Geschehnisse in Zweifel gezogen. Die näheren Umstände der Tat und viele Ungereimtheiten bei den polizeilichen Ermittlungen nähren bis heute den Verdacht, dass Kennedy einem Komplott zum Opfer fiel. Zwar wird von niemandem bestritten, dass Sirhan Sirhan auf Kennedy geschossen hat und auch das Motiv (Empörung über die israelfreundliche Haltung Kennedys und Protestsignal vor dem 1. Jahrestag des Sechstagekrieges) scheint festzustehen, jedoch ergaben die Befunde des amtlichen Leichenbeschauers von LA County, Dr. Thomas Noguchi, keine Übereinstimmung der Schusswunden in Kennedys Körper mit der Position, aus der Sirhan Sirhan angeblich auf den Senator gezielt hatte. Außerdem deuten Partikelspuren an der Eintrittswunde darauf hin, dass der tödliche Kopfschuss aus unmittelbarer Nähe erfolgte, während alle Augenzeugen Sirhan Sirhan einige Meter von Kennedy entfernt sahen. Zudem gibt es Augenzeugenberichte, denen zufolge mehr als die mit Sirhans Waffe möglichen 8 Schüsse abgefeuert wurden. Ein zweiter Schütze könnte daher mit im Spiel gewesen sein, was den Tatbestand der Verschwörung erfüllen würde.

Aufgrund von Indizien und jahrelanger Recherchen, u.a. seines langjährigen Anwalts Lawrence Teeter, behauptet Sirhan Sirhan heute, unter unfreiwilliger Hypnose auf Kennedy geschossen zu haben – als bewusstseinsmanipulierter, "ferngesteuerter Killer" (unter gezielter Verwendung des zur Vorlage für das Verbrechen benutzten Films "Der Manchurian Kandidat") – und daher tatsächlich unschuldig zu sein. Zu seinen Lebzeiten kämpfte Teeter vergeblich um eine Wiederaufnahme des Verfahrens gegen seinen Mandanten. Sie ist auch Ende 2005 noch immer beim Obersten Staatsgerichtshof von Kalifornien anhängig.

Eine TV-Dokumentation und ein Buch (Dan E. Moldea: The Killing of Robert F. Kennedy), in denen ausführlich auf die offenen Fragen und zahlreichen Widersprüche im Mordfall Robert Kennedy eingegangen wird, kommen allerdings unabhängig von einander zu dem Ergebnis, dass die überprüfbaren Fakten eine Alleintäterschaft Sirhan Sirhans zumindest nicht ausschließen. So könnte bei dem Gedränge in der Hotelküche Sirhan für einen Moment durchaus so nahe an Kennedy herangekommen sein, dass der Kopfschuss aus nächster Nähe zu erklären wäre. Auch die anderen Schussverletzungen schließen einen Täter Sirhan Sirhan zumindest nicht aus, zumal es über dessen genaue Position zum Zeitpunkt des Attentates keine wirklich verlässlichen Angaben gibt, da die meisten Augenzeugen den Schützen erst wahrnahmen, als die meisten Schüsse bereits abgefeuert waren und obendrein am Tatort ein großes Durcheinander herrschte.

Die angeblich von Zeugen gesehenen Einschusslöcher an Türpfosten und Decke, die auf mehr als 8 abgegebene Schüsse hindeuten würden (8 Kugeln wurden bei Kennedy, 5 weiteren Verletzten und im Küchentürpfosten sichergestellt) beruhen möglicherweise auf Irrtümern. Die Aussagen wurden - bis auf eine - auch später wieder zurückgezogen. Die - auf Hypnose hindeutende - Angabe Sirhan Sirhans, sich an das Attentat nicht mehr erinnern zu können, wird insbesondere von Moldea als "Schutzbehauptung" eingestuft. Sollte es wirklich ein Komplott gegeben haben, so müssten darin zudem nicht nur ein 2. Schütze, sondern auch zahlreiche Beamte des Los Angeles Police Department verwickelt gewesen sein.

Moldeas Angaben sind allerdings nicht alle unwidersprochen geblieben. Insbesondere Sirhans langjährige mütterliche Freundin und persönliche Untersuchungsbeauftragte Rose Lynn Mangan hat Moldea zumindest in einer Aussage offen widersprochen und dies 1995 dem Moldea-Verleger gegenüber auch kundgetan [[1]].

Am 20.11.2006, pünktlich zu Robert F. Kennedys 81. Geburtstag, strahlte die BBC einen 12-Minuten-Fernsehbericht des britischen Journalisten Shane O'Sullivan aus, der anhand von Fotos, Filmaufnahmen und Zeugenaussagen belegt, dass sich während der Ermordung Kennedys mindestens drei CIA-Agenten am Tatort aufhielten, die sieben Jahre zuvor in die fehlgeschlagene Schweinebucht-Invasion der CIA auf Kuba involviert gewesen waren [[2]]. Die Anwesenheit von CIA-Beamten bei einer inländischen Wahlkampfveranstaltung ist umso bemerkenswerter, als es sich bei der CIA um den US-Auslandsgeheimdienst handelt, der keinerlei Aufgaben im Innern der USA hat - ganz definitiv nicht mit mindestens drei identifizierten Beamten auf einer Wahlfeier.

Die Enthüllung gibt Mutmaßungen und Gerüchten neue Nahrung, die die CIA oder Teile des Dienstes in eine gegen Kennedy gerichtete Verschwörung verwickelt sehen wollen.

Hinweis: Die wichtigsten Primärquellen für die Diskussion um den RFK-Mord befinden sich in den "California State Archives" in Sacramento sowie in der "Robert F. Kennedy Assassination Archives Collection", einem Spezial-Archiv der Universität von Massachusetts, Dartmouth, das von Prof. Philip H. Melanson (gest. 2006) aufgebaut wurde, einem Politologen und Autor einer grundlegenden Studie zum Mordfall RFK ("The Robert F. Kennedy Assassination – Conspiracy and Cover-up", Shapolski, New York, 1991).

Privatleben

Während eines Ski-Urlaubs in Mont Tremblant, Québec, Canada im Winter 1945 lernte Robert die Schwester seiner Freundin Patricia, Ethel Skakel, kennen. Bobby und Ethel heirateten schließlich am 17. Juni 1950.

Aus der Ehe stammen elf Kinder:

Gerüchten zufolge hatte Kennedy, wie auch sein Bruder John F., in den 1960ern eine Affäre mit Marilyn Monroe.

Zitate

  • "Was wir in den Vereinigten Staaten brauchen, ist nicht Spaltung, ist nicht Hass, ist nicht Gewalt und Gesetzlosigkeit, sondern Liebe, Weisheit, Mitgefühl füreinander und ein Gerechtigkeitsgefühl für die in unserem Land, die leiden, seien sie nun weiß oder schwarz (...)." (Robert F. Kennedy in einer Rede in Indianapolis nach der Ermordung des Bürgerrechtlers Martin Luther King jun. am 4.April 1968)
  • "Was an Extremisten abzulehnen und gefährlich ist, ist weniger ihr Extremismus als ihre Intoleranz. Hier liegt das Übel nicht in dem, was sie über ihr eigenes Anliegen sagen, sondern in dem, was sie über ihre Gegner verbreiten." (aus: Bekenntnis zur Gerechtigkeit (The Pursuit Of Justice), 1964; dt. im Heyne-Verlag, 1966, S. 77)
  • "Die größte skandinavische Nation der Welt sind die USA. Die größte irische Nation der Welt sind die USA. Die zweitgrößte deutsche Nation der Welt sind die USA. Und ähnliches könnte man von anderen Gruppen der amerikanischen Bevölkerung sagen." (a.a.O., S. 79)

Veröffentlichungen

  • Gangster drängen zur Macht (Originaltitel: The Enemy Within). München, Scherz 1964
  • Bekenntnis zur Gerechtigkeit (Originaltitel: The Pursuit of Justice). Düsseldorf, Econ 1966
  • Freiheit und Verantwortung in der Demokratie. 38 Reden. Reinbek, Rowohlt 1967
  • Suche nach einer neuen Welt (Originaltitel: To Seek a Newer World). Gütersloh, Bertelsmann 1968
  • Dreizehn Tage. Die Verhinderung des Dritten Weltkrieges durch die Brüder Kennedy (Originaltitel: Thirteen Days. A Memoir of the Cuban Missile Crisis). München, Scherz 1969

Literatur

Yoash Tatari: "Ende eines amerikanischen Traums. Das Attentat auf Robert F. Kennedy", S. 99-137, in: Heribert Blondiau (Hg.): 'Tod auf Bestellung. Politischer Mord im 20.Jahrhundert'. Ullstein Verlag, München 2002. ISBN 3-548-36331-8.

Commons: Robert Kennedy – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch: Kennedy-Clan


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