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Absturz der Gloster Meteor EE411 in Sülfeld, 16. Juni 1947

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Absturz der Gloster Meteor EE411 in Sülfeld, 16. Juni 1947
Unfall-Zusammenfassung
Unfallart Absturz in eine moorige Niederung
Ort Sülfeld, Kreis Segeberg 53.48"30 N 10.13"31 E
Datum 16. Juni 1947
Todesopfer 1
Luftfahrzeug
Luftfahrzeugtyp Gloster Meteor Mk.III (F)
Betreiber Royal Air Force, 266. Squadron (Rhodesia)
Kennzeichen EE 411
Abflughafen Flughafen Lübeck-Blankensee
Besatzung 1
Listen von Luftfahrt-Zwischenfällen

Die Gloster Meteor Mk.III (F), Nr. EE411 der 266. Squadron (Rhodesia) mit dem Piloten Flight Lieutenant James Mason stürzte am 16. Juni 1947 bei Sülfeld, Kreis Segeberg in ein Niedermoor. Nach dem Ausgrabungsbefund vom 23. März 2006 handelte es sich um eine missglückte Notlandung.

Vorgang

Am 16. Juni 1947 war ein zweimotoriger britischer Düsen-Jagdbomber vom Typ Gloster Meteor Mk.III (F), Nr. EE411 der 266. Squadron (Rhodesia), im Norderbestetal dicht bei Sülfeld, Kreis Segeberg, im Verlaufe eines Übungsfluges abgestürzt[1]. Der Aufschlag war von den begleitenden Piloten nicht beobachtet worden. Sie gaben zu Protokoll, dass das Flugzeug von Flight Lieutenant James Mason, 24, in den Schubstahl des vorausfliegenden Gruppenkommandanten geraten, instabil geworden und schließlich in einem Winkel von 45° aus der geringen Übungsflughöhe (um 200 m) abgestürzt sei. Das Flugzeug hatte allerdings nach Augenzeugenberichten die Kirche von Sülfeld noch in geringer Höhe überflogen, bevor es 920 m weiter in der flachen und sumpfigen Niederung des Bestetales aufgeschlagen war. Der Einschlag selbst war von niemandem beobachtet worden; es wird von einem dumpfen Schlag berichtet, wie er für eine Explosion typisch ist. Dass an der Unfallstelle Treibstoff gebrannt habe, bestätigt die Annahme einer Explosion. Über die Maßnahmen nach dem Absturz schließlich gibt es keine exakten Berichte. Teile des Flugzeuges seien von der Air Force geborgen worden. Intensivere Nachsuche habe der hohe Grundwasserspiegel verhindert. Vom Piloten sei lediglich ein Arm gefunden worden, der auf dem Hamburg-Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt wurde. Das mit einem Kreuz gekennzeichnete Grab liegt 1192-1-T-9 und ist unter IXA F. 5 92 registriert. Es trägt den Begleittext: „Forever with the Lord“. [2][3]Ulrich Bärwald, der ehrenamtliche Archivar der Gemeinde Sülfeld, hat die bekannten Details des Geschehens zusammengetragen.[4]

Archäologische Untersuchung

Oberflächenkartierung des Fundgebietes
Fundareal und Fundstellen
Flächige Kartierung der Funde und Fundstellen: Unten Schuhe, oben Oberkörperbereich
Profilansicht der Fundstellen: links Schuhe, rechts Oberkörperareal

Die Bergung des Flugzeuges war von Ulrich Bärwald angeregt worden. Er hatte darauf hingewiesen, dass die Bestewiesen im Rahmen der EU-Wasserrahmen-Richtlinien wiedervernässt werden sollten. Die 45 Mio. EU teure Maßnahme sei durch das in den Tanks des Flugzeugs vermutlich noch vorhandene Kerosin gefährdet. Ein Austritt von Treibstoffen nach dem Abschluss der Maßnahme würde weite Flächen der Umgebung schädigen.

Das Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein war dieser Argumentation gefolgt und hatte die archäologische Untersuchung/Bergung in Aussicht gestellt. Bärwald hatte die Genehmigungen der Unteren Landschaftspflegebehörde eingeholt, und der Wasser- und Bodenverband hatte auf seinen Antrag hin eine Reihe von Kosten übernommen. Auch die britische Botschaft war informiert worden; sie begrüßte die Maßnahme ausdrücklich.

Ein durch Berichte von Augenzeugen bezeichnetes Areal konnte durch den Einsatz von Metalldetektoren auf ein vermutetes Fundgebiet von weniger als 20 m Durchmesser eingegrenzt werden. Die Untersuchungsgruppe unter Leitung des Archäologen Willi Kramer erstellte für dieses Areal zunächst eine genaue Oberflächendokumentation zur Verfügung. Am 23.3.06 stand die Baufirma Kristian Draeger, Kükels, mit zwei unentgeltlich gestellten JVC-Baggern JS 160 zur Verfügung. Die Freiwillige Feuerwehr von Sülfeld sorgte für die Absperrung der Untersuchungsstelle sowie für eine Ölsicherung in der benachbarten Beste.


Die Kartierung hatte in der Mitte des durch Detektorkontakte gekennzeichneten Fundgebietes zwei muldenförmige Eintiefungen von jeweils um 8 m Durchmesser erkennen lassen. In der westlichen Vertiefung wurde ein Stahlkabel mit einer Schleppöse festgestellt, das von einem früheren Bergungsversuch stammte. Der Bodenaufbau (Torf bis 0,7 m, anschließend Schwemmsande) war hier allerdings ungestört; die leichte Mulde war wohl durch eine Verdrückung entstanden.

Bei derr benachbarten, östlichen Mulde war rasch zu erkennen, dass hier der Boden gestört worden war. Es zeigte sich eine Verfärbungsgrenze zwischen ungestörtem Torf und einem mit Sand vermischtem Torf, die mit Baggerhilfe weiter verfolgt werden konnte. Der strenge Kerosingeruch, der vom sandigen Torf ausging, wies deutlich darauf hin, dass hier die eigentliche Fundstelle erreicht war. In der Folge wurde das gestörte Areal entlang der Verfärbungsgrenzen freigelegt, wobei eine runde Grube von knapp 10 m Durchmesser zuerkennen war. Die Grube hatte steil ablaufende Ränder und bei 14.6 mNN, 0,8 m unter der Oberfläche, eine muldenförmige Sohle.

In der Grube lagen in regelloser Verteilung Aluminiumteile des Flugzeuges, deren Größe bis 0,2 m reichte. Größstes Fundstück war eine Sauerstofflasche. Es fehlten Flügel, Rumpf, Turbinen und Fahrwerk. Diese Gegenstände waren schon 1947 geborgen worden. Die Gesamtmenge der geborgenen Flugzeugteile betrug etwa 35 Kg.

Eine erste Spur des Unfallopfers zeigte sich in geringer Tiefe von nur 0.4 m unter der Oberfläche mit dem Fund eines Schnürstiefels. Nach Norden hin folgten dann die beiden Oberschenkelhälse und schließlich eine Region mit Funden des Schädels und des -vermutlich rechten- Oberarmes und einer Hand. Östlich dieser Stelle, wo der linke Arme und die linke Körperseite sich befunden haben müssten, fanden sich eine Armbanduhr (12.15 Uhr = deutsche Sommerzeit des Unfalls = 10.15 Uhr Greenwichtime. und eine schwarze Lederbrieftasche. Beide Funde wurden sofort und ohne Öffnung der Brieftasche dem Stabsfeldwebel Allen Bennet vom Stab des britischen Militärattachés, Berlin, übergeben. Weitere Funde waren eine silberne Gürtelschnalle, eine Gurtschlaufe sowie Teile der ledernen und textilen Kleidung. Ein weiterer Schnürstiefel lag außerhalb des ansonsten klar begrenzten Fundgebietes im Bereich der Grubensohle. Im Bereich der menschlichen Überreste fanden sich Armaturen und Armaturenteile, Glas- und Panzerglasbruchstücke der Cockpitverglasung sowie Fragmente des Sauerstoffschlauches. Erstaunlichwerweise war der Cockpitbereich mit den Resten des Toten bei der Bergung von 1947 nicht gestört worden. Man hat vermutlich die nur wenig unter Oberfläche liegenden Flugzeugteile nicht ausgegraben, sondern nur herausgezogen.

Die mit dem Opfer verbundenen Funde waren über eine 3,5 m lange und 1,2 m breite, exakt Süd-Nord orientierte Fläche verteilt. Die Fläche war mit etwa 5° von Süden nach Norden geneigt. Die vertikale Verteilung lag dabei im Rahmen einer wenige Zentimeter dicken Schicht. Es zeigte sich so nichts anderes als die Einschlagrichtung des Flugzeuges, welche erheblich von der berichteten Absturzneigung (45°) abweicht[5].

Der nunmehr dokumentierte und erkannte flache Anflugwinkel bestätigt die Aussagen ortsansässiger Zeugen, welche übereinstimmend vom Überfliegen der Sülfelder Kirche (Turmspitze bei 75 mNN) in geringer Höhe berichten. Von hier zur 920 m entfernten Unfallstelle lässt sich rechnerisch eine derart flache Flugbahn rekonstruieren. Fundbild und Zeugenaussagen zeigen also keinen unkontrollierten Absturz, sondern eine versuchte Notlandung. Der Pilot hatte für dieses Vorhaben im flachen Bestetal eine geeignete Fläche erkannt.. Hätte diese Fläche festen Grund geboten, wäre die Notlandung geglückt. Der hier anstehende, wassergesättgigte Torf mit einem spezifischen Gewicht von 0,5 bis 0,6 Kg/l gab der Abwärtsbewegung des Flugzeugs tragischerweise aber kaum Widerstand. Folgt man der Angabe der Unfallzeit der Begleitflieger (10.10 Uhr), dem Zeitpunkt des letzten Sichtkontaktes, so war James Mason nach Ausweis seiner Armbanduhr bis zur missglückten Notlandung noch 5 Minuten in der Luft.

Die Überreste des Piloten sowie die geborgenen Kleidungs- und Ausrüstungsstücke übergab Willi Kramer am folgenden Tag den Mitgliedern des Stabes des Britischen Militärattachés in Berlin, Hauptfeldwebel Andrew Moss und Stabsfeldwebel Allan Bennet, in den Räumen des Archäologischen Landesamtes Schleswig-Holstein. An der Übergabe nahmen zwei Offiziere des Aufklärungsgeschwaders 51 „Immelmann“ der Luftwaffe teil.

Gedenken

Wenige Wochen nach dern Bergungsarbeiten organisierte die Britische Botschaft in Berlin am 29. Mai 2006 die Bestattung von Flight Lieutenant Mason auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Der Sohn der zu dieser Zeit 90-Jährigen Schwester Masons, die in Australien lebt, konnte an der feierlichen Zeremonie teilnehmen. Ein Dudelsackpfeifer spielte die Nationalhymne God Save the King.

Die Gemeinde Sülfeld errichtete in Nachbarschaft der Absturzstelle einen Gedenkstein.[6][7]

Einzelnachweise

  1. Accident Gloster Meteor F MK III, EE 411. In: The Aviation Safety Network. Flight Savety Foundation, 27. November 2019, abgerufen am 20. April 2025 (englisch).
  2. Flight Lieutenant JAMES MASON. Service Number: 181251. In: Commonwealth war graves commission. Caring for the fallen. Commonwealth War Graves Commission, 2025, abgerufen am 20. April 2025 (englisch).
  3. Hamburg City, Ohlstorf Cimetry. Commonwealth War Graves Commission, abgerufen am 20. April 2025 (englisch).
  4. Ulrich Bärwald: Bergung eines britischen Kampfflugzeuges aus dem Tal der Norderbeste in Sülfeld. In: Heimatverein des Kreises Segeberg e.V. (Hrsg.): Heimatkundliches Jahrbuch für den Kreis Segeberg. Band 52. Grafik+Druck, Kiel 2006, ISBN 978-3-00-019540-2.
  5. Report Willi Kramer. Dokumentation einer Flugzeugfundstelle, Bergung der Überreste eines britischen Piloten. Archäologische Landesaufnahme (Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein), Sülfeld, SE LA. 158
  6. Jens Peter Meier: Sülfeld im Juni vor 75 Jahren – ein junger Schotte bewahrt das Dorf 1947 vor einer Katastrophe. In: Bargteheideaktuell. Online Magazin. Mac Arthur Medien, 14. Juni 2022, abgerufen am 21. April 2025.
  7. Helge Buttkereit: Gedenkstein: Sülfeld erinnert an schottischen Piloten. In: Hamburger Abendblatt. 20. Juni 2017, abgerufen am 21. April 2025.

Kategorie:Flugunfall 1947 Kategorie:Sülfeld