Benutzer:Southpark/Buddelzone
Überschrift um die Einleitung leichter bearbeiten zu können

Die Burchardiflut oder Zweite Grote Mandränke war eine verheerende Sturmflut, die in der Nacht vom 11. auf den 12. Oktober 1634 die Nordseeküste zwischen Tondern und Brunsbüttel verwüstete. Ihr fielen zwischen 8.000 und 15.000 Menschen zum Opfer. Die schwersten Schäden entstanden im Bereich Nordfrieslands, wo Wasser und Wind insbesondere Eiderstedt verheerten und große Teile der Insel Strand für immer im Meer versanken.
Ursachen
Die Burchadiflut fiel in die Zeit des Dreißigjährigen Kriegs, von dem auch die schleswig-holsteinische Küste nicht verschont blieb. Insbesondere auf Strand war es in den Jahren 1628/1629 zu Kämpfen zwischen den Einwohnern Strands und den Truppen des schleswig-holsteinische-gottorfschen Herzogs Friedrich III. gekommen. Die Strander wehrten sich gegen herzögliche Eingriffe in ihre Wehrverfassung und gegen die Zwangseinquartierung von Soldaten. Unterstützt von einem dänischen Flottenkommando schlugen sie sowohl ein kaiserliches als auch ein herzögliches Heer zurück, um 1629 besiegt zu werden. Die Insel, und demzufolge auch die Instandhaltung der Küstenschutzanlagen, litt unter diesen Kämpfen.
Verlauf
Nachdem die Tage vor der Flut ruhiges Wetter herrschte, zog am 11. Oktober ein kräftiger Sturm aus Osten herauf, der sich im Lauge des Abends nach Südwest drehte, und sich im weiter in einen Orkan aus Nordwest entwickelte. Wahrscheinlich handelte es sich hierbei um ein Sturmtief des Jütland-Typs, das auf kleinem Raum und für relativ kurze Zeit sehr hohe Windgeschwindigkeiten erreicht. Der Augenzeuge Peter Sax aus Koldenbüttel beschrieb das Szenario:
- ...um sechs Uhr am abend fing Gott der Herr aus dem Osten mit Wind und Regen zu wettern, um sieben wendete er den Wind nach dem Südwesten und ließ ihn so stark wehen, daß fast kein Menschen gehen oder stehen konnte, um acht und neun waren alle Deiche schon zerschlagen ... Gott der Herr ließ donnern, regnen, hageln, blitzen und den Wind so kräftig wehen, daß die Grundfeste der Erde sich bewegten ... um zehn Uhr war alles geschehen.[1]
Im Zusammenspiel mit einer halben Springflut drückte der Wind das Wasser mit einer solchen Gewalt gegen die Küste, dass gegen zehn Uhr Abends der erste Deich im Kirchspiel Stintebüll auf Alt-Nordstrand auf der Insel Strand brach. Das Wasser erreichte etwa zwei Stunden nach Mitternacht seinen Höchststand. Zeitgenössische Berichte sprechen für das Festland von etwa 4 Metern über dem mittleren Tidehochwasser, damit knapp unter dem Stand der höchsten je wissenschaftlich gemessenen Sturmflut, derjenigen von 1976, die in Husum 4,11m über dem mittleren Tidehochwasser erreichte.
Das Wasser stieg so hoch, dass nicht nur zahlreiche weitere Deiche brachen, sondern auch Häuser in der flachen Marsch und selbst auf Warften überflutet wurden. Häuser stürzten ein, in anderen brachen durch außer Kontrolle geratenes Feuer Brände aus.
Direkte Folgen

Der Deich brach in dieser Nacht an mehrere hundert Stellen. Schätzungen zu den gesamten Opferzahlen schwanken zwischen 8.000 und 15.000. Davon sind 8.000 Einheimische Opfer gesichert, die tatsächliche Zahl liegt wahrscheinlich weit höher, da laut Anton Heimreichs Nordfriesischer Chronik zu dieser Zeit "viele fremde Drescher und Arbeitsleute im Lande gewesen, von deren Anzahl man so eben keine Gewißheit hat haben können.[2]
Allein auf Strand kamen durch die 44 Deichbrüche 6.123 Menschen um, das entsprach etwa zwei Drittel der Inselbevölkerung. Darüberhinaus ertranken 50.000 Stück Vieh. Das Wasser zerstörte 1.300 Häuser, 30 Mühlen, alle 21 Kirchen auf Strand wurden schwer beschädigt. Die Insel Strand wurde in die Inseln Nordstrand und Pellworm sowie die Halligen Südfall und Nordstrandischmoor zerrissen, die Halligen Nübbel und Nieland versanken im Meer. Auf Eiderstedt starben laut Anton Heimreichs Nordfriesischer Chronik 2.107 Menschen, 12.802 Stück Vieh ertranken, 664 Häuser wurden durch die Flut zerstört. Anton Heimreich zählt für Dithmarschen 383 Tote, die sich auf das Kirchspiel Busen (heute Büsum) konzentrierten, wo 168 Menschen starben, 1360 Stück Vieh verlorengingen und 102 Häuser "weggetrieben" wurden. Zahlreiche Menschen starben in den Marschgebieten an der Küste, selbst küstenfernere Orte wie Bargum, Breklum, Almdorf oder Bohmstedt blieben nicht ohne Opfer.
M. Löbedanz, der Pfarrer von Gaikebüll, beschrieb die Situation auf Strand nach der Flut:
- Wüste liegen mehr denn die halben Wohnstädte, unnd sind die Häuser weggeschölet (weggespült); Wüste stehen die übrigen Häuser, unnd sind Fenstere, Thüren und Wende zerbrochen: Wüste stehen ganze Kirchspielen, unnd sind in etlichen wenig Haußwirthe mehr übrigen: Wüste stehen die Gotteshäuser, unnd sind weder Prediger noch Haußwirthe viel vorhanden, die diesselben Besuchen. [3]
Langfristige Folgen

Die Flut wirkte insbesondere auf Strand verheerend, da dort große Teile des Landes unterhalb des Meeresspiegels lagen. In den Wochen und Monaten nach der Flut lief das Wasser nicht wieder ab, der Gezeitenstrom sorgte dafür, dass sich die Deichbrüche im Laufe der Zeit immer weiter vergrößerten, die Strömung teilweise ganze Deichstrecken komplett wegriss. So kam es auch, dass zahlreiche Landflächen, die direkt nach der Flut noch bewirtschaftet wurden, aufgegeben werden mussten, da sich die gegen das immer wieder eindringende Wasser nicht halten ließen.
Rezeption
Die Menschen der Zeit konnten sich die Flut oft nur als besondere Strafe Gottes vorstellen. Am weitesten ging dabei die evangelische Schwärmerin und Dichterin Anna Ovena Hoyer, die die Burchardiflut als Anfang der nahenden Apokalypse interpretierte.
Anmerkungen
- ↑ zit. n. Rieckmer: 35
- ↑ zit. n. Riecken: 42
- ↑ Rolf Kuschert: Die frühe Neuzeit, in: Nordfriisk Instituut (Hrsg.) Geschichte Nordfrieslands, Heide Boyens & Co 1995. ISBN 3-8042-0759-6
Literatur
- Boy Hinrichs: "Anna Ovena Hoyer und ihre beiden Sturmflutlieder", in: Nordfriesisches Jahrbuch, n.F. 21 (1985), 195-221
- Boy Hinrichs: Die Landverderbliche Sündenflut. Erlebnis und Darstellung einer Katastrophe in: Hinrichs (Hrsg.): Flutkatastrophe 1634
- Boy Hinrichs: Flutkastrophe 1634. Natur Geschichte Dichtung. Neumünster 1991 (2. Aufl.) Karl Wachholtz Verlag. ISBN 3-529-06185-9
- Guntram Riecken: Die Flutkatastrophe am 11. Oktober 1634 − Ursachen, Schäden und Auswirkungen auf die Küstengestalt Nordfrieslands, in: Hinrichs (Hrsg.): Flutkatastrophe 1634 S. 11-64
- Albert E. Panten: Das Leben in Nordfriesland um 1600 am Beispiel Nordstrands in: Hinrichs (Hrsg.): Flutkatasophe 1634 S. 65-80