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Deutschamerikaner

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Datei:Map america immigration.JPG
Hellblau die Bundesstaaten mit überwiegend deutschstämmiger Bevölkerung
Häufigste Herkunft lt. Volkszählung 2000

Als Deutsche bzw. "Deutschamerikaner" gelten heute in den USA rund 50 Millionen der 300 Millionen Staatsbürger. In folgenden Bundesstaaten gibt die Mehrheit der Bevölkerung an, deutsche Vorfahren zu haben: Alaska, Colorado, Florida, Idaho, Illinois, Indiana, Iowa, Kansas, Michigan, Minnesota, Missouri, Montana, Nebraska, Nevada, North Dakota, Ohio, Oklahoma, Oregon, Pennsylvania (dort besonders), South Dakota, Washington, Wisconsin, Wyoming - fast die absolute Mehrheit der Staaten also (siehe Graphik rechts).

Geschichte

Pennsylvania, wo 1683 die erste deutsche Siedlung auf dem Boden der heutigen Vereinigten Staaten entstand, war das Hauptziel der frühen deutschen Einwanderung, so dass 1775 ein Drittel der Bevölkerung Pennsylvanias Deutsche waren. Sie waren überwiegend Lutheraner, Reformierte, Amish, Mennoniten und Anhänger anderer protestantischer Glaubensrichtungen. Die Deutschamerikaner in Pennsylvania entwickelten eine eigene Sprache auf der Basis pfälzischer Dialekte, das Pennsylvania Dutch, das auch heute noch gesprochen wird. Andere bedeutende deutsche Siedlungen gab es zur Kolonialzeit in New York und Virginia. Bei der ersten Volkszählung 1790 machten Deutsche fast 9% der weißen Bevölkerung der USA aus.

Die größte deutsche Einwanderungswelle gab es zwischen 1848 und dem Ersten Weltkrieg, als über sechs Millionen Deutsche in die USA einwanderten. Die meisten davon kamen aus ökonomischen Gründen, andere wollten dem dreijährigen Wehrdienst entgehen. Viele wanderten auch in die Vereinigten Staaten aus, um der politischen Repression in den deutschen Ländern zu entkommen. Die größte Gruppe von ihnen sind die Forty-Eighters, die Deutschland nach der gescheiterten Märzrevolution von 1848/49 verließen. Mit der Verbesserung der ökonomischen Situation gegen Ende des 19. Jahrhunderts ging auch die Zahl der Auswanderer in die USA zurück. Die meisten deutschen Einwanderer ließen sich in den Staaten des Mittleren Westens nieder, deren klimatische Bedingungen ihnen aus der Heimat vertraut waren.

Abstammung der Bürger in den USA

Wegen ihrer zeitlich frühen Einwanderung in die Staaten und ihrer kulturellen Nähe zum WASP-Establishment haben sich die Deutschamerikaner früher und schneller integriert als andere Einwanderergruppen. Sie prägten nachhaltig den kulturellen Mainstream in den USA, was man z.B. an der amerikanischen Küche (Hamburger, Pretzels, Strudel) beobachten kann.

Der Erste Weltkrieg brachte einen starken Assimilationsschub. Deutschamerikaner wurden verdächtigt, mit den Mittelmächten zu sympathisieren und wurden Opfer von Aggression und Diskriminierung. In Illinois wurde sogar ein Deutschamerikaner erschlagen. Kriegsgegner wurden verhaftet und mehrere Tausend Deutschamerikaner wurden gezwungen, Kriegsanleihen zu kaufen. Deutsches Essen wurde sprachlich amerikanisiert: aus Sauerkraut wurde Liberty Cabbage; vergleichbar mit der vorübergehenden Umbenennung der French Fries in Freedom Fries während des Irakkrieges 2003. Viele Deutschamerikaner bemühten sich, ihre Loyalität zu den Vereinigten Staaten zu zeigen, indem sie ihre Namen anglisierten.

Nach dem Ersten Weltkrieg verbesserte sich die Einstellung gegenüber den Deutschamerikanern wieder. Mit dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft stieg die Zahl der deutschen Einwanderer wieder an und zahlreiche Deutsche fanden in den USA Schutz vor der politischen und rassistischen Verfolgung. Bereits in den ersten Wochen und Monaten nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten flohen 1933 tausende Wissenschaftler, Künstler, Publizisten und Schriftsteller, Frauen und Männer aus dem Deutschen Reich.

Im Zweiten Weltkrieg versprach Präsident Franklin Delano Roosevelt den Deutschamerikanern, dass es nicht wieder zu Diskriminierungen kommen sollte wie im Ersten Weltkrieg. So wurde zum Beispiel der Deutschamerikaner Dwight D. Eisenhower zum Oberbefehlshaber der Alliierten Streitkräfte. Dennoch wurden in den USA zahlreiche deutsche Einwanderer der ersten Generation bespitzelt und interniert.

Bei Kriegsende bewiesen zahlreiche Deutschamerikaner ihre Solidarität mit der alten Heimat, indem sie CARE-Pakete ins verwüstete Deutschland schickten. Auch heute noch wandern Deutsche in die USA aus, allerdings handelt es sich hierbei vor allem um hochqualifizierte Fachkräfte oder Akademiker. Es existieren zahlreiche deutsche Zeitungen, Vereine, Radioprogramme etc.

Kulturelles Erbe

Datei:Smith1921.jpg
Karikatur über die Assimilation

Deutschamerikaner haben auf vielerlei Weise zur amerikanischen Kultur beigetragen. Baron von Steuben, ein ehemaliger preußischer Offizier, hat den Aufbau der US-amerikanischen Armee im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg geleitet und dadurch den Sieg über die britischen Truppen möglich gemacht.

Während der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland immigrierten zahlreich deutsche, vor allem deutsch-jüdische Wissenschaftler in die Vereinigten Staaten. Der bekannteste davon ist wohl Albert Einstein, bekannt für die Relativitätstheorie. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Wernher von Braun und die meisten Ingenieure der Heeresversuchsanstalt Peenemünde in die USA gebracht, wo sie am US-amerikanischen Raketenprogramm mitarbeiteten.

Auch der Einfluss der Deutschen Küche ist in den USA sehr stark. Frankfurter, Hamburger, Bratwurst, Brezeln und Strudel sind weit verbreitete Gerichte. Auch die Renaissance der Mikro-Brauereien ist von deutschen Brauern geprägt.

Ohio ist bekannt für das deutschamerikansche Festival Zinzinnati, und in New York findet jedes Jahr die Steubenparade, der Umzug der Deutschamerikaner, statt. Außerdem finden im ganzen Land deutschamerikanische Festivals und Octoberfests statt. Zehntausende amerikanischer Touristen fahren jedes Jahr nach Deutschland, um das Land ihrer Vorfahren zu entdecken.

Deutsche Städtenamen in den USA

In den meisten Bundesstaaten der USA gibt es Stadtgründungen durch Deutsche oder Städte mit deutschen Namen, beispielsweise Bismarck (North Dakota), New Braunfels (Texas), Minden (Kalifornien), Frankfort (Kentucky), Schaumburg (Illinois), Dresden (Ohio) oder Germantown (Tennessee).

Deutsche Einwanderer und bekannte Deutschamerikaner

Wo möglich, geordnet nach dem Jahr der (ersten) Einwanderung:

17. Jahrhundert

  • 1610: Hendrick Christiaensz (um 1580-1625), aus Kleve, Pelzhändler in niederländischen Diensten, führte 1610 Erkundungen im Mündungsgebiet des Hudson (damaliger Name: „Mauritius“-Fluss) durch; Mitbegründer der ersten holländischen Niederlassung an der Südspitze von Manhattan, der späteren Kolonie Neu-Niederlande.
  • 1625: Peter Minuit, auch Minnewit (1588/89-1641), erster Gouverneur von Neu-Niederlande mit seiner Hauptstadt Neu-Amsterdam
  • Augustin Herrmann (1611-1675) aus Prag gebürtig; Landvermesser und Kartograph in niederländischen Diensten; Tätigkeit in Neu-Niederlande und Maryland.
  • 1660: Jakob Leisler (1640-1691), Pelz- und Tabakhändler, Gouverneur des Bundesstaates New York, in den Wirren der englischen „Glorious Revolution“ hingerichtet
  • 1669: Johannes Lederer (1644-1675), aus Hamburg stammender Arzt und Geograph; erforschte 1669/70 im Auftrage des Gouverneurs von Virginien Gebirgsketten der Appalachen im Hinterland der Kolonie, um nach einem vermuteten Durchlass zum Pazifik zu suchen.
  • 1683: Franz Daniel Pastorius (1651-1719] gründet die erste deutschen Siedlung Germantown bei Philadelphia mit dreizehn Familien aus Krefeld
  • 1693: Johann Jacob Zimmermann (1644-1693) bringt eine weitere Gruppe von elf Familien aus Hamburg nach Pennsylvanien, stirbt aber bereits in Amsterdam, die Witwe reist jedoch allein weiter

18. Jahrhundert

19. Jahrhundert

Deutsche Bevölkerung in den USA, 1872.
  • Heinrich (Henry) Harbaugh (1817-1867), pennsilfaanisch-deitscher Volksdichter und Theologe
  • 1824: Karl Follen, (1796-1840), Revolutionär, Schriftsteller, Abolitionist
  • 1829: Friedrich Ernst, eigentlich Friedrich Diercks (1796-1848), erster deutscher Siedler in Texas und „Vater der Einwanderer
  • 1830ff: Dreißiger
  • 1832: Georg Engelmann (1809-1884), Arzt, Botaniker und Meteorologe, Begründer der amerikanischen Kakteenkunde, Berater beim Aufbau des „Missouri Botanical Garden“ sowie Mitbegründer und erster Präsident der „St. Louis Academy of Science
  • 1833: Theodor Engelmann (1808-1889), Rechtsanwalt, Journalist und Zeitungsverleger
  • 1830er: Paul Follen (1799-1844), Rechtsanwalt, Schriftsteller und Farmer, Gründer der "Gießener Auswanderungsgesellschaft"
  • 1830er: Friedrich Münch (1799-1881), Pastor, Winzer, Politiker und Schriftsteller, Gründer der "Gießener Auswanderungsgesellschaft"
  • 1834: Robert Justus Kleberg (1803-1888), Gründer von Catspring (Austin County), "Held von San Jacinto" (texanischer Unabhängigkeitskrieg) und Oberrichter
  • 1834: Ferdinand Lindheimer (1801-1879), Botaniker („Vater der texanischen Botanik“), Journalist und Zeitungsverleger
  • 1834: Albrecht von Roeder (1811-1857), Farmer und Gründer der Ortschaft Catspring (Texas)
  • 1837: Gustav Dresel (1818-1848), Schriftsteller, Kaufmann und erster deutscher Generalkonsul in Texas
  • 1839: Martin Stephan (Geistlicher) (1777-1847), Geistlicher
  • 1839: Carl Ferdinand Wilhelm Walther (1811-1887), Geistlicher
  • vor 1840: Johann Bast (1812-1880), deutsch-amerikanischer Architekt in Cincinnati (Ohio)
  • vor 1840: Johann Hermann Sanning (1812-1880), deutsch-amerikanischer Baumeister in Cincinnati (Ohio)
  • 1843: Charles Wimar (1828-1863), Maler
  • 1844: Hans von Specht (1825-1913), Farmer, Fuhrmann und Postmeister
  • 1844: Nicolaus Zink (1812-1887), Zivilingenieur und Farmer, führte 1845 den ersten Siedler-Treck des „Mainzer Adelsvereins“ nach Texas und baute das Fort „Zinkenburg“
  • 1845: Wilhelm Victor Keidel (1825-1870), erster Arzt und erster Friedensrichter im Gillespie County (Texas) und Gründer der Ortschaft Pedernales
  • 1845: Otfried Hans von Meusebach, in den USA John O. Meusebach (1812-1897), Farmer, Botaniker, Politiker und Senator, zweiter Generalkommissar des „Mainzer Adelsvereins“ und Gründer der Stadt Fredericksburg
  • 1845: Hermann Spieß (1818-1873), dritter und letzter Generalkommissar des „Mainzer Adelsvereins
  • 1845: Heinrich Rattermann (1832-1923), deutsch-amerikanischer Versicherungsunternehmer, Historiker, Schriftsteller und Herausgeber der Monatsschrift „Der Deutsche Pionier“ und der Vierteljahresschrift „Deutsch-Amerikanisches Magazin
  • vor 1846:Ottmar von Behr (1810-1856), Schafzüchter, Meteorologe und Naturforscher
  • 1846: Thomas Nast (1840-1902), Zeichner und Cartoonist, Schöpfer von Uncle Sam, Santa Claus und der Wappentiere von Demokraten (Esel) und Republikanern (Elefant)
  • 1846: Hermann Rogalla von Bieberstein (1823-1906), deutsch-amerikanischer Zivilingenieur, Geometer und Politiker in Texas
  • 1846: Hermann Ferdinand Rogalla von Bieberstein (1824-1907), deutsch-amerikanischer Zivilingenieur und Geometer in Texas; viele der von ihm vermessenen Grenzen haben noch heute Bestand
  • 1846: Wilhelm Weitling (1808-1871), Frühsozialist
  • 1847: Levi Strauss, (1829-1902), Textilfabrikant, Erfinder der Jeans
  • 1847: Johannes Romberg (1808-1891), Farmer und Dichter, Gründer des ersten literarischen Vereins in Texas („Prärieblume")
  • 1847: Ferdinand von Herff (1820-1912), Arzt, erster Chirurg in Texas und „Vater des texanischen Krankenhauswesens
  • 1847: Gustav Schleicher (1823-1879), Ingenieur, Unternehmer, Rechtsanwalt und US-Politiker
  • 1848ff: Achtundvierziger
  • 1848: Friedrich Hecker (1811-1881), Revolutionär, Bürgerrechtler, Weinbauer
  • 1848: Adolf Cluss (1825-1905), Kommunist, Architekt
  • 1849: Ernst Kapp (1808-1896), Geograph, Technikphilosoph
  • 1849: Fritz Anneke (1818-1872), Offizier, Revolutionär
  • 1849: Emil Annecke, (1823-1888), Revolutionär, Journalist und Jurist
  • 1849: August Willich, (1810-1878), Revolutionär, später General der Union
  • um 1849: Karl Pfizer (1824-1906), Chemiker, Mitgründer der Firma Pfizer
  • 1850: Eduard Degener (1809-1890), Kaufmann und Politiker, erster deutscher Abgeordneter im US-Kongress (1869-1871)
  • 1850: Lorenz Brentano (1813-1891), Jurist, Kongressabgeordneter, Konsul
  • 1850: Eduard Georg Schröter (1811-1888), Revolutionär, Schriftsteller, Theologe
  • 1851: August Siemering (1830-1883), Politiker, Schriftsteller, Journalist und Zeitungsverleger („Vater der texanischen Presse“)
  • 1851: Gustav Struve (1805-1870) Revolutionär; Republikaner
  • 1851: Peter Joseph Osterhaus (1823-1917), Militär, Diplomat
  • 1852: Franz Sigel (1824-1902) Offizier, General der Nordstaaten, Zeitungsverleger
  • 1852: Carl Schurz (1829-1906), Revolutionär, Minister
  • 1852: Adolph Douai (1819-1888), Journalist, Autor, Zeitungsverleger, Sozialreformer (Marxist) und Pädagoge; Gründer des ersten Kindergartens der USA
  • 1853: Andreas Friedrich Trenckmann (1809-1883), Farmer und Gründungspräsident des ältesten landwirtschaftlichen Vereins in Texas
  • 1853: Rudolph Melchior (1836-1867), deutscher Kunsthandwerker und Mitbegründer von Latium (Texas) im Washington County
  • 1856: Moritz von Dobschütz (1831-1913), Kaufmann und Unternehmer
  • 1857: Peter Conrad Nagel (1825-1911), Pfarrer in Wilkes-Barre, Pennsylvania
  • 1857: Samuel Adler (Rabbiner) (1809-1891), Oberhaupt der führenden jüdischen Reformgemeinde in den USA
  • 1858: John Janssen (1835-1913), römisch-katholischer Theologe und erster Bischof von Belleville, Illinois
  • 1889: Charles P. Steinmetz (1865-1923), Elektroingenieur, Sozialist
  • 1891: Jacques Loeb (1859-1924), Biologe

20. Jahrhundert

Deutschamerikanische Präsidenten

Andere Prominenete mit deutschen Wurzeln

Einrichtungen für Deutsche in den USA

Deutsche Botschaft und Konsulate

Bildungseinrichtungen

  • Institute for German-American Relations
Das Institut ist ein Informations- und Diskussionszentrum über deutsch-amerikanische Beziehungen und stellt Schulen Unterrichtsmaterial bereit.
  • American Council of Learned Societies [1]
  • American Association of Teachers of German, Inc.

Literatur

  • Christian Gellinek, Those Damn' Dutch. The Beginning of German immigration in North America during the Thirty Years' War. Frankfurt am Main 1996

Siehe auch