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Ian Anderson

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Ian Scott Anderson (* 10. August 1947 in Dunfermline/Schottland) war 1968 eines der Gründungsmitglieder der Musikgruppe Jethro Tull. Schnell entwickelte sich der charismatische Multi-Instrumentalist mit der unverwechselbaren Stimme und dem viel gerühmten Querflötenspiel - Anderson war der erste Querflötist, der in der Rockmusik reüssierte - zum (allein-) bestimmenden Protagonisten seiner Formation. Bis zum heutigen Tage, Jethro Tull tritt auch 2006 weiterhin auf, zeichnet er für die meisten Kompositionen und Arrangements verantwortlich.

Seine Musik hat Anderson zu einem der reichsten Rockmusiker Großbritanniens gemacht.

Anderson wohnt seit vielen Jahren auf einem englischen Landsitz und hält dort Schafe. Seit den 1980er Jahren hat er einige Lachszuchtfarmen in Schottland aufgebaut. Des Weiteren engagiert sich Anderson für den Erhalt von Tierarten, insbesondere von Pferderassen und Wildkatzen. Im Juli 2006 wurde Ian Anderson die Ehrendoktorwürde für Literatur von der Heriot Watt Universität in Edinburgh verliehen.

Musik

Als Sänger und Multi-Instrumentalist hat Anderson nahezu alle Bereiche der populären Musik und als Flötist auch Klassik und Jazz ausgelotet. Dabei versicherte er sich stets der Unterstützung von Musikern, die ihm für seine Absichten am geeignetsten erschienen und die vor allem zwei Eigenschaften mitbringen mussten: ein sehr hohes Maß an handwerklichem Können an ihren Instrumenten und bedingungslose Anerkennung seiner musikalischen Führung. Folgerichtig war die Fluktuation an Mitgliedern bei Jethro Tull enorm hoch. Bei jedem Wechsel der Stilrichtung wechselten in der Regel auch Musiker.

Anfangs noch fast reiner Blues, gewann die Musik durch den Einfluss von Anderson als Personifizierung der Band bald an Dynamik und musikalischer Bandbreite infolge der organischen Einbindung diverser Stilrichtungen. Die einzige Konstante blieb dabei als äußerlich auffallendstes Merkmal das immer weiter perfektionierte Querflötenspiel. Inspiriert von unorthodoxen Spieltechniken des Jazzmusikers Roland Kirk entwickelte Anderson in autodidaktischer Manier seinen unverkennbaren Stil - weitgespannte und variantenreiche Soli, mitgesungene Grunz- und Zischlaute - so weit, dass er heute als unangefochtener Großmeister des musikstilübergreifenden Querflötenspiels gilt. Durch ihn fand die Flöte als „artfremdes“ Instrument auf breiter Front Anerkennung im Rock- und Popbereich. Markenzeichen waren sein einseitig verkürzter Frack und seine dynamische Choreografie, häufig auf einem Bein stehend, das andere angewinkelt. Obwohl er nie eine klassische Musik-Ausbildung absolvierte, werden Andersons Fähigkeiten durchaus auch im Klassik-Bereich gewürdigt. So trat er u.a. in den 1980er Jahren als Gastmusiker bei den Feierlichkeiten zum 300. Bach-Jubiläum in Berlin auf.

Anfang der 1970er Jahre gehörte Anderson in der Gestalt von Jethro Tull zu den Vorreitern des Progressive Rock - ein Attribut, das der Band noch heute anhängt, obwohl sich der Hauptakteur bereits mit dem legendären Konzeptalbum Thick As A Brick (1972) über den verbissenen Ernst und den tiefgründigen Anspruch der Progrock-Szene mit seinem typischen Humor lustig machte. 1975 bildete das von persönlichen Problemen Andersons beeinflusste und dementsprechend düstere Album Minstrel In The Gallery, geprägt von melodiösem Hardrock mit deutlichem Progressive-Einschlag, den Endpunkt dieser Phase.

Es folgte, beginnend mit Songs From The Wood (1977) eine Reihe hervorragender Folkrock-Alben, mit denen Anderson bald zur Elite dieser Stilrichtung gehörte.

Deshalb waren die Anhänger „not amused“ über den erneuten radikalen Stilwechsel, der 1980 einsetzte. Anderson begann, mit den Möglichkeiten der sich schnell entwickelnden Musikelektronik zu experimentieren. Viele Fans standen seinem ersten Solo-Album Walk Into Light (1983) verständnislos gegenüber, das von ausufernden Synthesizerklängen beherrscht wird und in Zusammenarbeit mit dem damaligen Jethro-Tull-Keyboarder Peter-John Vettese entstand. Das ähnlich geprägte, allerdings weitaus anspruchsvollere Band-Album Under Wraps schien 1984 das Ende von Jethro Tull zu bedeuten, zumal die Singstimme Andersons unüberhörbar Schaden genommen hatte und sich nie wieder gänzlich erholte. In den folgenden Jahren widmete er sich neben wenigen Konzertauftritten seinen wirtschaftlichen Aktivitäten, wie dem Aufbau von Lachszuchten in Schottland und wirkte als Produzent für andere Musiker.

1987 erschien zur großen Überraschung der Fachwelt ein neues Album. Anderson hatte die überbordenden Synthieklänge weitgehend über Bord geworfen und die Reste davon sinnvoll in die Musik eingebunden. Mit exzellenter Rockmusik gewann die nunmehr aus drei Akteuren bestehende Band mit Crest Of A Knave den Grammy in der Sparte Hardrock/Heavy Metal - zum Missvergnügen der Metallica-Fans.

In den 1990er Jahren wurden die Verstärker deutlich zurückgefahren und die Folk-inspirierten Akustikambitionen Andersons kamen mit zunehmenden Ethno-Einflüssen mehr zum Tragen. 1995 legte er sein zweites Solowerk vor. Auf Divinities - Twelve Dances With God beleuchtet er mit 12 Instrumentalstücken im klassischen Stil unter starkem Einfluss indischer und anderer Musik die spirituelle Weltsicht verschiedener Kulturkreise.

Der Trend zu exotischen Instrumenten und weitgehendem Verzicht auf verstärkerbasierte Stilistik setzte sich auch beim dritten Solo-Album konsequent fort. The Secret Language Of Birds (2000) dokumentiert als stimmungsvolles, deutlich folkorientiertes Album im unverwechselbaren Anderson-Gewand die musikalische Reife und den Qualitätsanspruch eines Ausnahme-Musikers, der seit über drei Dekaden sämtlichen Strömungen und Wellen widerstanden hat, die in immer kürzeren Abständen den kurzlebigen Markt der Popmusik überrollen.

Gleiches gilt fast uneingeschränkt für das vierte Solo-Album Rupi´s Dance (2003), das im Vergleich zum Vorgänger wieder etwas rockiger erscheint, ansonsten aber mit der gleichen augenzwinkernden Verschmitztheit, zum Teil auch Nachdenklichkeit beeindruckt, die sich Anderson seit rund 40 Jahren im Unterhaltungsgeschäft immer bewahrt hat. Es ist eine Art Resümee eines Musikers, der alles erreicht hat und abgeklärt lächelnd demonstriert: „Seht her - ich kann es immer noch ganz gut.“ Die wie seit jeher intelligenten Texte beschäftigen sich hier eher mit den kleinen Problemen und Freuden des Alltags, die sonst kaum in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit geraten.

Parallel zu seinen sonstigen Aktivitäten, darunter zahlreiche Produktionen und Arrangements für andere Musiker, Gastauftritte usw. und natürlich Jethro Tull, wirkt Anderson seit Ende der 1990er auch bei den Projekten von Leslie Mandoki mit, der eine Schar legendärer Rockmusiker um sich versammelt hat, um die „handgemachte“ Rockmusik ins 21. Jahrhundert zu retten.

In den Jahren 2004 und 2005 ging Ian Anderson mit dem Orchester der Neuen Philharmonie Frankfurt auf eine Orchestertournee. Mit einer eigens dafür zusammengestellten Band und den Symphonikern bot er einen Querschnitt seines Solowerks und der Arbeit mit Jethro Tull dar. Eine Doppel-CD und DVD, die diese Tour dokumentieren, sind Mitte 2005 erschienen. Ian Anderson war 2006 in Wien, um gemeinsam mit Dee Dee Bridgewater im Jubiläumsjahr von Wolfgang Amadeus Mozart dessen klassische Werke in neuem Stil zum Besten zu geben. Am 30. April 2006 trat Ian Anderson im weltberühmten Wiener Konzerthaus auf mit dem Programm Ian Anderson plays Orchestral Jethro Tull & Other Music feat. The Blue Danube Chamber Orchestra. Als Gastsolistin war auch die aus USA stammende Lucia Micarelli an der Violine mit dabei. Weitere Konzerte fanden u.a. am 4. Juli 2006 in München, am 14. Juli in Herford und am 15. Juli in Zürich sowie im August statt. Ian Anderson wurde auf dieser Tour von der Neuen Philharmonie Frankfurt und der Rubbing Elbows Band begleitet; Gastsolistin war wieder Lucia Micarelli. Außerdem ist Ian Anderson Gastmusiker auf dem neuen TOTO-Album und begleitet die Band teilweise auf ihrer „Worldtour 2006“.

Am Heiligabend 2006 trat Anderson zusammen mit anderen Musikern seiner Band in der Sendung des ZDF "Weihnachten mit dem Bundespräsidenten" (aufgezeichnet am 16.12.2006) in der Benediktinerabtei Maria-Laach auf und präsentierte mit Unterstützung des Jugendsinfonieorchesters Rheinland-Pfalz Stücke wie "Bouree" und Aqualung".

Diskografie

  • Walk Into Light, 1983
  • Divinities, 1995
  • The Secret Language Of Birds, 2000
  • Rupi´s Dance, 2003
  • Ian Anderson plays the orchestral Jethro Tull, 2005