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Tretlager

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Patroneninnenlager mit Octalink
Tretlagergehäuse

Das Tretlager, umgangssprachlich Innenlager genannt (Innenlager ist eine Wortschöpfung der Fa. Brügelmann (Aussage Fa. Brügelmann, Katalog 1999) und bezeichnet normalerweise eine spezielle Bauform von Konuslagern mit innenliegenden Lagerschalen. Moderne Tretlagerpatronen haben Rillenkugellager), ist das Lager am Fahrrad, in dem die Tretlagerwelle gelagert ist, an der Kettenblatt und die Kurbeln befestigt sind. Das Tretlager ist das am stärksten belastete Lager am Fahrrad: Die auf die Welle einwirkenden Kräfte übersteigen sogar die vergleichbaren Belastungen einer Kurbelwelle des Verbrennungsmotors eines Mittelklassewagens.

Bauweisen

Lager von FAG
BSA
FAG- Lager (BSA) - das Standardlager für die 'normalen' BSA- Schalen - mit Aluminiumschlüsseln montierbar
Shimano- Innenlager
BSA
Shimano (BSA) - Vierkantlager
Datei:Oktalink-g.jpg
Shimano Oktalink
Shimano Oktalink
Alternative zu Vierkant, wurde mittlerweile von Hollowtech II abgelöst
Mavic- Reparaturlager
Mavic
Mavic- Reparaturlager; sehr teuer, aber manchmal die letzte Rettungsmöglichkeit bei stark beschädigtem BSA-Gewinde
preiswertes Reparaturlager
Point Reparaturlager
deutlich billiger als Mavic, gleiche Funktionsweise
FAG- Schlaglager
Thompson
FAG-Schlaglager; meist 39,9 mm (40,0) oder 35 mm, sehr selten 37,5 mm (französische alte Rennlager)
Glockenlager am Tourenrad mit Kurbel auf der falschen Seite
Fachbezeichnung Außen- Ø der Schalen Kurzbezeichnung Erklärung
Glockenlager 40,0 Thompson Schlagschalen für Tourenräder
ITA 36 x 24 35,9 ITA italienisch; beidseitig Rechtsgewinde; oft 70mm breit
BSA 1"370 x 24 34,7 ENG englisch; meist links Rechtsgewinde, rechts Linksgewinde; sehr selten rechts Rechtsgewinde; oft 68mm breit, früher auch gelegentlich 73mm
M 35 x 1 34,8 FRA französisch; beidseitig Rechtsgewinde; sehr selten rechts Linksgewinde
Mavic Kegel Kegel- Patrone (Reparaturmöglichkeit !)
Fauber Fauber BMX Lager (einteilig); amerikanisch oder skandinavisch mit versch. Gewinden
  • ENG und FRA sind manchmal nicht eindeutig zu unterscheiden! Hier hilft nur vorsichtiges Probieren
  • rechte Lager mit Rechtsgewinde sollten mit Schraubensicherung mittelfest oder einer Kontermutter gesichert werden
  • Achslängen: 103 - 107 - 110 - 113 - 116 - 119 - 122 - 132; Zwischengrößen
  • Breite: BSA 68/73mm oder ITA 70 mm außer bei TA und Stronglight

Anzugsmoment für Patronen: 35-45 Nm Es gibt drei verschiedene Arten von Innenlagern, wobei heute meist das Patronenlager Verwendung findet. Alle Innenlagertypen sind im Prinzip Kugellager

Klassisches Konuslager

Die Tretlagerwelle und die beiden Konen bilden eine Einheit. Die Tretlagerschalen werden in das Tretlagergehäuse eingeschraubt. Die Kugeln laufen dann direkt zwischen dem Konus und der Lagerschale. Innenlager in dieser Bauart sind zwar wartungsaufwändig; weil sie jedoch justierbar sind, erreichen sie bei guter Pflege eine entsprechend hohe Laufleistung. Lager dieser Bauart erfordern ein sehr präzise bearbeitetes Tretlagergehäuse mit parallelen Außenflächen und eine exakte Einstellung des Lagerspiels. Deshalb werden solche Lager in der Großserienfertigung nicht mehr verwendet. Ein weiterer Nachteil ist, dass diese Lager zum Rahmeninneren hin nicht abgedichtet sind. Deshalb kann Wasser, welches in den Rahmen gelangt ist, in das Innenlager laufen und dort zu Korrosion führen bzw. das Lagerfett verdrängen. Hierdurch entstand das bis zum Übergang zu den abgedichteten Industriekugellagern bzw. gekapselten Patronenlagern von den Radrennfahrern gefürchtete knackende Tretlager. Neben der Tatsache, das es deutliches Indiz für eine dringende Wartung des Lagers ist, übt dieses bei jeder Tretbewegung mindestens einmal auftretende Knackgeräusch eine äußerst demoralisierende Wirkung aus.

Beim Konuslager wird eine der beiden Lagerschalen - gewöhnlich die linke - zur Einstellung des Lagerspiels eingesetzt und durch einen Konterring gesichert. Durch die beim Treten wirkende umlaufende Kraft, die auf die Lagerschalen wirkt, entsteht in Verbindung mit dem vorhandenen radialen Spiel im Tretlagergewinde ein Drehmoment, dessen Richtung entgegengesetzt zur Drehrichtung der Tretkurbeln ist. Da die linke Lagerschale Rechtsgewinde hat, würde sie sich ständig fester drehen. Dies wird durch den Konterring, der auf das Gewinde der Schale aufgeschraubt und gegen das Tretlagergehäuse festgezogen wird, verhindert.
Die andere, nicht einstellbare Lagerschale - gewöhnlich die rechte - besitzt einen Bund, bis zu dessen Anliegen am Tretlagergehäuse die Schale fest eingeschraubt wird. Durch die umlaufende Kraft beim Treten wirkt ständig ein nach links gerichtetes Drehmoment, das ein Lösen der Lagerschale mit Linksgewinde verhindert. Bei Tretlagern mit einem Rechtsgewinde auf der rechten Seite besteht zwar ein größeres Risiko, dass die Lagerschale sich lockert, erfahrungsgemäß passiert dies jedoch nicht. Um sicher zu gehen, kann man die rechte Schale mit Schraubenkleber fixieren.

Durch diese Technik bleibt bei richtiger Einstellung das Lagerspiel stabil. Durch schlechte Einstellung, Schmierungsmangel, Korrosion, schadhafte Kugeln oder gebrochene Kugelringe kann das Reibungsmoment im Tretlager so stark anwachsen, das es zum dominierenden Drehmoment an den Lagerschalen wird: Nun lösen sich die eingeschraubten Lagerschalen in Drehrichtung der Tretkurbeln. Meist lockert sich die linke Lagerschale. In diesem Falle ist eine gründliche Wartung des Lagers, mindestens eine Erneuerung des Lagerfetts, oft ein Wechsel der Kugeln, einzelner Lagerschalen oder der Tretlagerwelle notwendig.

Keillager Tourenversion der DDR
typische Verformung der linken Seite bei falsch herum eingeschlagenen Kurbelkeil
Verformung der rechten Tretlagerseite
Keillager mit Schlagschalen

Industriekugellager

FAG- Schlüssel
Schnittmodell FAG- Lager

Auf der Welle befinden sich statt zweier Konen zwei Passungen, auf denen Rillenkugellager montiert sind. Diese Einheit wird durch zwei Lagerschalen im Fahrradrahmen fixiert. Gegenüber dem klassischen Konuslager hat diese Bauart den Vorteil, dass durch Verwendung von beidseitig abgedichteten Industriekugellagern ein auch nach innen hin dichtes Tretlager gebaut werden kann. Auch für diese Lagerbauart ist eine präzise Bearbeitung des Tretlagergehäuses erforderlich. Falls zwischen den Außenringen der beiden Industriekugellager keine starre Abstandshülse montiert ist, muss beim Einschrauben der äußeren Lagerschalen in den Rahmen darauf geachtet werden, dass die Lager nicht verspannt werden. Die Lagerschalen dürfen nur soweit eingeschraubt werden, dass ein leichter Lauf der Lager ohne Axialspiel erreicht wird. Anschließend mit Konterring sichern.

Patronenlager

Die Tretlagerwelle und die Kugellager werden in einen Zylinder (Patrone), eingesetzt und justiert. Der Zylinder wird dann verpresst, so dass kein Schmutz in das Innere gelangen kann. Die Patrone wird dann mit zwei Gewindeschalen in das Tretlagergehäuse eingeschraubt. Manchmal ist die rechte Lagerschale auch fester Bestandteil der Patrone.

Patronenlager benötigen keine Wartung, da sie sich aber nicht justieren lassen, müssen sie ausgetauscht werden, wenn ein entsprechendes Lagerspiel vorhanden ist.

Das Patronenlager ist die logische Weiterentwicklung des Tretlagers mit Industriekugellagern und Abstandshülse. Da beim Patronenlager die Abstandshülse kein loses Teil ist, sondern die Industriekugellager umschließt, ist die Genauigkeit des Tretlagergehäuses nicht erheblich. Die korrekte Ausrichtung der Kugellager und der Welle zueinander wird durch die Patrone garantiert. Daher ist diese Lagerart die in der Massenfertigung am meisten verwendete.

Verbindung von Tretlagerwelle und Kurbeln

Die Verbindung der Innenlagerwelle mit den Tretkurbeln muss sowohl Kräfte seitlich zur Tretlagerwelle als auch hohe Drehmomente in Drehrichtung der Welle übertragen können. Die Kurbeln haben Löcher und werden grundsätzlich auf die Welle des Innenlagers gesteckt, um die seitlichen Kräfte aufnehmen zu können. Zur Übertragung des Drehmoments sind folgende Lösungen üblich:

  • Ein konischer Keil, welcher in einer quer zur Tretlagerachse angebrachten Bohrung der Tretkurbel montiert wird und gegen eine Fläche an der Innenlagerwelle presst. Diese Methode ist veraltet und wird kaum noch verwendet.
  • Gestaltung des Wellenendes als konischer Vierkant, der durch eine Schraube in einen passendes Innenvierkant in der Kurbel gepresst wird. Bei der Art des Vierkants unterscheidet man nach dem von Campagnolo eingesetzten ISO- und dem JIS-Vierkant, der man bei Produkten der Firma Shimano findet. Diese beiden Varianten unterscheiden sich sowohl in der Steigung des Keils, als auch in der Form der Kanten und Abschrägungen. Diese Methode wurde von der Vielzahnverbindung abgelöst, welche langsam von hochwertigen hinab zu preiswerten Rädern wandert. Bei sehr alten Fahrrädern aus den 50er Jahren ist zusammen mit einem Glockenlager auch ein Sechskant möglich.
  • Gestaltung des Wellenendes mit einem, manchmal auch konischen, Vielzahn (Shimano-Octalink oder ISIS-Verzahnung), der in eine entsprechende Verzahnung in der Kurbel greift. Diese Methode ist keineswegs neu, wurde aber erst seit 2003 im Massenmarkt eingeführt.
  • Einheiten, bei denen die rechte Tretkurbel und das Innenlager eine Einheit bilden. Dort ist nur noch die linke Tretkurbel von der Innenlagerwelle abnehmbar. Diese Technik gibt es schon seit den 80er Jahren von amerikanischen Kleinstherstellern, allen voran Bullseye. Sie wurden ursprünglich für den Einsatz an BMX Rädern entwickelt. Shimano führte 2005 diese Technik bei ihren Top-End Gruppen unter dem Namen Hollowtech II ein. Die Bezeichnung Hollowtech hat ursprünglich nichts mit dem Innenlager zu tun sondern beschreibt hohle Tretkurbeln. Erst Hollowtech II kennzeichnet (zusätzlich zu hohlen Kurbeln) auch die Verbindung zwischen Kurbel und Innenlager sowie das Innenlagersystem selbst. FSA, Race Face und im Jahr 2007 auch Camapgnolo, folgen diesem Trend und die Technik setzt sich auch in den unteren Gruppen durch. Man verspricht sich dadurch eine Gewichtsersparnis und einen robusteren Antrieb, der nicht mehr die Sollbruchstelle an der Innenlagerachse hat. Hierbei werden 2 Lagerschalen in den Rahmen geschraubt und die rechte Kurbel samt Achse durchgeschoben. Die unterschiedlich breiten Tretlagergehäuse werden bei Shimano durch Spacer angepasst, d.h. es gibt nicht mehr 2 Größen wie es bei BSA üblich war. Auffällig bei Shimano ist, das die Tretlagbreite durch die breiten Lagerschalen etwa 2mm nach außen wandert, was Auswirkungen auf die Kettenlinie sowie den Q-Faktor hat. Der Q-Faktor bezeichnet den Abstand der äußeren Flächen beider Pedalarme zueinander. Campagnolo wirkt dem entgegen und baut die Kurbeln flacher, so das die Kettenlinie sowie Q-Faktor identisch bleibt. Bei dieser Art Lager ist es sehr wichtig das die Tretlagergehäuse plangefräst sind, damit sich der linke Kurbelarm weit genug aufschieben lässt, die beiden Lagerschalen plan aufliegen und nicht vorzeitigem Verschleiß erliegen.

Für BMX Räder gibt es außerdem noch Tretkurbeln mit sog. Fauberlager. Dabei werden beide Tretkurbeln und die Innenlagerwelle durch ein einziges, gebogenes Stück Rohr gebildet. Für solche Lagereinheiten benötigt man spezielle Fahrradrahmen mit sehr großen Tretlagergehäusen, weil die Einheit zur Montage durch das Tretlagergehäuse „gefädelt“ werden muss. Anschließend werden die Lagerkonen von außen über die Kurbeln geschoben und auf einem auf der Welle befindlichen Gewinde verschraubt. Der Vorteil solcher Lager ist die extreme Stabilität, weil es keine Kanten und Übergänge zwischen Welle und Kurbeln gibt.