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Giovanni Bilivert

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Giovanni Bilivert: Auffindung des Heiligen Kreuzes, 1636/1637, Florenz, San Gaetano
Hans von Aachen: Biliverts Vater Jacopo, 1586

Giovanni Bilivert (* 25. August 1585 in Florenz; † 16. Juli 1644 ebendort) war ein toskanischer Maler mit holländischen Wurzeln. Sein Familienname wurde früher höchst unterschiedlich geschrieben, namentlich auch zu Biliverti italianisiert.

Lebensdaten

Eine italienische Enzyklopädie nennt Giovanni Bilivert «einen der besten Künstler des Florentiner Seicento, in dem die Tradition des späten Manierismus sich gegen Stilformen von realistischer Inspiration hin orientierte».[1]

Biliverts Vater Jacopo (Delft, 1550–Florenz, 1603) war 1573 als Goldschmied und Juwelier in den Dienst der ersten Großherzöge der Toskana aus dem Geschlecht der Medici getreten, deren Krone er unter anderem anfertigte. 1576 hatte er die Florentinerin Fiammetta Frediani bzw. Mazzafirri geheiratet.

Giovanni scheint in Siena eine kaufmännische Lehre begonnen, dann aber beim dortigen Manieristen Alessandro Casolani (1552–1607) die Ausbildung zum Maler absolviert zu haben.[2] Dies, obwohl er von Geburt an auf dem einen Auge schlechter sah als auf dem andern, was ihn zum Tragen eines Monokels veranlasste.[3]

Nach dem Tod des Vaters wurde er in Florenz Gehilfe von Ludovico Cigoli (1559–1613) und arbeitete mit diesem zeitweise in Rom. Dort malte er 1610 für die Kirche San Callisto in Trastevere sein erstes signiertes Altarbild. Im Jahr zuvor war er in die Florentiner Zeichenakademie aufgenommen worden.

Biliverts berühmteste Gemälde sind laut Contini ohne Zweifel «Tobias und der Engel» bzw. «L’Arcangelo rifiuta i doni di Tobia» (1612) und «Joseph und Potiphars Weib» bzw. «La Castità di Giuseppe» (1619), beide in der Galleria Palatina im Palazzo Pitti.[4] Oft abgebildet werden auch «Angelica und Ruggero» (1623/1624) nach dem «Orlando furioso» von Ariost im selben Museum[5] und die «Auffindung des Heiligen Kreuzes» bzw. «Sant’Elena dirige gli scavi per il ritrovamento della Croce» (1636/1637) in der Florentiner Kirche San Gaetano (Capella Bonsi).

Biliverts Eigenheiten waren zum Teil von Cigoli beeinflusst, so der weiche und blumige Stil, den er mit einer gewissen Aufmerksamkeit auf die Beleuchtung verband, abgeleitet von den Tendenzen des caravaggeschen Pisaners Orazio Gentileschi (1563–1639).[6]

Nach einer Nierenkolik musste Bilivert sich 1636 in Pisa von einem Steinschneider operieren lassen, was er wunderbarerweise überlebte.[7]

Manche seiner Werke stellte er mit Hilfe von Mitarbeitern in mehreren Exemplaren her. Schüler von ihm waren Francesco Bianchi Buonavita (1593–1658), Bartolommeo Salvestrini (1599–1630), Giovanni Battista Vanni (1599–1660), Cecco Bravo (1601–1661), Baccio del Bianco (1604–1657), Orazio Fidani (1610–1656), Agostino Melissi (1616–1683) und Giovanni Maria Morandi (1622–1717).

Gemälde

Weitere Gemälde (Auswahl)

Literatur

Selbstbildnis Biliverts mit Monokel, undatiert, Florenz, Uffizien
Commons: Giovanni Biliverti – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. «È uno dei migliori artisti del Seicento fiorentino, in cui la tradizione del tardo manierismo si orienta verso modi di ispirazione realistica […].» Treccani100, Enciclopedia on line (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Fwww.treccani.it%2Fenciclopedia%2Fgiovanni-bilivert%2F~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  2. Fock; Contini, S. 3–8.
  3. Baldinucci, S. 68.
  4. Contini, S. 71.
  5. Wie die drei andern existierenden Exemplare des Werks verraten, war die von ihrem sarazenischen Befreier sexuell bedrängte chinesische Prinzessin ursprünglich nackt dargestellt, woran sich aber die für ihren unmündigen Enkel Ferdinando II. (1621–1670) regierende Christine von Lothringen störte. Contini, S. 82–84.
  6. Le Muse. Band 2. De Agostini, Novara 1964, S. 266.
  7. Contini, S. 46.
  8. Er hätte dort eine Brücke über das Goldene Horn bauen sollen.