Maximilien de Robespierre

Maximilien François Marie Isidore de Robespierre [6. Mai 1758 in Arras; † 28. Juli 1794 in Paris), vom Volk „der Unbestechliche“ genannt, war ein französischer Politiker und einer der einflussreichsten Männer während der Französischen Revolution.
] (*Leben
Die Anfänge
Robespierre wurde als erstes von vier Kindern eines angesehenen Advokaten am 6. Mai 1758 in Arras geboren. Als er fünf Jahre alt war, starb seine Mutter. Nach seiner Schulzeit, welche ihm durch ein Stipendium finanziert wurde, begann er Jura am Collège Louis le Grand in Paris zu studieren, wo er nach 12 Jahren sein juristisches Examen ablegte. Danach ließ er sich in seiner Heimatstadt als Anwalt nieder. Hier arbeitete er unter anderem auch für die adligen Kreise, in deren Auftrag er alte Akten und Urkunden überprüfte. Auf diese Weise sollten Rechtsansprüche konstruiert werden, die sich gegen die Bauern und deren Eigentum richteten. Kurz darauf publizierte Robespierre Flugschriften gegen die Privilegien des Adels und der Geistlichkeit.
Bereits in seiner Jugendzeit zeigte er, der stets Primus war, einen auffälligen Ehrgeiz. Er wurde als bester Schüler Frankreichs ausgezeichnet.
Schließlich sah er in Paris die Möglichkeit, durch sein politisches Engagement die Gesellschaftsform des monarchistischen Frankreichs nach der Staatstheorie seines geistigen Mentors Jean-Jacques Rousseau umzugestalten: 31-jährig wurde er gleich zum Delegierten des dritten Standes für die Stadt Arras in die Versammlung der Generalstände gewählt, die von Ludwig XVI. 1789 eigentlich dazu einberufen worden war, seine Steuererhöhungen durchzusetzen.

Robespierre als Vertreter des dritten Standes in der Nationalversammlung
Am 17. Juni 1789 erklärten sich die Vertreter des dritten Standes (Bürger und Bauern) zur Nationalversammlung. Nach dem Beitritt der Vertreter des Klerus und des Adels schafften die Vertreter der drei Stände die Privilegien der Priester und Adligen ab. Dies war die Geburtsstunde der französischen Revolution. Bereits vier Wochen später erfolgte der Sturm auf die Bastille.
In dieser Nationalversammlung fiel Robespierre zunächst auf, weil er die liberale Mehrheit mit radikalen Forderungen erschreckte: Er forderte Pressefreiheit, allgemeines Wahlrecht für alle Männer, Abschaffung der Sklaverei in den Kolonien, Aufhebung der Todesstrafe, Beseitigung der Privilegien des Klerus. Die Vernunft sollte die einzige Grundlage, die Tugend das große Ziel des Staates sein.
Bald galt Robespierre als Linksradikaler und trat dem linken „Club der Jakobiner“ bei, der sich regelmäßig im Dominikanerkloster St. Jaques in Paris traf. 1790 wurde er deren Präsident.
Der Kampf um die Fortsetzung der Revolution
Bis 1791 war Robespierre trotz seiner radikalen Forderungen ein Anhänger der konstitutionellen Monarchie. Er änderte jedoch seine Meinung im Juni 1791, als Ludwig XVI. heimlich versuchte, Frankreich zu verlassen, um die Revolution von außen zu zerstören. Ludwig wurde nach Paris zurückgebracht und durfte sogar seine Krone behalten. Er bemühte sich jedoch weiterhin, die Revolution mit Hilfe der anderen Königreiche rückgängig zu machen, wodurch er sowohl Robespierre und die Jakobiner als auch die Girondisten weiter gegen sich aufbrachte. Am 10. August wurde das Schloß des Königs gestürmt, und der König vorläufig für abgesetzt erklärt. Am selben Tag wurde Robespierre Mitglied der Kommune von Paris.
Im September 1792 befanden sich die Armeen der feindlichen Könige auf dem Vormarsch. Paris war bedroht und die zum Kampf bereiten Pariser Bürger fühlten sich von den Anhängern des Königs bedroht. Daher richteten sie ein Blutbad unter den in den Gefängnissen einsitzenden Königstreuen und jenen, die dafür gehalten wurden, an (Septembermorde). Diesem Massaker fielen mehr als tausend Menschen zum Opfer. In dieser aufgeheizten Stimmung wurde Robespierre zum Mitglied der neuen Volksvertretung, des Nationalkonvents, gewählt. Gegen den König wurde Anklage erhoben und Robespierre forderte in seiner Rede vom 3. Dezember 1792 dessen Tod, da der König eine zu große Gefahr für die Revolution darstelle. Er erklärte den König zum Verräter Frankreichs und zum Verbrecher an der Menschheit. Der Nationalkonvent sprach sich am 20. Januar 1793 mit 386 zu 334 dafür aus, Ludwig XVI. hinzurichten. Tags darauf wurde dieser durch die Guillotine enthauptet.
Die Begründung des Terrors gemäß Rousseau
In seiner gesamten politischen Tätigkeit bemühte sich Robespierre die aufklärerischen Ideale Rousseaus zu verwirklichen. Gemäß Jean-Jacques Rousseau erzeugen alle Mitglieder einer Gemeinschaft in freiwilliger Übereinkunft einen Gemeinwillen, die volonté générale. Der Gemeinwille orientiert sich am Gemeinwohl und hat dabei immer Recht. Er gilt absolut, auch wenn Einzelne ihn ablehnen. Er ist nicht einfach der Wille der Mehrheit, sondern derjenigen, die tugendhaft und im Besitz der Wahrheit sind. Jeder, der den Gemeinwillen angreift, stellt sich außerhalb der aufgeklärten Gemeinschaft.
Für Robespierre bedeutete dies, dass die Gegner der Republik nur die Wahl zwischen einer Änderung ihrer Überzeugungen und dem Tod haben durften. Je grausamer die Regierung gegenüber den Verrätern auftrete, desto wohltätiger sei sie gegenüber den braven Bürgern, ließ Robespierre 1793 verlauten. Die Terrorherrschaft war demzufolge ein notwendiges Übel, um das Volk für den von Rousseau empfohlenen Gesellschaftsvertrag bereit zu machen. Ohne Tugend, meinte Robespierre, sei Terror verhängnisvoll, ohne Terror die Tugend machtlos.

Die Gleichheit aller Franzosen
Robespierre war es, der 1792 in einem Brief an alle Franzosen verkündete, dass es darum gehe, auf den Trümmern des Thrones die heilige Gleichheit einzurichten. Er meinte damit die Gleichheit vor dem Gesetz und gleiche Chancen in der Politik. Die Gleichheit des Vermögens, von der die Armen träumten, meinte er nicht. Dies erklärte er im April 1793 vor der Nationalversammlung und versicherte den Reichen, dass er ihre Schätze auf keinen Fall anrühren wolle.
Der Wohlfahrtsausschuss
Am 27. Juli 1793 wurde Robespierre vom Nationalkonvent zum Mitglied des zwölfköpfigen Wohlfahrtsausschuss berufen. In der Folgezeit unterstützte Robespierre alle Maßnahmen gegen sogenannte "Feinde der Revolution", was ihm seinen Ruf als "Blutrichter" der Französischen Revolution eintrug. So war er daran beteiligt, Jacques Roux und alle Mitglieder der ihm unliebsamen Enragés zu verhaften und vor Gericht zu stellen. 1794 ließ Robespierre dann den Radikalsten der Jakobiner, Jacques-René Hébert, verhaften, weil er zum Aufstand aufrief und an eine Wiederholung der Septemberbewegung von 1793 dachte. Ihm folgte seine Anhängerschaft, die Hébertisten.
Sechs Tage später ließ der Wohlfahrtsausschuss Danton und dessen Anhänger verhaften und am 5. April auf der Guillotine hinrichten. Insgesamt waren es in jenem April 258 Hinrichtungen auf Geheiß des Ausschusses. Der Juni 1794 sah 688 Hinrichtungen, denn der Nationalkonvent hatte beschlossen, nicht nur auf eine Anhörung der Beschuldigten, sondern auch von Zeugen zu verzichten.
Das Ende

Im Juli 1794 ließ der Wohlfahrtsausschuss 935 Todesurteile vollstrecken. Darunter auch das von Robespierre selbst. Am 26. Juli war Robespierre das erste Mal seit Wochen für eine Rede vor dem Parlament erschienen. Er bekräftigte seine Überzeugung, nur der Terror gegen das Verbrechen verschaffe der Unschuld Sicherheit. Der Fehler dabei war, auf neue Verräter anzuspielen, die mit aller Härte bestraft werden müssten. Er kenne sie, doch Namen nennen wolle er nicht. In der folgenden Nacht traf eine Koalition völlig unterschiedlicher Politiker zusammen. Sie bestand aus solchen, die befürchteten, als Verräter bezeichnet und hingerichtet zu werden, und anderen, die selbst an die Macht kommen wollten, um die Politik nach ihren Vorstellungen zu gestalten, aus Linken, die durch ihn die Revolution verraten sahen, und aus Rechten, die bis dahin geschwiegen hatten.
Am folgenden Tag debattierte das Parlament über den Wohlfahrtsausschuss. Man wollte die Anhänger des Terrors und ihren Führer loswerden. Robespierre wollte sich verteidigen, doch seine Worte gingen im Tumult der Stimmen unter. Letztlich forderte man die Verhaftung. Sie wurde zur allgemeinen Verblüffung fast einstimmig beschlossen. Robespierre wurde abgeführt. Es gelang ihm jedoch, sich zu befreien und mit aus dem Kerker befreiten Freunden im Rathaus zu versammeln.
Nach dem von Léonard Bourdon geführten Sturm der Nationalgarde auf das Stadthaus schoss sich Robespierre in den Mund. Die Kugel zerschmetterte jedoch nur den Kiefer. Seine Kameraden, die sich mit ihm verschanzt hatten, begingen teilweise Selbstmord, indem sie sich erschossen oder aus dem Fenster sprangen. Der schwerverletzte Robespierre wurde notdürftig ärztlich behandelt. Ob Robespierre wirklich versucht hat, sich das Leben zu nehmen, ließ sich nie eindeutig klären.
Am 28. Juli 1794 wurde Maximilien de Robespierre selbst zum Schafott gebracht, wo sein Leben nach 36 Jahren beendet wurde. 21 seiner Anhänger starben noch am selben Tag, 83 in den folgenden Tagen.
Nachwirkungen
Mit dem Sturz Robespierres starb für Frankreich auf Jahrzehnte zugleich die demokratische Republik in der Praxis wie in der Idee. Der Jakobiner-Klub wurde wenig später aufgelöst und die überlebenden Girondisten kehrten nach Paris zurück. Die neue Klasse der Herrschenden stützte sich fortan nicht mehr wirklich auf das Volk. 1799 rettete sich der bürgerliche Besitzadel aus inneren und äußeren Bedrängnissen in die Arme Napoléon Bonapartes, der sich später zum Kaiser krönte, die Erbmonarchie wieder einführte und Frankreich und Europa in ein Zeitalter der Kriege führte, das hunderttausenden Menschen das Leben kostete.
Drama
- Rudolf von Gottschall: Robespierre (1845)
- Wolfgang Robert Griepenkerl: Maximilian Robespierre (1849)
Literatur
- Jean Massin: Robespierre. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1976.
- Friedrich Sieburg: Robespierre. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1987. ISBN 3-421-06342-7
- Max Gallo: Robespierre. Klett-Cotta, Stuttgart 1989. ISBN 3-608-93107-4
- Jean-François Fayard : Les 100 jours de Robespierre - les complots de la fin , Paris , Grancher , 2005 , ISBN 2-7339-0912-6
Weblinks
- Maximilien de Robespierre. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
- Robespierres Tod (englisch)
- http://www.findagrave.com/cgi-bin/fg.cgi?page=gr&GRid=12939810 betr. Robespierres Vater sowie einige Thesen zu Maximiliens Rolle
- Amis de Robespierre
- Association Maximilien Robespierre pour l'Idéal Démocratique
Personendaten | |
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NAME | de Robespierre, Maximilien François Marie Isidore |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Politiker |
GEBURTSDATUM | 8. Mai 1758 |
GEBURTSORT | Arras |
STERBEDATUM | 28. Juli 1794 |
STERBEORT | Paris |