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Echnaton

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Sein Name vor der Umbenennung
Horusname
G5
E1
D44
X7A28S9
Ka nekhet qasut
(k3 nḫt q3 swt)
Starker Stier, mit hohem Federnpaar
Nebtiname
G16
G36
r
M23t
n
iimip
t
Q1t
Z2

(wsr nsyt m jptswt)
Groß an Königtum in Karnak
Goldname
G8
U39M40N28
Z2
mO28W24
O49
M27

(wts ḫ՚w m jwnw sm՚)
Der die Kronen erhebt in Theben
Thronname
M23
X1
L2
X1
N5L1
F35
Z2N5T21
N35
Nefer-cheperu-Re, Wa-en-Re
(Nfr-Vorlage:Unicodepr.w-RVorlage:Unicode, wVorlage:Unicode-n[.j]-RVorlage:Unicode)
Mit vollkommenen Gestalten, Einziger des Re
Eigenname
imn
m
R4
t p
Amen-hotep
(Jmn-Vorlage:Unicodetp[.w])
Amun ist zufrieden
M17Y5
N35
R4
X1 Q3
R8S38R19
Amen-hotep, Netscher-Heqa-Waset
(Jmn-Vorlage:Unicodetp[.w], nVorlage:Unicoder hq3 w3s.t)
Amun ist zufrieden, Gott und Herrscher von Theben
Griechisch Amenophis
 
Vorlage:!-
Sein Name nach der Umbenennung
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Eigenname
M17X1
N35
N5
Aa1G25N35
Echnaton
(3Vorlage:Unicode-n-Jtn)
der Aton dient/nützlich ist; Strahl/Glanz des Aton
Vorlage:!-
Thronname
M23
X1
L2
X1
N5nfrL1N5
Z2
T21
n
Nefer-cheperu-Re, Wa-en-Re
(Nfr-Vorlage:Unicodepr.w-RVorlage:Unicode, wVorlage:Unicode-n[.j]-RVorlage:Unicode)
Mit vollkommenen Gestalten, Einziger des Re
Vorlage:!-
Horusname
G5
it
n
N5
mr
Meri Aton
(mrj jtn)
Geliebt von Aton
Vorlage:!-
Nebtiname
G16
G36
r
M23iit
Z2
Aa15
N27
it
n
N5

(wsr nsyt m 3ḫt itn)
Groß an Königtum in Achetaton
Vorlage:!-
Goldname
G8
U39r
n
V10it
n
N5

(wts rn n itn)
Der den Namen des Aton emporhebt

Echnaton („der Aton wohlgefällt oder nützlich ist“) war ein Pharao des alten Ägyptens während des neuen Reiches, 18. Dynastie, Sohn von Amenophis III. und Königin Teje. Er erhob Aton in der Gestalt der Sonnenscheibe zur von allen zu verehrenden Form des Hauptgottes Ägyptens und gründete eine neue Stadt in der Wüste, die er zur Hauptstadt machte: Achet-Aton. Er setzte auf eine streng nach innen gerichtete Politik und reformierte die Kunst.

Echnatons Regentschaft wird verschieden datiert: ca. 1351–1334 v. Chr., 1340–1324 v. Chr. (Helck) oder 1353–1336 v. Chr. (Krauss).

Pharao Amenophis IV. (Echnaton) im ägyptischen Museum in Kairo

Vorlage:Absatz-L

Zu seinen Namen

  • Amenhotep (IV.) (hieroglyphisch: Jmn-htp): ursprünglicher ägyptischer Geburtsname
  • Ach-en-Aten (hieroglyphisch: Jtn-n-ach, gelesen: Ach-n-jtn = „der Aton dient oder nützlich ist“); die vermutlich korrekte Aussprache seines neuen Namens (nach dem von ihm eingeführten Gott Aton): deutsche Form: Echnaton; angelsächsische Schreibweisen: Ak(h)en-Aten oder Ak(h)enaten, seltener: Ahkanaten, Ihknaten; niederländisch auch: Achnaton; französisch: Akhénaton; spanisch: Ajenatón; italienisch: Akhenaton.

Eine nachweislich korrekte Aussprache des Neuägyptischen gibt es nicht, wegen des Fehlens einer genauen Überlieferung der Vokalität. Nach dem in der Liturgie der koptischen Kirche weitergegeben (tradierten) Koptischen, der jüngsten Form des Ägyptischen, und weiterer Nebenüberlieferungen kann die Aussprache „Achanjati“ lediglich rekonstruiert werden.

Forschungsgeschichte

Echnaton ist eine der umstrittensten Personen der ägyptischen Geschichte. Besonders kurz nach seiner Wiederentdeckung kursierten unter Ägyptologen die wildesten Theorien: So soll er eine Frau gewesen, auf einem Nubienfeldzug kastriert worden oder ein verstoßener Priester des Re gewesen sein.

  • 1714: Claude Sicard, ein reisender Jesuit, bemerkt eine der Grenzstelen der Stadt Amarna (Stele A).
  • 1798-99: Die ägyptische Expedition Napoleons entdeckt die dazugehörige Stadt, publiziert in Description de l'Egypte.
  • Anfang des 19. Jh.: Die beiden Reisenden und Ägypteninteressierten Henry Salt und Bernardino Drovetti führen flüchtige Grabungen in Amarna durch.
  • 1824: John Gardner Wilkinson führte Oberflächengrabungen an der Stadt durch.
  • 1826: Wilkinson und James Burton kehren zurück nach Amarna, vollenden die Arbeiten und veröffentlichen die Ergebnisse im mehrbändigen Werk Manners and Customs of the Ancient Egyptians, mit Skizzen, Abklatschen der Reliefs und Plänen
  • 1828: Champollion besucht Amarna, widmet der Stadt jedoch nur einen Tag. Seine Eindrücke von Echnaton (grotesque) werden oft zitiert.
  • 1843: Karl Richard Lepsius kam mit der Expedition des preußischen Königs Friedrich Wilhelm dem IV. auch durch Amarna. Sie blieben insgesamt drei Tage
  • 1845: Auf der Rückreise nach Deutschland zurück findet die Expedition weitere sieben Tage für die Erforschung der Stadt. Sie widmen sich intensiv den Felsgräbern, veröffentlichen Zeichnungen, Abklatsche und Gipsabgüsse. Durch ihre Arbeit wird die weit verbreitete Vorstellung, Echnaton sei eine Frau gewesen, korrigiert.
  • 1845: Das Maßgebende Werk Aegyptens Stelle in der Weltgeschichte von Christian K.J. Bunsen erscheint in drei Bänden. Hier erscheint Echnaton nach wie vor als Frau, sowie "Amentuanch" als nubischer Gegenkönig. Im vierten Band korrigiert Bunsen Echnatons Geschlecht.
  • 1851: Lepsius veröffentlicht seine Forschungsergebnisse, darunter nicht nur Echnatons wahres Geschlecht, sondern auch die Erkenntnis, dass es monotheistische Bestrebungen sowie Gegenbewegungen gegeben hat. Er vermutet Einflüsse aus Äthiopien oder Vorderasien. Er hält Teje für eine bürgerliche Frau, und Echnaton für einen Priester des Re. Ein Nachdruck des Werkes erschien 1981 (Ueber den ersten ägyptischen Götterkreis und seine geschichtlich-mythologische Entstehung).
  • 1859: Heinrich Brugsch veröffentlicht die erste Geschichte Ägyptens unter den Pharaonen und behandelt auf fünf Seiten Echnaton. Er zieht einen Vergleich zwischen Aton und Adonis, was später von u. a. Sigmund Freud aufgegriffen wird.
  • 1877: In der Geschichte Aegyptens unter den Pharaonen kommt Brugsch zu dem Ergebnis, dass Echnaton durch die „Mißheirat“ seines Vaters mit „einer Fremden“ vorbelastet war. Beeinflusst durch die „Lehre von dem einen Lichtgotte“, die seine Mutter ihm in „zarter Jugend“ eingepflanzt haben soll, hat er sich den Unwillen der Priesterschaft zugezogen und wurde aus Theben vertrieben, weswegen er die neue Stadt gründete.
  • 1877: Im selben Jahr wird von Gaston Maspero die deutsche Ausgabe seines Buches Historie ancienne des peuples d'Orient veröffentlicht: Er folgt Auguste Ferdinand François Mariette, dass Echnaton ein Eunuch war. Maspero berücksichtigt als erster den Aton-Hymnus.
  • 1881/1882: Echnatons Grab in der Ostwüste von Gebel Abu Hasa wird von ägyptischen Einheimischen geplündert.
große Hymne für Aton in in N. de G. Davies, The Rock Tombs of El Amarna, part VI, "The Egypt Exploration Fund"
  • 1887: Eine Fellachin entdeckt das Tontafelarchiv mit 380 Tafeln. Sie verkauft sie an einen Nachbarn, der sie zerbricht und verschiedenen Antiquitätenhändlern anbietet, die es jedoch aufgrund der verwendeten Schriftsprache als Fälschung ablehnen.
  • 1891/1892: Das Grab wird unter der „theoretischen Aufsicht“ [1] von Alessandro Barsanti, dem "Mann für alle Gelegenheiten"[2] der Ägyptischen Altertumsverwaltung geräumt.
  • 1891/92: Flinders Petrie führt Ausgrabungen in Amarna durch. Er widmet sich u. a. den Werkstätten und den Gebrauchs- und Dekorationsartikeln.
  • 1892: Howard Carter nutzt seine Hilfstätigkeit bei Petrie, um das Königsgrab zu besuchen. Er fertigt Kopien der wichtigsten Szenen an, die er an das englische Magazin The daily Graphic verkauft. Sie erschienen am 23. März 1892.
  • 1901: Norman de Garies Davies veröffentlicht The Rock and Tombs of El Amarna, noch immer ein grundlegendes Werk über die Felsgräber.
  • 1907: Theodore Davies entdeckt KV 55. Eine Verbindung zu Echnaton wird festgestellt, sie ist jedoch unklar. Es existieren viele Meinungen, darunter Echnaton sei dort beerdigt worden.
  • 1910: Die erste Monografie über Echnaton erscheint von Arthur Weigall: The life and times of Akhnaton, pharaoh of Egypt, Edinburg. Eine 2. Auflage folgt 1922, die deutsche Übersetzung folgt 1923: Echnaton, König von Ägypten, und seine Zeit, Basel.
  • 1911-14: Die deutsche Orientgesellschaft gräbt unter der Leitung von Ludwig Borchardt. 1912 wird die Nofretete-Büste gefunden, am 20. Januar 1915 kommt es zu der später umstrittenen Fundteilung.
  • 1921: Die Egypt Exploration Society führt bis 1936 Grabungen durch; die Ergebnisse der besonders bei Keilschriften und Büsten durchgeführten Untersuchungen werden teilweise in The City of Akhenaton veröffentlicht.
  • 1925/26: Die Echnaton-Kolosse werden in Karnak entdeckt.
  • 1977: Erneut werden englische Grabungen in Amarna aufgenommen.

Familie

Zwei Töchter des Echnaton, Wandmalerei aus Amarna

Leben und Religion

Fragment einer Echnaton-Statue im Louvre

Thronbesteigung

Amenophis IV. wurde unter dem Thronnamen "Nefer-cheperu-Re, Wa-en-Re" (bedeutet "Mit vollkommenen Gestalten, ein Re; Einziger des Re", Beiname "der von der Maat lebt", somit Bezug auf den Gott Re und die Göttin Maat) gekrönt. Ob er zunächst Mitregent in den letzten Regierungsjahren seines Vaters war, ist in der ägyptologischen Wissenschaft stark umstritten wird in den letzten Jahren jedoch eher abgelehnt. Indizien dafür waren Titel, die sich entweder auf Ober- oder auf Unterägypten beziehen (el-Mahdy), die jedoch durch Hornungs These entkräftigt werden: zwischen Ober- und Unterägyptern soll eine Rivalität bestanden haben, was sich auch an der unterschiedlichen Akzentsetzung des Hauptgottes ausgedrückt haben soll.

Änderung des politischen Kurses

Schon sein Vater Amenophis III. hatte den Sonnengott Aton stärker verehrt, zumal innere Kontakte zum Königreich Mitanni (und Hethiterreich) bestanden, wo ebenfalls die Sonne die Hauptgottheit darstellte. Sein Sohn und Nachfolger ging jedoch noch einen Schritt weiter: er baute in seinem 6. Regierungsjahr eine neue Stadt als Hauptkultzentrum des Aton, die er auch zu seinem Regierungssitz machte. Im selben Regierungsjahr ließ Echnaton auch in Karnak östlich des Amun-Bezirkes ein Aton-Heiligtum erbauen. [3]

Aton, ursprünglich die Gestalt des Sonnengottes am Abend, wurde in Gestalt der Sonnenscheibe die nunmehrige symbolische Personifizierung des Reichsgottes und zur Quelle allen Lebens.

Bis zur Zeit von Echnaton wurde der Sonnengott als Re-Harachte traditionellerweise mit Menschenkörper, einem Falkenkopf und der darüber befindlichen Sonnenscheibe immer in seitlicher Ansicht dargestellt. Diese Abbildungsart hatte zur Folge, dass dem Gott immer nur eine einzige Person gegenüberstehen konnte. In der Tradition der alten Ägypter war dies stets der Pharao. Unter Echnaton wurde nunmehr in der Amarnazeit bei der Darstellung des Sonnengottes Aton in der Regel auf den Menschenkörper völlig verzichtet und dieser Gott als nach vorne gedrehte Sonnenscheibe mit Händen an den Enden der Sonnenstrahlen abgebildet. Dadurch konnten jetzt König und Königin zu gleichen Teilen von den Lebenszeichen des Sonnengottes profitieren.[4]

Datei:Aten disk.jpg
Echnaton mit Familie in Anbetung von Aton

Amun-Re war während der 18. Dynastie zu einem verborgenen Gott transzendiert, der Urgrund allen Seins und Quelle allen Lebens war. In gebildeten Kreisen galten alle übrigen Götter nur als seine Erscheinungsformen. Auch seine Priesterschaft war eigenmächtig und reich geworden, obgleich der Pharao von der alten Tradition her der eigentliche Höchste Priester und Vermittler sein sollte.

Der Pharao schaffte es vorläufig auf eigenem Befehl hin, die als überflüssig empfundenen Erscheinungsformen des Reichsgottes zu verwerfen und zu unterdrücken und gleichzeitig die mächtigen Priesterschaften zu entmachten. Der Pharao und seine Frau wurden damit wieder wie in alten Zeiten die Repräsentanten dieses Gottes auf Erden, der keiner Priesterkaste bedurfte. Der Pharao allein konnte die Segnungen des Höchsten Gottes dem Volk vermitteln, der Aton-Kult trug dabei offenbar henotheistische Züge. Eine besondere Nofretetedarstellung auf drei Steinblöcken wird von Forschern als Beweis dafür angesehen, dass Nofretete Echnaton als Hohepriesterin diente. Das Volk selbst durfte nicht zum Gott direkt beten, sondern musste den Pharao und seine Frau als Fürbitter nehmen, ob es das wollte oder nicht.

Im Felsengrab des früheren Beamten und späteren Pharao Eje sowie in anderen Gräbern der Epoche wurde Echnatons Atonhymnus gefunden. Amenophis IV. nannte sich seit seinen Glaubensreformen "Echnaton" ("der dem Aton gefällt"). Damit veränderte er nur seinen Geburtsnamen. In allen offiziellen Darstellungen wird lediglich der Thronname erwähnt. Die Namensänderung des Echnaton war somit keine Revolution, sondern seine persönliche Angelegenheit.

Er verbot den Kult der übrigen Götter zwar nicht, da er deren Existenz nicht bestritt, aber es kam doch zu Ausschreitungen gegen die Priester bzw. die alten Götternamen auf den Denkmälern (wenn wohl auch lokal auf Theben begrenzt). Eine Anordnung von Echnaton konnte jedoch nicht nachgewiesen werden. In seiner eigenen Stadt existierten (allerdings nur im häuslichen Bereich) eine Vielzahl von anderen Göttern neben Aton, von deren Existenz Echnaton Kenntnis gehabt hat (vgl. die Ägyptologin Christine El-Mahdy).

Religiöse Tragweite

In der Wissenschaft existieren mehrere Theorien hinsichtlich der Tragweite dieser politisch-religiösen Entscheidungen:

  1. Echnaton wollte einen Monotheismus einführen, das Volk, Priester und andere wehrte sich jedoch dagegen, deshalb die ärchäologischen Zeugnisse für andere Götter.
  2. Echnaton wollte lediglich eine Bevorzugung des Gottes Aton (Monolatrie).
  3. Echnaton wollte einen Monotheismus, zog sich in seine Stadt Achet-Aton zurück und überließ das Land sich selbst. Achet-Aton war daher eine religiöse Enklave, das übrige Land war Echnaton egal.
  4. Echnaton wollte einen Monotheismus bzw. Henotheismus einführen, das übrige Volk mit seinen Funktionsträgern tat sich damit allerdings schwer. Die anderen Götter wurden in einer Art Übergangsphase weiterhin geduldet. Die Religion kam nie über diese Übergangsphase hinaus und nach Echnatons Tod setzten sich die Vertreter der alten Ordnung durch.

Welche von diesen Möglichkeiten damals tatsächlich zurtraf, ist in der Wissenschaft bislang nicht eindeutig geklärt. Die ersten beiden Theorien gelten als am wahrscheinlichsten, die dritte ist ebenfalls in der Diskussion, die vierte jedoch nur in sehr geringem Maße.

Gründung von Achet-Aton

Achet-Aton in Hieroglyphen
it
n
ra
N27

Achet-Aton

Noch während der Regierung seines Vaters, Amenophis III. (eine Mitregentschaft gilt inzwischen als eher unwahrscheinlich), gründete er eine zeitweilige Residenz in Sisala, wo er sich wegen der Durchführung eines Jubelfestes zu Ehren seines Vaters aufhielt und die Feierlichkeiten leitete. Hierin folgte er dem Beispiel seines Vaters, der ebenfalls eine neue Residenz in Malkatta gegründet hatte. Schließlich wählte er jedoch einen anderen Ort aus, 400 km nördlich von der ehemaligen Hauptstadt Theben, stromabwärts auf einer am Ostufer des Nils von Felsformationen umgebenen, größeren Sandfläche in Mittelägypten.Fast genau zwischen Memphis im Norden und Theben im Süden glaubte Echnaton an den Bergen in einer der dortigen Felsformationen das Hieroglyphenzeichen für "Horizont" (= Achet) zu erkennen als er mit einem Streitwagen aus Gold und Silber einige Zeit lang flussabwärts gezogen hatte. Er beschloss daher im Jahr 5 seiner Herrschaft, an diesem Ort seine neue Hauptstadt Achet-Aton (der Horizont des Aton) in der Nähe des heutigen Amarna zu gründen. Sie ist - neben Alexandria - die einzig geplante Stadt aus dem Alten Ägypten und enthält einige fremde Elemente. So ist die Straße von der Residenz zum Tempel besonders breit, um die Fahrt des Pharao im Streitwagen zu ermöglichen (in Anlehnung an die Sonnenfahrt).

Umzug nach Achet-Aton

Die Bauarbeiten wurden in Rekordzeit vorangetrieben, indem die Bevölkerung und vor allem das Militär in die Arbeiten eingebunden wurden; die Theorie, dass Amenhotep aus Theben vertrieben wurde, ist somit unhaltbar. Echnaton war ein ebenso großer Bauherr wie Ramses. Schon drei Jahre nach Baubeginn zog das Herrscherpaar in den zentral gelegenen Palast. Der gesamte ägyptische Hof und die Verwaltung zogen in die neue Hauptstadt, das Archiv mit den außenpolitischen Briefwechseln wurde ebenfalls mitgenommen. Die Tempel wurden - in Rückbesinnung auf die Sonnentempel der 6. Dynastie - mit offenem Dach gebaut, damit seine wohltuenden Strahlen eindringen konnten.

Regentschaft

Echnaton und Nofretete im Louvre

Der Herrschaft von Echnaton und seiner Hauptfrau Nofretete ("die Schöne ist gekommen") wurde oftmals eine Liebe zur Kunst und Spiritualität nachgesagt. Ob Echnaton außenpolitische Dinge nicht interessierten und stattdessen seine Mutter Teje sich darum kümmert, ist umstritten; als Argument hierfür lassen sich Briefe anführen, die ausdrücklich (explizit) an Teje und nicht an Echnaton gerichtet sind. Doch sind diese Briefe eher die Ausnahme und stammen vom Beginn seiner Regierungszeit, als Teje für die Nachbarstaaten schon eine bekannte Größe war und man den neuen Herrscher im Ausland noch nicht einordnen konnte. Echnaton und Nofretete verstanden sich wie alle anderen Pharaonen als Götter auf Erden, doch nunmehr als Repräsentanten des Hauptgottes in Form von Aton, und sie waren die alleinigen Oberpriester dieses Kultes. Die Vermittlung zwischen Gott und Gläubigem erfolgte ausschließlich durch das Herrscherpaar als alleiniger Referenz zu Aton. Sie ließen sich selbst wie Götter anbeten und bildeten nach Aussagen von Ägyptologen zusammen mit dem Gott Aton eine Art Dreifaltigkeit, was den orientalischen Religionen des Zweistromlandes näher kommt.

Nofretetes Mitregentschaft

Die starke Position der Frau im alten Ägypten wurde unter Echnaton noch gesteigert. Nofretete als Hauptfrau des Pharaos wurde zu einer Art Mitregentin gemacht und zumindest mit den pharaonischen Machtsymbolen ausgestattet. Später wurde sie sogar in den Felsengräbern von Armana zusammen mit Echnaton mehrfach in einer Art abgebildet, dass Forscher sogar eine dominante Mitregentschaft von Nofretete in den späten Regierungsjahren von Echnaton annehmen. Möglicherweise hatte sie bei ihrer Inthronisation den Thronnamen Semenchkare angenommen, was eine Nachfolgerrolle bedeuten würde.

Außenpolitische Situation

Im Jahr 1885 wurden durch einen glücklichen Zufall in den Ruinen der Stadt Achet-Aton etwa 300 Schrifttafeln gefunden: die außenpolitische Korrespondenz Echnatons und seiner Nachfolger, verfasst in der in diplomatischen Kreisen üblichen babylonischen Keilschrift. Diese sogenannten Amarna-Briefe spiegeln die politische Situation Ägyptens wieder, beeinflusst durch das starke Reich der Hethiter, welches sich noch zur Zeit des Amenhotep III. nördlich der asiatischen Einflusszone Ägyptens gebildet hatte.

Schuppiluliuma I., der König der Hethiter, begrüßte Echnaton noch zu seiner Thronbesteigung, und zur Einweihung der neuen Hauptstadt Achet-Aton erschien eine hethitische Delegation mit Geschenken. Aber bereits kurze Zeit später fragte der Hethiterkönig an, warum man seine Briefe nicht beantworte. Grund der aufgetretenen Spannungen war eventuell der Abfall einiger syrischer Vasallen von Ägypten und ihre Hinwendung zum Einflussbereich der Hethiter. Abdi-aschirta und sein Sohn und Nachfolger Aziru herrschten zu dieser Zeit am oberen Orontes über das Reich der Amurriter. Sie und der syrische Fürst Itakama von Kadesch waren möglicherweise die ersten, die die Fronten wechselten und sich von den Ägyptern abwandten. Bis auf die Städte Simyra und Byblos eroberte Aziru alle nordsyrischen und phönizischen Küstenstädte. Zusammen mit den Hethitern eroberte er Nij und drang gegen die Stadt Tunip vor. Der Hilferuf der Stadtältesten an den Pharao ist erhalten: „Wer hätte früher Tunip plündern können, ohne dass Manachpirija (Men-chepru-Re) ihm zur Strafe geplündert hätte? ...und wenn Aziru in Simyra eindringt, so wird er uns tun, was ihm gefällt auf dem Gebiete unseres Herrn, des Königs, und trotz alledem hält unser Herr sich von uns zurück. Und nun weint Deine Stadt Tunip und ihre Tränen fließen, und es gibt keine Hilfe für uns. ...haben wir an unseren Herrn, den König von Ägypten, Boten gesandt, aber keine Antwort ist uns gekommen, nicht ein einziges Wort.“

Rib-Addi aus Byblos bat Echnaton wiederholt um Hilfe gegen die Truppen Azirus bei dessen Angriff auf Simyra, aber vergeblich. Simyra wurde zerstört, der ägyptische Gesandte erschlagen. Mehr als 60 Schreiben des Rib-Addi mit der Bitte um Hilfe sind in Amarna gefunden worden. Wie die Geschichte zeigt, waren sie vergeblich. Echnatons Interessen lagen nicht auf politischem Gebiet.

In Palästina regte sich der Widerstand unter den Chabiri (Hebräern? Einfallende semitische Nomaden?), die Megiddo, Askalon und Gezer bedrohten und letztlich unter ihre Kontrolle brachten. Die Hilferufe aus dieser Region führten nur zu halbherzigen und erfolglosen Maßnahmen durch den Herrscher in Achet-Aton. So gingen die Gebiete dem Reich verloren.

Vor diesem Hintergrund legte ein junger Offizier mit Namen Haremhab den Grundstein für eine steile Karriere.

Ende der Amarna-Zeit

Der direkte Nachfolger Echnatons soll Semenchkare gewesen sein. Möglicherweise war dieser die überlebende Nofrete, die als Nachfolger regierte (siehe Nofretete). Unbestritten ist, dass danach die älteste Tochter Merit-Aton den Titel Königliche Gemahlin erhielt. Der bekanntere und wissenschaftlich besser belegte Regent ist der darauffolgende Tutanchamun. Den genauen Verwandtschaftsgrad zwischen Echnaton und dem jungen Tutanchamun kennt man nicht, (Sohn? Schwiegersohn?), man vermutet jedoch, dass es eine Tochter seiner Nebenfrau Kija war, die um den Zeitpunkt seiner Geburt verschwand. Darstellungen einer toten Frau in einer Geburtslaube wurden in den Königsgräbern gefunden, und sie können sich (laut Hornung und Reeves) weder auf Nofretete noch auf die Königstöchter beziehen. Es wurde auch vermutet, dass seine Frau Nofretete einige Jahre vor ihm verstarb. Als Zeitpunkt geben einige Quellen das 12. Regierungsjahr, andere Quellen das 14. Regierungsjahr von Echnaton an.

Tod

Nofretetebüste

Echnatons Ende ist ebenfalls nicht eindeutig geklärt. Im 17. Jahr seiner Regentschaft scheint er gestorben zu sein und wurde wohl zunächst in der neuen Königsgruft von Amarna bestattet. Eine Untersuchung des Grabes brachte Fragmente des Sarkophages und einige Hinweise auf die Grabausstattung zu Tage. Reeves sieht in WV 25 im Tal der Könige/Westtal ein früh begonnenes, unvollendetes Grab für Echnaton. Es gibt Vermutungen, dass er Opfer eines Anschlags geworden sei, denn seine Politik wurde als Verstoß gegen die Maat interpretiert. Kurz nach der Amarna-Zeit lösten sich die Herrscher schnell ab, was auf Nachfolgestreitigkeiten deutet und gewaltsame Übergriffe nicht unwahrscheinlich macht.

Nofretete als Echnatons Nachfolgerin?

Eine noch umstrittene Theorie ist, dass Nofretete entgegen allen bisherigen Annahmen Echnaton überlebt hat und nach ihm den Thron bestieg. Die Darstellung von Nofretete als Schutzgöttin ihres verstorbenen Gatten an den Ecken des in Fragmenten erhaltenen und wieder rekonstruierten Steinsarkophags von Echnaton (im Garten des Ägyptischen Museums in Kairo) und ein kleines Relief, auf dem Nofretete beim Erschlagen von Feinden dargestellt wird, interpretieren zunehmend mehr Forscher heute dahingehend, dass sie nach dem Tode Echnatons sogar eine kurze Zeit lang Ägypten alleine regiert hat. Darüberhinaus gibt es Hinweise, dass Semenchkare in Wirklichkeit weiblich war (vgl. Cyril Aldred). Überdies hat er den Titel der Nofretete inne, "Geliebt von Wa-en-Re", einer der Titel Echnatons.

Negative Auswirkungen der Echnaton-Regentschaft

Entfernt vom Bild einer idyllischen Gemeinschaft wird die Herrschaft von Echnaton auch als die schwarze Periode in der Geschichte Altägyptens bezeichnet. Demnach gab es unter Echnaton an Negativ-Auswirkungen für die Priesterschaft Tempelschließung, Verfolgung, Beschlagnahme der Güter, Verwahrlosung der Bildnisse der alten Götter. Dieses trug ihm in der Forschung den Beinamen "Ketzerpharao" ein. Es scheint, dass Ägypten wegen des Rückzugs der Zentralregierung in die Wüste zu dieser Zeit einen wirtschaftlichen Rückgang erlitt. Außerdem soll Echnaton durch Ablehnung militärischer Hilfe für die von den Hethitern bedrohten ägyptischen Verbündeten den Verlust mehrerer ägyptischer Protektorate im Norden bewirkt haben. In neuerer Zeit geht man jedoch dazu über, diese um Hilfe bittenden Nationen nicht als Teil von Ägypten zu sehen, sondern als vollkommen autonome Staaten, die sich an Ägypten als das stärkste Land wandten. Es scheint, als hätten die Pharaonen gezielt bestimmte Länder gefördert und unterstützt, um das Machtgefüge im Ausgleich zu halten. Die unterlassene Hilfeleistung muss also kein Fehler, sondern kann auch durchaus politisches Kalkül gewesen sein.

Die kurze Phase des Umbruchs hat jedoch die Grundlagen der ägyptischen Religion nicht erschüttert, und selbst wenn das Volk sich offenkundig Aton zugewandt hatte, hat es nie aufgehört, die alten Götter zu verehren. Die alte Priesterschaft Thebens hat offenbar zeitgleich in gewissem Umfang weiter bestanden. Als Vollzieher einer religiösen Reformation und Kulturrevolution hat Echnaton jedoch den letzten folgerichtigen Schritt einer Tendenz vollzogen, die bereits während der Herrschaft seines Vaters Amenophis III. entstanden war und wohl auch im religiösen Teil Vorbilder in der Welt der Hirten, so der Midianiter, im Osten hatte.

Echnaton und Nofretete spielen mit ihren Kindern
Echnaton mit seiner Familie unter Aton

Kunst

Während der Herrschaft von Echnaton erblühte die Amarnakunst, die sich durch die Entwicklung der naturabbildenden Kunst auszeichnet, wo es von Pflanzen, Blumen und Vögeln wimmelt. Bis heute berühmt sind die Fußböden von Amarna mit ihrer Fülle an Blumen- und Tierdekors. Ein weiteres Merkmal ist die überaus realistische Darstellung der Persönlichkeiten, die manchmal sogar bis zur Karikatur übertreibt; die traditionelle Kunst war eher idealisierend. Ebenso wurden die bisherigen Kunstregeln der Perspektivlosigkeit und Statik weitgehend aufgehoben. Auf einem Relief, in dem Echnaton Aton einen Olivenzweig hinstreckt, ist seine Hand flächig ausgearbeitet, nahezu einmalig in der Amarna-Zeit und einzigartig im Gesamtkontext der ägyptischen Kunstgeschichte. Die Bildhauer rühmen sich, dass sie von dem Pharao selbst in der Ausführung des neuen Stils unterwiesen wurden; auch die Pläne der Stadt Achet-Aton sollen auf ihn zurückgehen. Man spricht Echnaton auch dichterisches Talent zu (siehe Sonnengesang).

Die nachfolgenden Pharaonen ab Haremhab taten alles, um die Spuren des häretischen Pharaos auszulöschen, so dass man sehr wenige Kenntnisse über diese Periode hat.
Auch wenn nach Echnaton eine Rückkehr zu den alten Verhältnissen erfolgte, so blieb doch vieles erhalten. Die Sonnenscheibe nahm in der 19. und 20. Dynastie eine hervorgehobene Stellung ein. Künftige Königsgräber wurden ohne Knickachse angelegt und gerade, damit die Sonnenstrahlen direkt einfallen konnten. In der Kunst konnten sich Elemente des Amarna-Stils für kurze Zeit behaupten.

Theorien und Spekulationen

Es gibt Theorien, die den biblischen Moses (der bekanntlich in Ägypten geboren worden sein soll) und sein Gottesbild in direkte Beziehung zu Echnaton setzen, und den ägyptischen Aton-Glauben in den jüdischen Adon-Glauben des Pentateuch mit großer Detailtreue abgebildet sehen. Es existiert sogar die These, dass Echnaton eine personelle Einheit mit Moses bilde und dies in mehrfachen Entsprechungen sogar problemlos gelinge, doch wird dies von den meisten Forschern abgelehnt. Chronologisch wird die Zeit der so genannten Landnahme in der Regel nicht mit der Zeit Echnatons verbunden, sondern ein bis zwei Jahrhunderte später in die Zeit der Ramessiden datiert. Auch eine Begegnung Echnatons mit dem biblischen Joseph, wie sie in den Josephs-Romanen von Thomas Mann dargestellt wird, lässt sich historisch nicht belegen.
Jan Assmann zieht zwar oft Parallelen zwischen den beiden, jedoch schließt er eine direkte Bekanntschaft aus. Er zieht lediglich Vergleiche zwischen dem Gedankengut, und philosophiert über die Eigenart der Menschheitsgeschichte, dass bestimmte Themen in allen Kulturen präsent sind. Er nennt dies das kulturelle Gedächtnis.

Quellenangaben

  1. Erik Hornung, Patmos 2003.
  2. Erik Hornung, Patmos 2003.
  3. Dieter Arnold: Lexikon der ägyptischen Baukunst. Albatros, Düsseldorf 2000. ISBN 3-491-96001-0
  4. Erläuterung v. Dr. Christian Loeben, Humboldt Universität Berlin, in: ZDF Expedition: Echnaton und Nofretete - Die Mumie des Ketzers. (Mittwoch, 23. August 2006, 14.15 Uhr)

Siehe auch

Literatur

  • Cyril Aldred: Echnaton. Lübbe, Bergisch Gladbach 1968.
  • Jan Assmann: Moses der Ägypter. Hanser, München 1998. ISBN 3-446-19302-2
  • Erik Hornung: Echnaton. Die Religion des Lichtes. Artemis, Zürich 1995, Patmos, München 2003. ISBN 3-7608-1111-6, ISBN 3491690765
  • Nicholas Reeves: Echnaton. Ägyptens falscher Prophet. von Zabern, Mainz 2002. ISBN 3-8053-2828-1
  • Hans Sarkowicz (Hrsg.): Die Geschichte der Gärten und Parks. Insel-Verlag, Frankfurt am Main 1998. ISBN 3-458-16897-4
  • Hermann A. Schlögl: Amenophis IV. Echnaton. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1986. ISBN 3-499-50350-6
  • Peter Priskil: Echnaton - Träumer, Fanatiker oder Revolutionär? Ahriman, Freiburg 2001. ISBN 3-89484-704-2
  • Hans Werding: Moses war Tutenchamun. Werding, Melle 2005. ISBN 3-9803892-1-9
  • Dr. Günter Wachsmut: Bilder und Beiträge zur Mysterien- und Geistesgeschichte der Menschheit. Dresden, 1938. (Kapitel: Echnaton, der eingeweihte König der Ägypter.)
  • Johannes Bertram: Echnaton, der große im Schauen. Hamburg 1953.
Commons: Echnaton – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Kategorie:Echnaton – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien


VorgängerAmtNachfolger
Amenophis III.Pharao von Ägypten
18. Dynastie
Semenchkare